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"Ich habe das Gefühl, angekommen zu sein"—LIAN im Interview

Deine Hand, mein Shirt und ehrliche Rockmusik.

Foto: Matthias Heschl

Die Wiener Band LIAN hat sich 2014 aus der Asche des österreichischen Punkquartetts 3 Feet Smaller erhoben—drei der ehemaligen Bandmitglieder, nämlich Philipp Hörmann, Frank Schachinger und Markus Jürgensen, wollten wissen, wie das so als Trio läuft. Läuft? Läuft. Im Juni ist jetzt nämlich das Debutalbum erschienen—es zielt deutlich mehr in die Rock- als in die Punkecke.

Gerade haben wir schon das schon das Video "Deine Hand. Mein Shirt" als Vorboten zur LP exklusiv präsentiert, nun habe ich Sänger Phil zu Tratsch, Kaffee und Zigarette gebeten. Was er mir über seine unverfälschte Liebe zur Gitarre, dem deutschen Texteschreiben und ihrem schrecklichsten Auftritt erzählt hat, lest ihr hier.

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Hi Phil, na, aufgeregt, was jetzt im Sommer auf eure Band zukommt?
Hi und danke für die Einladung. Kurz gesagt: Ja!

Das Debutalbum ist raus—ihr bastelt da ja schon eine ganze Weile dran, richtig? Seit wann gibt es LIAN, nur als kurzen Reminder?
LIAN entstand als Idee in unseren Köpfen schon vor einigen Jahren. Nach etwas Geschrammel im Proberaum war uns dann schnell klar, wir wollen uns nicht nur auf die vier Proberaumwände beschränken. Am Debut haben wir dann gute zwei Jahre "gearbeitet". Darunter fällt aber auch die Labelsuche, das richtige Team zu finden, mit dem man gemeinsame Visionen verfolgt.

Du hast ja früher schon Musik gemacht, der Gesang war da aber Englisch. Wieso bist du auf Deutsch umgestiegen, jetzt, wo du hinterm Mikro stehst?
Also eigentlich komme ich vom deutschsprachigen Gesang. Vielleicht kann ja jemand noch etwas mit dem Namen DUMP anfangen, hehe. Danach habe ich nie mehr Texte geschrieben. Bei 3 Feet Smaller waren es Backingvocals oder mal ein deutschsprachiger Refrain. Von dem her bin ich dem deutschsprachigen Gesang schon treu geblieben. Aber um auf die Frage zurückzukommen: Deutsch ist nun mal die Sprache, in der ich mich am klarsten Ausdrücken kann. Deshalb war schnell klar, dass LIAN deutschsprachig wird. Es war ne Challenge, nach längerer Zeit wieder Musik zu schreiben, aber ich denke der Output kann sich hören lassen!

Hast du da bestimmte Vorbilder?
Vorbilder in dem Sinne nicht. Klar, das Album xoxo von Casper war heftig. Kettcar/Marcus Wiebusch war auch immer sehr stark für mich. Früher habe ich einiges vom deutschsprachigen HipHop durch Freunde mitbekommen: EinsZwo, Beginner, Blumentopf—diese Fraktion. Da finde ich das Storytelling schon sehr gut. Es funktioniert einfach besser, Geschichten zu erzählen, wenn man mehr Text verpackt. Ich habe versucht, mir das anzueignen.

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Haben sich deine Vorbilder über die Jahre verändert—oder auch von Band zu Band?
Wenn wir von generellen musikalischen Vorbildern sprechen, eher nicht. Ich hab da meine drei bis vier Favoriten, die mich einfach immer wieder begeistern können—mit jedem neuen Album, jedem Konzert. And So I Watch You From Afar ist so eine Band. Selten etwas Besseres gesehen, was die Live-Umsetzung angeht.

Wo siehst du die größten Unterschiede zu Three Feet Smaller?
Wow. In vielen Aspekten. Es gab bei 3FS nur ein Album, an dem ich beteiligt war (das letzte). Sonst war ich eher Livemusiker. Von daher ist der ganze Ablauf vom Songwriting bis zum fertigen Produkt ein komplett anderer und nicht zu vergleichen. Allein schon musikalisch und vom Auftritt her sind es zwei verschiedene paar Schuhe.

Denkst du, du hast "deinen" Sound jetzt gefunden? Oder ist es dir wichtig, dich unbedingt alle paar Jahre neu inspirieren zu lassen, dich als Künstler sogar vollkommen neu zu definieren?
Ja, ich habe das Gefühl, "angekommen zu sein", wenn man so will. Also definitiv ist Gitarrenmusik meine Leidenschaft und das Einzige, in dem ich mir vorstellen kann, authentisch zu sein und zu bleiben. Aber wer weiß schon was die Zeit noch so bringt?

Deutsche Rockmusik, könnte man straight sagen—und wirklich, ihr verzichtet auf Elektronik. Oder hab ich mich da verhört?
Richtig gehört. Es war und ist uns wichtig etwas Ehrliches, Echtes zu fabrizieren. Unser Album wurde auch zur Gänze live eingespielt. Die Dynamik und Energie, die uns wichtig ist und uns auch ausmacht, bekommt man nur so hin. Wir wollten weg vom Glattgebügelten, Ausproduzierten – das man meiner Meinung nach viel zu oft bei Produktionen hört. Ganz egal, ob alles komplett in time ist. Ein paar Ecken und Kanten stehen uns ganz gut.

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Immer mehr Bands, momentan gerade sowieso, bauen ja nicht nur live viele electric devices in ihr Set ein—auch wenn sie eigentlich aus der Gitarrenband-Ecke kommen.
Auf einem Album weitere Instrumente zu verwenden, ist auf jeden Fall vorstellbar und Thema. Mal sehen, was beim nächsten Werk so passiert. Aber ich denke, wir werden live davon Abstand nehmen. Wir haben da eine kleine Philosophie: Live nur, was wir zu dritt auch spielen können. Und damit meine ich jetzt nicht mit einem Stick auf ein Drumpad schlagen und ein Sample starten.

Ihr habt zu euren ersten beiden Singles auch schon Videos veröffentlicht. Könnte man meinen, du / ihr stehst / steht auf Schwarz-Weiß?
Schwarz/weiß ist einfach ehrlich und edgy. Wir finden, es passt am besten zu unserer Musik. Und—unter uns—man kann bei Videos etc. viel kaschieren und somit etwas Geld und Nerven sparen.

Mit wem dreht ihr eure Videos, wer kommt da mit der Idee an?
Die Idee stammt großteils von mir beziehungsweise uns als Band. Für die Umsetzung holen wir uns dann spitzen Typen ins Boot, die mit uns planen und das Ganze visuell schön umsetzen. Die letzten beiden Videos haben wir mit Roland Kluger / Matthias Heschl gedreht. Und trotz kleinem Budget haben die zwei Großes geschaffen!

Also, der (Festival-)Sommer steht vor der Tür, ich nehme an, ihr werdet viel unterwegs sein?
Leider, diesen Sommer eher nicht. Der startet für uns erst wieder am 23.8. beim And there come the Wolves-Festival in Wiesen. Hängt mit langen Vertragsverhandlungen und einem später als gedacht veröffentlichten Album zusammen. Da war die Festivalsaison schon ausgebucht. Aber ab Herbst kann man uns immer wieder einmal live erleben.

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Nach dem besten zu fragen, wäre ja langweilig—also, was war euer schlechtester Gig? Und was ist da schief gelaufen?
Wir sind immer gut, fast schon streberhaft vorbereitet für unsere Gigs. Das ist uns sehr wichtig—immer das Beste aus uns rauszuholen. Das sind wir uns und dem Publikum schuldig. Somit kann ich dir Gott sei Dank keinen extrem schlechten Gig nennen, haha. Aber damals im Posthof wars nicht unser Abend—und der Funke wollte so gar nicht zum Publikum überspringen.

Was macht ein gutes Liveset deiner Meinung nach aus?
Power, Energie, Spaß und laute Gitarrenriffs.

Was war das beste Konzert, das du je besucht hast?
Es waren viele sehr gute! Besonders war bestimmt The YeahYeahYeahs in der Radio City Music Hall, Biffy Clyro in der O2 Arena in London und die Foo Fighters 1997 in der Open Air Arena.

Halbzeit 2016, was bringt die zweite Hälfte für LIAN?
Hoffentlich eine gute Anzahl schöner Gigs, zufriedener Menschen bei Konzerten und ein paar starke neue Songs fürs zweite Album.

LIAN verbringen ihren Sommer zwar im Freibad, stehen dafür aber im Herbst umso öfter auf der Bühne:

23.8 And there come the wolves, Wiesen, AT
10.9 Brucker Ring-Festival, Bruck/Mur, AT

19.10 B72, Wien, AT
20.10 Rockhouse, Salzburg, AT
21.10 Weekender, Innsbruck, AT
22.10 Carini Saal, Dornbirn, AT

11.11. Soho, Augsburg, DE
12.11. Kassablanka, Jena, DE
24.11. Bi Nuu, Berlin, DE
25.11. Mau Club, Rostock, DE
26.11. Molotow, Hamburg, DE

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