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Als Zürcher Party-Veranstalter erkläre ich dir, warum Männer öfter an der Clubtür abgewiesen werden

Du willst nicht, dass es anders wird und ich helfe dir damit umzugehen.
Foto: zvg vom Plaza Club

Ich verstehe sehr gut, dass es frustrierend sein kann, wenn du dich extra rausgeputzt hast, mit guten Freunden in einen Zürcher Club möchtest und dann lassen die dich an der Tür nicht rein. Oder noch schlimmer: Die lassen dich nicht mal eine Lounge kaufen, heisst: Der Club ist bereit, auf 600 bis 1.000 Franken fixe Konsumation zu verzichten, nur um dich und deine Freunde nicht im Laden zu haben. Das muss für dich wirken, als würde ein Pizzaverkäufer vor deinen Augen auf seine Pizza scheissen, statt deine Bestellung entgegenzunehmen.

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Es ist fast so, als würden sie dir Geld in die Hand drücken, um zu verhindern, dass du und deine neuen Freunde aus der Rekrutenschule in den Club kommen. Das nervt nicht nur, sondern tut vielleicht sogar weh, das verstehe ich, glaub mir. Deshalb schreibe ich diesen Artikel, um dir dabei zu helfen, zu verstehen, warum der Club auf dein Geld und deine Person verzichtet. Warum ich als Party-Veranstalter uneingeschränkt hinter dieser Politik stehe und warum du das auch solltest.

Partys sollen Spass machen

Die überlebenswichtige Frage, die sich Veranstalter im Wesentlichen stellen, lautet: "Wie mache ich mit den Mitteln, die mir zur Verfügung stehen, eine möglichst gute Party?" Ob ein Veranstalter wegen dem Geld, den Frauen, dem Fame oder einfach weil er mit seinen Freunden eine gute Zeit haben will, motiviert ist, sich diese Frage zu stellen, ist egal, denn: Gleichgültig, was er will, der Weg dahin ist eine möglichst geile Party. Und eine geile Party besteht aus guter Stimmung und gute Stimmung wird von glücklichen Gästen hergestellt. Damit Gäste glücklich sind, müssen sie sich wohlfühlen. Und Menschen fühlen sich wohl, wenn sie Geborgenheit, Zugehörigkeit und Entspannung empfinden.

Um das zu illustrieren: Stell dir vor, du machst eine Geburtstagsparty. Wen würdest du an deine Party einladen und wen nicht? Um's kurz zu machen: Würdest du zulassen, dass eine Gruppe betrunkener Rekruten dein Sofa mietet? Nicht? Und wenn sie dir 1.000 Franken dafür geben würden? Auch nicht? Das ist löblich. Du hast damit Rücksicht auf deine anderen Gäste genommen und vor allem: Die Stimmung an deiner Geburtstagsparty als wichtiger eingestuft als Geld. Das wird dazu führen, dass deine Gäste gerne wieder an eine deiner Partys kommen werden.

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Foto: zvg vom Plaza Club

Du hast keinen Anspruch auf Einlass

Du denkst jetzt vielleicht: "Hey, aber meine Geburtstagsparty ist privat und der Club ist das nicht." Da irrst du dich: Ein Club ist per Definition privat. Wenn er es nicht wäre, hätten wir diese Diskussion gar nicht, weil du auch nicht an der Türe abgewiesen werden könntest. Du kannst dich ohne Weiteres mit deinem Schützenverein auf einer Bank am HB treffen, weil das öffentlicher Raum ist. Und ja, dort hast du ein Recht dich aufzuhalten, ausser die Polizei sieht das anders und weist dich weg (was durchaus vorkommt, insbesondere bei grösseren, alkoholisierten Männergruppen).

Was ich mit diesem Beispiel zeigen möchte ist: Wer auch immer eine Party veranstaltet, achtet dabei darauf, wen er oder sie einlädt, denn die Zusammensetzung der Gäste bestimmt die Stimmung und somit die Qualität der Feier. Das ist im Kleinen wie im Grossen so. Du in deinem Bett mit deiner/m Geliebten mit einer Flasche Champagner und ein paar Snacks, dazu deine Lieblingsserie—ein entspannter Sonntagnachmittag. Dasselbe mit den zusätzlichen Gästen, André Blattmann und Irina Beller zum Beispiel, ist kein entspannter Sonntagnachmittag mehr, sondern bestenfalls super schräg für alle Beteiligten.

Von wegen Gleichberechtigung

In den Kommentaren zu diesem Thema findet sich ein roter Faden: frustierte junge Männern, die meinen, die Einlasspolitik der Clubs sei diskriminierend gegenüber Männern. Gewisse gehen dabei sogar so weit, zu sagen, dass man den Feminismus jetzt nicht mehr ernst nehmen müsse, weil ja Männer auch diskriminiert würden. Dass die Herren der Schöpfung, die Letzteres tatsächlich glauben, gerade der Grund dafür sind, warum es Feminisimus oder genauer eine aktive politische Bewegung zur Gleichberechtigung braucht, verstehen sie wohl frühestens, wenn es die Bewegung nicht mehr braucht.

Egal ob oder warum du als Mann bei irgendeinem Luxuskonsum—ganz recht, in einen Club zu kommen ist genauso wenig überlebenswichtig wie Pilates-Kurse—diskriminiert wirst, wiegt das niemals gegen jahrtausendealte, geschlechterspezifische Unterdrückung der Frauen auf. Als Mann wirst du kaum auf dem Heimweg von deiner Arbeit, für die du weniger verdienst und weniger Karrierechancen hast als deine Mitmenschen mit anderen Geschlechtsteilen, sexuell belästigt. Auch auf der Tanzfläche wirst du eher weniger angetatscht und dass du K.O.-Tropfen in den Drink geschmuggelt bekommst, ist sicher nicht ausgeschlossen, aber deutlich weniger wahrscheinlich.

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So oder so gehört der Aspekt der Gleichberechtigung trotzdem in diese Diskussion, denn: Die Clubs wollen in Einlassfragen ja gerade die Gleichberechtigung erreichen! Sie zielen auf ein Frauen-Männer-Verhältnis von jeweils 50 Prozent und versuchen dieses an der Tür durchzusetzen.

Ja, ich weiss: Die Veranstalter und Clubs und deren Türsteher sind deutlich kulanter, wenn es darum geht, ein Übergewicht an weiblichen Gästen im Laden zu haben als umgekehrt. Nun, zumindest ich kenne weder Frau noch Mann, der oder die sich darüber aufregt, dass es ein paar Frauen mehr im Club hat und ich hab auch noch nie davon gehört, dass deswegen die Stimmung aggressiver wurde. Das sind meines Erachtens durchaus valable Gründe für diese Kulanz.

Foto von Flickr | Noel Teo | CC BY 2.0

Wenn heterosexuelle Männer jedoch auf zu wenige Frauen im Club stossen, gehen sie entweder woanders hin (was schlecht für die Stimmung und darum schlecht fürs Geschäft ist) oder sie haben einfach Spass mit ihren männlichen Freunden. Oder—und leider spreche ich aus Erfahrung—sie machen etwas kaputt, bedrängen die paar wenigen Frauen, die da sind oder schlagen sich gegenseitig wegen der Frauen oder etwas deutlich Unwichtigerem die Schädel ein. Es ist schwer, im Vorfeld zu sagen, in welchem Mann ein frustriertes betrunkenes Arschloch schlummert: Von F-Prominenz über Türsteher im Ausgang bis hin zu Polizisten (die zwar Freizeit hatten aber trotzdem die uniformierten Kollegen zur Verstärkung anriefen) haben wir schon Hausverbote verteilt, weil sich die Herren nicht zu benehmen wussten.

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Dabei sind die Regeln so einfach: Es ist cool, wenn du die Sau rauslässt, es ist uncool, wenn jemand oder etwas dabei zu Schaden kommt. Jedenfalls ist es der Job der Selektion, auf den ersten Blick zu entscheiden, ob jemand ein potenzielles Arschloch ist oder eben nicht. Und da sind sie halt im Idealfall vorsichtig. Du machst deinen Job, sofern du an ihm hängst, schliesslich auch lieber eingermassen gut als abgrundtief schlampig.

Es ist nichts persönliches

Nun frage ich dich wieder mal: Hast du oder jemand, den du kennst, schon mal diesen Satz gesagt oder gehört: "Hey Mann! Wir müssen unbedingt in diesen Club, dort hat es fast nur heterosexuelle Männer!" Nicht? Dann verstehst du vermutlich folgendes: Es ist keine persönliche Frage, ob du in den Club kommst oder nicht, sondern eine prinzipielle. Der Türsteher kennt dich nicht und kann daher auch nicht wissen, dass sich hinter der Fassade eines DJ Antoine-Bühnenoutfits ein eigentlich interessanter, höflicher und empathischer Techno-Afficionado verbirgt. Also beurteilt sie oder er in wenigen Sekunden die Oberfläche, die du an der Kasse nun mal bist, und entscheidet. Bist du ein Mann, hat's vielleicht schon zu viele von deiner Sorte im Laden. Für eine gute Mischung braucht's vielleicht weniger von dir und mehr von ihr neben dir und ihren Freundinnen.

Ausser: Es ist etwas persönliches

Es gibt auch Wege, wie du viel eher in den Club kommst: Die Gästelisten beispielsweise. Du denkst vielleicht, das sei ein extrem exklusiver Verein, diese Gästelisten—aber auch da irrst du dich. Friends- und Gästelisten gibt es eigentlich nur, um gern gesehenen Gästen das Anstehen oder die Probleme an der Tür zu ersparen. "Gern gesehen" sind Leute, die durch gute Stimmung oder gewinnende Persönlichkeit oder aus sonst irgendeinem Grund positiv auffallen, Freunde des DJs oder sehr treue Party-Gäste sind.

Wenn du diese paar Dinge tust, kommst du unter Umständen auf eine solche Liste und wirst in den Augen des Clubs vielleicht plötzlich eine Person und nicht mehr nur deine Kleider und dein Geschlecht. Und ehe du dich versiehst, kannst dich mit allen anderen über die gelungene Geschlechtermischung auf der Tanzfläche freuen.

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