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Interviews

„Seht mal, was der Hippie jetzt macht.“—Those Goddamn Hippies im Interview

Endlich wissen wir mehr über den in Wien lebenden Briten. Zum Beispiel warum er überhaupt in Wien lebt, dass er Drummer bei IAMX war und was es mit den Hippies auf sich hat.

Foto: Nicola von Leffern

Ich habe mich letzte Woche mit Tom Marsh getroffen. Das ist der Kopf der Hippies, die er da für sein neues Musikprojekt um sich geschart hat. Nein, wir sind nicht am Lagerfeuer gesessen. Und nein, er hat mir auch nicht die Haare geflochten (was ich ihm sogar erlaubt hätte). Dass wir trotzdem ein wunderbares Gespräch geführt haben, schiebe ich jetzt auch nur zu 50 Prozent auf den britischen Akzent. OK, na gut, zu 60 Prozent.

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Die selbstbetitelte EP ist Anfang Mai erschienen. Momentan wird fleißig am Album, dessen Veröffentlichung sich vielleicht sogar noch bis Herbst ausgehen soll, gearbeitet. Aber zuvor und umso wichtiger: Jetzt gibt’s erstmal ein paar Live-Gigs. Mehr zu den Tourdates: Runterscrollen, bitte.

Noisey: Also Tom, welche Musik hat deine Kindheit schöner gemacht?
Tom: Hm, was wäre das…. sicherlich Led Zeppelin, The Who. Classic Rock eben. Also eigentlich Bands, deren Einfluss man in meiner Musik so wohl nicht heraushört. Ich habe aber auch Beethoven gehört.

Von den Eltern gezwungen? Waren die musikalisch?
Nun ja, mein Vater hat in einem Chor gesungen…

Sag bloß, du warst auch Chorknabe.
Ja, das stimmt sogar. War natürlich eher so die klassische Richtung. Musikalisch begonnen—selbst zu spielen—hat aber alles am Klavier.

Das glaube ich nicht. Es gibt ein Instrument, mit dem verdammt nochmal jedes Kind der Welt seine Musikkarriere starten muss.
Stimmt—eigentlich war die Blockflöte zuerst dran.

Na bitte, geht ja. Wobei ich hier einwerfen muss, du hättest mir auch widersprechen können. Ich selbst habe als selbsterkorener Rockstar natürlich mit Gitarre begonnen. Blockflöte my ass.
Also wirklich wichtig für mich war dann eigentlich das Schlagzeug. Das habe ich am längsten gespielt, es auch studiert. Ich war mit mehreren Bands ein Jahrzehnt lang unterwegs—als Drummer, am längsten mit IAMX. Irgendwann wollte ich dann aber nicht mehr, ich habe genau gewusst, dass ich jetzt selbst mehr Sachen ausprobieren will—anstatt immer in Bands zu spielen, die schließlich von anderen Leuten „geleitet“ werden. Ich habe dann nach einer Ruhephase, in der ich Mut gesammelt und Songs geschrieben habe, mein Soloprojekt gestartet.

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Dein erster Auftritt war wann und wo?
Das war in Berlin, vor gut einem Jahr.

So sieht die EP aus.

Ist halt aber schon mal superpraktisch, wenn man so gut ist, dass man nicht nur der Sänger und vielleicht Gitarrist ist, sondern sich im Studio schnell mal selbst die Drumsets einspielt.
Das stimmt, die Drumsets auf der EP habe ich selbst eingespielt. Es fehlt mir schon ab und zu, das Drummer-Dasein.Vor allem, weil ich dann auch mit den Leuten, die mit mir live spielen, umso strenger bin.

Der Begriff Singer-Songwriter klingt mittlerweile ja doch ein bisschen nach eingeschlafenen Füßen. Was denkst du dir, wenn die Bezeichnung in einem Atemzug mit deinem Namen genannt wird?
Ich habe eine ziemlich klare Vorstellung von der Art von Soundästhetik, die ich erzeugen will. Weshalb es mir auch schnell klar war, dass ich rein mit akustischer Gitarre nicht auf der Bühne stehen will, es den elektronischen Zusatz bzw. die Produktion auch braucht, um wirklich das hervorzubringen, was ich mir vorstelle.

Aber jetzt sag einmal, wer im Musikbusiness ist für dich ein richtiger Hippie?
Puh, da muss ich kurz überlegen. Ich denke, schön klischeemäßig könnte hier gut Father John Misty herhalten.

Also ich hätte jetzt Edward Sharpe & The Magnetic Zeros gesagt. Ich glaube, dass die auch wirklich wie in einer Kommune leben. Wäre das nichts für dich?
Nicht so ganz… ehrlich gestanden lebe ich eigentlich gerade genau umgekehrt. Misanthropisch in einem Keller, damit ich meine Ruhe habe, um Musik zu machen.

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Wie kommst du dann auf diesen Namen. Er müsste demnach The goddamn… Goddamned heißen. Oder so.
Ja, also das ist eine längere Entwicklungsgeschichte. Als Jugendlicher habe ich einige Phasen durchlaufen, ich war sogar mal Goth.

Foto: Nicola von Leffern

Ja super! Mansoooooon!
Ja, wirklich. Manson habe ich mir auch oft angehört. Im Nachhinein muss ich selbst sagen, dass ich aber nicht weiß, ob ich wirklich die Musik so gemocht oder ich mich einfach nur noch tiefer in dieses Goth-Ding hineingraben wollte, vor allem auch, was den Look angeht. Ob ich ihn so großartig gefunden habe, kann ich gar nicht sagen.

Weil ich professionell bin, werde ich diese Unterhaltung an dieser Stelle nicht beenden. Ich tu jetzt so, als hätt ich das nicht gehört.
Naja, die Geschichte geht jedenfalls so weiter: Das Wort „Hippie“ war ja eher ein bisschen negativ konnotiert bzw. wurde es oft genutzt, um mich damit zu beschimpfen. Ich wollte dem Wort neue Kraft geben, indem ich es dann auch in den Bandnamen einbaue, so auf die Art: „Seht mal, was der Hippie da jetzt macht“. Es ist also absolut kein politisches Statement, sondern eher eine persönliche Sache.

Und es können auch nicht alle Queens of the Stone Age heißen.
Ja, das ist schon ein super Name.

Ich weiß ja noch relativ wenig von dir. Sag mal ein paar Zeilen zu deinem Werdegang.
Ich komme eigentlich, was man ja vielleicht hört, aus London. Dort habe ich nach der Schule begonnen, Schlagzeug zu studieren, was aber ein bisschen eine traurige Erfahrung war. Man kann sich das wirklich so vorstellen, dass die einzelnen Leute in ihren Kämmerchen sitzen und einfach probieren, immer schneller zu spielen. Ich habe mich dort beinahe tot gespielt, einfach keine musikalische Tugend dort gefunden. Dann hatte ich die Möglichkeit, nach Berlin zu ziehen und schließlich jetzt nach Wien. Hier studiere ich an der Angewandten.

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Und wieso eigentlich Wien?
Ach, die Liebe…

Du planst hier ja auch in nicht allzu ferner Zukunft ein paar Live-Auftritte. Kommendes Wochenende am Donaukanaltreiben, habe ich das richtig verstanden?
Genau, wir werden am Samstag schon am frühen Abend spielen.

Super Zeit. Die Leute sind zwar schon so betrunken, dass sie sich vielleicht euren Namen nicht beim ersten Mal merken (einfach öfter zwischen den Songs wiederholen), aber auch noch nicht so sehr, dass sie gar nichts mehr mitbekommen.
Ich denke auch, dass das ganz gut wird. Vor allem hat man da schon die Möglichkeit, ein großes Publikum zu erreichen—weil es gratis ist und ohnehin viele Leute bei schönem Wetter am Donaukanal sind. Bei einem Festival dann umso mehr.

Ich werde euch zuprosten. Danke für das Interview.

Seht euch die Goddamn Hippies doch mal live an. Zum Beispiel hier:

30.5. DonauKanaltreiben, Wien
31.6. 2015 Campfire Festival, Elsbach bei Tulln, NÖ

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