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Ich habe auf Tinder mittels Deutschrap kommuniziert

Money Boy und MoTrip sind nicht unbedingt das, was Typen hören wollen. Sidos „Arschficksong" mögen sie dagegen schon.

Spoiler: Vorwiegend betroffenes Schweigen.

Tinder. Wenig fasst die Oberflächlichkeit des 21. Jahrhunderts besser zusammen. Als es in Wien cool wurde, habe auch ich es mir heruntergeladen. Das war letzten Jänner. Seitdem benutze ich Tinder eigentlich nur wenn ich unattraktiv, verkatert und mit einer Familienpizza im Bett liege. Dann bewerte ich ein paar Typen, je nach gefühltem Attraktivitätsverlust schreibe ich vielleicht sogar zwei oder drei Sätze zurück. Dann interessiert es mich wieder einen Monat nicht. Manchmal wenn ich betrunken bin, kopiere ich den Satz „Komm her! Club XY“ und schicke ihn an 20 random Matches. Tinder holt das Arschloch in mir raus. Ich betrachte niemanden als Individuum, eher mehr als ein Stück Fleich.

Besonders stolz bin ich nicht drauf, aber irgendwie ist es mir auch zu egal, um damit aufzuhören. Wie ein richtiges Arschloch eben. Auch treffe ich mich niemals mit den Stücken Fleisch, außer sie reagieren tatsächlich auf eine besoffene Tinder-Nachricht um drei Uhr früh. Also drei Mal ist es passiert, dass jemand gekommen ist. Da ich meistens aber zehn Sekunden nach 30 Mal „Komm her!“-Abschicken nicht mehr weiß, dass ich das gemacht habe, kam es in Wirklichkeit noch nie zu einem Treffen. Also schon, aber es gilt nicht. Außerdem benutzt meine Mitbewohnerin und ein Freund von mir mein Tinder-Profil um Männer zu matchen, die man eher als „unattraktiv“, „creepy“ und „komplett hinnig“ einstufen könnte. Dann schreiben sie ihnen obszöne Nachrichten. Auch das ist mir leider egal.

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Tinder ist eine App aus der Hölle und sie macht eine schlimme, menschenverachtende Person aus mir. Das ist kein Angriff den Leuten gegenüber, die es ernst nehmen. Ich kenne zum Beispiel ein Mädel, dass hat sich in so manch einen Tinder-Match verliebt und hatte immer ein gebrochenes Herz. Doch nun hat auch sie einen waschechten Tinder-Freund. Also wer es tatsächlich als Beziehungsbörse sieht: Gebt eure Hoffung nicht auf, nur weil es so Arschlöcher wie mich gibt. Naivität ist trotzdem, wie so oft, fehl am Platz. Wegen so Menschen wie mir. Sorry.

Nun zu meinem Match-Verhalten. Gematchet werden: Typen in Anzug, Typen die WU/Jus machen, Typen die WU/Jus gemacht haben, Typen die so aussehen, als würden sie Anzug tragen, Typen die ich kenne, weil ich wissen will, ob sie mich gematchet haben. Manchmal, wenn ich locker drauf bin, matche ich einfach schöne Typen. Wie erwähnt, auf Tinder bin ich ein oberflächliches Arschloch. Im realen Leben würde ich so einen Scheiß nie bringen, Raute schüchtern. Generell ist mein Typ Tinder-Match ein überarbeiteter, ziemlich konservativer Mann, der auf Tinder offensichtlich Sex sucht, weil er keine Zeit für das reale Leben hat. Humorlevel so bei 0,15. Die wahren Ritter der Herzen und komplett passend zu mir und meinem Leben.

Zeit, ihnen ein bisschen Deutschrap zu zeigen. Deutschrap ist meine bevorzugte Musikrichtung in eigentlich fast allen Lebenslagen. Egal ob zum depressiv sein oder als mentales Koks, es ist ein wichtiger Bestandteil meines jungen Lebens. Wenn der Typ kein Verständnis dafür aufbringen, oder es mit Humor nehmen kann, können wir eh niemals heiraten. Und dann brauche ich ja eigentlich nicht mal zwei oder drei Sätze in diese Beziehung zu investieren. Deshalb habe ich wahllos ausgewählten Typen, wortlos drei Deutschrap-Tracks geschickt. Um zu sehen ob es sich lohnt. Hier die besten Reaktionen.

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Money Boy- „Karate Kid“

Weil: Okay, ich gehe grundsätzlich davon aus, dass jeder Typ, der mich auf Tinder matcht, sofort eine verrückte Obsession mir gegenüber entwickelt und unsterblich verliebt ist. Da ich der einzige Mensch auf Tinder bin, der es nicht ernst nimmt und alle wie ein Stück Fleisch betrachtet, gehe ich auch davon aus, dass jeder Typ sofort bemerkt, dass ich bei 02:24 für eine Sekunde zu sehen bin. Das sich alle das Money Boy Video bis 02:24 anschauen, ist für mich selbstverständlich. Der Boy, oida. Außerdem testet diese Songwahl wohl am meisten den Humor. Ein Mann ohne Humor, ist wie ein Mann der nicht gerne isst—asexuell für mich. Und ja, jeder der Money nicht lustig findet, hat irgendwie keinen Humor. Das belegen persönliche Statistiken gepaart mit qualitativen Erfahrungswerten. Außerdem sag ich das, und als zukünftige Ehefrau und Meinungsleaderin des Haushaltes, stimmt es einfach. Hier gab es eigentlich nur betroffenes Schweigen. Pft.

Außer er. Er hat mich erkannt und will lustig sein, weil so verliebt. Heiraten?

Sido- „Arschficksong“

Weil: Sido ist einer der Giganten im Rapgame. Bevor er komplett Kommerz wurde, hat er ein paar wirklich gute Tracks gehabt. Ach, ich mag den alten Hund jetzt auch noch. Ich habe zwischen „Fuffies im Club“ und „Arschficksong“ überlegt, fand dann aber, dass „Arschficksong“ mehr Verwirrungs- und Flachwitzpotenzial hat. Ich bin damit aufgewachsen und mein nächster Ehemann sollte meine Pubertät genauso lustig finden wie ich. Außerdem, come on, „Arschficksong" auf Tinder zu schicken—jemand der darauf nicht belustigt oder auch nur irgendwie antworten kann, ist mir sozial zu unterentwickelt. Hier habe ich auch—wer hätte das gedacht—die meisten Antworten sammeln können.

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Der Arschficksong dürfte wirklich verwirrend sein. Weitere Fragen die als Antwort gekommen sind: Lebenseinstellung? Angebot? Hast du gerne? Wir sind 5 KM auseinander, soll ich vorbeikommen? Oder auch einfach nur ein Fragezeichen.

Ich fand seine Vorsicht so süß, dass ich ihn nachträglich schützen wollte.

Small-Talk on point. Der Link den er zurückgeschickt hat, ist ein Video mit dem Titel Fuck me in the ass cause i love Jesus.

Bei dem hab ich es glaub ich auch verschissen. Naja, passiert. Sein Profilbild ist ein Motorrad.

Mein allerliebstes Lieblingsgespräch.

MoTrip- „Wie ein Dealer“

Weil: Meiner Meinung nach sind dieses Jahr zwei herausragende Platten erschienen. Zum einen MoTrips neues Album und zum anderen Fabian Römers Kalenderblätter. Zweiteres Album ist richtig deep und geht mir sehr nahe. „Kein Mensch mehr“ einem Tinder-Typen zu schicken ging mir dann doch zu weit. Diesen Song schicke ich, wenn dann, einem Typen den ich wirklich, sehr, sehr, sehr gerne habe. Und auch nur wenn ich sehr betrunken bin. „Wie ein Dealer“ ist eigentlich einer der fettesten Tracks des Albums, ziemlich das „unweiblichste“ was so oben ist und definitiv nicht etwas, was ein konservativer Typ hören will. Definitiv nicht. Wenn, dann ist er ziemlich perfekt und wird zwangsverheiratet. Mit mir. Auch finde ich, dass es hier sehr viel humoristisches Response-Potenzial gibt. Aber auch hier, wie bei Moneyboy: Betroffenes Schweigen. YOLO.

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Guter Junge.

Du hast Tinder, aber verstehst die Funktionsweise von YouTube nicht? Slow clap.

Fredi trollt einfach zu gerne: @schla_wienerin.

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