Über das Wetter zu reden ist der Tiefpunkt einer Konversation, an dem es meiner Meinung erlaubt sein sollte sich umzudrehen und einfach wegzugehen. Um so schlimmer ist es über das Wetter zu schreiben, aber der Herbst ist einfach eine wichtige Jahreszeit für die Musik. Im Sommer fühlt es sich so an, als ob jedes kleine bis große Festival genau die Acts bucht, die du lieber im intimen Rahmen eines kleinen bis großen Clubs gesehen hättest. Im besten Fall ohne sich mit Zelt und Schlafsack für drei Tage voller Bands zu verpflichten, an denen du nicht wirklich interessiert bist. Nur um mitansehen zu müssen, wie deine Lieblingsband zu Mittag vor zwanzig Leuten spielt, die sich den Platz in der ersten Reihe für den Headliner sichern wollen.Ein Hoch auf den Herbst. Ein Hoch auf verschlagene Brillen und Konzerträume, die durch den kollektiven Schweiß schon vor dem Opener das Maximum an Luftfeuchtigkeit erreichen. Außerdem funktioniert harte Musik einfach besser, wenn die Sonne schon um vier untergeht.Zwei Tage No-Wave, New-Wave und garagenlastiges Gitarrengewitter. Wenn du die Post-Punk-Ära nicht selbst erlebt hast, ist das Wyrd-Fest eine gute Gelegenheit deine Sonnenbrille bei Nacht auszuführen.Am Donnerstag spielen The Soft Moon, und dieser kleine Ankünder ist viel zu kurz um diesem Projekt gerecht zu werden. Es ist erstaunlich, dass sie zu dritt einen so mächtigen Sound kreieren, der sich über Darkwave-, Industrial- und Post-Punk-Anleihen erhebt. Mach einen kleinen Abstecher auf YouTube, der Text läuft dir nicht weg. DJ Phase Fatale macht harten, Industrial-lastigen Techno. Kennst du einen von den hunderten Filmen, in denen der Protagonist in einem dunklen Underground-Club ermittelt? Das ist die Musik, die dort gespielt wird. Aufgelockert wird das Konzert durch den Brachialpop von Drangsal.Am zweiten Tag spielen Destruction Unit, die mit der geballten Kraft von drei Gitarren Stonerrock mit Garagenpunk-Antrieb spielen. Und Lust for Youth, die den Achtziger-Pop auf eine Weise abfeiern, dass sie damit selbst überzeugte Drumcomputer-Feinde (mich) zum Tanzen bringen.Energetisch wird leider von uns Musikjournalisten viel zu oft als ein 0815-Füllwort gebraucht um Bands, Auftritte, Musikvideos oder Strom zu beschreiben. Ich kenne aber kein besseres Wort für die Shows von Raised Fist, vor allem weil der Frontman-Schreihals mit seiner Stimme in mir sofort den Kämpfen/Flüchten/Moshen-Reflex hervorruft. Vermutlich liegt das in der Natur von diesem schwedischen Hardcore, der Brachial-Riffs mit einem extrem groovigen Schlagzeug paart.In einer Welt ohne Vorurteile müsste ich dir erklären, dass The Casualties aus New York kommen und (mittel?)alten Punkrock im Stile von GBH und The Exploited machen. Aber das Bild da oben ist so charakteristisch für den Sound, dass die Synästheten unter uns den D-Beat hören, wenn sie es anschauen.Lange bevor Metal in die abertausenden Sub-Genres von Deathcore bis Symphonic-Post-Sludge zersplittert ist, gab es Heavy Metal. Christian Mistress zelebrieren genau diesen „lange Haare, Jeansjacken und unironische Devilhorns“-Metal, der schon unsere Elterngeneration verdorben hat. Am besten fängst du jetzt schon mit der Entscheidung an, welches deiner hundert Iron-Maiden-T-Shirts du zum Konzert anziehen wirst. Du willst schließlich stilgerecht gekleidet sein für Doppelgitarrensoli und Headbangen.Dieser alte Hardcore, von dem die Mythen und VHS-Kassetten erzählen, war leider ein Ding, das sich Ende der Siebziger manifestiert hat und Mitte der Achtziger (eigentlich) schon wieder vorbei war. Negative Approach waren dabei und sind (eigentlich) aus dem Alter raus, in dem du in einem Van durchs Land fahren kannst und bei jeder Show Spaghetti mit undefinierter roter Soße zu essen bekommst. Sie haben aber noch immer die rohe Power von vier wütenden Jugendlichen und machen noch immer in-die-Fresse-Hardcore der alten Schule.Ich bin froh, dass man Screamo wieder mögen kann, ohne sofort mit dem einäugigen-Extrem-Seitenscheitel assoziiert zu werden. Die neue Platte Keep You hält sich aber mehr am getragenen Post-Rock. Das unverständliche und durchdringende Geschrei ist dem Gesang gewichen und generell haben sich Pianos Become The Teeth in eine langsamere und etwas leisere Richtung entwickelt, aber ohne dass ihre Musik an akustischer oder emotionaler Dichte verloren hätte.Unten kommen noch mehr Bands, also weiterlesen…„Sich in der Musik zu verlieren“ ist so eine abgedroschene Phrase, die du vielleicht von deinen Kiffer-Freunden kennst, die mit ausdrücklicher Beharrlichkeit ein Stück Wand anschauen können, während im Hintergrund Musik läuft. Es ist aber auch überaus reales Phänomen, das man ohne Hilfsmittel am besten mit instrumentalen Post-Rock erlebt. Der sphärische Sound von God Is An Astronaut ist wie Ebbe und Flut, die sich zwischen leisen Melodie-Parts, gigantischen Gitarrenwänden und harten Riffs bewegt.Was soll ich euch sagen, mir fehlt das Vokabular, um die Musik im Sludge und Post-Rock-Bereich differenziert genug zu beschreiben und ein „Mir taugt's“ wird euch auch nicht weiterhelfen. Also nehmt euch acht Minuten Zeit und bildet euch eine Meinung, falls euch der majestätische Bart noch nicht überzeugt hat.In unserer Vorfreude haben wir dem Konzert des Jahrtausends schon einen eigenen Artikel gewidmet. Uns bleibt da nicht mehr zu sagen als: Karten könnt ihr hier und nur hier gewinnen.Die kritische, spaßverachtende Stimme in meinem Kopf sagt mir, dass der Markt übersättigt ist an neuen Rockbands, die wie alte Rockbands klingen. Diese Stimme ist objektiv falsch und hat einfach keine Wertschätzung für Psychedelica, Fuzz und okkulte Texte. Uncle Acid & the Deadbeats haben diesen Siebzigersound mit schweren Riffs drauf, der einfach bis in alle Ewigkeit die Quintessenz des Rock sein wird.„Mutant Trashpunk“ mit schrägen Taktarten hört sich schon verdammt gut an. Aber mein persönlicher Höhepunkt ist, dass Ben Koller dabei ist. Das ist der sympathische Mann, der bei Converge mit ein einem viel zu fröhlichen Lächeln abartig hart Schlagzeug spielt. Stephen Brodsky von Cave In bringt den melodischen Alternative-Rock Einfluss mit und Nick Cageo weiß einfach, dass nur ein verzerrter Bass ein guter Bass ist. Support bekommen sie von Ultima Radio.Wenn man Norwegen nur aus der Popularkultur kennt, ist es ein Land in dem die Sonne nur für eine Stunde am Tag scheint und das ausschließlich von scharz-gekleideten, traurigen Personen bevölkert wird. Årabrot helfen mir leider nicht meinen beschränkten Horizont zu erweitern, sondern bestätigen mit ihrem düsteren und metallischen Sludge/Noise-Rock, dass man sich auf die kürzeren Tage und kälteren Temperaturen freuen sollte.Wie immer verlosen wir 2x2 Tickets, die ihr unter Nennung der jeweiligen Band an gewinnen könnt.Hier geht's nochmal zur Money Boy-Verlosung.**Folgt Noisey bei Facebook und Twitter.
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1.10. und 2.10. Wyrd—2Days Fest: The Soft Moon / DJ Phase Fatale / Drangsal / Destruction Unit / Lust For Youth / Primordial Undermind
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4.10. RAISED FIST / BLOODSHED REMAINS / LIVE LIFE / SYMBOLON
7.10. THE CASUALTIES / ANSTALT / SCHÜND
12.10. CHRISTIAN MISTRESS / HARSH TOKE / MAGISTER TEMPLI / SUNDER
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14.10. NEGATIVE APPROACH
15.10. PIANOS BECOME THE TEETH / MILK TEETH
19.10. GOD IS AN ASTRONAUT
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22.10. USA OUT OF VIETNAM
23.10. MONEY BOY
27.10. UNCLE ACID & THE DEADBEATS / SPIDERS
28.10. MUTOID MAN/ ULTIMA RADIO
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