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Das ist Rap, Motherfucker!

Xen disst Mainstream-Rap – mit Bligg geht er trotzdem ins Studio

Xen ist auf dem neuen Album 'KombiNation' des Handörgeli-Rappers zu hören.
Fotos: DDPRD/Simon Zangger

"Das ist Rap, Motherfucker! Das ist Rap!" Mit diesen Worten verliess Xen an den Swiss Music Awards die Bühne nach seinem nicht weniger aggressiven Cypher-Part gegen das Pop-Biz. Das war vor zwei Monaten – in der Zwischenzeit scheint sich die Bedeutung von echtem Rap für den Kopf von Physical Shock verändert zu haben: Der Dietiker Rapper ist jetzt auf Bliggs neuem Album KombiNation zu hören.

Bligg hat fast genau vor zehn Jahren mit seinem Album 0816 die Boombox für Hackbrett und Handorgel ausgetauscht. Der Move, für den Erfolg auf Volksmusik zu setzen, hat sich ausgezahlt: Drei der vier Platten vom neuen Bligg sind auf Platz eins der Hitparade gelandet. Bligg ist der Rapper fürs Volk. Fürs Volk, das im Blick über "fluchende Rapper" an der SRF Virus Bounce Cypher liest und sich am "Stammtisch" (ein Song auf KombiNation) dann über die Jugend von heute aufregt. Das kann der Schwamendinger mit italienischen Wurzeln natürlich machen, jedem das seine Publikum. HipHop ist Bligg aber seit zehn Jahren nicht mehr – auch wenn er in den Medien immer noch als Rapper bezeichnet und damit vermeintlich als Teil dieser Kultur angesehen wird.

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Und jetzt arbeitet Bligg mit Xen mit dem Track "Schnee" zusammen. Xen, der sich an den Swiss Music Awards und davor in mehreren Instagram-Storys extrem darüber echauffiert, wer 2018 als HipHop bezeichnet wird. "Schweizer HipHop ist kein Lo und kein Leduc. Kein Nemo", rappte Xen an den Swiss Music Awards vor der ganzen Schweiz. Sein Feindbild sind also die Künstler, die über die Rapszene in den Pop-Bereich gerutscht sind – oder auf diesem Weg den Erfolg gesucht und gefunden haben.

Da bieten das Berner Duo und der Bieler Newcomer natürlich leichte Angriffsfläche: Lo & Leduc nähern sich mit ihrem Gratis-Mixtape Update 4.0 gerade wieder ihren Mundartrap-Wurzeln. Nemo auf der anderen Seite gewann an den Swiss Music Awards vier Betonklötze. Sie sind zweifelsohne die Künstler, die in der breiten Masse und in den Medien am häufigsten mit Schweizer Rap in Verbindung gebracht werden.

Bloss: Vor ein paar Jahren noch war genau Bligg dieser Künstler. Im Gegensatz zu Lo & Leduc und Nemo macht der 41-Jährige aber nicht nur Dodo-Singsang-Rap, sondern hat sich mit seinem Volksmusik-Pop ganz klar der HipHop-Szene abgewandt. Wieso sich Xen trotz seiner Anfeindung mit Pop-Rap auf ein Featuring mit Bligg einlässt, verstehen wir nicht. Auf Anfrage von Noisey nahm Xen dazu keine Stellung.

Hey, dafür ist es aber ein guter Promomove, wenn sogar das Lyrics von "Grossen Features auf Bliggs neuer Platte" redet. Street Credibility und so.



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