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Noisey News

Warum zur Hölle wirbt die Pratersauna mit Ecstasy-Tabletten?

Ihr Hauptgedanke soll der "kontroverse, künstlerische Zugang zum Thema Ravekultur" sein.
Foto-Collage: Bilder von Christopher Glanzl und Wikimedia Commons

Dass in manchen Wiener Clubs hie und da mal die eine oder andere illegale Substanz genommen wird, ist nicht wirklich ein großes Geheimnis. Dass es auch nicht nur in Clubs passiert, sondern auch mal bei einer Afterhour oder irgendwo auf der Straße oder sonst wo, sollte aber ebenso bedacht werden. Kurzum: Wenn ein Mensch Drogen nehmen will, dann wird er schon seine Wege finden. Da können Club-Besitzer und Türsteher noch so hart durchgreifen, oder die Toiletten bewachen lassen.

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Es gibt auch Events, die mit checkit! kooperieren und auf denen du deine Drogen testen lassen kannst. Das ist deswegen so wertvoll, weil du abchecken kannst, wie hoch deine Pille dosiert ist und ob du sie auch nehmen kannst, ohne dabei gleich draufzugehen. Das ist übrigens etwas, was du wirklich immer machen solltest, bevor du dir etwas wirfst – hier findest du außerdem alle getesteten Substanzen. Denn es gibt Pillen, die kleiner sind als andere, aber mehr MDMA enthalten können. Im besten Fall nimmst du natürlich gar keine Drogen und schonst deine Seele, besonders aber deinen Körper und deinen Geist.

Aufklärung in Sachen Drogen ist also eine gute Sache. Aber wie sieht es eigentlich aus, wenn man das Thema Drogen aufgreift, um damit einen Flyer zu gestalten? So geschehen bei der Pratersauna, die für ein Event lauter Ecstasy-Tabletten auf den Flyer gepackt und heute auch ein Video voller Pillen gepostet hat, das aber nur benutzerdefiniert ausgespielt wird.

Chris Edy, der Clubmanager der Pratersauna, war so nett und stand mir für ein paar Fragen zur Verfügung. Weshalb ich auch gleich in Erfahrung bringen konnte, dass das Konzept rund um den Flyer und Video auch von ihm ist. "Wir versuchen, mit der Eventreihe Faith auf der einen Seite einen ernsthaften, aber gleichzeitig auch ironischen Zugang zum Thema Ravekultur zu schaffen. Wenn man unsere vorherigen Flyer und Plakate anschaut, sieht man aber auch unseren künstlerischen Zugang. Da es für uns wichtig ist, den Leuten etwas neben der musikalischen Untermalung zu bieten, haben wir für unsere Partys immer enorm viel Zeit und Herzblut in das Deko-Konzept und die Specials gesteckt. Die Idee für diesen Flyer kam auf der letzter Party, als Nonnen Fizzer-Zuckerl (die eine gewisse optische Ähnlichkeit mit XTC haben) im Club an die Leute verteilt haben."

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Die Fizzers sind ohne MDMA und die kannst du bedenkenlos werfen. Foto von Chris Edy

"Unser Artwork soll keine Verherrlichung, oder ein Freifahrtschein zum Drogennehmen sein. Es ist nun mal Tatsache, dass es eine Verbindung zwischen Drogen und elektronischer Musik gibt. Wir verarbeiten diese Tatsache eben in unserem Artwork.", so Edy. Auf meine Frage, ob das Konzept absichtlich so provokant ist: "Das gesamtes Artwork von Faith kann als provokant aufgefasst werden. Unser Hauptgedanke war aber immer eher der kontroverse, künstlerische Zugang zum Thema Ravekultur."

Ein gutes Konzept würde auf jeden Fall beinhalten, dass die Pratersauna diese Awareness nimmt und auf ihren Partys mit elektronischer Musik, auf die Risiken des Drogenkonsums aufmerksam machen würde. Über die Möglichkeit, dass das auch passiert, wird laut Edy zumindest nachgedacht: "Wir haben uns intern überlegt, einen Beratungsstand aufzustellen, der auf die Risiken hinweisen soll. Tipps zu einem verantwortungsvollem Konsum wollen wir nicht vermitteln, da dies in unseren Augen auch als Verharmlosung von Drogenkonsum aufgefasst werden kann."

Doch gäbe es da auch einiges zu bedenken. Denn abseits der Dosierung von XTC-Tabletten, ist auch der Konsum durch die Nase und der möglichen Ansteckungsgefahr von Hepatitis C nicht zu verachten. Oder den Folgen von dauerhaftem Konsumverhalten. Ist doch gerade "Kunst" die ideale Plattform für gesellschaftlich unausgesprochenes Terrain.

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