Der ultimative Noisey-Survival Guide fürs Nova Rock

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Festivals 2017

Der ultimative Noisey-Survival Guide fürs Nova Rock

Das Nova Rock geht wieder los. Wenn du es auch gut überstehen möchtest, solltest du dir noch kurz Zeit für unseren Survival Guide nehmen.

Header (yolo!), sowie alle Fotos von Julian Haas

Disclaimer: Wie jedes Jahr ist hier unser ultimativer Survival Guide zum Nova Rock. Wie jedes Jahr ist er auch am neuesten Stand der Dinge. Dieser Text wächst mit der Zeit und mit den Erfahrungen, die wir alle am Nova Rock machen mussten. Viel Spaß.

Falls es jemand noch nicht mitbekommen hat: Seit ein paar Tagen ist in Österreich der Hochsommer ausgebrochen. Das bedeutet nicht nur, dass eine Fahrt in der U6 lebensbedrohlich sein kann, sondern auch, dass die Festivalsaison wieder startet. Fast jedes Wochenende kann man sich jetzt mit Tausenden von anderen Menschen irgendwo in der Pampa bei schalem Bier aus Plastikbechern einen Haufen Bands anschauen. Schon ab morgen findet zum Beispiel in Nickelsdorf im Burgenland das Nova Rock statt, seines Zeichens das größte Rock Festival Österreichs, auf dem Bands wie Linkin Park oder Slayer gerne Pyro im Wert mehrerer Kleinwagen in die Luft jagen.

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Um auf dem größten Rock- und Metal-Festival der österreichischen Ost-Region bestehen zu können und sich gegen die omnipräsenten Gefahren für Leib und Seele – die auf einem Event dieser Größenordnung unumgänglich sind – behaupten zu können, sind gefinkelte Survival-Strategien notwendig. Vom Schubkarren betriebenen Soundsystem bis zu von Trockeneis gekühltem Bier muss man alle von Mutter Natur in den Schoß gelegten Hilfen mit beiden Armen erklimmen, um unbeschädigt aus diesem Inferno voll brennender Zelte und Badewannen-Akustik zu entfliehen.

Wir wagen uns natürlich nie ohne Akkreditierung in solche Krisengebiete. Ohne eben diese muss man nämlich auf überlebenswichtige Infrastruktur wie das stündlich gereinigte WC (welches von Securitys vor dem Umwerfen bewahrt wird) oder die um gut 25 Prozent günstigere Schnapsbar verzichten. Und Liegestühle in WLAN-Einzugsgebiet kann man dann auch vergessen. Für alle jenen, die nicht den Schutz des internationalen Journalistenkomitees in Anspruch nehmen können haben wir hier ein paar Tipps recherchiert, die die Überlebenschancen auf dem Nova Rock doch wieder auf ein optimistisches Niveau anheben und ihr das Festival ohne Langzeitschäden überlebt:

Entspannungsmusik

Um nach einem ganzen Tag Rundum-Beschallung und Kampfgeschrei am Abend nicht komplett dem Wahnsinn zu verfallen, hilft nur psycho-akustische Schnelltherapie. Beruhigende Klänge à la Walgesängen, eine Portion Breakbeat und einen ehrlichen, am Boden gebliebenen und anti-kapitalischen Rock-Song holen einen da zuverlässig wieder auf die Sonnenseite des mentalen Abyss. Der Saturn macht übrigens auch ur liebliches Geräusch!

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Besorg dir Zigaretten

Solltest du zu den armen Seelen gehören, die noch immer denken, dass rauchen cool und notwendig ist (oder einfach nur abhängiges Wesen bist), solltest du jetzt mal kurz aufpassen: wenn am dritten Festivaltag die Aasgeier ihre Runden ziehen und den im Matsch liegenden Alk-Leichen die durchtränkten Nikotinstummel aus den starren Fingern stibitzen, wirst du froh sein, noch eine extra Schachtel zu vernünftigen Trafik-Preisen in deinem dreckigen Hosensack zu haben.

Kommt nicht auf die unfassbar dämliche Idee, nach Ungarn zu spazieren

Das Nova Rock-Gelände ist nicht weit von Ungarn entfernt und es ist schon vorgekommen, dass irgendwelche Deppen in ihrem Suff über die Grenzen getorkelt sind. Vom Überschreiten der Landesgrenze wird dringend abgeraten. So steht es auf der Nova Rock-Webseite:

"Da sich das Festivalgelände in unmittelbarer Nähe der Staatsgrenze zu Ungarn befindet, möchten wir darauf hinweisen, dass wir von dem Betreten des ungarischen Staatgebietes absolut abraten. Das Betreten des ungarischen Staatgebietes ist auch nur durch Mitführen eines gültigen Reisepass oder Personalausweises erlaubt. Bei Betreten des ungarischen Staatgebietes unterliegt man auch sofort dem ungarischen Gesetz in Bezug auf rechtliche Fehltritte."

Pass auf, wer vor dir steht

Dass es unter Rock- und Metal-Fans mitunter verbreitet ist, eine bisschen längere Haarpracht zu tragen, ist bekannt.

Inzwischen wisst ihr auch, dass es auf dem Nova Rock sehr heiß und staubig werden kann und sich sehr viel Staub in sehr viel Haaren ansammeln kann. Wenn du also unter gar keinen Umständen, besagte Haare in deinem Bierbecher oder deinem eigenen Gesicht haben möchtest, pass besser auf, wo du dich hinstellst und wer vor dir am Headbangen ist. PS: Wenn Du besonders viel Pech hast, hat die oder der vor dir vor dir lange Dreads, die du erst in deinem Bier und dann in deinem Gesicht hast. Glückwunsch.

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Diskutiere nicht mit System Of A Down-Fans

Wenn es auf dem größten Rock Festival Österreichs dein einziges Ziel ist, David Hasselhoff oder 187 Straßenbande zu sehen, ist das natürlich sehr super und macht sicher auch irgendwie Sinn. Also zumindest für dich. Die restlichen Besucher, werden es aber mehr zum Ziel haben, System Of A Down oder Slayer zu sehen. Klar, kannst du ihnen jetzt einen Vortrag über musikalische Vielfalt und Meinungsfreiheit halten und sie davon zu überzeugen, dass "Looking for Freedom" mindestens ein so großer Klassiker ist wie "Chop Suey". Du kannst es aber auch einfach sein lassen.

Dresscode – Bierhelm statt Blumenkranz

Wo wir auch schon beim Dresscode sind. Das ganze Jahr über wird man im Internet mit Bildern von Fashionbloggern bombardiert, die in Kleidchen und mit perfekten Frisuren auf Festivals wie Coachella posieren. Weil du aber natürlich für Coachella keine Kohle hast, fährst du eben aufs Nova Rock. Burgenland oder Kalifornien – ist eh wurscht. Wurscht beschreibt auch den Dresscode beim Nova Rock gar nicht mal so schlecht – Pragmatismus statt Style; Doc Martens statt Birkenstocks und Bierhelm statt Blumenkranz. Spätestens am zweiten Tag wird dann auch ein Sonnenbrand des zweiten Grades im Einheitslook all-over, auf dem Festivalgelände getragen.

Gaffatape & Kondome

"Gaffa hält die Welt zusammen" – den Spruch kennt jeder, der sich schon mal 15 Meter an eine Bühne herangewagt hat. Aber es versteckt sich tatsächlich ein Fünkchen Wahrheit in diesem überstrapazierten Zitat. Gemeinsam mit den fast unplatzbaren Eigenschaften der Pariser Gummitüten ist Gaffa das ideale Utensil um sich schnell wieder einen einigermaßen komfortablen Verbleib zu sichern. Wenn der letzte Penner vom Schotterweg sich in deinen Mahagoni-Klappstuhl gebodyslamt hat. Auch unerlässlich um sich mit Hilfe von Kondomen oder Müllsacken behelfsmäßig wasserdichtes Schuhwerk zu basteln – Gummistiefel will im Sommer ja niemand sehen. Um auch noch am darauffolgenden Nova Rock Spaß zu haben, raten wir dir den Ratschlag mit den Kondomen zu beherzigen, die gibt es nämlich nicht vor Ort (Die Pille danach übrigens auch nicht, ihr notgeilen Affen).

Staub

Nachdem du dir ein paar Stunden in der sengenden Hitze einen schön angetrunken hast, wirst du irgendwann denken "Wow, bin ich schon braun geworden". Bist du aber nicht. Das ist Staub. Gemischt mit Sonnencreme, Schweiß und verschüttetem Bier. Niemand wird dich dieses Wochenende so treu begleiten, wie genau dieser Staub, der auf dem Nova Rock einfach überall von 150.000 Menschen aufgewirbelt wird und dir auch noch die Tage nach dem Festival sehr viel Spaß bereiten wird (hier hilft dann übrigens auch kein Backstage-Bändchen mehr so wirklich).

Erschrecke dich nicht vor Bands, von denen du dachtest, dass mindestens ein Mitglied schon lange tot ist

Oder vor Bands von denen du dachtest, dass es sie gar nicht mehr gibt. David Hasselhoff? Simple Plan? Yeah! Wenn du Angst vor alten Menschen hast (Gerontophobie) solltest du dem Festival generell fern bleiben.

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Das Wetter und die Umwelt sind dein Feind

Auch wenn dir für einen Moment ein mildes Lüftchen um die verstaubte Nase weht – vertraue nicht auf die Gutmütigkeit dieser trostlosen Steppe. Hinterfotzig braut sich jenseits der Mainstage nämlich schon die nächste Eskapade zusammen. Ob es dann literweise kältespendendes Nass schifft oder euch die Zelte um die Ohren fliegen, ist an diesem Punkt dann auch schon egal.

Es stürmt nicht und es ist heiß

Du brauchst gar nicht erst auf die Idee kommen, danach zu suchen. Auf dem Nova Rock gibt es keinen Schatten. Nirgends. Außer du bist irgendwie halbwegs wichtig und kannst dich in die VIP-Bereiche schleichen (spätestens Sonntag willst du mindestens deinen kleinen Finger gegen ein Backstage-Band tauschen). Wenn du das nicht bist, helfen nur ganz normalsterbliche Dinge wie Sonnencreme (sehr toll in Kombination mit Staub), Kopfbedeckungen (irre beliebt: eigens gebastelte Kreationen, gerne der Mischung aus Alkoholismus und Kreativität geschuldet) und natürlich viel trinken (ein Schluck Wasser zwischen zwei Bierbongs ist gar nicht mal so übel, wirklich).

Es stürmt

Scheißt auf Gummistiefel und Regenjacke und lauft weg, so schnell ihr könnt. Hoffentlich habt ihr euch schon Gedanken über Heringe, Ladungssicherung und Imprägnierspray gemacht. Kleiner Tipp vom Veteran: Das potenteste Anti-Mücken-Spray der westlichen Hemisphere läuft unter dem Markennamen "Autan".

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Pass allgemein einfach auf

Überraschenderweise ist die Hemmschwelle für Widerlichkeiten auf dem Nova Rock (wie auf den meisten Festivals) nicht wirklich hoch. Festivals wie Rock am Ring sind dagegen aber irgendwie Kindergarten. Wenn du Glück hast, wirst du es bis Sonntag schaffen, dass nur gegen dein Zelt gepinkelt oder gekotzt wird, und nicht hinein. Möchtest du nicht wirklich jämmerlich auf einer der umgekippten Festival-Toilette sterben, pass besser gut auf. Oder lass deine Freunde aufpassen. Wenn sie diejenigen sind, die die Toilette, in der du dich befindest umkippen, solltest du dir nach dem Nova Rock-Wochenende vielleicht neue Freunde suchen – oder es ihnen beim nächsten Nova Rock heimzahlen.

Immer gut

Im Zweifelsfall ist übrigens ein gut gefüllter Flachmann niemals verkehrt.

Mit diesen einfach zu realisierenden Tipps kann sich jeder Festival-Noob auf ein berechenbares Risiko am Nova Rock-Festival einstellen und sollte in der Lage sein, mit seinem teuer erstandenen Eintritts- anstelle eines eventuellen Krankenhaus-Bändchens durch den Spint-Flur zu stolzieren. Viel Spaß!

Mehr Fotos von Julian gibt es hier.

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