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10 Lines

10 Lines von Alis 'Erol', die zeigen, dass in jedem ein Superheld steckt

Ali beweist mit seinem Debütalbum, dass niemand Superkräfte braucht, um wie seine Kindheitshelden zu werden.
Foto: Jojo Schulmeister

Ali aka Ali7000 galt lange als ungeschliffener Rohdiamant der Mundartrap-Szene. Auf Featurings und mit einzelnen Track sprengte der Churer aber immer mal einen Brocken weg und zeigte seine glänzende Seite. Doch liess er bislang etwas wirklich länger Beständiges missen. Jetzt ist der 25-Jährige bereit, mit seinem Debütalbum Erol sich einen festen Platz in der Superleauge des Schweizer Raps zu ergattern – und bewirbt sich mit starken Texten und 041-typischer Mucke.

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Erol, gewidmet an Alis verstorbenen Vater, wird inhaltlich von drei Säulen getragen: Seiner Herkunft – Chur und Familie –, Comic-, Film- und Serie-Referenzen und seiner Gang in Form von 041 und NoBasic. So könnte man meinen, Ali erzähle seinen eigenen Heldenepos – vom jungen Secondo, der seinen Platz auf der Welt sucht bis zum Punkt, an welchem andere zu ihm aufschauen. Doch wir sind nicht im Film oder in einem Comic, es kann nicht immer das Gute siegen und du kannst nicht immer fehlerfrei sein. Ali nimmt seine dunkle Seite aber an und mimt auch mal seinen eigenen Villain. Wir haben zehn Lines von Erol rausgesucht, die Alis Weg zum Helden beschreiben und auch seine dunkle Seite zeigen.

The Light Side

"Lueg mol, es isch ziit wora dass i entli kum,
immer wenn die Streets dur mi rede isch das Kunscht,
immer wenn i viel drüber rede, werd i stumm, (Bro)
immer wenn i viel drüber rede, werd i stumm" (aus "Jikan")

Erol kommt mit wenigen catchigen Hooks aus. Die besten Texte stecken definitiv in Alis hässigen und technisch versierten Rhymes. Aber wenn Superheld-Ali einen Titelsong bräuchte, dann wäre es eben die Hook in "Jikan". Ansage: Ali ist da und Ali ist der Hüter der Strasse.

"Lueg Baba, ich han din Wunsch erfüllt, wien ich's versprochen han, sicher,
ich han e scheiss Lehr gmacht i dem Land, wo di gfiggt hät,
es hät dini Chinder grettet, doch di vernichted,
mach der kei Sorge, ich bin mit Jungs, wo Familie no gwicht hät" (aus "Yume" feat. Pronto)

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Nicht umsonst heisst dieses Album "Erol". In vielen Passagen merkt man, dass Ali mit seinem Schaffen und Tun gerne seinen Vater stolz gemacht hätte – und dies auch laut eigenen Aussagen gemacht hat. Diese Selbstlosigkeit macht einen echten Superhelden aus.

"Du häsch nie an Tod glaubt, doch an mi scho,
drum han ich nie an Gott glaubt, doch an dich scho" (aus "Mentor")

Wie Batman hat auch Ali einen Mentor, der ihn im Stich gelassen oder sogar hintergangen hat. Ali packt all seine Enttäuschung und die Wut darüber, dass sein einstiger Held nicht für ihn da war, als er ihn am meisten brauchte, in einen brutal ehrlichen und persönlichen Track.

"QR, Bro
Lug, I minere Stadt git's no kei Uber, Bro" (aus "Movement")

Was für Batman Gotham City ist, ist für Ali Chur: Eine kleinere Version mit Blick auf die Alpen, Ghetto gibt es aber trotzdem. Die Abkürzung QR kommt auf Erol zum ersten Mal regelmässig auf Tracks vor und die ist sehr hart feierbar.

"All black wie Kylo Ren, all red wie Kaio-ken, chosen wie Saiyajins,
Dini Crew alles nur Nerds, schaffend alli bi IBM" (aus "Megatron")

"Megatron" kam letzten Monat als Videoauskopplung raus und Ali hat damit bereits mächtig gerissen. Diese Line ist einfach der absolute Brüller. Da outet sich Ali als grosser Nerd und macht das direkt zu seiner Waffe. Superheld Ali.

"Ich spiel das ganze Spiel scho ewigs, Saiyajin-Gentik,
gang für mini Jungs dur's füür wie Daenerys" (aus "Daenerys")

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Mit einer Game of Thrones- und Dragon Ball-Referenz in der selben Hook kannst du nur gewinnen.



The Dark Side

"Ich kidnap dini Gs (ey),
und lenkends nid i,
dänn ertränk si im Rhy //
Mine SL Benz isch zu kli,
Lug ich schlohn wie Jet Li,
en paar Fressene i" (aus "BLS Intro")

Selbst sagt Ali auf "BLS Intro", dieser Track sei kein Affront. Er setze nur seinen Standpunkt klar. Aber eigentlich gleicht der erste Track auf Erol einer grossen Faust in die Fresse und zwar mit verbaler Ansage – aggressiv, stolz, brutal. Das ist die dunkle Seite von Ali.

"Dini Faggot-Crew will doch kei Puff,
no mercy, min Bro, es git minimum en Jochbeibruch" (aus "El Magico")

Fucking Jochbeinbruch?! Wie kommt Ali darauf? Viele andere Rapper kennen das Wort wohl nicht mal – und wo das Jochbein ist, können sie auch nicht sagen. Vielleicht etwas übertrieben. Aber Ali weiss immer wieder zu überraschen.

"Du hängsch mit Boys am Bahnhof,
mir mached Business wie Pollos Hermanos" (aus "L.O.P.")

Weitere sehr geile Popkultur-Referenzen gibt es auf "L.O.P" zu hören. Einerseits geht es in der Hook darum, dass du dich zwischen "Plata o Plomo" entscheiden solle. Diesen Satz (zu Deutsch "Silber oder Blei") sagt Pablo Escobar in der ersten Folge von Narcos. Pollos Hermanos wieder bezieht sich auf die Fried-Chicken-Restaurant-Kette in Breaking Bad.

Epilog

"Du musch Geld verdiene,
du häsch nie d Chance kriegt, di i die Welt zverliebe,
stattdesse musch du usse, Glacé go verkoufe,
während anderi Kind dusse sind und spass händ ohni Pausä" (aus "EROL")

Wer bei diesem Track keine Gänsehaut kriegt und eine Träne verdrückt, sollte mal an seiner Empathie arbeiten. Viel auf Erol ist Rumgepose und hässige Anfeindung, aber der Titelsong ist so verdammt deep und ehrlich, dass es wehtut. Er holt dich nach diesem Rap-Ritt wieder in die reale Welt zurück und kann so als letzter Track auf der Platte am besten scheinen – und lässt dich Erol lange in Erinnerung behalten.



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