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Kollegah ist gerade der Realtalk-König von Instagram und hält feurige Monologe

Egal, ob kämpferische Kindheitserinnerungen, das Geldsystem oder YouTube-Verschwörung, Kollegah hat verdammt viel auf dem Herzen.
Fotos: Screenshots via Facebook von Kollegah

Wenn es jemanden gibt, der mit Instagram-Stories gerade jede Menge Spaß hat, dann ist es Kollegah. Da der sich eh derzeit mitten in der heißen Promophase zum bald erscheinenden Jung Brutal Gutaussehend 3 befindet, hält er sein Gesicht ziemlich regelmäßig in die Frontkamera seines Smartphones. Wobei er damit eigentlich schon in der Game of Thrones-Saison begonnen hatte, als er jede Folge unvergleichlich charmant rezensierte. In den letzten Wochen gab es jedoch gleich drei große Realtalk-Anfälle, bei denen der Boss-Rapper mehrere Minuten lang einen Monolog hielt. Er erklärte uns, wie wir den inneren Schweinehund besiegen, reich werden … und was eigentlich bei YouTube los ist.

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"Spontaner Realtalkanfall, sorry"

Auslöser für den Realtalk-Anfall war die Frage eines Fans, wie sich der Rapper eigentlich immer selbst anspornt. Was folgt, ist eine motivierende Brandrede, gegen die selbst Shia LaBroufs "Just Do It" wie ein kraftloser Klaps auf die Schulter wirkt. Während er durch die Landschaft joggt, erklärt Kollegah uns gebannten Zuschauern, dass wir alle Auserwählte wären: "Der Gewinner ist am Ende nicht der mit den besten Ausreden, sondern der, der es trotzdem gemacht hat!" Jawohl!


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Um zu zeigen, dass der Düsseldorfer selbst schon lange keine Ausreden mehr braucht, erzählt er eine kleine Anekdote. Als er 12 Jahre alt war, gab es einen Mitschüler ("Gazelle"), der im Sport immer schneller als er war. Das konnte Kolle nicht auf sich sitzen lassen und trainierte selbst im Winter hart. Als er bei einem Lauf vor lauter Kälte und Erschöpfung schon dachte, er würde nie zu Hause ankommen und vielleicht sterben, rannte er trotzdem weiter. Am nächsten Tag schaffte er nochmal die gleiche Strecke und eine Woche später schlug er dann endlich die Gazelle. Falls diese Geschichte irgendwann mal verfilmt wird, muss bei diesem finalen Wettlauf einfach "Du bist Boss" als epische Untermalung laufen.

Kollegah selbst ist von seinen Worten so angestachelt, dass er nach einer Stunde Fitnessstudio gleich nochmal joggen geht, denn: "Die Ziele sind andere, die Gegner sind andere, aber es wird weiter durchmarschiert." Würde er nicht zwischendurch noch davon reden, als Märtyrer sterben zu wollen und dass wir alle als Sklaven eines Ausbeuter-Systems geboren werden, wäre dieser Monolog ein Muss für jede Gym-Playlist. Oder zumindest ein allmorgendlicher Weckerton.

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"Spontaner 10 Min - Monolog beim Grillen"

Eigentlich fängt alles damit an, dass Kollegah beim Grillen in seinen fast leeren Kaffeebecher starrt. Dann geht alles ganz schnell. Eine Pyramide, hierarchische Gesellschaftsstrukturen, die Elite, die den Rest der Menschheit manipuliert und ausbeutet, das Hamsterrad der täglichen Arbeit, "was uns zu Sklaven macht, ohne es zu merken". Ziemlich düster das alles. Aber Kollegah hilft uns wenig später mit einem breiten Siegerlächeln wieder auf, indem er uns verrät, wie wir uns aus dieser Misere befreien können: "Einfach mal ein Buch lesen." Pro Tag eine Stunde weiterbilden, das ist sein ultimativer Tipp. Und zwar darüber, wie das Geldsystem eigentlich funktioniert und worin man sein Geld am besten investieren sollte. OK, schon gut.

YouTube-"Zensur" und Verschwörungstheorien

Diesmal sitzt Kollegah im Auto und rauscht auf der Autobahn durch die Nacht. (Ja, am Steuer zu sitzen und mit dem Smartphone rumzuspielen, ist scheiße. Aber wir gehen mal davon aus, dass das Teil fest montiert war oder so.) Relativ schnell kommt er dann auf das Thema "Illuminaten" zu sprechen, das er auch schon in mehreren Songs behandelt hat. "Spätestens seit dem 11.09.2001 habe ich angefangen, Dinge zu hinterfragen", erklärt Kollegah. Menschen, die alle Erklärungen nur hinnehmen würden, seien "Schafe", aber Leute, die sich ihr Weltbild fantasievoll zurechtbiegen, übertrieben es auch. Er kritisiert, dass allein der Begriff des "Verschwörungstheorikers" schon negativ konnotiert sei und man zu schnell als "Aluhut" verunglimpft werde. Keiner würde sich trauen, über Dinge abseits der "Mainstream-Meinung" zu reden und Schuld daran seien nun mal "die Medien". Ziemlich enttäuschend, dass selbst ein Kollegah auf derart simple Schlussfolgerungen kommt. Was, wenn das ganze Motivationsgerede und der Tipp, sich in Sachen Geldsystem weiterzubilden auch nur Luftschlösser waren? Wir sind plötzlich verunsichert.

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Es wird leider nicht besser, als er dann noch andeutet, dass sich auf YouTube zwar immer mehr Menschen mit alternativen Erklärungen beschäftigen würden, der Konzern jetzt aber dagegen vorgehe. Dabei ist seine grundlegende Kritik an der neuen Monetarisierungspolitik der Videoplattform schon angebracht. Denn tatsächlich macht es YouTube durch einen neuen Algorithmus zurzeit vielen Nutzern schwer, sich politischen Themen zu widmen und damit Geld zu verdienen. Die Inhalte, Keywords und Thumbnails der Videos werden gescannt und können unter Umständen nicht mehr monetarisiert werden. Ziel ist es eigentlich, ausschließlich werbefreundliche Videos zu garantieren, aber selbst ein etablierter YouTuber wie LeFloid, der wöchentlich die Nachrichten auswertet, kann mitunter keine Werbung mehr in seinen Videos schalten oder sie werden sogar ganz gesperrt.

Kollegah betont, dass dadurch nicht nur alternativen Medien leiden, sondern auch HipHop-Kanäle, auf denen viel geflucht wird: "Das ist eine Durch-die-Blume-Zensur." Er ruft daher dazu auf, YouTuber direkt zu unterstützen. Eigentlich kein schlechter Ansatz, sollte kreative Arbeit doch auch gefördert werden. Nur ist das von ihm so gelobte YouTube eben nicht gerade die seriöse Quelle, aus der man sich vertrauensvoll Informationen ziehen sollte, sondern bleibt ein ungefiltertes Sammelbeckern seichter Unterhaltung. Kritisches Hinterfragen sollte schon ein bisschen mehr Aufwand erfordern.

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Wir wischen entnervt weg. Mal gucken, was so bei Bonez MCs Instagram geht.

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