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Das denken die Besucher vom Nova Rock über das neue Cashless-System

Nur vier Wochen vor Beginn des Nova Rocks wurden die Besucher informiert, dass das gesamte Festival bargeldlos wird. Wir haben sie gefragt, wie es ihnen mit der Karte ging.

Fotos: Christoph Schattleitner / VICE Media.

Nur vier Wochen vor Beginn des Nova Rocks wurden die Besucher informiert, dass das gesamte Festival bargeldlos wird. Ob Bier, Würstel oder Komfort-Toiletten: Zahlen können die Gäste seit diesem Jahr nur noch mit einer aufladbaren Karte im Scheckkartenformat. "Fragwürdige politische Entscheidungen" hätten diesen Schritt laut Veranstalter nötig gemacht, die Belegerteilungspflicht (Thanks Schelling!) an 180.000 Besucher war ihnen wohl ein Dorn im Auge. Mit dem digitalen Bezahlen wird sie umgangen.

Fraglich ist jedoch, ob der Grund der Umstellung wirklich ausschließlich an der Registrierkassenpflicht liegt. Bei anderen Festivals in Europa ist Cashless nämlich vielerorts Standard—wohl auch aufgrund von Vorteilen für den Veranstalter. Der Bezahldienstleister des Nova Rocks wirbt etwa damit, die Daten des Zahlvorgangs aller Besucher monitoren und auswerten zu können. Das Fachmedium festivalisten.de schätzt überdies, dass Festivals mit Cashless-System ein Umsatzplus von 15 bis 30 Prozent verzeichnen—auch, wenn solche Zahlen mit Vorsicht zu genießen sind.

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Screenshot von Youtube.

Bei der Umsetzung gab es diesmal jedenfalls sichtbare Probleme. Da offenbar kaum jemand über das System Bescheid wusste und vorab sich online eine Karte bestellte, mussten die Besucher an den acht Ladestationen meist lange auf eine Karte warten.

Das Zurückgeben ist ein ziemliches Lose-Lose-Geschäft. Entweder man lässt sich das Geld nach Festivalende online überweisen, dann verliert man fünf Euro für den Kartenpfand. Oder man stellt sich Sonntagnacht bei "längeren Wartezeiten" mit tausend anderen zum Zurückgeben an. "Aus logistischen Gründen müssen wir bei einer Bar-Auszahlung leider auf volle 50-Cent-Auszahlungsbeträge abrunden", schreiben die Veranstalter auf der Homepage. Wenn dein Restguthaben 7,80 EUR beträgt, dann bekommst du 7,50 EUR in bar ausgezahlt und verlierst den Anspruch auf den Differenzbetrag." Bei 180.000 Gästen sicher kein Pipifax für die Veranstalter.

Und was haben die Besucher davon? Was sind die Vor- und Nachteile von Cashless? Wir haben uns mit einigen Gästen angestellt.

"Marshall", 20, aus Baden

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"Ich finde das neue System nicht schlecht. Oder sagen wir: Ich kann damit leben. Lästig fand ich allerdings, dass ich die Aufladestationen suchen musste. Hoffentlich beschriften sie das nächstes Mal besser und informieren früher darüber. Die Securitys kennen sich hier überhaupt nicht aus."

Marcel, 19, (links) und Tobi, 18, aus Bayern

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"Die Karte ist um Welten besser als Bargeld. Damit kannst du nie wieder etwas verlieren. Wir haben beide unsere Geldtasche im Zelt gelassen und nehmen nur die Karte mit—in der Handyhülle oder in der Hosentasche. Da wir bereits Early Bird am Mittwoch gekommen sind, mussten wir auch nicht lange anstehen."

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Simon, 18, aus Luftenberg

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"Wir wussten gar nicht, dass es das gibt. Ich habe das erst beim Eingang kapiert. Das war ein bisschen ärgerlich. Ich denke, da hätte man besser informieren können. Grundsätzlich finde ich, das System hat Vor- und Nachteile. Ich würde es besser finden, wenn die Karte gleich automatisch bei der Bänderausgabe dazugegeben wird. Sich extra für die Karte anzustellen, bringt doch nichts. Andernfalls bin ich dafür das Cashless-System optional einzuführen, damit man sowohl mit Bargeld als auch ohne zahlen kann."

Helena (links) und Teresa, beide 20, aus Passau

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"Wir mussten bestimmt eine Stunde warten, bis wir eine Karte hatten. Irgendwie ist es ungut, nicht zu wissen, wie viel Geld man auf der Karte hat. Da verliert man leicht den Überblick über das Geld. Es wäre cool, wenn man bei jedem Kauf angezeigt bekommen würde, wie viel Guthaben man noch hat. Bisher war das nicht immer der Fall."

Florian, 18, aus Linz

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"Mich hat die Karte abgeschreckt. Das System ist voll umständlich. Mit normalem Geld hätte ich mir wahrscheinlich schon mal ein Bier geholt, aber so kauf ich mir—aus Faulheit—halt keins."

Sarah, 20, aus Tirol

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"Für den Veranstalter ist das System sicher besser. Ich habe es aber leider erst beim Essen-Holen gemerkt, als ich mich angestellt habe und dann nicht bezahlen konnte. Mehr Information im Vorfeld und den Chip gleich in das Festivalband einbauen wäre super."

Markus, 28, aus Landshut

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"Prinzipiell finde ich es gut, weil das Zahlen recht schnell geht. Außerdem kann man den Geldbeutel einfach im Auto lassen. Gut wäre noch, wenn man die Karte gleich beim Abholen registrieren könnte (damit man sie bei Verlust sperren kann, Anm.)."

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Michael, 22, und Philipp, 20, aus Halbturn und Nadine, 19, aus Wien

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"Im Großen und Ganzen ist es kein schlechtes System. Wir würden nur gerne zu jedem Zeitpunkt wissen wollen, wie viel Guthaben noch oben ist."

Raphaela, 24, aus Wien

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"Besser wäre es, wenn man den Chip gleich bei der Bandabnahme bekommt, wie ich das von einem englischen Festival kenne. Schade finde ich, dass für die Kellner wahrscheinlich das ganze Trinkgeld wegfällt."

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Christoph hat auch vom Nova getwittert: @Schattleitner