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Passiert wirklich nichts Gutes nach 02:00 Uhr nachts?

Nichts Gutes passiert nach 02:00 Uhr nachts. Eine These, die einmal von ‚How I Met Your Mother‘ aufgestellt wurde.

Eine Möglichkeit 02:00 Uhr Nachts zu verbringen I Foto via Flickr | Scott Ogle | CC BY 2.0

Nichts Gutes passiert nach 02:00 Uhr nachts. Eine These, die genau vor zehn Jahren von How I Met Your Mother aufgestellt wurde. Die Qualität der Serie sei jetzt einmal dahingestellt, jedoch hat sie sich (leider) in unser kollektives Gedächtnis eingebrannt. Unter anderem durch den zwanghaften Versuch diverser halbstarker Jungspunde wie Barney zu sein. Passiert nun wirklich nichts Gutes mehr? Natürlich passieren gute Dinge, jedoch auf eine andere Art und Weise, als man vielleicht vermutet. Versuchen wir also zu ergründen, warum zwei Stunden nach Mitternacht nichts Gutes mehr passieren soll.

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02:00 Uhr nachts ist nämlich keine goldene Regel, sondern die Investmentgrenze eines Abends. Die Räson. Der Strich unter der Rechnung. Alles, was vor dieser berühmten Zeitgrenze passiert, kann man als Investment in den Abend sehen und nach 02:00 Uhr bekommt man dann die Rechnung präsentiert. Man wird damit konfrontiert wie gut man im Fortgeh-Investmentbanking ist. Das trifft besonders auf die Wiener Ausgehkultur zu, in der es normal ist bis Mitternacht vorzuglühen und niemals vor 01:00 Uhr im Club zu sein. Gegen 02:00 Uhr wird man dann mit der harten Realität konfrontiert: Stimmt dein Intoxikationslevel, stimmt die Location, stimmt die Stimmung?

Wenn alles passt und nichts schiefgeht, dann wird der Abend—man verzeihe mir—legendary. Zum Glück habe ich diesen Ausdruck schon mindestens zwei Jahre lang nicht mehr in freier Wildbahn gehört—praise Party-Jesus. Nach der 2:00 a.m.-Grenze kommt jede gute oder schlechte Tat mehrfach auf dich zurück und du feierst mit etwas Glück den ausgelassendsten Abend seit langem—dessen bruchstückhafte Nacherzählung wird für die nächsten zwei Wochen das primäre Gesprächsthema sein wird—oder alles geht den Bach hinunter.

Man beachte das Cradle of Filth Shirt I Foto via Flickr | Thomas Schandl | CC BY 2.0

Falls das Ausgehunterfangen jedoch nicht so optimal startet, wirst du den Abend nach 02:00 Uhr auf keinen Fall mehr retten können—das ist leider ein starrer Fakt unserer Ausgehrealität. Einen Abend vor 02:00 Uhr zu retten ist möglich, weil man dann noch die Früchte seiner Vorarbeit ernten kann. Nach 02:00 Uhr investiert man jedoch in einen sogenannten „fallenden Markt", da die Kurse der Partyaktie unweigerlich in dieselbe Richtung wie die Auffassungsgabe deines Hirns gehen: nach unten. Denn ein Markt ist nur so gut wie die Möglichkeit, in ihm sein Investment zu kapitalisieren. Da nach 02:00 Uhr schon jeder einen Menschen der Begierde eng umschlungen hat, die Leber von schon lauthals nach Erlösung schreit und der Hausparty-Gastgeber schon ungeduldig im Türrahmen mit dem Fuß tippt, stehen die Chancen einfach nicht gut, dass doch noch die überwältigende Extase eintritt, auf die du dich die ganze Arbeitswoche gefreut hast.

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Nach 02:00 Uhr will man oft einfach nicht akzeptieren dass der Abend gelaufen ist und ist versucht sich auf eines dieser folgenden, aussichtslosen Rettungsmaneuver einzulassen: Ein Locationwechsel-Gewaltmarsch, auf dass man irgendwo anders eine bessere Party findet, ist verschwendete Mühe. Man kommt dann kalt und verstimmt um 04:00 Uhr an einem anderen Ort an, an dem die Feierlichkeiten gerade am absterben sind, weil sich alle schon im extasegetränkten Erfolg ihres Abends suhlen. Man ist versucht verzweifelt noch mehr zu trinken. In der Hoffnung, dass man selbst und nicht die Umwelt das Problem ist. Hilft nach 02:00 Uhr nicht—es macht alles nur noch schlimmer. Auch wenn man in Meetings immer gerne von „forciertem, fokussiertem Ressourceneinsatz, um den Turnaround zu schaffen" schwafelt, gilt „Be the change you wish to see in the world" beim Partymachen nicht—zumindest um diese Uhrzeit.

Blöd, wenn es dein Bett ist I Foto via Flickr | Travis Rigel Lukas Hornung | CC BY 2.0

Zu versuchen, einen schlechten Abend nach 02:00 Uhr zu retten, ist hoffnungslos. Wie das Hypo-Desaster. Wenn bei der zwei Uhr-Räson nicht genug Freude unter dem schwarzen Strich stehen, sollte man sich einfach direkt Richtung Bett aufmachen. Dein Bett hat Verständnis. Dein Bett ist wie eine Investmentversicherung. Klar, du hättest mehr Gewinn machen können—wie es dir dein Bankberater oder die Lotto-Werbung versprochen hat—jedoch ist das Ins-Bett-Fallen immer noch das viel bessere Unter dem Strich-Ergebnis als im Morgengrauen vor der ersten Bim von der kilometerweit entfernten Nightlinestation frustriert nachhause zu stapfen. Wenn du einfach akzeptierst, dass dein Abend nichts mehr wird kannst du Schadensbegrenzung betreiben und versuchen deine riesige „To Watch"-Liste abzuarbeiten. Obwohl du ziemlich sicher nach 30 Minuten einschlafen wirst. Wenigstens wachst du dann ausgeschlafen und nur etwas nach Rauch riechend auf und hast noch einen weiteren Tag vor dir an dem du versuchen kannst, dein Spaßdefizit aufzuholen.

Was lernen wir also daraus? Es passieren gute Dinge nach 02:00 Uhr. Wenn davor jedoch nur schlechte Dinge passiert sind, werden aber auch nach 02:00 Uhr nur schlechte Dinge passieren. Wie mit unserer Mortalität müssen wir auch mit diesem soziodynamischen Naturgesetz unseren Frieden machen. Es ist dem modernen Partygänger empfohlen, nicht zu versuchen die Welt zu verändern—ihr wisst wie nervend dieser eine hypermotivierte Typ auf Speck um 03:00 Uhr Nachts ist—sondern sich möglichst gut zu arrangieren. Nicht jedes Wochenende muss legendär sein und solange man nicht komplett aufgibt, zumindest manchmal Spaß zu haben, ist noch alles in Ordnung.

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