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Hans Entertainment: Erst Neonazi, dann Salafist und jetzt ein Ballermann-Star

Kennt ihr diesen Hans-Entertainment-Moment, wenn ihr erfahrt, dass der „Hoch die Hände, Wochenende“-Typ wirklich alles dafür tut, um beliebt zu sein?

Kennt ihr diesen Hans-Entertainment-Moment, wenn ihr erfährt, dass der Typ, der natürlich irgendwie eine armes Würstchen ist, in Wirklichkeit eine noch viel größere Wurst ist? Und wenn ihr dann erfahrt, dass das Ganze weder eine Parodie auf die Parodie, noch ein geplanter PR-Gag, sondern einfach nur „goddamn true“ ist? Der 200 Kilo-Koloss, der seit einigen Monaten als dicke und kartofflige Version von Gilette Abdi von sich reden macht und mit seinem Mallorca-Schlager durch die Republik tourt, kann nämlich nicht nur rauchen wie ein Schlot, türkische Schimpfwörter falsch aufsagen oder im Kettenkarussel von „Thug Life“ reden, er ist auch offensichtlich sehr bemüht, neue Freunde zu finden. Auf welche Art und Weise auch immer.

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Und wenn man das begriffen hat, dann bleibt einem das Lachen irgendwie im Hals stecken. Auch wenn er natürlich geradezu darum bettelt, verarscht zu werden. Das sieht ein Großteil der Facebook-User allerdings anders: Über 400.000 Menschen haben die Seite inzwischen abonniert, die bis auf kurze Intermezzi von Lukas Podolski, Jimi „Blaue Lagune“ Ochsenknecht oder anderen Größen ihrer Zeit, einzig und allein mit Selfie-Videos des bemitleidenswerten Jungen aufwartete.

In letzter Zeit sah man ihn dann allerdings öfters bei den üblichen Verdächtigen, also Menschen, die sich nicht wirklich schämen, den offensichtlich sehr einsamen Christopher Hans (so sein bürgerlicher Name) mal ein paar Sekunden vorzuführen. So trat er etwa im Sido-Tourblog auf, wettete 100 €, dass er 10 Cheeseburger in 20 Minuten essen kann, verlor und jammerte daraufhin vor laufenden Kameras, dass Sido ihm doch das Geld wiedergeben möge, ansonsten müsste er sich das Geld bei seiner Mutter wieder holen, da diese seine Kasse verwalte. Oder er tanzte zusammen mit dem Playmate des Jahres Sarah Nowack auf einer Wiesn-Party, aufgebahrt in der Mitte des Raumes, als lebendes Kuriosum. Verständlich, dass sich der „Entertainer“ in einer vom SWR gefilmten Szene vorher wie folgt äußert: „Ich werd' voll sein heute Abend.“ Sein Manager versuchte zwar noch, das Ganze abzuwenden, aber offenbar sind Jobs wie diese, umringt von „Amena Koy“ brüllenden Pseudo-Promis, einfach nur hackedicht zu ertragen. Irgendwann folgt dann noch der Partykracher „Hoch die Hände, Wochenende“, das Publikum ist jedoch eher an Selfies mit dem 1,90-Mann interessiert statt an seinen Sangeskünsten. Surprise, surprise!

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Es ist jedoch nicht der erste Versuch von Hans, auf den Brettern zu stehen, die die Welt bedeuten. Eine Zeitlang konnte sich der Baden-Württemberger offenbar vorstellen, mit so grundsympathischen Typen wie Sven Lau (einem der „Star-Salafisten“ neben Pierre Vogel, den er wohl ebenfalls traf) zusammen auf Tour zu gehen. Ein Video, das ihn und Sven Lau auf dem Kartoffelmarkt (kannst du dir nicht ausdenken!) zeigt, ist inzwischen relativ bekannt. In einem „Beate von Schwiegertochter gesucht“-Gedächtnisoutfit steht Hans unbeholfen auf der Bühne vor 200 schreienden Salafisten und spricht die, ihm offenbar ziemlich unbekannten, arabischen Sätze des islamischen Glaubensbekenntnis nach. Während er auf der Bühne behauptet, keinerlei Gegenleistung dafür zu bekommen, sagt er später, die Islamisten um Lau hätten ihm eine Frau versprochen, wenn er nach Syrien geht, um dort zu kämpfen. Immerhin ein besseres Angebot als jenes, welches Deso Dogg in einer einer Videobotschaft an die potentiellen, deutschen Kämpfer sandte: „Kommt zu uns in den Djihad, wir haben Pepsi und Basmati-Reis.“ Eventuell wäre Hans Entertainment auch auf dieses Angebot eingegangen.

In einem Interview mit Fudder gesteht Hans ein: „Ich kann gar nicht sagen, was mich da geritten hat. Das war eine Phase von mir—genauso wie ich auch eine rechtsradikale Phase hatte.“ Jetzt wird es richtig verwirrend. Denn in einem seiner ersten Videos lamentiert der Facebook-Promi wie gewohnt herum—allerdings vor einer Reichskriegsflagge, die offenbar in seinem eigenen Zimmer hängt. Während das Managment abwiegelt und von dem fehlgeschlagenen Versuch spricht, „seinen gefallenen Großvater zu ehren“, gibt Hans reumütig zu: „Ich bin da von einem Unglück ins andere gefallen.“

Er scheint noch nicht begriffen zu haben, dass ihm das Schlimmste noch bevor steht: Spätestens in ein paar Monaten, wenn die Dorf-Diskotheken und Ballermann-Party-Veranstalter genug von ihm haben und auch das x-te „So true“-Video niemanden mehr interessiert, wird er sich fragen müssen, was jetzt, so ganz ohne Schulabschluss, kommen soll. Und trotzdem: Ich denke, wir werden noch eine Menge von Hans Entertainment mitbekommen—auf welchem Wege auch immer.

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