Das erste Date mit ... Sean Paul

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Das erste Date mit ... Sean Paul

Ich habe den Dancehall-Star an einer Hotelbar aufgegabelt, um mit ihm über Nirvana, Zungenküsse und die Nachricht vom eigenen Tod zu sprechen.
Emma Garland
London, GB

Ich werde hier jetzt nicht unnötig die Klugscheißerin spielen. Du weißt, wer Sean Paul ist. Egal ob „We Be Burnin'", „Get Busy", „Temperature", „Gimme the Light", „Breathe" mit Blu Cantrell, „Baby Boy" mit Beyoncé oder sein Feature in „Cheap Thrills" von Sia, das einem den ganzen Sommer über aus heruntergelassenen Autofenstern und Strandbars entgegenschallte, wahrscheinlich verbindest du einen einschneidenden Moment deines Lebens mit einem Sean Paul-Song. Vielleicht hast du eins seiner Lieder mal bei einer Karaoke gesungen, nur um es kurz darauf wieder bereut zu haben. Dein Patwah ist definitiv ausbaufähig. Vielleicht hast du deinen aktuellen Partner kennengelernt, als du deinen Hintern im Club zum mitreißenden Rhythmus von „Ever Blazin" an ihn gepresst hast. Vielleicht warst du auch ziemlich high und hattest zu Dutty Rock eine tiefgreifende Erkenntnis, die deine komplette Weltsicht auf den Kopf stellte. Wie auch immer, Sean Paul ist Sean Paul und hat sich seinen Namen verdient.

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Seine typische Kombination aus Bandana, Baggyjeans und Cornrows, die sein frühes Image dominierte, ist mittlerweile verschwunden. Aber Sean Paul hat einfach die ausdauernde Anziehungskraft eines sehr, sehr guten Drinks. Sein Gesang ist sanfter als Hennessy, der einen Delphinrücken runterperlt, und er ist der international erfolgreichste jamaikanische Dancehall-Künstler überhaupt. Und jetzt da Dancehall-Rhythmen durch so ziemlich jede große Hitmaschine von Drake bis Justin Bieber wieder ihren Weg in die Charts gefunden haben, ist es nur gut und richtig, Sean Paul wieder mehr in den Mittelpunkt zu rücken. Aber wer ist Sean Paul wirklich? Was treibt Sean Paul an?

Wie sich herausstellt, ist Sean Paul jemand, der an der Bar Apfelsaft bestellt, weil er seit einem Jahr keinen Alkohol getrunken hat. Einer seiner Lieblings-Songwriter ist Kurt Cobain. Sean Paul kommt außerdem mit einem Haufen jamaikanischer Patties im Arm zum Treffen, die er fröhlich unter allen Anwesenden verteilt. Gleichzeitig hält er die andere Hand frei, um damit einen Tennisball festzuhalten—aus Gründen, die er nicht zu erklären braucht, denn er ist Sean Paul. Ich weiß das alles, weil mein Chefredakteur ihn vor Kurzem darum gebeten hatte, sich mit mir auf ein Date im Londoner Sanderson Hotel zu treffen. Dort saßen wir in einem Raum dekoriert mit Ölbildern von Hunden und unterhielten uns über Knutschen, Nirvana und wie 2006 alle dachten, dass er gestorben sei. Und so ist es gelaufen.

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Hi, Sean Paul. Wie geht es dir?
Mir geht es gut, danke! Schöner Haarschnitt!

Danke!
Meine sind noch etwas kürzer als deine.

Meine waren letzte Woche auch noch kürzer, aber dann dachte ich mir, dass ich sie wachsen lasse. Du weißt schon, für das Date.
[lacht]

Übrigens, danke für die Patties!
Kein Problem. Bist du Vegetarierin?

Veganerin, also nah dran.
Ich habe vor Kurzem für anderthalb Wochen so eine Saftkur gemacht. Fünf Säfte am Tag. So ein Detox-Ding. Orange, Kurkuma, Paranuss, Leinsamen und Kokosnuss; grüner Saft mit Zitronengras drin. Gutes Zeug. Als ich mit der Diät aufgehört habe, habe ich angefangen, mich etwas vegetarischer zu ernähren. Ich esse immer noch Fleisch aber viel weniger als früher. Meine Mutter ist auch seit sechs Jahren Vegetarierin.

Glaubst du, dass du jemals ein richtiger Vegetarier wirst?
Ich weiß nicht. Als ich in Indien war, dachte ich das. Alles schmeckte super! Seit dieser Diät bin ich nach L.A. und hatte keine Lust auf Fleisch. Also hatte ich nur einen Salat, eine Suppe und ein Sandwich—und ich fühlte mich super. Aber heute habe ich dann einen Rindfleisch-Patty gelesen, also …

Wie war dein Tag sonst so?
Gut! Also wirklich gut. Hier gibt's gute Drinks [lacht]. Wir sind gerade vom Bestival zurückgekommen. Das war abgefahren. Ich hätte nicht gedacht, dass mein Empfang dort so verrückt werden würde. Da sind alleine 50.000 Zelte auf dem Festival und entsprechend mehr Leute auf dem Gelände. Tolle Energie. Ich hab's geliebt. Als ich diesen Morgen zurückgekommen bin, habe ich noch ein bisschen geschlafen und mir danach im Internet Dokumentationen über Dancehall angeschaut—was gerade bei bestimmten Künstlern passiert und so—und ein paar über HipHop. Ich mache das oft. Und das habe ich so lange gemacht, bis es Zeit war, Tennis zu spielen.

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Du spielst Tennis?
Ja! Ich spiele jetzt nicht wirklich um Punkte, sondern lasse mich von einer Person trainieren. Ich mache das jetzt seit fünf Jahren.

Deine ganze Familie ist ziemlich sportlich, oder? 
Ja, ja. Schwimmen und so.

Erinnerst du dich noch an dein allererstes Date?
Das erste Date … Das muss im Kino in Jamaika gewesen sein. Wir hatten eins in der Nähe des Flughafens und da haben wir eine Menge Filme gesehen. Unsere Eltern haben uns dorthin gefahren und wir sind dann auf die Tribüne gegangen, um nebeneinander zu sitzen. Ich hatte mein erstes Date und meinen ersten Kuss ziemlich sicher in dem Kino da.

Welchen Film habt ihr gesehen?
Das muss 1987 gewesen sein … Die Fliege, glaube ich?

Sexy!
Das war mein Jahr. Du weißt schon diese Zeit, in der du mit dem Daten, dem Küssen und dem Händchenhalten anfängst …

Und nach ein paar Stunden gemeinsamen Abhängens ist plötzlich jemand deine Freundin.
Genau! Jetzt läuft das alles viel entspannter. Wir haben ein Wort in Jamaika für Zungenküsse. Wir nannten es „throats" [Rachen]. Habt ihr das hier auch?

Nein, aber ich liebe es. Wir sagen stattdessen „snog" [knutschen].
Snog! Das ist ähnlich. Wenn ich heute „throats" oder „throatsin" zu jemand Jüngerem sage, sind die so: „Was?! Warum nennst du das so?" Ich schätze, weil man dabei so weit tief im Rachen der anderen Person ist …

Hattest du jemals Probleme, Frauen anzusprechen?
Ja, es kommt schon mal vor, dass man nervös wird. Es hängt von der Situation ab. Ich bin meiner Mutter sehr nahe und sie hat mich so erzogen, wie ich mich ihrer Meinung nach benehmen sollte. Sie sagte, dass ich sowieso nur ich selbst sein kann. Dementsprechend bin ich auch relativ entspannt dabei. Manchmal wir man aber nervös. Als ich gehört habe, dass das hier ein Date werden würde, dachte ich nur so: „Verdammt…. Ich werde an meiner Taktik arbeiten müssen!"

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Was für Moves hast du denn?
Damals in der Kinozeit war das so was wie: „Oh, da ist etwas an deinem Ohr [macht Kussgeräusche]." Mittlerweile bin ich da aber etwas eleganter geworden.

Ich muss gestehen: Ich habe gar keine Moves.
Das ist OK. Lass dich einfach treiben.

Wenn du eins von beiden aufgeben müsstest, Sex oder Essen, was wäre es?
Wow!

Ich weiß.
Das ist eine schwierige Frage. Wenn ich mit dem Essen aufhöre, würde ich doch sterben, oder?

Nach einer gewissen Zeit, ja.
Aber andererseits … Wenn ich Sex aufgeben würde, würde ich wahrscheinlich noch schneller sterben. Ich glaube, dann höre ich einfach mit dem Essen auf und sterbe mit einem Lächeln im Gesicht.

Wo hast du gefeiert, als du jünger warst?
Meine Tante besaß zur Hälfte ein Soundsystem und wir hatten eine große Wiese im Vorgarten. Zu Halloween gab es immer eine Puttin' on the Hits-Party. Habt ihr die hier auch?

Ja, so was wie die Mini Playback Show aber für Erwachsene und zu Hause?
Genau! Die Gäste taten dann so, als wären sie Boy George und so. Es war lustig. Es gab welche im Oktober, zu Weihnachten, im Sommer und zu Ostern. Das war also meine erste Begegnung mit Partys als ich klein war. Ich liebte es, beim Aufbau zuzuschauen—wo die Tanzfläche hinkommt, wo die Lautsprecher hinkommen. Es war dann immer so: „OK, Kinder, wenn es losgeht, geht ihr in eure Zimmer, schaut Fernsehen und esst Süßigkeiten. Aber bleibt nicht zu lange auf …" Aber ich bin immer draußen geblieben. Ich liebte es, die laute Musik in meinem Brustkorb zu spüren und die wunderschönen Frauen zu sehen. Die Leute hatten richtig Spaß."

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Du veranstaltest eine Party und kannst jeden einladen, den du willst—tot oder lebendig. Wer wäre das?
He-hey! Verdammt. Ich würde Jimi Hendrix einladen … und Cindy Crawford. Große Persönlichkeiten wie Muhammed Ali müssen natürlich auch dabei sein. Außerdem Menschen, zu denen ich aufschaue, die ich aber noch nie getroffen habe. Michael Jordan zum Beispiel. Ich bin ja so ein Sport-Typ. Ich fülle gerne Sportler mit Alkohol ab und schaue dann, was passiert. Meine Familie und Freunde müssen natürlich auch dabei sein.

Gute Wahl. Ohne Freunde und Familie ist es keine echte Party … oder ohne Cindy Crawford.
Ja, sie muss einfach da sein.

Ich habe gehört, dein Partytrick wäre es, einen Handstand zu machen und andere dazu zu bringen, die ich umzustoßen.
Was? [lacht] Das ist witzig. Wo hast du das her?

Es steht auf deiner Wikipedia-Seite.
Alter, Wikipedia ist so lustig. Einmal habe ich einen Wikipedia-Eintrag über mich gelesen. „Sean Paul hat dies und das gemacht … und ist 2006 gestorben." Ich dachte nur: „Verdammt, ich bin tot!" Es war ein ziemlicher Schock, das auf diese Weise zu erfahren. Es gab mal eine Zeit, in der ständig irgendwelche Leute unter jedes neue YouTube-Video von mir geschrieben haben: „Ich dachte, der ist tot?!"

Abgesehen von deiner Todesnachricht, welches war das bescheuertste Gerücht, das jemals über dich in Umlauf war? 
Dass ich kein echter Jamaikaner bin. Es ist jetzt vielleicht nicht so bescheuert, weil ich wahrscheinlich nicht wie der typische Jamaikaner aussehe, aber es nervt mich. Die Leute denken, ich hätte mir den Akzent zugelegt oder so. Aber das stimmt nicht. Ich bin dort aufgewachsen und lebe auch heute noch dort.

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Welche sind deine Lieblingssongs?
Ich habe sehr verschiedene … Songs von Bob Marley, The Beatles, Kurt Cobain … Ich kann jetzt nicht behaupten, jeden Rocksong gehört zu haben, aber Nirvana finde ich super.

Oh, wirklich? Was magst du an ihnen?
In den frühen 90ern habe ich einfach etwas anderes gebraucht. Ich bin ein großer HipHop-Fan, aber damals wiederholte es sich für mich einfach alles. Ich habe auch immer Dancehall gehört—ich liebe Dancehall. Aber Kurt Cobain—so viele seiner Melodien und Harmonien erinnerten mich an die Beatles, die meine Mutter viel gehört hat. Die Foo Fighters habe ich nie so intensiv gehört. Da fehlt mir [Kurts] Stimme. Ich höre seine Alben heute noch.

Kurts Tante hat ihm anscheinend seine erste Gitarre gegeben und ein paar der ersten Songs, die er gehört und gelernt hat, waren von den Beatles.
Ja? Dieser Song „all in all is all we are …" [singt] erinnert mich extrem an die Beatles.

OK, ich glaube, wir müssen unser Date hier beenden, bevor ich gleich durchdrehe. Sean Paul singt mir Nirvana-Songs vor! Können wir das wiederholen? Kann ich vielleicht deine Nummer haben?
[lacht]

Alle Fotos von Christopher Bethell.

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