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„Ich verstehe keine Welt, in der Bier legal ist, aber Kiffen nicht“—MoTrip im Interview

MoTrip hat nicht nur ein neues Album draußen, sondern auch eine Meinung zur Legalisierung von Gras.

Mohamed el Moussaoui ist keiner, der mit seiner Meinung hinterm Berg hält oder sich für Interviews in ein eisernen Panzer hüllt, der seine Privatperson von seiner Künstler-Identität als MoTrip trennt. Im Gegenteil: Als wir uns letztens in Berlin mit ihm trafen, um mit ihm über sein kürzlich erschienenes Album Mama zu unterhalten, landeten wir schnell auch fernab der Musik. Eine Zeit lang sprachen wir ausführlich über das im Rap gerne und oft herbeizitierte Grünzeug. Da wir über das selbe Thema auch mit LX & Maxwell von der 187 Straßenbande sprachen, hier nun MoTrips Blickwinkel auf die Frage, ob man das Hanf freigeben sollte oder nicht.

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Noisey: Dein Song „Wie ein Dealer“ handelt ja nicht direkt vom Ticken, aber zumindest scheint dir das Thema nicht ganz fremd zu sein.
MoTrip: Stimmt. Eines will ich dazu erstmal ganz grundsätzlich sagen: Ich habe den Track nicht gemacht habe, weil ich jetzt Gangster-Rap für mich entdeckt habe, sondern weil ich heute endlich komplett zur mir stehen kann. Ich verleugne mein Umfeld einfach nicht mehr. Und ja, es ist nicht so, als würde ich einfach irgendwelche Dealer ganz flüchtig kennen. Das ist für mich keine komplett andere Welt, von der ich in dem Song erzähle. Und weil sie ein Teil von mir ist, rede ich auch darüber.

Wie stehst du denn zur Legalisierung von Cannabis?
Ich verstehe keine Welt, in der Bier legal ist, aber Kiffen nicht. Alkohol halte ich für gefährlicher als THC, weil es dich viel unkontrollierbarer und dadurch auch gefährlicher macht. Was passiert nicht alles auf Alkohol. Aber Kiffergruppen, die rumlaufen und Leute verprügeln, die kenne ich nicht. Das soll nicht heißen, dass Gras harmlos ist. Ich habe damit selbst jahrelang meine Erfahrungen gemacht und weiß genau, wovon ich rede. Ich habe viele Freunde, die als konkretes Beispiel dafür dienen könnten, wie negativ das auch enden kann. Man kann sein Leben auf jeden Fall verkiffen.

Wie äußert sich das?
Es kann halt deine Psyche ficken und dich auf deinem Lebensweg aufhalten. Kiffen fördert eine Was-du-heute-kannst-besorgen-das-verschiebe-auf-übermorgen-Mentalität. Das passiert aber auch, wenn du jeden Tag zu viel Bier trinkst. Aber ein Bier in der Woche tut nichts und ein Joint in der Woche meiner Meinung nach auch nicht. In einer Welt, in der man sich nach Feierabend ganz legitim ein Bier holen kann, muss man sich auch legal einen Joint holen können.

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Ab wie viel Jahren sollte Cannabis denn deiner Meinung nach legal zugänglich sein?
Aufgrund der negativen Effekte würde ich nie sagen, dass Gras für jeden zugänglich sein soll. Kinder müssen natürlich davor geschützt werden. Man sollte das mindestens so streng wie Zigaretten handhaben, vielleicht noch etwas strenger—erst ab 21 vielleicht. Denn mit 18 ist man eher noch so drauf, dass man unbedingt alles ausprobieren will, was man als Erwachsener darf. Dann will man Bier trinken, Kaffee trinken und Zigaretten rauchen. Dass man dann noch etwas Bedenkzeit dafür eingeräumt bekommt, ob man mal kiffen möchte oder nicht, fände ich schon gut. Die Leute mit 21 kiffen zu lassen, fände ich aber echt nicht schlimm. Das Legalisieren an sich fände ich also okay, und natürlich müssste man genauer gucken, wie das dann laufen soll. Unsere holländischen Kollegen kriegen das ja auch hin. Ich wohne in Aachen, also direkt an der Grenze. Ich habe in Holland in meiner Jugend viel Zeit verbracht.

Ist es in Holland nicht sogar so, dass die Jugendlichen gar nicht so viel kiffen wie anderswo in Europa?
Die kiffen weniger, weil es nicht mehr so interessant und nicht verboten ist. Kennt man ja—die verbotenen Früchte. Die kommen nach der Arbeit in den Shop, rauchen sich einen, sind todesentspannt und gehen nach Hause. Die haben einen ganz anderen Umgang damit.

Sagen wir mal, dass das ein Vorteil ist—was wären weitere Vorteile einer Legalisierung?
Man hätte weniger Probleme mit gestrecktem Stoff. Wenn du es in der Apotheke kriegen würdest, wäre der natürlich sauberer. Jedenfalls könnte man die Qualität kontrollieren. Noch ein Vorteil wären maßlos hohe Steuereinnahmen. Der wichtigste Punkt ist aber, dass einem die Freiheit gelassen wird. Wir reden hier von Freiheit und von nichts anderem. Man kann nicht diktieren, dass Alkohol, der dich im schlimmsten Fall töten kann, erlaubt und Kiffen verboten ist.

Aber kann man bei Drogen immer mit Freiheitsrechten argumentieren?
Natürlich nicht. Ich verstehe, warum beispielsweise Heroin nicht frei zugänglich sein sollte. Für Sachen, bei denen man definitiv sieht, dass es einen körperlich oder geistig tötet, muss es Gesetze geben. Aber Kiffen ist, wie wissenschaftlich nachgewiesen, nicht schlimmer als Alkohol, wenn nicht sogar harmloser. Aber abschließend muss ich auf jeden Fall noch mal sagen: Ich will das Kiffen nicht verharmlosen. Ich weiß, was das mit einem machen kann. Es ist aber generell so, dass man nichts übertreiben darf. Auch Zucker oder Chips sind in großen Mengen nicht gut. Maßlosigkeit ist immer schlecht. Eine Legalisierung von Weed hätte aber, so denke ich, mehr Vorteile als Nachteile.

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