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Der neue Emo-Gott: nothing,nowhere. ist die Antwort auf die Frage, wie Emo 2017 klingen muss

Der Emo-Rapper hat zusammen mit Dashboard Confessional ein Musikvideo veröffentlicht, dass uns ab der ersten Sekunde mit unseren eigenen Erinnerungen konfrontiert.

Wie wäre es wohl, mal an die alte Schule zurückzukehren? Noch einmal die grell erleuchteten Flure entlanggehen, die man all die Jahre mit immer größeren Füßen entlang gestapft ist. Mal mit gesenktem Kopf wegen schlechter Noten, mal aufgekratzt rennend, mal verträumt an den Schwarm denkend. All die Erinnerungen mit jedem Quadratmeter dieses Gebäude wachrufen. Erinnerungen an eine Zeit, die so verfickt kompliziert und doch so wunderbar einfach war. Genau das macht nothing,nowhere. in seinem neuen Video zu "Hopes up" und zieht uns damit schon nach wenigen Sekunden in einen wohligen Sog der Nostalgie.

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Viel ist über nothing,nowhere. nicht bekannt. Das ist eben ein anonym bleibender Typ, der für seine "Beats" Trap-Elemente mit Gitarren-Sounds verbindet, die klingen, als hätten sich Mitglieder der Emo-Helden Brand New, Death Cab For Cutie oder Mineral in einer Garage eingeschlossen, um mal gemeinsam so richtig heißblütig zu leiden. Es ist ein ähnliches Konzept wie auch sein Emo-Rap-Kollege Lil Peep verfolgt, nur klingt nothing,nowhere.s Gesang deutlich stärker nach den genannten musikalischen Vorbildern. Nicht ohne Grund ist er auf Equal Vision gesignt, dem Label, auf dem auch Indie-Emo- und Hardcore-Bands wie Saves The Day, Say Anything oder Being As An Ocean drauf sind.


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Dass er sich auf die Sehnsucht nach der Vergangenheit spezialisiert hat, wissen wir spätestens seit seinem im Mai erschienenen Video zu "Clarity in Kerosene". Darin verliert sich ein Jugendlicher in alten Aufnahmen seiner Jugendliebe und erinnert uns daran, wie schmerzhaft doch das Festhalten an Vergangenem sein kann. Im neuen Video "Hopes up" setzt nothing,nowhere. noch einen drauf. Er selbst besucht seine alte Schule und immer wieder werden alte Videos seiner Freundin und ihrer gemeinsamen glücklichen Erlebnisse eingespielt, die sie an diesen Orten erlebt hatten.

Zeilen wie "When I think of love I see your face / But when I think of you I think of pain" mögen wahnsinnig überzeichnet und kitschig selbstbemitleidend klingen, aber, verdammt, wenn man nun mal Liebeskummer hat, fühlen sich Klischees eben gerade richtig an. Erst recht, da in der heutigen Zeit viel zu oft Emotionen wegironisiert werden. Wenn dann plötzlich noch Dashboard Confessionals Chris Carrabba singt, ist alles vorbei. nothing,nowhere. konfrontiert uns in seiner Welt der bittersüßen Nostalgie mit unseren eigenen Flashbacks. An all die Zeiten, an deren wir als Pubertierende irgendwelchen Menschen nachgewärmt haben, all die ersten Male hatten, uns manchmal wie der depressive Protagonist aus Billy Talents "Nothing To Lose" fühlten und wir Dashboard Confessionals Hit "Hands Down" auf dem Nachhauseweg gehört haben.

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Dass in einer Zeit, in der "Emo" nur noch als 00er Jugend-Phänomen der Marke "Like, wer alle Songs noch kennt!" ausgeschlachtet wird, uns ein neuer Artist derart treffen kann, zeigt uns: So muss Emo 2017 also klingen.

Bisher hat nothing,nowhere. nur ein paar EPs veröffentlicht. Wir warten weiter süchtig auf ein Album. Bis dahin läuft "Hopes Up" in Dauerschleife.

Julius ist auch auf Twitter: @BackToSchoolius

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