So wird Horst – der neue Club in Wien – aussehen

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Rudis Brille

So wird Horst – der neue Club in Wien – aussehen

Wir haben den Machern alle wichtigen Fragen gestellt und zeigen euch Fotos von der Baustelle, die am 16.9. als Club eröffnet wird.

Alle Fotos: Claudio Farkasch/Lichtschalter

Es gibt ihn also – den nächsten neuen Club in Wien. Wenngleich auch wieder nur als PopUp. Aber dafür mitten in der Stadt. An einem Ort, an dem viele ihre Jugend versoffen und das Geld ihrer Eltern verprasst haben. Damals in den Neunzigern, ich glaube, es waren sogar noch die Spätachtziger, verlor ich mich schon in seinem Keller: Das P1 war damals Wiens ultimativste Disco, lange vor Techno und der heutigen Elektronikschwemme.

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Englische DJs legten auf, sprachen zwischen den Songs noch irgendwas Cooles in ihrem Idiom und man fühlte sich als Bauernbub vom Land irgendwie in einer anderen Welt. Als die Karawane der damals sorgfältig hofierten Szenemenschen weiterzog, verlor auch das P1 an Bedeutung. Später dann wurde daraus das Empire, das am Anfang Österreich mit einer Mischung aus House, Dance und Kommerz eroberte, aber dazwischen auch Technoikonen holte und am Ende unterging, wie eben das gesamte Empire-Imperium. Seit Mitte der Nullerjahre liegt die Location im Dornröschenschlaf unter der Rotgasse. Wobei Dornröschen auch schon mal besser aussah, denn es ist lange her, dass dort getanzt wurde.

Nun hatte ein Team aus unterschiedlichsten kreativen Köpfen die Idee und wohl auch die Mittel, dem Innenstadtkeller eine letzte Frischzellenkur zu verpassen. Das Lokal wird in Bälde als Horst wieder auferstehen. Und bereits wissen, wann er wieder ins Grab muss – endgültig. 2018 ist nämlich Schluss, ein Investor kaufte das Gebäude und wird 2018 ein Hotel daraus machen. Dann wird nur mehr der Geist von Horst herumspuken, denn einen Club wird es zu unseren Lebzeiten dort keinen mehr geben.

Ich durfte bereits eine Begehung machen und war erstaunt, dass es noch keinen hämmernden, stemmenden Bautrupp gab. Aber so muss das wohl sein, in Zeiten wie diesen- Improvisation ist alles und bis zum Opening Day am 16.9. ist alles fertig, wird mir eifrigst versichert. Zwei der Macher – Lukas und Benny – haben sich meinen Fragen gestellt. Wohin geht also die Reise mit Horst? Wird ein Club im Herzen Wiens überleben können, auch wenn er nur temporär geöffnet haben wird?

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Noisey: Nun kommt also Horst- in den Räumlichkeiten des alten P1 und Empire?
Wie kam es dazu?
Lukas und Benny: Wir würden es als eine Aneinanderkettung glücklicher Zufälle bezeichnen. Der Club hätte ursprünglich ein paar Stockwerke über dem Straßenniveau entstehen sollen, allerdings mit einem anderen Konzept und mehr Bar als Club. Nach der ersten richtig großen Hausführung wurden wir beiläufig gefragt, warum wir uns das oben überhaupt antun wollen und nicht hier unten in diesen ehrwürdigen Räumlichkeiten etwas machen wollen. Mit der Zeit mussten wir immer öfter an die Location denken und dann ging alles ganz schnell: Ein weiterer Besichtigungstermin, zwei Stunden Herzklopfen, hunderte Ideen, die gleichzeitig aus uns raussprudelten. Und zirka eine Stunde intensive, emotionale Gespräche über die guten alten Zeiten, über den Ort, an dem ausnahmslos alle von uns ihre Jugendsünden begingen. Von da an war klar, wohin die Reise geht.

"Horst" ist ein lustiger Name, wem ist das eingefallen?
Die Namensfindung entwickelt bei einer so einer großen Geschichte eine ganz eigene Dynamik. Jeder will derjenige sein, der den perfekten alles umschreibenden Namen kreiert. Zirka 200 Vorschläge später, die sich zu Beginn alle extrem gut angehört haben, schlussendlich aber doch wieder über den Haufen geworfen wurden, haben wir alle Freunde eingebunden und Horst offiziell zum absoluten Sieger gekürt. Jeder versteht es und jeder kann es in allen Zuständen aussprechen – "Horst" war geboren.

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Habt ihr die geschichtsträchtigen Orte davor alle gekannt? (Anm.: P1 und Empire)
Ja sicher. Und egal, wen man heutzutage auf diesen Ort anspricht, bei jedem setzt instant ein kleines Grinsen ein. Sogar bei dir als alten Techno-Titanen kräuselten sich die Lippen, wir haben das genau gesehen.

Wer steht hinter Horst, gibt es eine Art Team, das die Corporate Identity austüftelt? Was will Horst sein? Oder besser, wer?
Unser geliebter Freund Axel Walek, der auch beispielsweise das alte Pratersauna- und aktuelle Lighthouse Festival-Konzept ins Leben gerufen hat, ist hier federführend. Mit Claudio Farkasch von Lichtschalter haben wir den richtigen Fotostil. Als wir das erste Mal das Logo zu Gesicht bekommen haben, waren wir alle sprachlos. Uns war bis zu dem Zeitpunkt nicht bewusst, dass man aus Horst so viel raus holen kann.

Der Club soll wird ja eine temporäre Geschichte sein. Gibt es Ideen, das Projekt fortzusetzen, wenn es sensationell läuft?
Der Fokus liegt momentan auf dem von der Immobilienfirma vorgegebenen Zeitraum. Es ist beschlossene Sache, dass die Clubräumlichkeiten in absehbarer Zeit für immer und ewig verschwinden werden und an deren Stelle eine Tiefgarage für das zukünftige Hotel gebaut wird. Wir schließen dieses Kapitel, wie es sich für eine Venue dieser Art mitten in Wien gehört. Man darf sich also auf die kommenden Monate freuen. Ob Horst zukünftig weiter besteht oder gar in eine andere Stadt oder ein anderes Land ziehen wird, das wird sich noch weisen – momentan sind unsere Gedanken bei den Umsetzungen der nächsten drei Wochen, denn ein klein wenig ist ja doch noch zu tun.

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Wann wird nun endgültig eröffnet? Bei der Begehung war ja noch ein wenig der Geist des Empire zu riechen.
Um ehrlich zu sein, waren wir im Empire jedes Mal viel zu bedient, als dass wir uns an konkrete Gerüche erinnern könnten. Eröffnet wird am 16. September. Ausgemalt haben wir schon. Zur Hälfte.

Was erwartet uns programmatisch? Ihr wollt ja die Tage unterschiedlich programmieren.
Der Fokus soll auf die einzelnen Tage gelegt werden, um in unterschiedlichen Segmenten einfach mehr bieten zu können: Freitags wird immer elektronisch gestaltet sein – da wir ja aus dieser Ecke kommen. Viele der liebsten Crews, die Wien bis dato schöner gemacht haben, sind bereits an Board. Samstags gibt's Disco und zwar Super Disco. Der Name ist Programm – weil wir das Gefühl haben, dass die Stadt mehr Happiness braucht. Mit dabei sind beispielsweise die Etepetete-Mädels, die in Kroatien auf einem ganz bestimmten Floor, auf einem wunderschönen Festival, seit mehreren Jahren beweisen, dass Disco auch mehr sein kann, als eine plumpe 80er/90er Party. I say disco, you say Horst, oder so irgendwie.

"Der Druck kommt von vorne, an eine Großraumdisko erinnert hier nichts mehr."

Wie wird das Interieur sein, das Empire war ja am Ende doch auch eine relativ kommerzielle Angelegenheit? Werden die Getränke auch für die Bierdosengeneration leistbar sein?
Das Schönste an unserer gesamten Veranstaltungshistorie, ist dieser rießengroße Pool an unfassbar kreativen und handwerklich begabten Leuten, die wir in dieser Zeit kennenlernen durften. Der ganze Club lebt von all den Ideen, die jene Leute in dieses Projekt miteinbringen. Die Jungs von Paranormal Unicorn, die gerade drei Installationen im Club bauen, zählen beispielsweise zu jenen Freunden, die wir auf unserem Weg hier her miteinchecken konnten. Zur Technik möchten wir noch gar nichts sagen, das muss man dann selbst erleben. Aber eins können wir verraten: Der Druck kommt von vorne, an eine Großraumdisko erinnert hier nichts mehr. Der zweite Floor wird gerade von der Spontan Techno-Crew entkernt und völlig neu aufgesetzt, die Heimlich-Crew steht bereits konzeptionell für ausgewählte Dates in den Startlöchern und von Aron aus dem Tanz durch den Tag-Kollektiv wäre eine mega Installation abholbereit. Der Club soll sich im Endeffekt für alle Leute ausgehen und ein Erlebnis für unsere Freunde, die uns beispielsweise bei den Open Airs besuchen und jene, die einfach Lust zum Feiern haben, sein. Man spürt, ob Liebe zum Detail im laufenden Betrieb gelebt wird oder nicht. Das Bier kostet Euro 4,50 und wir lassen sicher niemanden verschimmeln, schon gar nicht eine Bierdose.

Wien hat ja einen neuen Club gebraucht. Doch man hat ein wenig den Eindruck, die Szene köchelt ein wenig im eigenen Sud. Glaubt ihr, dass ihr der schwächelnden Clubszene weh tun werdet? Sprecht Ihr euch ab?
Wir sind immer schon den Weg des Miteinander gegangen. Wir sind überzeugt, dass durch dieses PopUp-Clubkonzept, wieder Leute mehr motiviert sind, in Wien auszugehen und freuen uns, eine neue Homebase für unser aller Nächte kreieren zu dürfen.

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Wen wollt ihr als Kernpublikum, wie könnt ihr es ködern? Was wären die Hauptargumente, in den neuen Laden zu gehen?
Das Ausgehverhalten hat sich verändert – die Wiener zieht es immer mehr in Bars. Die Glaubwürdigkeit in der Szene fehlt. Die Leute wollen einen Mehrwert beim Ausgehen geboten bekommen, daher wird bei uns der Fokus auf die Inszenierung des Abends gelegt. Die Gegebenheit, dass unterschiedliche Räumlichkeiten unterschiedlichen Themen gewidmet werden können, schafft eine Basis für Kreativität. Die Hauptargumente soll jeder für sich finden, für den einen ist es die Musik, der andere liebt die Drinks und wieder ein anderer findet es einfach geil, ein letztes Mal in dieser Location zu feiern. Anschauen sollte es sich einfach jeder, der reinkommt.

Der 1. Bezirk ist ja seit Ursula Stenzel nicht gerade als Hort des Clublebens berühmt geworden (außer an den Rändern). Ihr seid mitten in der Stadt. Angst von einem neureichen Anwalt mit Penthouse oder einer Politikerwitwe mit heißem Draht ins Rathaus ausgeknockt zu werden?
So ein Projekt muss furchtlos gestartet werden und furchtlos beendet werden. Nein, Scherz. Eine gesunde Portion Respekt gehört schon dazu. Sonst können wir notfalls Gästeliste und Getränkebons anbieten.

Gibt es schon Acts, die ihr uns verraten könnt, die auftreten werden?
Acts werden auftreten. Wann und wo, das kommunizieren wir vorerst nur über unsere Website. Hört sich mystisch an, Fakt ist, dass wir alles in letzter Minute machen.

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Es herrscht Wahlkampf, gut möglich, dass Sebastian Kurz oder HC Sprache auf ein Tanzerl vorbeischauen wollen. Was sagt ihr denen an der Tür?
"Basti, du bist zu klein, Heinzi, du zu blau. Wenn ihr euch küsst, lassen wir euch eventuell rein."

Gibt es schon eine Securitymannschaft und wollt Ihr eine Door Policy machen? Beispielsweise keine Männer mit Hipsterbärten?
Dann dürften wir ja nicht mehr in den eigenen Club, das würde keinen Sinn machen. Prinzipiell kann jeder kommen, wie er/sie sich am wohlsten fühlt, das geben wir nicht vor! Wozu auch? Eine freundliche Tür wird es aber geben, zu Beginn, machen wir das selbst. Wollten schon immer wie in einem guten Restaurant die Gäste persönlich begrüßen.

Horst heißt der Club, bekommen die zwei Floors dann weibliche Namen? Ich geh ins Horst und tanze bei Hannah beispielsweise?
Der zweite Floor wird von nun an liebevoll Hannelore heißen. Wir freuen uns, wenn sie fertig dekoriert ist und das Licht der Welt erblicken wird. Wir bekommen Gänsehaut, wenn wir an den Teil des Clubs denken. Oliver Rottmann, der auch Part des Heimlich Kollektivs ist, wird diesen Floor unter anderem kuratieren. Hannelore wird als eine eigene Welt den Club zu etwas Besonderen machen. Die Vorfreude steigt und zwar mit jedem Tag.

Danke für das Gespräch.
Wenn es geht, würden wir an dieser Stelle noch sagen: "Danke Mama, Danke Papa – wir entschuldigen uns bereits jetzt für alles was kommt. Wir haben euch lieb."

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