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Nieder mit der Erkältung: Musiker verraten uns ihre stärksten Grippe-Geheimrezepte

Ihr habt keinen Bock auf die nächsten 5 Monate Rotznase, Husten und Partyverzicht? Dann gebt euch diese Tipps von den Profis Dr. Rola, Dr. Juse Ju, Dr. Gurr und Dr. Flut!
Fotos: Juse Ju: Facebook, Rola: Facebook, Gurr: Marco Leitermann, Hintergrund: Pixabay | CC by 1.0 | Bearbeitung: Noisey

Seit Menschengedenken plagt unsere Spezies eine einflussreiche Krankheit: die Influenza aka die Grippe. Vor ein paar Hundert Jahren dachte man noch, dass die Ursache eine schlechte Sternenkonstellation ist. Der Virus brachte auch die stärksten Ritter zur Strecke. Dank medizinischem Fortschritt verläuft eine Grippe heute nur noch selten tödlich. Besiegt haben wir diese hartnäckigen Viren aber auch 2018 noch nicht und so dominiert er Winter um Winter die Menschheit.

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Wenn du aber in Mamas Krankheitsgrundkurs aufgepasst hast, solltest du wissen, dass viel Ruhe und heiße Brühe die Grippe lindern – und vor allem solltest du dich vor fremden Menschen, die dir die Viren erst schenken wollen, fernhalten. Jetzt stell dir aber mal vor, du bist Musiker, tourst gerade durch die Gegend und hast zu jedem Zeitpunkt Menschen um dich herum. Viele davon sind eben diese virenschleudernden Fremden. Und sie schütten virenverseuchte Flüssigkeiten aus – am liebsten aus dem Mund und in deine Richtung, wenn sie lauthals deine Songs mitsingen.

Grippe und Erkältungen auf Tour zu vermeiden, klingt verflucht hart und sie dann mit sich rumzuschleppen, noch anstrengender. Daher müssten Musikerinnen und Musiker eigentlich noch besser als deine Mama wissen, wie die Grippe nicht sie, sondern sie die Grippe in die Knie zwingen. Hier die besten Tipps von Dr. Rola, Dr. Juse Ju, Dr. Gurr und Dr. Flut.

Rolas Zaubertrank

Noisey: Wie stehst du zum Thema Erkältung als Musikerin?
Rola: Ich bekomme gefühlt vor jedem Auftritt eine Erkältung und denk mir jedesmal: Zufall?

Was ist dein Geheimrezept dagegen?
Ich hab einen Zaubertrank aus Kamillentee, Zitrone, Ingwer, Honig und Knoblauch. Klimaanlagen vermeiden und sich warm anziehen, hilft auch. Ausserdem wärme ich meine Stimme mit einem Schlauch in einer Wasserflasche auf, in die ich Töne reinblubbere. Das ist schwer zu erklären, aber das funktioniert super gut.

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Wie und wann muss man deinen Zaubertrank am besten trinken?
Den Tee trinke ich mit Knoblauch nur Zuhause und ohne auch vor einer Show. Die Aufwärmübungen mache ich sowieso immer vor jeder Show.

Wie bist du auf deinen Zaubertrank gekommen?
Bei dem Tee ist die Devise “mehr hilft mehr” und man weiß ja, dass Kamillentee gut wirkt, Honig antibakteriell ist, Knoblauch auch gut ist und Zitrone und Ingwer sowieso. Also anstatt nur einen Ingwertee zu trinken, haut man einfach alle Zutaten in die Tasse, um eine bessere Wirkung zu erzielen.

Wie gut wirkt das Blubbern?
Die Aufwärmübung wirkt richtige Wunder. Man kitzelt immer noch ein paar Prozent mehr Power aus der Stimme. Man kann damit sogar eine heisere Stimme für einen Auftritt oder kurze Zeit retten. Den Schlauch kann man übrigens im Baumarkt bekommen oder man kauft das Original von Lax Vox.

Juse Jus fünf Überlebenstipps auf Tour

Juse Ju: Die Wahrheit über die Tour-Grippe und Grippe allgemein schmerzt. Nicht wie ein Köpper in ein Kinderspielbecken im Freibad. Aber sie schmerzt. Denn es gibt keine Heilung oder echte Prävention für die Tour-Grippe. Sie ist ein Motherfucker. Ich setze deshalb nicht auf Wundermittel, sondern auf einen spießbürgerlichen Verhaltenskodex. Fünf Regeln, die dein Leben retten:

1. Enttäusche deine Kumpels.
Als Musiker kennst du in jeder Stadt irgendwelche Geister aus deiner Vergangenheit, die sich auf die Gästeliste schmarotzen. Nach dem Konzert – während du gerade am Abbauen oder Merch-Hustlen bist – wollen diese Leute mit dir 45 Tequilla trinken und dann auf eine 90er-Party. Lass dich NIEMALS in deinem ganzen Leben darauf ein! Ja, für diese Menschen bist du dann ein Weichei und hast null Rockstar-Flair. Aber fuck it.

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2. Kauf dir ein Mikrophon.
Egal wie underground und real du bist, bring dein eigenes Mic mit. Selbst, wenn es nur ein abgewixxxtes SM58 mit Spucke-Rost ist. Du gehst so sicher, dass du nur deinen eigenen Bazillen-Schlonz einatmest und nicht den eines Bakterien-Bart tragenden Metal-Grunzers, der letzten Dienstag die Venue beehrt hat.

3. Hab Desinfektionsspray on lock.
Du bist so etwas Ähnliches wie ein Künstler, deshalb wollen viele Menschen und ihre Krankheiten dir die Hand schütteln. Nimm das lächelnd hin, aber fasse dir niemals… NIEMALS danach ins Gesicht oder an sonstige Schleimhäute (harhar). Da du das nach zehn Minuten am Merchstand vergessen hast, dreh dich ab und zu, um dir dein Alk-Spray auf die Hände zu pfeffern, bis du riechst wie ein Krankenhausflur.

4. Hör auf dich.
Investier die scheiß Patte in In-Ear-Monitoring. Ja… Monitor-Wedges gibt es überall umsonst, aber irgendwann hört sich deine Stimme immer an wie ein entferntes Mars-Signal von Outta Space. Du wirst versuchen, das durch emotionales Gebrülle wieder reinzuholen. Klingt scheiße und ist der Stimmband-Fick hoch 10.

5. Sei Teil einer Late-Check-out-Gang.
Wenn du nicht eine Nightliner-Bonze bist (hallo Antilopen Gang), sollte dein Tour-Routing angenehm sein. Musst du am nächsten Morgen nur von Köln nach Bielefeld und übermorgen nach Bremen, bekommst du deinen Beauty-Schlaf. Schickt dein Booker dich allerdings in drei Tagen zwischen Kiel, Zürich und Dresden hin und her, bist du schlaf-gefickt und wirst allein aus Grumpyness krank.

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Gurr schwören auf Ibuprofen

Noisey: Was war eure übelste Erfahrung mit Grippe auf Tour?
Gurr: Bei unserer letzten England-Tour mit Shame hat unsere Bassistin Sally ein paar richtig harte Grippeviren mit in den Van geschleppt. Ich war mir eigentlich sicher, dass ich verschont bleibe, aber dann hat es mich in Glasgow komplett umgehauen. England-Touren sind eh immer eine grippale Herausforderung, weil die Venues immer super kalt sind. Ich hatte nur einen Werder Bremen-Schal mit, den ich mir dann umgebunden habe. Der Promoter kam mehrmals auf mich zu, um mich zu warnen, dass ich zusammengeschlagen werde, wenn ich den nicht abnehme. Die Farben von Werder Bremen sind anscheinend auch die von Celtic Glasgow und dieses ganze Fußball-Hooligan-Ding ist auf der Insel glaub ich noch krasser als hier. Ich meinte dann zu ihm: “Mir tut aber der Hals weh.“ Er erwiderte dann sehr besorgt: “Wenn du das nicht abnimmst, wird dir auch der Kopf weh tun.”

Was ist das Geheimrezept von Gurr gegen Grippe?
Sich zu schonen. Auch wenn es richtig banal klingt, aber man muss direkt nach dem Konzert ins Taxi springen und zurück ins Bett. Das Schlimmste, was man machen kann, ist verschwitzt beim Einladen helfen oder mit seiner angeknacksten Stimme irgendwelchen Engländern am Merchstand erklären, wo sie in Berlin unbedingt hingehen müssen. Also echt: Sofort ins Taxi, schlafen und hoffen, dass es am nächsten Tag besser ist.

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Wenn ihr jetzt ein richtiges Rezept von uns wollt, dann sag ich: Ibuprofen vorm Gig und zum Einschlafen. Von so Honig-Ingwer-Zitrone-Gebräu halt ich nicht ganz so viel. Ich habe auch irgendwo gelesen, dass Zitrone eigentlich mega schlecht für den Hals ist und das Vitamin C eh sofort unter der Hitze verschwindet. Gott, ich hoffe das lesen hier keine echten Medizinerinnen oder Chemie-Nerds.

Was hast du gegen das Gebräu?
Wenn wir bei Andreas Mutter sind, müssen wir aber auch alle so Knoblauchtee trinken für das Immunsystem. Ich glaube, da kommen zwei Knollen Knoblauch rein, heißes Wasser und Honig oder so? Aber danach konnte ich letztes Mal kein Auge zudrücken, weil mir mega schlecht war und ich super aufgewühlt war von dem Knoblauch. Kann ich also nicht wirklich empfehlen.

Und sofort nach Hause und Ibuprofen haben schon einen Gig gerettet?
Schon mehrere. Man kann sich ja vorstellen: Wir sind meistens so sechs, sieben Leute on the Road. Da schleppt immer irgendwer irgendwas an und die Immunsysteme sind angeknackst von wenig Schlaf und Anstrengung – beste Voraussetzung für die Virenparty!

Wann sollte man sich denn die Ibuprofen reinhauen?
So früh wie möglich natürlich! Spätestens aber, wenn fetter Eiter auf den Mandeln ist (sorry 4 the details)…

Flut retten mit Gelorevoice den Gig

Flut-Sänger Johannes Paulusberger sei Grippe-bezüglich der leidgeplagte in der Wiener Band. Für uns plaudert er ein wenig aus dem Nähkästchen.

Johannes: Also generell ist es wohl am Wichtigsten, gut vorzubeugen. Da schadet es mal nicht, grundsätzlich ein okayes Immunsystem zu haben, bzw. viel guter Schlaf. Wenn es aber schon zu spät ist und einen die Grippe erwischt hat, hilft es mir zum Beispiel, das Schmerzmittel "Parkemed" zum Abschwellen der Stimmbänder zu nehmen, wenn diese schon entzündet sind. Ansonsten viel Ingwer, Käsepappeltee, nicht zu heiß und vielleicht ein bisschen Honig dazu.

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Dazu fällt mir ein, wie wir vor ungefähr einem Jahr in Ostdeutschland unterwegs waren und währenddessen die Bekanntschaft mit diversen Spirituosen-Shots machen durften. Mit mir als wandelnder Leiche ging es anschließend zum Puls Festival nach Erlangen und München. Mit Hilfe der oben genannten Medikation und hunderter Tabletten "Gelorevoice" (der Name ist Programm) konnten die beiden Shows solide über die Bühne gebracht werden.

Flut spielen am 9. Oktober im Privatclub in Berlin.


Andere nette Touranekdoten:


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