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Interview

Ein bisschen Küchenpsychologie mit Jan Schulte

Wir haben versucht, den Düsseldorfer Produzenten anhand seiner vielen Pseudonyme zu analysieren.
Foto: Franz Schuier

Was erwartest du von einem Interview? Eine kurzweilige Unterhaltung mit vielen Lachern? Interessante und coole Anekdoten? Den Menschen hinter der Musik besser kennenzulernen? Tiefergehende Themen? Warum nicht einfach alles auf einmal? Jan Schulte (aka Wolf Müller, aka Bufiman, aka einer seiner vielen anderen Namen) ist jedenfalls jemand, der sich mit den schönen Dingen des Lebens auskennt. Mit guter Musik zum Beispiel. Geh einfach mal auf seine SoundCloud-Seite. Im ersten Moment fühlst du dich vielleicht von der schieren Anzahl von Tracks und Mixen erschlagen, aber dann drückst du beliebig irgendwo Play und schon wirst du die beste Musik für den Rest des Monats hören. Versprochen!

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Schulte lebt in Düsseldorf und gehört zum Kollektiv um den Salon des Amateurs. Dieses Interview mit Schulte hatten wir eigentlich schon lange geplant, aber dann kam eine kaputte Waschmaschine dazwischen, ich vergaß einmal den Termin zu bestätigen und ein anderes Mal passte es einfach nicht. Jetzt haben wir es aber endlich geschafft.

Noisey: Du bist bekannt für deine vielen Künstlernamen. Vielleicht fangen wir einfach damit an, dich anhand deiner ganzen Pseudonyme zu analysieren.
Jan Schulte: Klingt super. Leg los!

OK! Fangen wir mit Goofy Man an. Goofy heißt ja in etwa albern oder trottelig. Bist du ein Trottel?
Ich bezeichne Menschen gerne als "goofy" oder albern, aber das meine ich positiv. Wenn jemand albern tanzt oder sich albern benimmt, dann ist das ein Grund für mich, ihn zu mögen. Ich brauchte jedenfalls einen Namen für einen Bootleg-Edit. Ich denke, man erkennt immer noch, dass ich das bin.

Was ist das Trotteligste, was du in letzter Zeit gemacht hast?
Ich habe mal beim Telefonieren mein Handy gesucht. Das war vor einem Jahr, aber es könnte jederzeit wieder passieren.

Bist du tollpatschig?
Nein, ich würde mich nicht tollpatschig nennen. Ich bin allerdings von Tollpatschen umgeben.

OK. Weiter zu Bufiman. Ich habe einen Moment gebraucht, um zu merken, dass sich Bufiman auf Goofy Man reimt.
Bufiman war zuerst da. Deswegen war Goofy Man auch die logische Wahl für das andere Projekt. Die Geschichte hinter dem Namen Bufiman ist recht lang und spielt auf mehrere Witze an. Es ist eine Kombination aus zwei Worten. Für eine Erklärung bräuchte es allerdings schon einen eigenen Artikel.

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Jetzt bin ich neugierig. Versuch's kurz zu halten.
Es hat mit Bifi und Bumsen zu tun. [lacht]

Verstehe. Also eine sexuelle Ebene?
Nun, du kannst Bumsen ja auch verwenden, wenn sich jemand auf die Nase legt. Ich mag Bufiman, weil es so lustig auszusprechen ist. Wenn das ein Zeichentrick-Bösewicht wäre, würdest du ihn nicht ernst nehmen. Was Eigenwerbung angeht, ist es natürlich nicht so schlau, diese ganzen Alter Egos zu haben, aber ich sehe sie inzwischen als Teil von mir. Bufiman ist zum Beispiel der besoffene Partytyp.

Mir gefällt das ja, wenn jemand viele Künstlernamen hat.
Orlando Voorn ist da ganz gut drin. Der hat bestimmt 45. Ich habe vor Kurzem erst herausgefunden, dass Tadd Mullinix, JTC und Dabrye ein und dieselbe Person sind, obwohl ich alle seine Platten hatte. Ich hoffe, das passiert eines Tages auch mit meiner Musik.



Google Translate sagt, dass "bufi" das albanische Wort für "Eule" ist. Eulen sind wiederum ein Symbol für Intelligenz …
… und abgefahren Ohren!

… und abgefahrene Ohren. OK. Aber wie hoch ist dein IQ?
Keine Ahnung.

Grob geschätzt?
Normal.

Hast du studiert?
Ja, für drei Monate. Ich habe eine Ausbildung in einem Aufnahmestudio gemacht und dachte mir, ich muss mehr wissen. Also habe ich Musikwissenschaften studiert. Ich habe schnell gemerkt, dass das nichts für mich ist und die Schnauze voll. Stattdessen hab ich einfach angefangen, mir die Sachen selbst beizubringen. Ich habe zu mir selbst gesagt: Ich versuche, es mit meiner Musik zu schaffen, bis ich 30 bin. Wenn es nicht klappt, such ich mir etwas anderes.

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Und du bist jetzt wie alt?
31.

Es hat also funktioniert!
Ja, aber mit 28 habe ich langsam Schiss bekommen. [lacht]

OK, dein nächster Name ist Discoking Burnhart McCoolski. Ähm …
Ja, das ist eine Anspielung auf Bernhard Mikulski von ZYX Records, dem großen Label und Vertrieb. Du siehst diesen Namen auf fast allen Dance-Platten, die in den 80ern in Deutschland erschienen sind.

Klingt wie eine Simpsons-Figur.
Ich habe einen HipHop-Background. In die Richtung funktioniert es.

Wie hättest du dich denn genannt, wenn du ein HipHop-DJ in den 80ern gewesen wärst?
Ich habe mich mal Jantronix genannt – eine Anspielung auf Mantronix. Ich habe aber wieder damit aufgehört, weil sich fast niemand mehr an Mantronix erinnert.

Du machst auch noch Musik als Wolf Müller. Der Wolf ist ein gleichermaßen respektiertes und gefürchtetes Tier (habe ich im Internet gelesen) – fast wie ein Mafiaboss. Hast du jemals etwas Illegales gemacht?
Ich habe Graffiti gemacht und einmal eine Flasche Ouzo geklaut. Abgesehen davon bin ich kein Krimineller.

Hast du jemals etwas vom DJ-Pult mitgenommen, von dem du wusstest, dass es nicht dir gehört? Kabel, Slipmat oder eine Dose Limo?
Ich besitze ein paar Kabel, von denen ich mich nicht daran erinnern kann, sie gekauft zu haben. Andererseits vermisse ich aber auch diverse Kabel, von denen ich mir ganz sicher bin, sie gekauft zu haben.

Sind Kabel so etwas wie die Feuerzeuge der Musikwelt?
Ein bisschen teurer sind sie schon.

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Wie teuer war dein teuerstes Kabel?
Ich glaube 20 Euro? Ich bin jetzt kein Audiophiler und gebe nicht so viel Geld dafür aus. Definitiv nicht die mit Gold. Ich kann den Unterschied eh nicht hören.

Wie bist du auf den Namen Wolf Müller gekommen?
Ich habe ihn mir ausgesucht, weil vor allem viele ältere Männer Wolfgang Müller heißen. Ich wollte bei dem Album nicht, dass die Leute denken, dass ich das bin. In der Pressemitteilung dazu stand, dass ich alte Tapes von einem Hippie gefunden hatte. Das hat eine gewisse Zeit lang funktioniert. Alle haben mir lauter Fragen zu Wolf Müller gestellt. Wo er jetzt ist, was er macht. Von den ganzen Pseudonymen ist er die abstrakteste Person – eine Art Gespenst. Das Gespenst des deutschen Tribal Funks.

Du spielst viel New Age Musik in deinen Sets. Gefällt dir die Grundidee der New-Age-Bewegung?
Mir gefällt die Musik, aber ich bin nicht besonders esoterisch. Ich würde mich selbst als pragmatisch bezeichnen. Ich mache auch kein Yoga oder so, aber ich liebe die Musik aus dieser Zeit und diese naive Hoffnung, dass alles besser wird. Ich verliere mich gerne in diesem Gedanken. Aber insgesamt bin ich kein großer Esoteriker.

Vor dem Interview habe ich dich gefragt, ob du mir drei Objekte aus deinem Haus zeigen kannst. Das wäre jetzt der richtige Zeitpunkt.
Ich habe das hier! Es ist der billigste Whisky aus dem Supermarkt. Ich glaube, der hat acht Euro gekostet. Ich habe ihn gekauft, weil er so billig war. Irgendwann habe ich aber herausgefunden, dass er, wenn du die Flasche mit Wasser füllst und sie mit einem Drumstick schlägst, ein sehr schönes Geräusch macht. Ich habe das auf einer Menge Aufnahmen und auch live benutzt.

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Cool! Und was ist mit deinem zweiten Objekt?
Das ist eine Okarina aus Ton. Wie du siehst, ist sie mir mal auf Tour zerbrochen. Ich habe sie aber geklebt und sie klingt noch ganz gut. Du siehst ziemlich bescheuert aus, wenn du sie spielst. Ich habe sie in Wien in einem esoterischen Musikladen gekauft. Da habe ich mir auch eine Maultrommel für 100 Euro zugelegt.

Ich habe noch nie Wien und esoterisch in einem Satz gehört.
Wien ist heutzutage eine sehr esoterische Stadt.

OK! Und das letzte Objekt?
Ja, das letzte Objekt … Kommst du mal her? Das hier ist ein Typ, der relativ oft vorbeischaut: Niklas Wandt. Wir arbeiten gerade zusammen an einem neuen Album. Er spielt außerdem ganz viel Schlagzeug auf meinen Alben.
Niklas: Und wir schießen uns zusammen ab.
Jan: Das auch.

Schön! Irgendwelche Pläne für heute?
Wir machen ein bisschen Musik, essen was und gehen dann wieder ins Studio.

Klingt gut. Viel Spaß!

Unter seinem Alias Bufi man hat Jan Schulte Anfang Juli die "Peace Moves EP" auf Dekmantel veröffentlicht. Hier kannst du sie kaufen.

Seine Compilation"Tropical Drums Of Deutschland" ist Ende März bei Music For Dreams erschienen und kann hier erworben werden.

Dieser Artikel ist zuerst bei THUMP erschienen.

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