Im ehemaligen Café Gold hat jetzt eine einfallslose Latino-Private Lounge eröffnet

Edit: Dieser Artikel wurde überarbeitet, um einige missverständliche Formulierungen zu klären.

Das ewige hin und her um die Örtlichkeit des ehemaligen Café Golds ist beendet: An der Langstrasse 83 wird vorerst keine elektronische Musik mehr laufen. In das Lokal ist nun die "Private Lounge Euphoria" eingezogen und damit verliert die Stadt Zürich einen weiteren relevanten Club, #Clubsterben.

Seit das Café Gold im März wegen Insolvenz dicht gemacht hat, war die Zukunft der grössten Club-Lokalität im Kreis 4 unsicher. Zwar wurde Anfang Sommer bekannt, dass sich die Macher des Luzerner Lion Clubs eingemietet haben, doch diese wussten auch noch nicht so recht, was sie mit dem Laden anfangen sollen. Im August fanden eine Hand voll Partys im ominösen "Ex-Café Gold" statt. Die Köpfe hinter dem echten Café Gold reagierten mit Unverständnis und schrieben auf Facebook, "dass sie nie die Erlaubnis erteilt haben, ihren Namen und ihr Logo zu verwenden."

Dann war erst mal wieder Ruhe im Karton unter dem seit ewig leerstehenden Ladenlokal. Das Gerücht, dass an der Langstrasse 83 weiter elektronische Musik gespielt würde, bewahrheitet sich aber leider nicht. Wie Noisey in Erfahrung bringen konnte, wurden zwar Luzerner Party-Veranstalter angefragt, den Zuschuss bekam jetzt aber eine gewisse Old Music Group aus Niedergösgen.

Die Old Music Group wird dir wahrscheinlich nichts sagen, tat sie mir bis jetzt auch nicht. Grund dafür ist wohl, dass der Veranstalter sich auf Anlässe für eine sehr spezifische Zielgruppe konzentriert: Seine Konzerte finden im El Presidente an der Langstrasse, in der Stadthalle Dietikon oder in einem Aarauer Club statt. Diese Veranstaltungen, meist Konzerte oder Partys mit lateinamerikanischen Künstlern, zügelt die Old Music Group nun in ihre "Private Lounge Euphoria", die sich übrigens den Namen mit einem Laden in Brunnen teilt.

Das Grand Opening fand vergangenes Wochenende statt. Was viel über die "Private Lounge" aussagt, ist wie sie sich auf den Fotos von der Eröffnungsparty präsentiert wird: Die Sofas, die Dekoration, den Anstrich und die Bar-Ausstattung haben die neuen Club-Macher einfach eins zu eins vom Café Gold übernommen. Im Eingang hängt sogar noch die markante Discokugel-Café-Tasse. Die einzigen grösseren Veränderungen im Club sind die Beschaffung von Schützengarten-Kühlschränken—dass ich solche mal in der Stadt stehen sehe, hätte ich auch nie gedacht—, grässliche, weiss überzogene Stehtische, eine Bühne statt DJ-Pult und eine neue Lichtanlage. Das war's.

Die Bezeichnung "Private Lounge" anstelle von Club ist insgesamt sehr treffend, denn während sich viele der Clubs aus der Techno- und HipHop-Szene um ein aktives und lebendiges Nachtleben bemühen, sprechen die Latino-Clubs eine sehr eingeschworene Zielgruppe an, die zu grossen Teilen nicht mit dem Rest der Ausgangs-Kultur interagiert. Natürlich hat die Latino-Szene und ihr Publikum ihre Berechtigung, aber dennoch ist schade, dass ausgerechnet die Location an der Langstrasse 84, die ein riesiges Potential für eine breites Publikum hätte (die Café-Gold-Macher haben das bewiesen), nun relativ lieblos und nur noch für diese eine Zielgruppe betrieben wird. Der neue Laden ist übrigens auch jeden Tag als Shisha-Lounge geöffnet—wie originell!