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Interviews

Ich habe meinen Grosseltern popkulturelle Trends von 2016 gezeigt und sie nach ihrer Meinung gefragt

Yung Hurn, "Pokémon Go" und Dabbing. Dinge die 2016 geprägt haben. Doch was sagen eigentlich unsere Grosseltern zu den popkulturellen Trends dieses Jahres? Unsere Autorin hat sich mit ihren Grosseltern darüber ausgetauscht.

2016 neigt sich dem Ende zu und auch dieses Jahr hat uns mit popkulturellen Phänomenen geprägt. Vom Dabbing über die Bottle Flip Challenge bis zu Cloudrap. Da wir bei Noisey ein Faible für Jahresrückblicke haben und gleichzeitig etwas für die Generationenverständigung tun wollen, habe ich meinen letzten Besuch bei meinen Grosseltern mit einem Gespräch über aktuelle popkulturelle Phänomenen verbunden. Und weil Grosseltern bekanntlich weise sind, sollte man ihnen zuhören. Sagen wir es mal so..Das Fazit über uns Millenials fiel nicht gerade rosig aus.

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YUNG HURN

Noisey: Also gut, wir fangen mal an. Das erste, was ich euch zeigen werde, ist eine Musikrichtung, welche sich dieses Jahr grosser Beliebtheit erfreute. Diese Musikströmung ist aus dem HipHop und nennt sich Cloudrap. Übersetzt heisst das Wolkenrap.
Habt ihr schon mal etwas von Cloudrap gehört?
Oma: Nein, natürlich nicht.
Opa: Wir hören so was nicht. Was denkt ihr? Was könnte Cloudrap sein?
Opa: Wenn du Wolken sagst, da stell ich mir irgendetwas Luftiges vor. Ausserdem, wenn es Wolkenrap heisst, müsste es im Nebel sein. Wahrscheinlich lassen sich die Rapper mit Nebel beschallen.
Oma: Sie tanzen in den Wolken. Also ein Tanz in den Wolken. Eigentlich ist Cloudrap in Amerika vor ein paar Jahren in der HipHop-Szene von Atlanta entstanden. Ist aber in diesem Jahr auch sehr populär im deutsprachigen Raum geworden. Vor allem durch den Interpreten Yung Hurn. Ich zeige euch mal einen Track von ihm. Dieser heisst Bianco.
Oma: OK … Spielst du jetzt das ganze Ding ab? Ja.
Oma: Geht das lange? Na gut, ich zeige euch einen Ausschnitt davon.

Opa: Da, siehst du! Nebel! Roter Nebel.
Oma: Psst! Nein, nein, ihr könnt auch während des Liedes Kommentare abgeben.
Opa : Da siehst du, genau wie ich es gesagt habe. Es sieht aus, als wäre er in einer Wolke.
Opa: Das ist einfach eine neue Richtung, die haben sich etwas Neues ausgedacht.
Oma: Also ich sehe in dem nichts Spannendes. Mach mal weiter.
Opa: Also nach meinem Verständnis haben die aus Rap Musik gemacht. Also du meinst die Singen jetzt den Rap?
Opa: Ja, genau. Und? Was denkt ihr darüber.
Opa: Also das Video finde ich OK. Aber die Musik klingt für mich total monoton. Das ist ja ständig dasselbe. Rätätä Rätätä.
Oma: Ich sehe das auch so. Versteht ihr, wieso meine Generation so darauf steht?
Opa: Die Jugend will etwas Neues, darum erfindet sie halt etwas Neues. Und die anderen unterstützen diejenigen, welche das erfunden haben. Hier ist noch ein anderes Lied von ihm.

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Opa: Hörst du. Die Musik ist immer dieselbe.
Oma: Das ist ein Alptraum. Eine Katastrophe ist das.
Opa: Aber, dass er da im Geschäft die Sachen kaputt macht, gefällt mir gar nicht.
Von mir aus kann er überall rumklettern oder weiss was ich. Aber dass er Sachen kaputt macht, ist nicht in Ordnung.
Oma: Und hast du gesehen?! Wie er da steht und und… Und was?
Oma:…ihm die Rotze die Nase runterläuft! Schalt es aus. Findet ihr, er hat Talent?
Opa: Nun ja, er hat alleine schon Talent darin, dass er etwas total Neues erfunden hat. Möge es uns nicht wirklich gefallen, aber wenn ihn so viele junge Menschen unterstützen, dann hat er eine neue Richtung erfunden. Die anderen haben das nicht hingekriegt. Den Jungen gefällt das, weil sie Neues wollen. Der gängige Rap ist ihnen verleidet. Zwar ist es monoton, aber Musik. Das gefällt halt der Jugend.
Oma: Die Scheisse ist weiss…? Eigentlich rappt er über Kokain. Also über Drogen.
Oma: Und was rappt er über Drogen? Verherrlicht er die Drogen? Ja, er verherrlicht sie schon ziemlich.
Oma: Er verherrlicht es?! Widerwärtig!
Opa: Absolut widerwärtig. Das ist das allerniedrigste, was es auf dieser Welt geben kann. Wegen dem bringen Leute sich selbst und andere um.
Oma: Das endet mit dem Tod in jungen Jahren!
Opa: Und die Jugend unterstützt ihn, weil er über Drogen rappt? Das sind einfach Junkies.
Der Mensch ist nicht auf diese Erde gesetzt worden, um Scheisse zu bauen, sondern um sich weiterzuentwickeln. Kinder zu kriegen, zu erziehen, Dinge zu entwickeln. (Mein Opa schweift über den Sinn unseres Daseins ab und weist darauf hin, dass es wichtig ist, etwas Anständiges mit seinem Leben anzufangen. Beispielsweise einen vernünftigen Beruf zu erlernen. Will mein Opa mir da was subtil mitteilen?)

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WAS IST DAS FÜR 1 LIFE VONG GÖNNUNG HER

Wisst ihr, durch Rapper wie Yung Hurn oder Money Boy hat sich eine eigene Sprache entwickelt. Beispielsweise schreibt man für ein oder eine stellvertretend eine 1 hin. Gönn dir hart. Und von als vong zu schreiben erfreut sich auch grosser Beliebtheit.
Oma: Das ist doch verrückt. Für was geht man denn in die Schule? Ich bin echt empört. Das Jugendwort 2016 ist "Fly sein" und kommt auch aus dieser Sprache.
Oma: Was bedeutet denn das? Wenn du beispielsweise in etwas sehr gut bist oder ausdrücken möchtest, dass du cool bist, dann bist du fly.
Oma: Also eigentlich ist es prahlen. Prahlen ist nicht gut.

"POKÉMON GO"

Habt ihr eigentlich etwas über Pokémon Go gehört?
Oma: Ja, das habe ich im Fernsehen gesehen. Aber die Menschen werden von dem sehr schnell abhängig. Das ist gefährlich. Ich zeige euch ein Video aus dem Central Park in New York

Opa: Das sind Nichtsnutze. Die machen das den ganzen Tag.
(Schweift wieder ab, wie wichtig es ist, sich mit sinnvollen Sachen im Leben zu beschäftigen.)
Oma: Wie die auf ihr Handy starren—so laufen diese Menschen noch vor ein Auto.

NEMO

Ein ziemlicher Hype ist momentan um den 17 jährigen Rapper Nemo aus Biel. Bei der Radiosendung SRF Bounce hat er alle umgehauen. Darauffolgend wurde er schweizweit bekannt.

(Meine Oma steht plötzlich auf) Nein Oma, lauf nicht weg.
Oma: Ich mag mir dieses Zeugs nicht mehr anhören. Dieser Rap geht mir auf den Geist. Rap Schmap. Bitte. Der Rapteil ist nicht mehr so lange.
Oma: Okay, der ist jetzt lebendiger als die anderen.
Opa: Er rappt nicht schlecht. Wenn dieser Text einen guten Sinn hat, dann gefällt es mir. Würdet ihr Nemo hören?
Opa: Vielleicht wenn ich auch in diesem Alter wäre. Seine Musik als Werbung zwischen den Fernsehserien würde mir gefallen. Das ist besser als Werbungen über BHs zum Beispiel.
Oma: Ich freue mich, wenn er Erfolg hat. Also, dass er sich nicht mit Drogen beschäftigt, macht ihn schonmal zu einem guten Menschen.

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S.O.S

Noisey: Hier sind noch S.O.S aus Bern. Die sind dieses Jahr total bekannt geworden, weil sie eine ganz neue Stilrichtung in die Schweizer HipHop-Landschaft gebracht haben.Das Lied heisst "Candomblé".
Opa: Cordon Bleu? Nein, Candomblé.
Opa: Nun, sie machen was anderes, als der erste, der sich nur an die Hosen gefasst hat. Was denkst du dazu Oma?
Oma: … Ach … Du bist nicht so der Rap-Fan, oder Oma?
Oma: Ich verstehe das einfach nicht. Wenn ihr jung wärt, würdet ihr da auch gerne bei ihnen im Video hinten rumhüpfen.
Opa und Oma: Das können wir jetzt so nicht sagen. (Mein Opa schweift wieder ab, philosophiert über den Sinn des Lebens und betont, wie wichtig es ist was Anständiges und Seriöses zu erlernen. Ernsthaft, Opa, was willst du mir damit sagen?)

DABBEN

Nun kommen wir zu einem Trend, der sich durch jegliche Alltagssituationen gezogen hat. "Dabben", auch "Dabbing" genannt, welches dieses Jahr sehr populär geworden ist. Was denkt ihr, was könnte das sein?
Oma: Ich habe echt keine Ahnung.
Opa: Vielleicht meinen die damit einen Debilen? (Lache) Nein. Der Dab hat seinen Ursprung im HipHop und ist ein Tanzschritt.
Er hat keine tiefere Bedeutung.

Opa: Das ist wie im Rap, wo sie, mit ihren viel zu langen Pulloverärmeln, ihre Hände durch die Luft fuchteln. Und was haltet ihr so vom Dab?
Opa: Also wenn schon, dann gefallen mehr solche Tänze ( Fuchtelt mit den Armen in kreisenden Bewegungen um seinen Kopf herum) Tecktonik?
Opa: Weiss nicht, wie das genau heisst. Und wie funktioniert dieses Dabben dann? Gib mir ein Stück Brot! ( Macht den Dab vor) Ja, könnte man auch machen. Was denkst du darüber, Oma?
Oma: Ich denke gar nichts darüber.
Opa: Ein Kilo Äpfel! (Dabt) (Ich dabe mit)
Oma: Du wirfst uns noch den Computer um! Würdet ihr das auch machen?
Opa: Nein, würden wir nicht. Uns wäre das peinlich. Die würden denken, der alte Greis hat einen Knall. Wenn ich jetzt zu euch auf Besuch kommen würde und euch mit einem Dab begrüssen würde, was würdet ihr dann denken?
Opa: Nun ich würde denken … du bist ein bisschen … ehm.
Oma: Ich würde denken, was denn mit dir los ist. Ob bei dir im Kopf etwas verrutscht ist.
Es gibt Leute, die haben das neurotisch … so Ticks. Das ist auch ein Tick.

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Justin Bieber mit "Sorry"

Wer weiss, vielleicht habt ihr ja recht. Kennt ihr eigentlich Justin Bieber?
Oma und Opa: Ja, wir haben schon von ihm gehört Er brachte dieses Jahr sein Lied "Sorry" heraus, welcher ein ziemlicher Hit wurde und nicht mehr nur von Teenie-Mädchen gehört wird.
Oma und Opa: Also er gefällt uns besser, als diese Rapper. Zu diesem Lied würden wir tanzen. Oma, würdest du ihn auch toll finden, wenn du ein Teenie wärst?
Oma:Ja er ist schon sehr sympathisch. (Opa Schweift wieder ab)

BOTTLE FLIP CHALLENGE

Nun kommen wir zu diesjährigen Facebook-Phänomenen. Dieses hier nennt sich Bottle Flip Challenge.
Oma: Die was? Da filmt man sich, während man versucht, eine Plastikflasche so zu werfen, dass sie sich 360 Grad um sich selbst dreht, um dann wieder gerade zu stehen.
Oma: Früher gab es, dass man die Flasche gedreht hat und dann musste man sich küssen. Aber was ist dieses Bottle Dings? In den USA ist ein Schüler bei einer Talentshow seiner Highschool so ein Bottle Flip gelungen und jemand hat's gefilmt.

Danach ging das viral und Leute haben angefangen, ihn nachzuahmen.

Opa: Wollen die damit jonglieren lernen?
Oma: Ich verstehe das nicht. Mit was beschäftigen die sich? Das ist ja ein Alptraum.
Opa: Also, wenn ich früher nur Flaschen rumgeworfen hätte, wo wäre ich damit hingekommen? Man soll was Anständiges mit seinem Leben anfangen. Die machen das ja nicht die ganze Zeit, Opa.
Oma und Opa: Das ist sinnlose Zeitverschwendung.
Opa: Ich würde lieber schön tanzen lernen, als Flaschen zu schmeissen.
Oma: Also einmal würde ich das vielleicht ausprobieren. Könnt ihr nachvollziehen, wieso gerade alle diese Flaschen rumschmeissen?
Opa: Vom Nichtstun.

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Mannequin Challenge

Oh, ich habe fast die Mannequin Challenge vergessen. Kennt ihr die?
Opa: Ja, wir haben davon gehört. Die gefällt mir sehr.
Oma: Ich finde das lustig. (Wieder schweift mein Opa über den Sinn des Lebens ab, dass es wichtig ist einen guten Beruf zu erlernen und sich nicht nur mit Unsinnigkeiten zu beschäftigen. Was erzählt mein Opa wohl seinen Freunden über mich?) So wir wären fertig. Danke euch für die Antworten. Was denkt ihr abschliessend so über meine Generation?
Oma: Ihr habt das Glück, ein ziemlich freies und unbeschwertes Leben führen zu können. Ich finde das einerseits toll, andererseits frage ich mich, wo eure Generation hinführt …
Opa: Ihr seid eine tolle Generation, aber es ist wichtig, nicht nur im puren Hedonismus zu schwelgen.

Es ist schon spät. Ich verlasse die wohl behütete Wohnung meiner Grosseltern mit "ordentlichem, gutem Essen" meiner Oma im Magen, ein paar Lebensmitteln für meine WG und ein paar Scheinen, die mir meine Grosseltern, kurz bevor ich zur Tür raus wollte, noch zugesteckt haben. Ausserdem gehe ich mit dem Gewissen, dass ich etwas zur Generationenverständigung beigetragen habe und dass ich einen anständigen Beruf erlernen sollte.


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