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Ich habe in meinem Garten ein Musikfestival veranstaltet und dabei ist mein Haus abgebrannt

Rick Kidson legte gerade auf seinem Acker auf, als sein Kollege in Panik angestürzt kam.

Alle Fotos von Michael C. Pressey soweit nicht anders angegeben. Dieser Artikel ist zuerst bei THUMP US erschienen.

Seit 14 Jahren veranstaltet Rick Kidson aus Belmont im amerikanischen Bundesstaat Maine auf dem weitläufigen Grundstück seines ländlich gelegenen Hauses ein Elektrofestival namens BelTek. Kidson, der selbst unter dem Namen Psydways auflegt, ist seit den frühen 2000ern in Maines Elektroszene unterwegs. Früher besuchte er die illegalen Raves in den White Mountains, war mit der Zeit aber zunehmend frustriert, dass diese immer von der Polizei beendet wurden. 2003, während er für einen lokalen Radiosender arbeitete, entschloss er sich dazu, auf seinem Grundstück ein Festival zu veranstalten.

Über die Jahre ist BelTek von seinen bescheidenen Anfängen in einem winzigen, abgelegenen Städtchen zu einem alljährlichen Pilgerziel für Fans elektronischer Musik im amerikanischen Nordosten geworden. Selbst Frankie Bones hat dort schon gespielt. Bei der diesjährigen Festivalausgabe kam es allerdings zu einer Tragödie. Kidson berichtet nun selbst, was an jenem Tag passiert ist. —Anna Codrea-Rado

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Es war Samstag, der 6. August, und der zweite Tag des BelTek Festivals war bereits in vollem Gange. Soweit lief alles super. Der Freitag mit der britischen Drum'n'Bass-Crew EZ Rollers als Headliner war großartig gewesen. Keine Lärmbeschwerden, keine Polizei, keine Krankenwagen, keiner hatte sich verletzt.

Mein Haus ist recht typisch für diese Gegend. Nichts Besonderes. Das Haupthaus hat anderthalb Stockwerke und verzierte Pfosten in den Schlafzimmern oben. Die alte Scheune hat verwitterte Zedernschindeln und ein grünes Metalldach, aus dem ein paar Kamine hervorschauen. Belmont hat offiziell etwa 1.200 Einwohner, aber faktisch habe ich nur einen richtigen Nachbarn. Es lebt sich hier sehr gemütlich, angenehm und friedlich.

Während der Veranstaltung selbst habe ich normalerweise alle Hände voll zu tun und trage immer ein Walkie-Talkie mit mir rum. Dieses Jahr hielt ich mich aber näher an meinem Haus auf. Ich hatte nur mein Handy, falls mich jemand wirklich brauchen sollte. Ich kochte für unsere Gäste und hielt das Haus für sie sauber. Das mache ich sowieso am liebsten. Einfach wie Bilbo Baggins rumwerkeln. Mich darum kümmern, dass genug Essen und Bier da ist, alles ordentlich halten und, wenn nötig, auch ein paar Fragen beantworten.

Es war 16 Uhr und Zeit für mein Set. Also machte ich mich auf den Weg zu dem Feld, wo ich spielen sollte. Ich lebe auf etwa sieben Hektar Land, größtenteils Weideland mit ein paar Bäumen und einem kleinen Teich. Es gibt auch eine kleine Aussparung, die von Wald umgrenzt ist—wie ein kleines Amphitheater—wo wir alles für die Veranstaltung aufbauen. Es befindet sich etwa 300 Meter vom Haus entfernt.

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Gegen, 16.30 Uhr, ich war bereits voll in meinem Set, kam mein Freund Gus zum Rand des Felds gerannt und schrie: "Mach alles aus!" Ich dachte, er wollte mir sagen, dass die Polizei da wäre, aber dann sagte er: "Nein, deine Scheune steht in Flammen." Wir kletterten in einen Golfwagen und fuhren zur Scheune und es kam tatsächlich Rauch aus der Seitenwand. Es ist ein 120 Jahre altes Haus mit Scheune—alles ein zusammenhängendes Gebäude.

Ich sehe noch vor meinem inneren Auge, wie wir hochfuhren und Leute anschrieen, sie sollen aus dem Weg gehen, denn wir fuhren so schnell es ging mit dem Golfwagen. Ich sah die Flammen herausschießen. Ich dachte, ich könnte zu meinem Truck gehen und einen Feuerlöscher rausholen, aber das war nur so ein winziges Ding. Ich habe versucht, durch das Fenster und durch das Garagentor zu sprühen, aber es half nichts,

"Holt die Vögel raus! Holt die Vögel raus!" Das war mein nächster Gedanke.

Ich halte 13 Vögel in der Scheune. Acht Diamanttauben aus Australien, zwei Schwarzköpfchen aus Tansania, zwei Nymphensittiche aus Australien und einen grünen Molinasittich aus Brasilien. Einige Leute halfen mir, die Scheune zu öffnen, und wir schafften es, die Vögel rauszuholen.

Homer, einer von Kidsons 13 Vögeln, die das Feuer überlebt haben. Foto mit Genehmigung von Rachel Benner

Ich sah mich um und sah, wie meine Tochter an einem Schlauch zerrte und jemand versuchte, das Wasser zum Laufen zu bekommen, jedoch ohne Erfolg—später fand ich heraus, dass er verknotet war. Leute liefen herum und versuchten, sich Feuerlöscher zu greifen, die wir für die Veranstaltung hatten. Einige Leute versuchten, Eimer mit Wasser das Feld hochzuschleppen. Die ersten Gedanken waren nicht, dass alles zerstört werden könnte, es ging mehr darum, was in dem Moment getan werden musste, damit wir retten können, was zu retten ist, und niemand verletzt wird.

DJ Sage aus Irland wohnte das Wochenende über bei uns. Sie war im Zimmer im ersten Stock, da sie zurück zum Haus gegangen war, um sich frisch zu machen. Sie verließ ihr Zimmer und sah den Rauch. Dann musste sie durch die geöffnete Eingangstür kriechen. Mir war nicht bewusst gewesen, dass sie drinnen war.

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Die Security zeltete direkt vor dem Haus auf einem kleinen Gartenstück. Eine von ihnen hatte ihr Zelt direkt vor das Haus gestellt, um etwas Schatten zu haben und ein Schläfchen halten zu können. Sie wurde von Geschrei und Rauch wach. Zum Glück hat sie es schnell genug herausgeschafft.

Ich habe mir den Finger an irgendwas verletzt. Es war nicht wirklich schlimm, aber ich habe mich geschnitten und ihn ziemlich geprellt. Abgesehen davon gab es keine Verletzungen.

Als Nächstes richteten wir unsere Aufmerksamkeit darauf, Autos aus der Nähe des Gebäudes zu entfernen, da die Flammen bereits aus den Fenstern der Scheune loderten. Wir fuhren sie auf die andere Seite der Straße. Mein ganzes Gebäude ist ungefähr 36 Meter lang und mittlerweile stand es bereits zur Hälfte in Flammen. Sie hatten von der Scheune auf die Werkstatt und den Küchenbereich übergegriffen.

Ich habe ein Metalldach auf einem der Gebäude, was den Effekt einer Art Holzofen hatte. Ein leichter Südwind blies die Flammen immer mehr in Richtung Haus. Und es war sehr trocken; wir hatten dieses Jahr einen der trockensten Sommer. Wir haben getan, was wir konnten. Es ging einfach in Flammen auf wie eine Schachtel Streichhölzer.

Es gibt in Belmont eine freiwillige Feuerwehr, aber der Leiter war mit seinen Kindern über das Wochenende im Urlaub. Die ersten Helfer kamen aus der nächsten Stadt, Belfast, und es dauerte bestimmt 10-15 Minuten, bis die Löschfahrzeuge kamen.

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Ich lebe in einer ländlichen Gegend und es gibt keine Hydranten. Als die Feuerwehr kam, stellten sie also diese riesigen Becken mit Wasser auf, die sie in ihren Löschfahrzeugen hatten. Es kamen Mannschaften aus acht Städten. Es wurden zwei von diesen riesigen Wannen aufgestellt mit zwei Pumpfahrzeugen und dutzenden Feuerwehrmännern.

Zur selben Zeit war das Festival in vollem Gange. Als das Feuer ausbrach, waren ungefähr 400 Leute dort und viele konnten unmittelbar helfen. Ein Kumpel half mir, die Fahrzeuge aus dem Weg zu bekommen. Ein anderer Typ rief Befehle: "Bringt sie da weg!" Es war eine ziemliche Sache. Wir haben alle sehr schnell gearbeitet.

BelTek 2012, Foto mit Genehmigung des Festivals

Wir schafften es, einige wichtige Sachen aus dem Haus zu holen, aber das war es dann auch. Dann sind wir einfach über die Straße zum Haus meines Nachbarn und sahen dabei zu, wie die Feuerwehr mindestens vier Stunden kämpfte, bevor sie in der Lage war, alle Flammen zu löschen. Am Ende waren ungefähr 75 Prozent des Gebäudes niedergebrannt und das, was noch stand, durch Rauch und Wasser schwer beschädigt.

Die Ursache für das Feuer konnte von zwei verschiedenen Gutachtern nicht bestimmt werden, weil der Schaden so groß ist, dass sich nicht mehr sagen lässt, wie es entstanden ist. Ich muss alles abreißen, plane aber einen Neubau. Ich stelle mir ein neues energieeffizientes Haus und einen Metallbau für die Scheune vor, mit einem schönen einstöckigen Gang, der die beiden Teile verbindet. Ich bin zum Glück versichert, also warte ich, was sie zu dem Haus sagen.

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Das Festival wird es auf jeden Fall weiter geben. Es wird am ersten Wochenende im August 2017 stattfinden. Ich sehe keinen Grund, das nicht zu machen.

Um Kidson beim Wiederaufbau seines Hauses zu helfen, gibt es eine GoFundMe-Kampagne.

Dieser Artikel ist zuerst bei THUMP erschienen.

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