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Ich habe die gängigsten Aufriss-Methoden getestet

„Ich vermute, dass diese Strategie ihren eigentlichen Ursprung im Kindergarten hat.“ Wenn Frauen Flirt-Tipps für Männer anwenden, kommt genauso viel Blödsinn raus, wie umgekehrt.

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Wenn man googelt, findet man tausende Artikel, Tipps, Foren und ähnliche Sachen, in denen es um das umwerben einer Frau geht. Die meisten sind schlecht. Wenn es darum geht, wie man als Frau einen Mann anspricht oder „aufreißt”, findet man vergleichsweise schon weniger dazu. Und auch da sind die meisten Tipps schlecht. Ich finde, so etwas funktioniert immer auf einer gegenseitigen Basis. Also man sieht sich in die Augen und dann weiß man, ob Interesse an einem Gespräch da ist oder nicht. Dann spricht man miteinander. So einfach funktioniert es in meiner Welt. Es funktioniert aber schwer, da ich nur auf jeder achten Veranstaltung einen Mann erblicke, dessen Blick mich fesselt. Liegt vielleicht daran, dass mir oft das Zeitverbringen mit Freunden ein höheres Anliegen ist. Abzüglich der Male, in denen mein Blick höchstens lustig-betrunken statt fesselnd ist, und der Male, in denen ich kurz vorm Gehen bin, ergibt sich eine relativ traurige Statistik.

Ich habe keine One Night Stands, also das klassische „Aufreißen”, gibt es bei mir nicht. Das Problem, wenn man als Frau einen Mann anspricht, ist ja die Erwartungshaltung der meisten Männer. Er denkt sich—in den meisten Fällen, eh nicht alle, ja ja—dass ich notgeil wie ein Karnickel bin und das Klo des Lokals meine Traumlocation für ein 15-minütiges Folgedate ist. Deshalb tun sich, meiner Meinung nach, viele Frauen schwer, Männer anzusprechen. Und weil wir so sozialisiert wurden. Also uns wurde beigebracht, dass wir begehrenswerte Wesen sind, wenn wir angesprochen werden und es sowieso die Aufgabe des Mannes ist. Jede, die das ganze Flirt-Game umwirft und den ersten Schritt macht, bewegt sich in einer unerforschten Grauzone, in der man nicht weiß, wie das Ganze funktioniert. Ich habe es gemacht. Für euch. Auf einer Party. Und die gängigsten (schlechten) Tipps getestet. Eines vorweg: Geschlechtsgenossinnen! Traut euch ruhig mehr. Hier könnt ihr lesen, wie man es eher nicht macht. Ich glaube, ich bleibe aus Bequemlichkeit und Eitelkeit in der Zukunft trotzdem der anzusprechende Part. Danke Männer, ihr macht das toll. Ich weiß jetzt, dass es gar nicht so easy ist.

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FREUND VORSCHICKEN

Die Strategie: Eigentlich ist es sehr einfach. Man sucht sich einen Typen aus und dann geht man nicht selber hin, sondern schickt einen Freund. Der spricht dann den Auserwählten an und lenkt die Aufmerksamkeit auf mich. Der Typ schaut mich dann an, verliebt sich sofort und spricht mich dann an. Ich vermute, dass diese Strategie ihren eigentlichen Ursprung im Kindergarten hat.

So war es: Meine erwachsenen Freunde dazu zu bewegen, einen Typen für mich anzusprechen, war der schwierigste Part dieser Strategie. Von „Bist du jetzt komplett gestört?” bis „Oida, wenn das wieder so ein Artikel-Ding ist, dann gehen wir nie wieder zusammen aus” waren alle Schattierungen von Nein dabei. Mit emotionalen Druckmitteln habe ich es dann geschafft, einen Freund zu schicken. Dieser Freund ist dann auch hingegangen. Und hat irgendetwas zu dem Typen gesagt. Der Typ hat mir einen komplett verstörten Blick geschenkt, mein Freund ein verdächtiges Lächeln und damit war die gesamte Aktion vorbei. Auf meine Frage: „Was hast du gesagt?” habe ich keine wirkliche Antwort bekommen. Danke, du Pisser.

Meine Einschätzung: Ja. Also, das war eine Scheiß-Idee, aber das habe ich mir davor schon gedacht. Wieder ein Mensch mehr in Wien, der mich für komplett irre hält. Kann ich nicht empfehlen. Daraufhin bin ich allerdings zu einer Frau gegangen und habe ihr von meinem Freund erzählt, der zu schüchtern ist, sie anzusprechen. Rache, bitches. Ich komme in die Hölle.

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Punkte: 2/10 ( Aber die zwei Punkte gibt es nur, wenn man Freunde hat, die das auch machen können. Ich habe solche Freunde nicht.)

AUF EIN GETRÄNK EINLADEN

Die Strategie: Man geht hin und lädt den Auserwählten auf ein Drangl ein. Mehr Feminismus geht glaub ich kaum.

So war es: Ich habe mein Abendbudget bereits fast versoffen gehabt, bis mir eingefallen ist, dass diese Strategie ja auch auf meiner Liste steht. Ich frage mich ernsthaft, wie Männer das machen, die so aufreißen. Trinkt ihr dann einfach weniger, ladet ihr die Frauen immer am Anfang der Party ein oder seid ihr alle ur reich? Jedenfalls musste ich mir Geld borgen. Ich habe mir dann Geld für zwei Bier ausgeborgt. Und einen Typen gefragt: „Hey. Möchtest du was trinken?” Der Typ wollte einen Gin Tonic. Tja. Ich habe ihn dann einen gekauft und es war sehr nett—er hat sich mit mir unterhalten und so weiter. Als ihm auffiel, dass ich nichts trinke, hat er mir auch einen Gin Tonic gekauft. Ich glaube, ich habe diese Strategie einfach auch nicht bestanden. Außerdem habe ich mich die ganze Zeit gefragt, ob er mit mir redet, weil er mich fesch findet oder ob er nur sein Gin Tonic liebt.

Meine Einschätzung: Angenommen, man hat mehr Geld als genau für zwei Bier und angenommen, man ist angetrunken oder gar mutig genug, um einen fremden Menschen eine Einladung anzubieten, kann das ganz gut gehen, glaube ich. Ich würde diese Strategie bei Exemplaren vorschlagen, mit denen man wirklich reden möchte. Also bei Exemplaren, bei denen es egal ist, ob der Mensch Interesse für das Getränk heuchelt oder ernsthaft Interesse hat. Alternativ hast du genug Menschenvertrauen und gehst davon aus, dass der Typ Interesse hat, wenn er sich einladen lässt.

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Punkte: 7/10.

VON DER SEITE ANTANZEN

Die Strategie: Man tanzt ihn von der Seite an.

So war es: Naja, was soll ich sagen. Wenn ein Typ mich von der Seite antanzt, schaue ich ihn verstört an. Genauso ist es umgekehrt. Aber ich bin auch wirklich schlecht in „Antanz-Tanzstilen”. Oder „Tanzstilen”.

Meine Einschätzung: Ja, also es wird schon bei Frauen funktionieren, die normal tanzen können. Ich kann es nicht. Es war aber lustig, also ich musste über mich selber lachen. Bringt mir halt auch keinen Typen.

Punkte: 1/10 ( Ein Punkt für Tänzerinnen).

HINSCHAUEN-WEGSCHAUEN-HINSCHAUEN

Die Strategie: Das hier simuliert Augenfessel-Kontakt. Man schaut einem Typen in die Augen. Dann schaut man weg. Dann schaut man wieder hin. Ich weiß eigentlich eh nicht, warum ich auch das getestet habe, da es die Strategie von ungefähr 89% der Frauen ist, die ich kenne.

So war es: Ja. Hat geklappt. Er ist dann zu mir gekommen und hat mit mir Small-Talk geführt. Wir Frauen wissen aber, dass es nicht immer klappt. Manchmal werden die heißen Blicke ignoriert. Oder man ist zu betrunken und vergisst ein zweites Mal hinzuschauen. Auch das soll vorkommen.

Meine Einschätzung: Naja, sichere Aufriss-Karte. Es sei denn er ist schüchtern. Dann können sich eure Blicke die ganze Nacht lang penetrieren, ohne deine Eigeninitiative wird das nichts.

Punkte: 8/10. Die acht Punkte gibt es, weil es die feigste und faulste Strategie ist. Also die Einsatz-Erfolgs-Rechnung ist schon lohnenswert. Zwei Punkte Abzug fürs feig sein.

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„DU BIST DER EINE!”

Die Strategie: Man geht zu einem Typen hin und tut so als würde man ihn von irgendwo her kennen. Obwohl man ihn nicht kennt.

So war es: Meine grenzgeniale ein-Uhr-Früh-Idee war: „Hey. Wir kennen uns doch vom Werk oder? Du bist der Freund vom XY-DJ?” Konklusio: Er kennt das Werk nicht. War noch nie dort. Er kennt auch keine DJs. Er kannte mich aber von Tinder. Und er hat mich gefragt, warum ich manchmal so wirres Zeug geschrieben habe. Und warum ich dann irgendwann nicht mehr zurückgeschrieben habe. Das war mir dann unangenehm. Ich habe mich entschuldigt und meine Standard-Rechtfertigungen für meine verwirrten Social Media Auftritte präsentiert. Er hat gelacht und ich wollte einfach nur so schnell wie möglich weg.

Meine Einschätzung: Also man kommt schon ins Gespräch. Man muss halt echt gut schauspielern können und vielleicht auch nicht auf einer nobleren Veranstaltung fragen, ob man sich vom Werk kennt.

Punkte: 6/10.

ANREMPELN

Strategie: Man rempelt den Typen an.

So war es: Ich habe einen Typen angerempelt. Sein Getränk wurde teilweise verschüttet. Er hat mich böse angesehen. Ich habe vergessen mich zu entschuldigen. Ich glaube das Entschuldigen gehört aber zu der Strategie dazu.

Meine Einschätzung: Das ist auf dem Level vom Antanzen und funktioniert bei uns Frauen doch genauso wenig.

Punkte: 2/10. Wenn man sich entschuldigt—nein, auch dann halte ich das für eine seltsame Kontaktaufnahme.

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NACH EINER TSCHICK ODER FEUER FRAGEN

Strategie: Man geht hin und fragt nach einer Tschick. Oder einem Feuer.

So war es: Einmal habe ich das gemacht, obwohl ich bereits eine Zigarette in der Hand hatte. Das war nichtmal zum Aufreißen, sondern weil ich echt eine rauchen wollte. Das ist dann eher schlecht. Diesmal habe ich nach einem Feuer gefragt. Ich habe eines bekommen. Das war es dann auch.

Meine Einschätzung: Es ist ein guter Vorwand, um mit einem Gespräch anzufangen—wenn man weiß, was man nachher sagen möchte. Ich wusste es nicht. Nach einem Feuer zu fragen und sich dann zu erwarten, dass der Typ nun das Ruder an sich reißt, wird so nicht funktionieren. Auch hier: Funktioniert ja umgekehrt genau so wenig. Es braucht schon bisschen mehr, als einen Alltagsgegenstand. Vor allem: Woher soll er wissen, dass du reden willst und nicht tatsächlich ein Feuer brauchst?

Punkte: 5/10. Wenn man einen weiteren Plan hat.

ANMACHSPRÜCHE

Strategie: Man packt die richtig schlimmen Anmachsprüche aus.

So war es: Ich wollte das platteste überhaupt probieren. Also bin ich zu dem Typen und habe gesagt: „Hey. War dein Vater ein Dieb?” Er nur ganz verstört: „Nein?! Und er lebt noch?” Und ich unbeirrt weiter: „Aha. Weil deine Augen so funkeln, er musste Sterne gestohlen und sie dir in den Augapfel gelegt haben.” No Shit. Das war meine Version des Anmachspruchs. Es war der selbe Typ, mit dem zuerst ein Freund geredet hat. Der, der mich so verstört angesehen hat. Ja. OK. Ich kommentiere das auch nicht weiter.

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Meine Einschätzung: Würde ich eher nicht empfehlen. Niemals. Niemandem.

Punkte: 2/10. Zwei Punkte weil es doch Lacher bringt. Vor allem wenn man sein Anmachspruch-Game so flüssig drauf hat wie ich.

Fredi ist einfach schlecht in sowas. Auch online: @Schla_wienerin

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