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Durchbruch: Hörschäden könnten in Zukunft per Pille geheilt werden

Die Pharmaforschung ist auf dem Weg, ein entsprechendes Medikament auf den Markt zu bringen.

Foto: imago/Röhner

Klagen über eine Jugend, die zu laute Musik höre, haben immer etwas Großmütterliches. Dennoch solltest du sie ernst nehmen. Hörschäden sind kein Spaß und laut einer Studie der Weltgesundheitsorganisation nehmen sie weltweit zu. Über 43 Millionen Menschen zwischen 12 und 35 Jahren sind bereits erheblich in ihrem Hören eingeschränkt, mehr als eine Milliarde ist dem Risiko einer zukünftigen permanenten Beeinträchtigung des Gehörs ausgesetzt. Zu laut eingestellte In-ear-Kopfhörer und keine Ohropax beim Konzert dabei sei Dank. Wenn du diese Gefahr jetzt immer noch nicht als solche begreifen willst, ok. Vielleicht bringt dich aber die Tatsache zum Nachdenken, dass House-Legende Larry Heard 2012 seine DJ-Karriere beendete, weil er sein Gehör nicht noch weiter schädigen wollte. Die medizinische Forschung könnte ihm aber bald helfen.

Gleich zwei Unternehmen wollen aktuell in nicht allzu ferner Zukunft Hörschäden mit einem Medikament reparabel machen. Durch Experimente an Mäusen konnte die niederländische Firma Audion Therapeutics die Härchen zum Nachwachsen bringen, die zentral für die Umwandlung von Schall in zum Beispiel Musik sind. Die kleinen Härchen liegen im Innenohr und krümmen sich bei Schwingungen. Dadurch werden diese an das Gehirn weitergegeben und verarbeitet. Bei Säugetieren wie dem Menschen wachsen diese Härchen normalerweise nicht mehr nach, wurden sie einmal zerstört. Bei den Mäusen in dem angesprochenen Experiment gelang dies jedoch.

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Das dabei eingesetzte Medikament stammt eigentlich aus einer Alzheimer-Studie, deren Nebenergebnis die Regeneration der Haarzellen im Innenohr war. Dr. Albert Edge von Audio Therapeutics entschied daraufhin, das Medikament an Mäusen zu testen. Derzeit arbeitet man mit dem amerikanischen Pharmaunternehmen Eli Lilly an einem marktfähigen Medikament und erhält außerdem Fördergelder aus der Europäischen Union. So könnten all jene Formen eines Hörschadens, die durch Beeinträchtigungen der Härchen

Das US-Unternehmen Frequency Therapeutics arbeitet parallel ebenfalls an einem ähnlichen Medikament. Welche der beiden Firmen das Rennen macht, bleibt abzuwarten. Ob das Mittel zugelassen wird auch. Allerdings wird es so oder so noch einige Jahre dauern. Bis dahin solltest du dir überlegen, eventuell Ohrenstöpsel im Club zu tragen und auch in der Bahn nicht zu laut Musik zu hören. Damit tust du dir und deinen Mitmenschen einen Gefallen. Stell Dir einfach vor, dass das Fiepen nach einem langen Rave für immer bleiben könnte.

Dieser Artikel ist zuerst bei THUMP erschienen.

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