Ein paar Worte zu Jennifer Lawrences Partynacht in einem Wiener Club
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Kommentar

Ein paar Worte zu Jennifer Lawrences Partynacht in einem Wiener Club

Hat schon jeder das geile Video von Jennifer LOWrence gesehen, in dem sie an einer Stange strippt?

Hat schon jeder das geile Video von Jennifer Lowrence gesehen, in dem sie halbnackt an einer Wiener Poledancestange hängt? Wenn nicht, dann habt ihr wohl den gestrigen Tag nicht im Internet oder der U-Bahn verbracht. Oder: ihr seid der Meinung, dass eine Frau das einfach machen darf und es ist euch scheißegal, wie sie dabei aussah.

Nein, Lowrence ist kein Tippfehler. Lowrence ist der originelle (hahaha) Begriff, den sich das Gratisblatt heute einfallen lassen hat. Ich stell mir ja gern Redaktionssitzungen vor, in denen jemand mit so einer Idee daherkommt und das dann von der Chefredaktion für gut befunden wird. Heute soll übrigens bald Presseförderung bekommen, aber das nur am Rande. Die Nachricht, dass Jennifer Lawrence betrunken in einem Club tanzte, befand nicht nur heute für berichtenswert:

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Wiener Zeitung, oe24, Kurier, miss, Bild sind nur ein paar der deutschsprachigen Medien, die es für wichtig befanden, einen Artikel darüber zu schreiben, wie eine Frau Spaß in einem Club hat. Oe24 ließ tatsächlich sogar den Barkeeper zu dem Vorfall sprechen. Sie habe ganz normal bestellt (Wodka der Marke Beluga und Mischgetränke) und einen großartigen Abend gehabt ist die Information, die man aus dem Artikel mitnimmt. In vier (!) weiteren Artikeln berichtet oe24 über den Vorfall, der keiner war. Wenigstens gibt es keine Facebook-Abstimmung (darf eine Oscarpreistägerin Spaß haben?).

Darf eine Oscarpreistägerin Spaß haben?

Miss und das GQ Magazine schrieben, es handle sich um ein "Striptease Video", aber ich muss enttäuschen: Es handelt sich um kein Striptease-Video. Heute schreibt ganz stolz: "Heute bringt als einziges heimisches Medium Fotos und Video von Jennifer Lawrence' heißer Nacht im Club 'Beverly Hills'" und verlinkt am Ende des Artikels zum "geilen Video". Eine exklusive Bildstrecke zeige außerdem, wie sie "fremdschmuse". Ich muss wieder enttäuschen: Das zeigt die Bildstrecke nicht. Newsflash, heute: Wenn niemand anderes etwas veröffentlicht, vielleicht hat es einen Grund.

Und dann schrieben sie alle, dass Jennifer Lawrence nun Stellung bezogen hätte als wäre sie deutsche Bundespräsidentin und hätte ihre Doktorarbeit gefälscht. Was viele überraschte und empörte: Jennifer Lawrence wagte es doch tatsächlich, sich nicht für diesen Abend zu entschuldigen (Der Kurier schrieb sogar: "Keine Reue").

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Und warum sollte uns diese schäbige Berichterstattung jetzt interessieren? Weil sich zum Beispiel Emma Watson vor ein paar Monaten schon dafür rechtfertigen musste, ein Shooting gemacht zu haben, bei dem sie freizügig angezogen war. Da sprachen ihr glatt einige ab, Feministin sein zu dürfen. Aber gerade das ist doch das Allertollste am Feminismus: Alle sollen so nackt oder angezogen sein dürfen, wie sie wollen.

Denn Nacktheit raubt niemandem die Fähigkeit, für Gleichstellung einzustehen. Oder sagen wir es so: Jennifer Lawrence ist eine ausgezeichnete Schauspielerin. Alles andere hat uns einen Scheißdreck zu interessieren.

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