"Nimm dich vor Gestalten in Acht!" – Die Flut EP-Releaseshow im Wiener Flex

FYI.

This story is over 5 years old.

Konzertreview

"Nimm dich vor Gestalten in Acht!" – Die Flut EP-Releaseshow im Wiener Flex

Bei der Präsentation ihrer Debüt-EP 'Nachtschicht' spielten Flut ein gefülltes Flex zurück in die 80er.

Alle Fotos (außer anders angegeben): Elisabeth Brucker

All eyes on Flut! Obwohl die Oberösterreicher gestern gerade mal ihre erste EP vorgestellt haben, schafften sie es genug Leute zu mobilisieren, um das Flex gut zu füllen. Gemeinsam mit Tents als Supportband präsentierten sie gestern einen Abend, der vor Kreativität nur so strotzte.

Flut ist eine Band, die ich vor meinem Praktikum bei Noisey überhaupt nicht auf dem Schirm hatte. Zugegeben gab es einige Momente in der Redaktion, in denen ich blitzschnell googelte, um mir nicht die Blöße zu geben, eine Band nicht zu kennen. Flut haben mir das aber wirklich schwer gemacht. Da gab es das Video zu "Tiefschlaf", das wars dann auch schon. Kennengelernt habe ich sie dann durch ein Noisey-Interview (s/o Benji) und durch ihr Video zu "Linz bei Nacht" und mir ist sofort aufgefallen, dass das anders ist als alles, was ich bisher gehört habe.

Anzeige

Die Show wurde von Tents eröffnet, die in ihrem ungefähr 40-minütigen Set klar machten, was der rote Faden des Abends sein wird: Originalität und authentische 80er-Vibes. Vor kurzem haben sie ihr Video zu "Under my Wings" präsentiert und durch unser Büro ging ein kurzer Jubel als wir erfuhren, dass Tents die Unterstützung für Flut sein werden. Die drei Burschen zeigten, dass es nicht immer übertrieben produzierte Shows und ausgereifte Tanzmoves auf der Bühne braucht. Relativ statisch standen sie auf der Bühne, was einen entscheidenden Vorteil mit sich brachte: Man konnte sich auf die Musik konzentrieren und zwar nur auf die Musik. Synthi-Klänge sind zwar schön und gut, aber richtig interessant wurde es für mich an der Stelle, bei der im Song "Anemone" auch beim Gesang Effektgeräte eingesetzt wurden. Schöne Sounds produziert man eben nicht nur mit flinken Fingern und geölten Stimmbändern, sondern auch mit dem geschickten Einsatz von Technik abseits von Autotune und Fruity Loops.

Nachdem Tents die Bühne verlassen haben, gönnten Flut dem Publikum Zeit für einen Klobesuch, ein frisches Bier und eine Zigarette (oder 2-3 Zigaretten). Das Warten hat sich dann aber gelohnt und die Darbietung fängt mit einem Intro auf den zahlreichen Röhren-Monitoren, die auf der Bühne aufgestellt waren, an und die Band stolzierte in ihren Vintage-Outfits auf die Bühne. Bewaffnet mit einer markanten Flying-V-Gitarre und Pedalboards, die an das Cockpit eines SciFi-Raumschiffs erinnerten, legten die fünf Jungs einen kraftvollen Start hin.

Anzeige

Foto vom Autor.

Zwar merkte man der Band teilweise die fehlende Bühnenroutine in ihrer Kommunikation untereinander an und die ersten Songs waren nicht immer perfekt on time, aber das lässt sich auf einer Debüt-Releaseshow verschmerzen. (Props an Frontman Johannes für seine Multitasking-Skills. Er hat seine Ansagen auch während dem Stimmen seiner Gitarre souverän und charmant rübergebracht – das hab ich schon um einiges holpriger erlebt.) Mitten im Set sagte Johannes dann den Song "Linz bei Nacht" an, wobei ein erfreutes Raunen durch den Saal hallte. Sie spielten dann aber einen anderen Song und ich frage mich noch jetzt, ob das geplant war oder auf die Nervosität zurückzuführen ist.

Als die kurze Aufwärmphase überwunden war, merkte man der Band den Spaß auf der Bühne aber an – und kaufte ihn ihnen ab. Flut lieferten das, was sie machten sehr authentisch und sympathisch ab, was über die Tatsache hinwegsehen ließ, dass der Sound im Flex nicht immer ganz optimal war. Ich fühlte mich permanent wie ein Schauspieler in einem kultigen 80er-Kinofilm, obwohl ich diese Ära selbst gar nicht erlebt habe. Lustigerweise kitzelte gerade ihr Song "Sterne"in mir viele Erinnerungen an Wir Kinder vom Bahnhof Zoo von Christiane F. hervor – ob gewollt oder nicht, sei dahingestellt.

Auch die Eigeninterpretation von Falcos Hit "Auf der Flucht", die im Zuge der Red Bull Music Acadamy-Woche unter dem Titel "Junge Römer" entstand spielte die fünfköpfige Band, was gleichzeitig die längste Nummer in ihrem Set war. Leider endete die Show viel zu schnell. Gerne hätte ich mich noch länger an minimalistischen Gitarrenriffs und schneidenden Synthi-Passagen erfreut.

Anzeige

Bevor die Band der "Von-der-Bühne-gehen-und-warten-bis-die-Fans-eine-Zugabe-wollen"-Tradition frönten, sagte Johannes das an: "Wir gehen jetzt von der Bühne und ihr klatscht weiter und schreit 'Zugabe' – dann kommen wir wieder." Er schaffte es damit, dieses überflüssige Ritual tatsächlich sympathisch zu machen.

Sie betraten also ein letztes Mal die Bühne und präsentierten endlich "Linz bei Nacht" mit der Ansage "Wir haben jetzt nämlich einen Hit!" und "Uns wurde ja gesagt, dass wir ganz groß werden könnten.", während auf den Monitoren Videoausschnitte liefen. Auch dieser Song endete aber bald und die Band bedankte sich noch ausgiebig und genoss den Applaus bevor sie die Bühne verließen.

Flut ist auf jeden Fall eine der Bands, die man sich auf dem Radar behalten sollte. Die erste Show von einem größeren Publikum verlief definitiv herzeigbar und ich hoffe, dass sie uns in Zukunft noch mehrere Throwbacks bescheren.

Sandro auf Twitter: @voriboy

**

Folgt Noisey bei Facebook, Instagram und Twitter.