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Gras, kaputte Handys und Koks: Royal-Arena-Besucher leeren ihre Taschen

Was hast du so dabei? Wir analysieren den Taschen-Inhalt der Leute am Royal Arena Festival.

Es ist jedes mal aufs Neue ein Hustle: Was nimmst du ans Openair mit, damit du das Wochenende überlebst und durchfeiern kannst? Was ist das Essentielle, was kannst du zu Hause lassen—du willst ja nicht Tonnen mitschleppen. Du kennst das Packritual. Aber dabei soll es ja nicht bleiben: Die nächste Hürde ist, was mit vom Zeltplatz aufs eigentliche Openair-Gelände kommt.

Wie du deinen Alkohol oder deine anderen Rauschmittel aufs Gelände schmuggelst, haben wir in diesen zwei Guides festgehalten (Alk / Drogen). Aber natürlich müssen auch das Handy und Zigis mit, oder doch nicht? Ich habe die Besucher des Royal Arena Festivals ein Taschen-Striptease machen lassen, um zu schauen, was ihrer wirklich professionellen Meinung nach auf ein Openair gehört und was nicht.

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Wenig überraschend ist das liebste und häufigste Mitbringsel—Gras. Fast jeder hatte mehr oder weniger zum Rauchen dabei. Es haben sich aber auch einige besondere Charaktere herauskristallisiert. Hier meine schönsten Funde:

Lativa, 20, aus Bern

Was wir sehen: Maskara, Handy, GoPro, Kokain, Marihuana, kleine Tasche, Portemonnaie.
Was ich denke: Lativa hat das Motto YOLO verinnerlicht: Schnell eine Line Koks reinziehen und dann die GoPro auf sich selbst richten und durchdrehen—Crowdsurfen oder in den Moshpit springen. Ein Traum jedes Narzissten. Danach das Make-up wieder richten und zum Runterkommen einen Joint rauchen. Und mit der GoPro festhalten, wie man durch das Gelände streift. Wo die Aufnahmen landen? Vielleicht entsteht daraus ein verwackelter Self-Made-After-Movie oder sie verstauben ein Mal angeschaut auf der Back-up-Festplatte—hach, die schönen Erinnerungen. Aber hey, mit 20 Jahren darf man sowas noch machen.

Ademi, 20, aus Bern

Was wir sehen: Eine Packung Zigaretten, ein Handy mit zerbrochenem Display.
Was ich denke: Anders würde meine Ausrüstung auch nicht aussehen. Mehr als ein Handy und Zigaretten braucht man an einem Openair nicht. Wenn doch, kannst du ja zurück zum Zeltplatz—ausser du bist am Openair Frauenfeld und zeltest im hintersten Eck, dann ist das eher Scheisse. Ich frage mich nur, woher Ademi kommt. Ich kann die kyrillischen Zeichen leider nicht entziffern. Aber es passt irgendwie zum zerbrochenen Display: Schön billig Zigis im Ausland kaufen—oder er hat sie von seinem Cousin, der jede Woche in die Heimat reist—und ja kein Geld ausgeben. Ademi bunkert wahrscheinlich auch reichlich Billigdosenbier im Zelt und würde keinen Rappen mehr als für das Festivalticket ausgeben.

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Silas, 20, aus Bern

Was wir sehen: Papes, Crusher, Täschlein, angerissenes Zugticket, Tabak, Feuerzeug, Marihuana, Kaugummi, Gummi, Edding, Papes.
Was ich denke: Mehr HipHop geht wohl nicht. Natürlich gehört ein Edding ans Royal Arena und ein paar Wände mit Tags verschönert. Natürlich crusht man Gras richtig oder überhaupt nicht. Natürlich muss der Filter aus einem Zugticket bestehen und nicht aus irgendeinem vorgefertigtem Scheiss. Silas ist natürlich real. Gleichzeitig glaube ich, dass Silas so einer von der True School ist. So einer, der contemporary HipHop verteufelt, Skinny Jeans schwul findet und dessen Helden heute noch Nas und Redman sind.

Isk, 27, aus Lausanne

Was wir sehen: Portemonnaie, Marihuana, Papes, Zigaretten-Packung mit vorgedrehten Joints.
Was ich denke: So lief wohl jeder und jede am Royal Arena Festival herum. Nicht viel dabei, aber hauptsache Gras. Zur Sicherheit noch ein paar Joints vorgedreht, falls einen während einem Konzert die Lust plötzlich übermannt—irgendwie schlau. Ich kann das Kiffen keinem Verübeln und will mir gleichzeitig die Rauchschwade über dem Gelände nicht vorstellen.

Roman, 22, aus Basel

Was wir sehen: Handy, Portemonnaie, Flasche mit Vodka-Redbull.
Was ich denke: Roman hat wohl nie gelernt, dass man Vodka-Redbull nicht trinkt. Speziell nicht vorgemischt. So schön, dass die Kohlensäure rausgeht und du nur noch irgendeine klebrige, warme Brühe runterspülst. Da kommt’s mir grad hoch. Dafür hat es Roman aber geschafft, die Flasche mit reinzuschmuggeln, dafür meinen Respekt. Wenigstens muss er jetzt nicht für die überteuerten Drinks auf dem Gelände zahlen.

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Frank, 69, aus Mexiko

Was wir sehen: Eine Handyhülle und Desinfektionsmittel
Was ich denke: Wer mit 69 Jahren noch auf ein HipHop-Openair geht, an dem das Publikum durchschnittlich 50 Jahre jünger ist, ist echt ein Baller. Mit der schlichten Handyhülle beweist Frank ausserdem, dass er verdammt viel Style hat. Nur das Desinfektionsmittel wirft Fragen auf: Hat Frank einen Bakterienfimmel, glaubt Frank nicht an die perfekte Hygiene in der Schweiz oder ist Frank der schlauste Mensch, weil er nach dem Dixiklo-Gang saubere Hände hat? Unser Fotograf Jojo meint einfach, dass Frank zum Kartell gehöre. So etwas will ich ihm nicht unterstellen—ich finde, Frank würde mit noch etwas Gras in der Hand viel besser ein Mitglied von Cypress Hill abgeben.

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