Goodbye, Hades—Ein weiterer Wiener Club sperrt für immer seine Pforten

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Wiener Clubkultur

Goodbye, Hades—Ein weiterer Wiener Club sperrt für immer seine Pforten

HipHop, Techno, Firmenfeier—obwohl das Hades erst seit über einem Jahr offen hat, hat es fast alle Programmierungen durch. Am 31.12 wird das letzte Mal getanzt.

Nach dem Café Leopold schließt die nächste größere Location in Wien. Das Hades hat erst vor einem Jahr aufgemacht und muss schon wieder zusperren. Die Geschäftsführer Thomas Thurner und Antonios Katsantonis haben sich mit mir getroffen, um ein Resümee zu ziehen. Beide haben momentan eine Doppelbelastung: Das Hades und das Goodmann. Die Trauer hält sich deshalb auch bei beiden in Grenzen—nichtsdestotrotz haben sie auch wehmütige Worte übrig gehabt. Wenn eine Clubschließung gefeiert wird, dann eskaliert es hart—sagt zumindest das ungeschriebene Wiener Nachtgesetz. Genau das haben die Geschäftsführer auch bei der letzten Party am 31.12 vor.

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Noisey: Lasst uns gleich Tacheles reden: Wie schaut's aus mit dem Hades?
Antonios: Es war von Anfang an klar, dass das Ganze ein Pop-Up-Club wird. Ursprünglich war der Club nur bis zum Sommer geplant, aber wir konnten noch bis Silvester verlängern. Das Hades schließt am 31.12 endgültig seine Pforten. Da wird dann gefeiert, so lange es dauert. Am 2.1. müssen wir den Schlüssel abgeben, aber bis dahin steht einem richtigen Abschied nichts im Wege.

Fangen wir mal von vorne an. Warum war das Hades nur ein Pop-Up-Club?
Antonios: Man muss dazusagen, dass die Location mit dem Hades für immer schließt. Das Künstlerhaus wurde von Dr. Haselsteiner erworben und wird zur Zeit generalsaniert. Somit hat das Künstlerhaus bis 2018 geschlossen und das Hades ist ja im Keller des Künstlerhauses. Und auch der wird ab Jänner saniert und da wird es dann keinen Club mehr geben.
Thomas: Voraussichtlich. Und auch keine Gastronomie. Welche Pläne sie genau damit haben, wissen wir nicht genau und sie, glaube ich, auch noch nicht.

Mit freundlicher Genehmigung der Hades-Besitzer

Ihr habt da aber schon ordentlich viel Geld reingesteckt, mit dem Umbau und der Ausstattung, oder?
Antonios: Das ist richtig, aber wir wussten, dass das Projekt irgendwann ein Ende hat. Die Verlängerung kommt uns natürlich finanziell schon zu Gute. Trotzdem: In der Kalkulation gab es für uns keine Überraschungen. Wir werden zwar nicht nahtlos weitermachen, aber das Hades wird es irgendwo in irgendeiner Form wieder geben. Der Club war quasi die erste Phase für andere Projekte.

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Also das Wort 'Hades' wird schon wieder aufpoppen.
Thomas: In irgendeiner Form sicher.
Antonios: Und wenn nicht, dann in Form von Thomas und Antonios. Der Name ist Schall und Rauch, aber der harte Kern weiß, wer wo dahintersteht und was man erwarten darf.

Und ihr seht euch schon nach neuen Lokalen um?
Thomas: Wir haben diverse, vielversprechende Sachen im Auge. Aber die Zeit wird zeigen, wo wir hingehen.

Was passiert mit den Leuten, die im Hades arbeiten?
Antonios: Also wir haben ja keine gecasteten Kellner oder Mitarbeiter. In Wirklichkeit sind das alles Freunde, die auch gewusst haben, dass das Projekt eines Tages zu Ende gehen wird. Es war ein sehr familiäres und nettes Jahr zusammen. Wir haben noch ein paar Wochen und die feiern wir natürlich.

Stichwort Abschlussparty. Was erwartet uns da? Große Namen?
Antonios: Dazu muss ich kurz etwas zur Programmierung sagen, da wir uns ja in letzter Zeit ein bisschen—auch wegen dem Goodmann—umpositioniert haben.
Thomas: Dadurch, dass wir die elektronische Schiene eigentlich komplett im Goodman fahren und uns dort auch in alle Richtungen austoben, geht die Programmierung im Hades eher hin zum HipHop. Einer unserer Partner ist die Juicy-Crew—das wird die Silvesterabend-Programmierung natürlich schon beeinflussen.
Antonios: Wir können ja im Hades bis zu drei Floors bespielen.
Thomas: Genau und deshalb wollen wir eine gewisse Bandbreite an Musikrichtungen anbieten.

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Foto mit freundlicher Genehmigung der Hades-Besitzer

Kann man sich das also wie den Kantine-Abschluss vorstellen? Also mehrere Musikrichtungen auf mehreren Floors?
Thomas: Genau so, ja.
Antonios: Wir haben ja den Mainfloor, dann den zweiten Floor—der nicht klein ist—und den Floor im Außenbereich. Da könnte es ein bisschen kälter werden.
Thomas: Hat beim Kantine-Closing ja auch niemanden gestört. Auch die Kantine-Crew wird natürlich am Start sein, da sie ja auch lange unsere Partner waren und über viele Monate hinweg das Hades bespielt haben.

Seid ihr traurig? Bedrückt? Oder schaut ihr optimistisch in die Zukunft?
Antonios: Hätten wir das Hades noch weitere fünf Jahre haben können, dann hätten wir uns sehr gefreut. Es war nicht nur viel Arbeit, es war auch eine sehr schöne Zeit und wir haben auch sehr viel Spaß gehabt—und haben ihn noch. Ja, ist schade.

Da haltet ihr euch noch bedeckt, also in welche Richtung die neue Projekte gehen?
Thomas: Ja, da halten wir uns noch bedeckt.
Antonios: Über ungelegte Eier sollte man nicht sprechen.

Was nehmt ihr aus der Zeit mit? Gab es Highlights? Habt ihr Lehren gezogen?
Thomas: Es gab viele Höhepunkte, viele Tiefschläge—von beidem reichlich.
Antonios: Es war für uns der erste Club. Wir hatten viele Learnings. Learnings, die teilweise Geld gekostet haben.
Thomas: Solange die Hochs überwiegen, macht ja alles Spaß. Und das war definitiv so.
Antonios: Mein größtes Highlight: Wir haben es geschafft, eine Location zu etablieren, in der bis dato kein einziger Vorfall war. Die Leute haben bei uns lang gefeiert und auch exzessiv gefeiert, aber es gab keine gröberen Probleme. Ich komme aus der Gastro und weiß, dass es auch anders geht.

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Wie war es überhaupt mit den Gästen? Waren ständig welche da?
Thomas: Nein, auch wir waren vom berühmten Sommerloch betroffen. Das haben wir ein bisschen durch unseren Outdoor-Floor auffangen können. Wir haben draußen eine Stage hingebaut, ein bisschen umgestaltet. Somit ist es gegangen.

Foto von der Autorin

Warum seid ihr vom Techno auf HipHop geswitcht?
Antonios: Wir wollen uns nicht selbst Konkurrenz machen. Wenn Luftlinie 300 Meter das Goodmann steht, dann wäre das passiert. Der zweite Grund war, dass die HipHop-Community auch guten Sound haben möchte. Man kann vieles über das Hades sagen, aber unsere Soundanlage ist super. Und die sind natürlich auch erfreut ihren Sound auf einer Function One spielen zu können. Momentan haben wir am Freitag die Asian Nights und am Samstag die Juicy Crew, wobei Samstag in der Früh noch die Techno-Afterhour stattfindet.

Und laufen Mittwoch und Donnerstag?
Thomas: Nur punktuell, wenn überhaupt. Wir haben an den Tagen Firmenfeiern und private Veranstaltungen.

Und welche Veranstaltungen erwarten uns noch bis zum großen Abschluss?
Antonios: Am 2.12 haben wir Kevin Witt bei uns, davor noch Cherry Kiss-Partys, am 24.12 haben wir auch offen. Kantine Classix kommt auch noch mal.

Ja, schade. Wie viele Leute passen zur Abschlussparty rein?
Antonios und Thomas: Einige.

Letzte Worte?
Antonios: Wir möchten uns  bei allen Gästen und Partnern bedanken. Es war eine tolle Zeit.
Thomas: Wir werden jetzt noch bis zum Schluss ausgiebig und gebührend feiern.

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