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Wir haben Menschen um drei Uhr früh ihre Gefühle zeichnen lassen

Das Innenleben des gemeinen Wieners ist ein Rätsel. Wir sind ihm mit Stift und Block zu Leibe gerückt.

Samstag drei Uhr früh ist eindeutig eine meiner Lieblingszeiten der gesamten Woche. Nachdem ich die letzten Male Geständnisse und Handtaschen fotografiert habe, war jetzt das härteste Thema dran: Gefühle. Wie ein Wiener fühlt und empfindet ist immer unterschiedlich—doch nie seicht. Denn entgegen der allgemeinen Meinung steckt hinter der Fassade aus trockenem Humor und Pessimismus immer ein kleines Kind mit einer reichen Gefühlswelt. Vor allem um drei Uhr in der Früh. Bewaffnet mit Stift und Zetteln, habe ich es dann gewagt: Ich habe die Partygäste aufgefordert, mir die Antwort auf die Frage „Wie geht es dir?“ oder „Wie fühlst du dich?“ nicht zu erzählen, sondern anonym aufzumalen. Ich hab die intimste Privatsphäre der Wiener gedeutet und mir ernsthafte Gedanken gemacht, welche psychologischen Prozesse um drei Uhr in der früh, auf die Partybevölkerung gewirkt haben.

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Wir sehen hier einen Menschen der sich übergibt. Die langen Haare symbolisieren entweder ein Mädchen oder einen Metal-Hörer. Die Wand hat Stacheln und symbolisiert die feindliche, kalte Welt. Wie man sieht, fehlen den kotzendem Individuum Füße—es gibt keinen Halt und keine Wurzeln, zu denen man sich zugehörig fühlt. Die Tatsache, dass bereits Kotze am Boden liegt zeigt, dass man schon lange mit dem Gefühl der Heimatlosigkeit kämpft und die Welt schon lange als aggressiv und verletzend wahrnimmt. Alternative: Sie hat zu viel gesoffen.

Wir sehen im Hintergrund eine Flasche, einen Behälter. Das Gesicht scheint sich aufzulösen, behält aber noch seine elementare Form. Das Wort „Tschaboom“ steht für eine etwas Explosives. Ich würde raten, dass die Vaterbeziehung sehr schwierig ist, die Flasche mit den eigenen Gefühlen bleibt im Hintergrund—das eigene Selbst löst sich in dieser Diskrepanz auf.

Eine kleine Zeichnung für den Zettel, auch nicht wirklich zentriert: Diese Mensch fühlt sich verloren und verwirrt. Wenn man genau hinschaut, erkannt man die gesellschaftliche Kritik an der Lebensmittelverschwendung. Dieser Mensch fühlt sich durch das viele Wegwerfen der essbaren Ressourcen entwurzelt und verletzt.

Dieses Bild zeigt ganz deutlich um was es geht: Hier geht es um die Meeres- und Gewässerverschmutzung. Dieses Mädchen kann nicht mehr mit ansehen, wie sich Fische und andere Meerestiere in Dreck und Müll verfangen und elendig sterben. Es bricht ihr das Herz. Sie weint Krokodiltränen. Hört bitte auf die Meere und Gewässer zu verschmutzen—schon allein ihr zu Liebe.

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Drogen sind schlecht und diese Zeichnung beweist das.

Zu dieser Zeichnung hat man mir gesagt: Das bin ich, und ich lasse mich treiben. Was das Wort „Side Mount“ zu bedeuten hat, lasse ich euch für Interpretationen offen.

Hier haben wir ein äußerst akkurates Gemälde der Gefühlswelt. Offensichtlich geht es hier um ein Mädchen (die zwei runden Kreise stehen für Eierstöcke) und die Antenne, also die Empfänglichkeit für Gefühle, ist ausgefahren aber klein. Der Zeichner ist wahrscheinlich in ein Mädchen verliebt, dass ihn oder sie nicht zurück liebt. Außerdem zeigt uns das Eierstock-Symbol die Unendlichkeit—es geht hier also um tiefe und sehr ernste Gefühle.

Das lächelnde Gesicht und die großen Pupillen können nur eins bedeuten: Dieser Mensch wurde unlängst unter einer Vollnarkose operiert und verarbeitet diesen schweren Eingriff noch. Gute Besserung an dieser Stelle. Das bezahnte Lächeln bezieht sich auf die Zeile von „Tennis Court“ im Lorde-Song: „We're so happy, even when we're smilin' out of fear“. Die Angst ist noch klar im Vordergrund. Ich empfehle eine Serotonin-abgebende Medikation.

Ähnlich wie bei Nummer drei, nur hat hier die Verwirrung das gesamte Leben beschlagnahmt. Es fehlt an Struktur und Disziplin, der eigene Geist ist ein Labyrinth und die Bedürfnisse des Individuums bleiben im Verborgenen.

Die mehrfachen Sonnensymbole, die ich im Zuge der Recherche erhalten habe, haben mich und ein psychologisches Mastermind stutzig gemacht. Wofür steht also das Sonnensymbol? Laut dieser seriösen Seite für Traumdeutung geht es hier um das warme Bewusstsein. Die Suche nach Erleuchtung hat diese Menschen um drei Uhr in der Früh getrieben. Außerdem wissen wir seit Zeitgeist, dass die Sonne für Gott steht. Die Urheber der Sonnenzeichnungen sind äußerst spirituelle Wesen.

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Fredi kann eure Tweets psychologisch wertvoll deuten: @schla_wienerin

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