Geburtstag zu feiern, ist einfach nur beschissen

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Geburtstag zu feiern, ist einfach nur beschissen

Also, wenn du schon feierst, dann feiere mit maximal fünf Freunden. Alles andere ist zu stressig.

Versteht mich nicht falsch – ich feiere selbst jedes Jahr Geburtstag. Und zwar groß. Ich bin nicht der Mensch, der mit drei Freunden was trinken geht oder voll auf edgy irgendeine nüchterne Zusammenkunft startet. Nach meinen Geburtstagspartys wünsche ich mir aber jedes Mal aufs Neue, dass ich dieser Mensch wäre. Aber so zirka drei Monate vor meinem Geburtstag überkommt mich ein Organisierungsdrang und so gehe ich jeden März mit mindestens 20 anderen Menschen in einen Club. Oder noch schlimmer: Ich organisiere die Hauptparty auch selbst. Diesen Fehler begehe aber nicht nur ich, sondern andere Menschen auch. Hier ein Erinnerungstext, warum wir es lassen sollten.

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Die Leute Foto von der Autorin

Am Anfang einer jeden Party steht die Gästeauswahl. Zuerst lädt man die Leute ein, mit denen man eh regelmäßig abhängt. Das sind erfahrungsgemäß so drei bis fünf Leute. Dann lädt man Leute ein, die man wirklich gerne dabei hätte, aber zu selten sieht. Dann verplappert man sich in der Uni/Arbeit oder schlichtweg bei anderen Freunden und hat die auch an der Backe. Und dann beginnt das Kartenhäuschen einzustürzen.

Wenn du Anna einlädst, musst du auch Lisa einladen. Peter ist beleidigt, wenn du Max und Hans einlädst, ihn aber vergisst. Es wird zu einem logischen Internet-Rätsel und es ist deine Aufgabe, eine Party zu schmeißen, auf der sich die Leute so wenig wie möglich langweilen, sich aber auch nicht die Fresse einschlagen.

Extra g'schissn: Bereite dich auf die Frage "Darf ich meinen Freund mitnehmen?" vor. Diese Frage ist übrigens frech, Beziehungsmenschen. Wenn ich deinen Freund dabeihaben wollen würde, würde ich in der Veranstaltung stehen haben: "Nimm dein Gspusi mit". Wenn das nicht der Fall ist, dann will ich dein Gspusi offenbar nicht sehen.

Vielleicht weil ich nicht gerne vor Fremden abstürze oder auch weil ich kotzen muss, wenn ich euch schmusen sehe. Wenn du trotzdem fragst, werde ich – weil ich ein gefallenssüchtiges, schwaches Fleischprodukt bin – zwar "kein Problem" sagen, aber ich werde dich die ganze Party über nicht mögen. Und deinen Freund auch nicht.

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Das Lokal

Die Einladungen sind abgeschickt und du wirst schmerzlich merken, dass es außer den drei bis fünf Leuten aus deiner Squad eh ein bissi wurscht ist, ob und wie du feierst. Trotzdem kommen sie theoretisch – hoch leben die Vielleicht-Drücker – und du musst für sie mitplanen. Da es quasi unmöglich ist, eine geeignete Location für zehn Leute, die fix kommen und fünfzig Leute, die "vielleicht" kommen, zu finden, wird das Lokal auch ein schmerzlicher Punkt deiner Planung.

Das Fortgehen in einen Club wird quasi unmöglich. Techno-Raves gehen nicht für die Uni-Kollegen. HipHop-Schuppen gehen nicht für deine Techno-Freunde. Goa geht für niemanden aus deinem normalen Alltagsleben. Volksgarten finden deine Studienkollegen zwar geil, aber da kannst du deine Goa-Freunde nicht einladen. Und so weiter. Im Endeffekt wirst du etwas auswählen, wovon du glaubst, dass es für alle lustig ist. Das resultiert meistens in absolut mittelmäßigen Partys. Das ganze Projekt Geburtstagsparty ist zum Scheitern verurteilt.

Extra g'schissn: Solltest du klugerweise auf eine Bar oder ein Restaurant ausweichen, wirst du ein Problem mit der Platzreservierung haben. Auch nach deinem dröflten fordernden Pinnwandeintrag in deiner Geburtstagsveranstaltung werden sich die Vielleicht-Drücker nicht angesprochen fühlen zu reagieren, sondern nur die Zusagenden, die dann doch absagen.

Außerdem wird es in einer Bar quasi unmöglich eine normale Sitzordnung herzustellen, bei der alle bei ihren Bekannten sitzen. Du wirst neben deinen drei bis fünf Menschen sitzen und ab und zu mühselig aufstehen, um ein bisschen Höflichkeitstalk zu führen. Solltest du gar ein Lokal anmieten: Viel Spaß mit der Angst, dass keiner kommt, es eine peinliche Party wird und du auf den Kosten sitzen bleibst. Happy Birthday to you.

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Nüchtern bleiben, so lange es geht Foto von der Autorin

Tja und hier kommen wir zum fucking Geburtstags-Paradoxon. Wer ist das Geburtstagskind? Du. Für wen ist diese Feier? Für dich. Wer verdient sich einen super Rausch, ohne an die Konsequenzen zu denken? Nein, nicht du. Je nach dem wie die Party geplant ist, wirst du bis mindestens 01:00 Uhr respektvoll trinken und Angst haben, unansprechbar zu sein, wenn die Gäste nachkommen.

Der totale Rausch wird zu deinem Feind. Du wirst so etwas reifes wie Rauschmanagement betreiben müssen, um nicht gleich am Anfang zu besoffen zu sein. Außerdem: He, es ist deine große Party. Wie cool ist es, wenn der Gastgeber schon um 01:00 Uhr nach Hause muss, weil er sich vor lauter Freude, die schreckliche Planungsphase endlich hinter sich zu haben, drei Shots zu viel hinter die Binde gekippt hat? Richtig, mega uncool. Du schuldest deinen Halb-Bekannten dein Verweilen auf dieser Party. Viel Spaß.

Extra g'schissn: Solltest du echt ein Lokal angemietet haben (was du wirklich nicht tun solltest), bist du nicht nur für deinen eigenen Rausch verantwortlich. Nochmal: Happy Birthday to you.

"Happy Birthday"

Keine Ahnung warum wir das als Gesellschaft nicht abschaffen. Wir sehen doch, wie es den Besungenen dabei geht. Ich habe die Theorie, dass es ein Ausleben der Folter ist. Offensichtlich haben sich Menschen schon immer gerne gegenseitig gefoltert, aber es ist ja jetzt verboten und verstößt gegen die Menschenrechtskonvention. Wahrscheinlich entstand gleich am Anfang des Verbots von körperlicher Folter der "Happy Birthday"-Gesang.

Es ist erst cool, wenn das Geburtstagskind besoffen ist und sein "Happy Birthday" selbst mitsingt. Aber, wie oben erwähnt: Das Geburtstagskind wird bis 01:00 nüchtern sein und genau bis zu diesem Zeitpunkt singt die Gesellschaft "Happy Birthday", weil nachher nur noch der besoffene Rest da ist.

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Extra g'schissn: Du musst während den zwei Minuten Gesang dankbar aussehen. Ein Mensch wird auf die Idee kommen, anschließend "Hoch soll er/sie leben" zu singen. Da musst du dann den "Ach, hört doch auf, ihr Süßen"-Blick drauf haben.

Die Geschenke Screenshot via YouTube aus dem Video "Birthday Song" von 2Chainz und Kayne West.

Ich fange jetzt nicht an, mich über Geschenke zu beschweren. Kleine Plüschfiguren, Badesets und lustige Foto-Collagen mit deinem betrunken Antlitz von vor fünf Jahren sind doch genau das, was du immer begehrt hast. Die Quintessenz deiner Seele. Zu sehr würde ich mich an eurer Stelle aber nicht über die Geschenke freuen. Im besten Fall musst du das alles Nachhause schleppen. Im schlimmsten Fall verlierst du gut 80 Prozent der Geschenke im Laufe des Abends und musst über ein Jahr lügen, wenn man dich fragt, wie dir dein Geschenk gefällt. Oder wo du es aufgehängt hast.

Extra g'schissn: Ein ganz klassisches Geschenk von deinen Hipster-Instagram-Freunden: Eine selbstgemachte Torte. Du wirst diese Torte genau am Anfang des Abends sehen und dann später gegen 03:00 Uhr, wenn alle Besoffenen mit der Hand reingegriffen haben. Bon Appetit!

Die Fotos

Schlecht: So jung wie du jetzt bist, bist du nie wieder. Gut: So hässlich vielleicht auch nicht. Der glänzende Stress-Schweiß, die ganzen Bussis links und rechts und dein gehetztes Fingernägelknabbern. Mädels, ihr kommt nicht wirklich oft zum Nachschminken, die aufwendigere Frisur besteht natürlich nicht den drei Wetter-Party-Test und es ist lieb, dass du an die zweite Strumpfhose gedacht hast, aber auch egal, da dein Gesicht scheiße aussehen wird.

Extra g'schissn: Zum Schmusen kommst du nur jeden fünften Geburtstag, mache dir keine Illusionen.

Fredi hat Twitter: @schla_wienerin

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