FYI.

This story is over 5 years old.

Features

Der Noisey Survival Guide fürs Frequency

Wir sagen dir, wie du das Festival unbeschadet überstehst.

Alle Fotos von Florian Gotsmi via VICE Media.

Das Frequency ist für manche das österreichische Festival-Highlight des Jahres—auch für mich. Ich kann mir nichts Schöneres vorstellen, als von 16-jährigen am Festivalgelände mit Schildern von 1 bis 10 bewertet zu werden, Spritzer aus dem Oversize-Krug zu trinken und endlich alle Bands nachzuholen, die ich in meinen Teenie-Jahren geliebt und nie live gesehen habe, weil es mir meine Mama damals nicht erlaubt hat. Immer, wenn ich im stinkenden Zelt in meinen eigenen Alkoholdämpfen auf meinen verbeulten Milchbrötchen aufwache, verfluche ich es zwar und sage mir, dass ich zu alt für den Scheiß bin. Ich verbinde mit dem Frequency aber einfach einige meiner schönsten Konzert- und Alkoholerlebnisse und möchte es in meinem jährlichen Sommerplan nicht missen (zumindest bis ich wirklich alt bin). Das ist der Grund, warum ich mein Festivalwissen, das ich über die Jahre gesammelt habe, in Form dieses Guides an euch weitergeben möchte. Wenn nämlich jemand wie Kendrick Lamar, der überhaupt zum ersten Mal in Österreich ist, spielt, kann es durchaus sein, dass es nicht nur Leute gibt, die das erste Mal zum Frequency fahren, sondern auch Leute, die dorthin fahren, obwohl sie diesen dunklen Ort sonst unbedingt meiden wollen. Wenn du einer von ihnen bist, solltest du den Guide besonders genau studieren.

Anzeige

Sei früh genug da

Falls du, wie jeder normale Mensch, am Mittwoch—auch Tag Null genannt—, dem offiziellen Koma- und Anreisetag und seit neuestem ersten Festivaltag noch arbeiten musst und daher nicht schon bei Tagesanbruch das Festivalgelände stürmen kannst, um dein Zelt möglichst weit von den Dixiklos und möglichst nah am Festivalgelände an einem der wenigen schattigen Plätzchen aufzustellen, schick deine arbeitslosen Studentenfreunde hin. Spendiere ihnen ein paar Bier und verdonnere sie dazu, mit einem Absperrband den Platz für dein Zelt zu besetzen und sich nicht von der Stelle zu bewegen, bis du tatsächlich da bist. Ansonsten wirst du in Windrichtung des Scheiße-Geruchs am letzten Ende des Campingplatzes wohnen müssen, wohin dich ein Weg führt, der dir besoffen länger als der verdammte Jakobsweg vorkommt.

Meide die blaue Brücke

Die blaue Brücke ist die zentrale Verbindung zwischen den beiden Campingplatz-Ufern der Traisen und der Sammelpunkt für alle Arschlöcher des Festivals. Diese Arschlöcher sind das ganze Festival über an der Grenze zum Koma, haben wahrscheinlich ein bescheuertes Affenkostüm an und sehen es als die Erfüllung ihrer Träume, dir einen Eimer voll Scheiße-Wasser aus der Traisen drüber zu leeren. Selbst, wenn du eine riesige Kamera um den Hals trägst und ihnen versuchst zu erklären, dass du zum Arbeiten hier bist und sie bitte deine Kamera heil lassen sollen—sie sind nicht ansprechbar und scheißen drauf. Wenn du Pech hast, leert dir anschließend noch ein anderer Spaßvogel ein Kilo Mehl über deine nassen Haare.

Geh nicht in die Traisen

Am Frequency ist es meistens so heiß, dass du dich am liebsten in dem mit Alkohol gefüllten Erdloch eingraben möchtest, das dein lustiger Zeltnachbar gegraben hat, damit er was zu lachen hat, wenn jemand rein stolpert und sich dann vielleicht noch eine Zehe an einem Zelthering aufschlitzt (Danke dafür, du Pisser!). Die paar schattigen Plätze sind so dicht besiedelt, dass dir die Traisen plötzlich wie eine erfrischende Oase in der Wüste vorkommt. Nein, sie ist es nicht. Sie ist ein Fluss aus Scheiße, Pisse, Bierdosen, ein bisschen Sperma und Shampooschaum, der dich nur noch dreckiger macht, als du ohnehin schon bist. Geh nicht rein und freu dich, dass du im Gegensatz zu den planschenden Alkoholleichen wenigstens nur deinen eigenen Dreck am Körper hast.

undefined
Anzeige

Lass dir kein Henna machen

Egal wie besoffen du bist, lass dir am Festivalgelände kein Henna-Tattoo von einem dubiosen Typen machen, der wahrscheinlich genau so besoffen ist wie du. Vor drei Jahren hat sich ein Freund von mir im Koma ein Casper-Henna auf seinen Arm malen lassen. Wenn er heute auf die Stelle schlägt, sodass sie rot wird, zeichnet sich immer noch ein weißes "ASPER" auf seinem Arm ab. Die Farbe hat sich scheinbar ganz subtil in seinen Arm geätzt und wird ihn für immer daran erinnern, dass er mal Fan war. Vermutlich ist das auch der Grund, warum er das Festival heuer meiden wird. Sorry, Casper.

Sieh zu, dass du deine Freunde nicht verlierst

Lass niemals zu, dass deine Freunde während eines Konzerts aufs Klo oder zum Bierholen abhauen, dich alleine lassen und dir sagen, wenn du genau hier stehen bleibst, werden sie dich wieder finden—das ist eine Lüge. Du wirst sie nie mehr finden, geschweige denn am Handy erreichen, weil du entweder keinen Akku mehr hast oder das Netz überlastet ist, da jeder damit beschäftigt ist, Fotos von The Chemical Brothers oder Alt-J auf Instagram zu posten. Wenn du deine Freunde dann endlich erreichst, und sie dir sagen, du sollst einen Arm in die Luft strecken, damit sie dich wieder finden—vergiss es einfach. Mach es wie ich, freunde dich mit dem Kellner vom Spritzerstand an, gönn dir einen Vollrausch im Wert deiner neongelben Ray Ban und triff deine Freunde zufällig am Linkin Park-Konzert wieder, wo du total dicht im BH tanzt, als gäbe es kein Morgen. Zum Glück kenne ich diese Geschichte nur aus Erzählungen.

Styling

Wenn du unter den Festival-Neulingen nicht auffallen willst, schreib dir einfach den Namen deiner Lieblingsband mit Edding auf deine Arme und Beine und setz dir eine neonfarbene Sonnenbrille auf. Wenn du schon fortgeschrittener bist, weißt du sowieso, was du zu tun hast, und wenn du eine Tussi bist—ach, habe ich euch das nicht schon einmal erzählt?

Anzeige

Sieh zu, dass deine unmittelbaren Nachbarn keine Anlage haben

Seine Zeltnachbarn kann man sich nicht immer aussuchen und wie so oft im Leben wird man auch am Zeltplatz oft zu seinem Glück gezwungen. Warum sich Menschen die Mühe machen, eine riesige Anlage auf den Zeltplatz zu transportieren, nur um dann vier Tage lang dieselben drei Lieder zu hören, weiß ich nicht. Meine Zeltnachbarn vom Frequency vor zwei Jahren hatten zwei Playlists: eine mit Themes von Zeichentrickserien aus den Neunzigern und eine, die sich auf „Du" von Cro, „One Day" von Wankelmut und den „Promises"-Remix von Skrillex beschränkte. In vier Tagen haben wir alle Phasen von Liebe und Hass durchlebt—wir haben unsere Nachbarn mit Bier und Dreck beworfen, wenn zum dreißigsten Mal Cro kam und sie umso mehr geliebt, je besoffener wir waren und je öfter wir „One Day" hören mussten. Wir haben es gegrölt, als wäre es der Soundtrack unseres Lebens, unsere Nachbarn insgeheim aber trotzdem gehasst. Ich kann nie mehr „One Day" hören, ohne den Geschmack von warmem, abgestandenem Bier zu schmecken und rate dir, halt dich von Menschen mit Anlagen fern.

Raff dich auf und geh zum Supermarkt

Unweit, oder im verkaterten Zustand dann doch eher weit, vom Frequency gibt es einen riesigen Supermarkt—ja, mit echten Toiletten. Der Weg dorthin führt dich über ein ausgetrocknetes Feld, das auch liebevoll Dryland genannt wird. Am Vormittag pilgern alle Menschen dorthin und preisen den Schutzpatron der Alkoholiker, der für diese Zeit im Jahr den Biervorrat um das wahrscheinlich millionenfache aufstockt. Im Geschäft geht es zu wie auf der Love Parade, es zahlt sich aber aus. Gekühlte Getränke und Essen, das noch nicht im Zelt zwangsgekocht und von dir als Schlafunterlage benutzt wurde, ist die Qualen einfach wert. Außerdem gibt es im Möbelladen nebenan noch einmal extra viele Klos und Waschbecken. Versuch aber, dich zu benehmen, sonst bekommst du Hausverbot im Möbelgeschäft—so wie ich, als ich mit meinen stinkenden Männerfreunden dort war, die eine Stunde lang das Klo besetzt haben.

Freunde dich mit deinen Nachbarn an

Genau wie im echten Leben ist Networking auch am Frequency wichtig. Freunde dich mit deinen Nachbarn an und du wirst ein noch schöneres Leben haben als sowieso schon. Zeltnachbarn haben immer das passende Stück Gaffa für das Loch in deinem Zelt, einen Edding, mit dem du deinen schlafenden Kumpel mit politisch inkorrekter Gesichtsbehaarung verzieren kannst oder ein Plätzchen unter ihrem Pavillon. Außerdem haben sie bestimmt einen Trichter, den ihr euch teilen könnt. Auf einem Festival sind Nachbarn essentiell zum Überleben und wenn du ganz lieb zu ihnen bist, drücken sie vielleicht auch einmal auf ihrer Playlist weiter, mit der sie dich Tag und Nacht terrorisieren. Auch wenn deine Nachbarn übermenschliche Wesen sind, die niemals, wirklich NIEMALS schlafen und sich um sechs Uhr Früh neben deinem Zelt total besoffen Geschichten über einen Hasen und einen Fuchs erzählen, die gemeinsam auf Abenteuerreise gehen—du wirst trotzdem lernen, sie zu lieben.

Wenn du diese Tipps befolgst, steht einem feuchtfröhlichen und angenehm dreckigen Frequency nichts mehr im Wege. Nimm genug Sonnencreme und Klopapier mit, hol dir keine Alkoholvergiftung und vielleicht sehen wir uns ja in der ersten Reihe bei Linkin Park. What's my age again?

**

Folgt Noisey bei Facebook, Instagram und Twitter.