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Foto Bushido: imago | Future Image || Foto Capital Bra: Phong Le || Illustration: Noisey

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Die sehr komplizierte Historie aller Bushido-Trennungen einfach erklärt

Von Capital Bra bis Fler: Bushidos Label ersguterjunge hat viele Rapper und Rapperinnen kommen und gehen sehen. Einen roten Faden gibt es aber trotzdem.

Letzte Woche sorgte Capital Bra für kollektive Schnappatmung bei allen Fans von dramatischem Deutschrap-Gossip: Er werde in Zukunft nicht mehr mit Bushido zusammenarbeiten und sei nicht länger Teil von ersguterjunge, erklärte der Rapper in einem Instagram-Post. Capital behauptet, Bushido solle intensiv mit der Polizei zusammenarbeiten und seine aktuellen Geschäftspartner, darunter Ashraf Rammo, verraten haben.

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Ob sich der Berliner wirklich mit dem Remmo-Clan überworfen hat und wie sein angeblicher Deal mit der Polizei aussehen könnte – wir wissen es nicht. Was wir aber wissen: Das Zerwürfnis mit Capital Bra ist nicht das erste musikalische Beziehungsende Bushidos, das Fans und Hater gleichermaßen umtreibt.

Und da zeichnete sich ziemlich schnell ein klares Muster ab: Bushido findet einen Künstler, der – in der Regel – nicht so erfolgreich ist wie er. Bushido signt diesen Künstler, nimmt ihn überall mit hin und geht eine beinahe romantische Symbiose mit ihm ein. Der Künstler schreibt Gerüchten zufolge an Bushidos Texten mit, darf dafür aber auch ein paar Hits mit seinem Boss aufnehmen. Dann kommt die große Trennung – und Bushido sucht sich jemand anderen, mit dem er für ein paar Monate oder Jahre unzertrennlich scheint.

Bushido sei "charismatisch und cholerisch, melodramatisch und launisch und das macht eine Zusammenarbeit mit ihm als Chef schwierig", behauptete Ex-EGJ-Signing Bahar 2009 gegenüber rap.de. “Wenn wir wirklich zehn Leute nehmen, die mit mir gearbeitet haben und die heute nicht mehr mit mir arbeiten, habe ich mich vielleicht mit einem wirklich in den Haaren gehabt”, sagte hingegen Bushido in einem Interview mit Backspin. Wer hat Recht?

Wir haben uns durch die ersguterjunge-Label-Historie gearbeitet, um es herauszufinden. [Anm. d. Red.: Man möge uns verzeihen, dass wir die ehemaligen Produzenten außen vor lassen. Der Artikel ist schon lang genug.]

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Die "Fick 31er!"-Fraktion

Künstler: Capital Bra (2018 – 2019) und Samra (2017 – 2019)

"Ersguterjunge, disst du ein'n, dann disst du alle / und landest zitternd in der LKA-Zentrale", rappte Capital Bra noch vor wenigen Wochen. Damals griff er mit dem Song "Ach, Patrick, ach" – offensichtlich aus Loyalität zu Bushido – dessen langjährige Hassliebe Fler an. Jetzt, wo das EGJ-Oberhaupt angeblich selbst bei der Polizei auspacken soll, ist es mit der Loyalität gegenüber Labelkollegen vorbei. "Wir sind kein Team. Polizei ist jetzt dein Team", sagt Capital in seiner Instagram-Ansage gegen Bushido. Wenige Stunden später veröffentlichte er zusammen mit Samra den Song "Fick 31er", der vom Titel her zwar nach Disstrack klingt, inhaltlich aber eher klassischer Ansagen-Rap ist (in diesem Fall über den Beat von Bushidos altem Hit "Nie Wieder"). Wenige Stunden vorher vertaggte Samra ein Foto vom Videodreh auf Instagram noch mit #egjistdiegang.

Zumindest Samra hat sich bisher auch noch nicht öffentlich zu seinem aktuellen Verhältnis zu Bushido geäußert und macht in seinen Insta-Storys lieber Werbung für Shisha-Bars. Deutschrap-YouTuber Mois behauptet allerdings, mit dem Rapper in Kontakt zu stehen und zu wissen, dass er ebenfalls bei EGJ "raus" sei. Was bedeuten würde: Bushido und sein Label sind aktuell nicht nur mutmaßlich clan- sondern auch nahezu künstlerlos.

Die Scheidungskinder

Künstler: Laas Unltd. (2017 – 2018), AK Ausserkontrolle (2017 – 2018), Ali Bumaye (2014 – 2018) und Shindy (2013 – 2018)

Als das vermeintliche Erfolgsduo Arafat Abou-Chaker und Bushido 2018 überraschend verkündeten, in Zukunft getrennte Wege zu gehen, veränderte sich auch auf Business-Seite einiges beim gemeinsam geführten Label. Fast ein Jahr lang wurde kein einziges Release veröffentlicht, der angekündigte Label-Sampler ist nie erschienen. Wenn hinter den Kulissen darüber gestritten wird, ob und wie man in Zukunft weiter zusammenarbeiten möchte, bleibt eben nicht so viel Zeit für anderes. Das legt zumindest die Aussage Bushidos nahe, dass es auch deswegen um ihn und das Label so ruhig geworden sei, weil er sich "viele Fragen" habe stellen müssen. In seinem offiziellen Facebook-Statement zur Trennung verkündete Bushido außerdem, sich wieder auf seine Künstler konzentrieren zu wollen. Allerdings wohl nicht auf alle, die zum damaligen Zeitpunkt offiziell noch gesignt waren.

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Wenige Tage später erklärte AK Ausserkontrolle auf Instagram, um eine Aufhebung seines Vertrags gebeten zu haben. Bushidos Businessplan schien das nicht sonderlich durcheinanderzubringen, der gab nämlich wenig später Interviews zu einer Neuausrichtung des Labels rund um Capital Bra, Samra und ihn selbst. Die Noch-EGJler Laas Unltd, Ali Bumaye und Shindy erwähnte er dabei nicht namentlich, sprach aber von ein paar "irrelevanten" Leuten, die "ihren Papierkram" noch regeln müssten. Fakt ist: Keiner der drei blieb bei ersguterjunge – sei es nun aus eigenem Wunsch oder auf Bushidos Entscheidung hin.

Konkreter äußerte sich nur Shindy Monate später in einem Interview mit Jérôme Boatengs Magazin BOA. Er habe sowieso von EGJ weggewollt, erklärte der Rapper da, und bezeichnete die letzten Monate beim Label als "absoluten Psychoterror". "Schon vor dem Split hatte ich den Wunsch, mich von ersguterjunge unabhängig zu machen, um endlich autark arbeiten zu können", erzählte Shindy. Wenn wir nach den Aufrufzahlen seines neuesten Videos "DODI" gehen, hat er das mittlerweile wohl auch geschafft.

Der Kronzeuge

Künstler: Kay One (2007 – 2012)

Machen wir es an dieser Stelle kurz: Stern-Leser, unsere Mütter, wir alle wissen, warum Kay One nicht mehr bei ersguterjunge ist. Kay wollte nicht länger Geld an Arafat abdrücken und hat sich mit der Nähe zu kriminellen Clans – nach jahrelangem Surfen auf der Erfolgswelle – dann doch nicht mehr ganz so wohlgefühlt. Also ging er zur Polizei und trat damit nicht nur mehrere Memes und Disstracks los, sondern schaffte auch rechtzeitig den Absprung, um sich nun ganz entspannt einer Karriere als Ballermann-Rapper zu widmen.

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An Kays 25-minütigen Disstrack gegen den Mann, in dessen Keller er eine zeitlang gewohnt haben soll, kann sich wohl kaum noch jemand erinnern. Unfreiwillig komisch ist mittlerweile allerdings Bushidos "Leben und Tod des Kenneth Glöckler", indem der EGJ-Chef seinem ehemaligen Spezi vorwirft, den Clan in seinem Rücken verraten und mit der Polizei zusammengearbeitet zu haben. Also ziemlich genau das, was jetzt Bushido selbst vorgeworfen wird.

Die Erfolglosen

Künstler: Bizzy Montana (2006 – 2011) und Nyze (2006 – 2011)

Er sei "nach wie vor sehr dankbar", erklärte Bizzy Montana noch 2014, als er in einem Interview auf seine Jahre bei ersguterjunge angesprochen wurde. Glaubt man seinem ehemaligen Labelchef, darf er das auch sein: Bushido behauptete in einem Interview mit Backspin im gleichen Jahr, Bizzy habe nach wie vor seinen Vorschuss bei ihm "offen" – seine Streetalbumreihe Mukke aus der Unterschicht floppte im Vergleich zu anderen EGJ-Releases. Der Vertrag des Rappers lief 2011 aus und wurde nicht verlängert. Gegenüber HipHop.de machte Bizzy unter anderem sein "unkommerzielles Denken" für die Trennung verantwortlich.

Glauben wir Arafat Abou-Chaker, der in Sachen Drogenmissbrauch zugegebenermaßen nicht die vertrauenswürdigste Quelle ist, gab es allerdings noch einen anderen Grund dafür, dass der Vertrag nicht verlängert wurde: "Der Typ hat mehr mit Alkohol zu tun gehabt als mit Musik. Der hat mehr Miese für uns gemacht als Gutes. Trotzdem haben wir ihn, soweit es ging, mitgezogen."

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Auch der Vertrag von Nyze, Bushidos ehemaligem Backup-Rapper, wurde 2011 nicht verlängert. Angeblich in beidseitigem Einverständnis. Warum genau wollte der Saarländer nicht erklären, wir lehnen uns wohl aber nicht zu weit aus dem Fenster, wenn wir sagen: Es könnte damit zu tun gehabt haben, dass die Einnahmen mit seinen beiden Alben ( Geben & Nehmen, Amnezia) deutlich unter dem gelegen haben könnten, was der Architekt mit seinem bürgerlichen Job verdienen kann. Geben & Nehmen chartete auf Platz 87 der deutschen Albumcharts, Amnezia hielt sich eine Woche auf Platz 67. Ob Nyze heute noch Musik macht? Der letzte Post auf seiner Künstler-Facebookseite ist in jedem Fall fünf Jahre alt.

Die superbesten Freunde von Früher

Künstler: Fler (2009 – 2010) und D-Bo (2004 – 2009)

Fler und Bushido beweisen: Manchmal braucht es keinen Shakespeare. Manchmal schreibt das Leben selbst die ganz großen Dramen. Die Liebesgeschichte der beiden ist das Romeo-und-Julia der Deutschrap-Szene – wobei die Rollenverteilung zwischen Liebespaar und verfeindeten Familien springt: Liebe, Hass, dann wieder Liebe, dann wieder Hass. Mit seinem Weggang von Aggro Berlin brach Bushido seinem besten Rapkumpel Fler 2004 zum ersten Mal das Herz, auch die Reunion bei ersguterjunge sollte nur von kurzer Dauer sein. Es scheiterte, woran es so oft in Beziehungen scheitert: am Ego. "Mit Bushido wirst Du niemals hungern müssen, aber Du wirst auch nie irgendwas darstellen im Leben", sagte Fler 2011 gegenüber rap.de.

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Mit ihm und Bushido, ergänzte er etwas ausführlicher bei Backspin, habe es "zwei Hähne im Korb, zwei Alphatiere" gegeben. Und das sei eben einer zu viel gewesen. "Früher hatte ich noch richtig Liebe für ihn, er war wie mein Bruder, Vaterersatz und wer weiß, was sonst noch. Aber er war eben auch immer der schlaue Fuchs." Und schlaue Füchse teilen ihren Korb, äh, ihr Geld natürlich nicht gerne. Zumindest legt Arafat Abou-Chaker in einem Interview nahe, dass es bei dem Zerwürfnis im Jahr 2010 auch um Geld gegangen sei. Flers Anwalt, so Abou-Chaker, habe ausrichten lassen, dass Fler einen anderen Deal haben wolle. Abou-Chaker und Bushido hätten daraufhin nicht mehr mit ihm arbeiten wollen, schließlich habe Fler sie auch persönlich anrufen können.

An der Trennung von D-Bo hingegen, immerhin der Mitbegründer von ersguterjunge, waren offiziell musikalische Differenzen schuld. Er wolle sich mehr in Richtung Pop bewegen, verkündete der Rapper 2009. Außerdem schien es Probleme zwischen ihm und bestimmten Teilen der Bushido-Fanbase zu geben, die D-Bo nach eigener Aussage den "Support gestrichen" hätten. Wir erinnern uns: Zu dieser Zeit fand Deutschrap nur dann im Mainstream statt, wenn Fans ihre Lieblingsrapper in MTV-Playlists und Echo-Zuschauerkategorien voteten. Die Unterstützung der Zielgruppe war für Labels wie ersguterjunge also auch abseits von reinen CD-Verkäufen wichtig. Im Büro des Labels arbeitete D-Bo auch nach seinem musikalischen Ausstieg weiter und hatte nach eigener Aussage auch 2017 noch ein gutes Verhältnis zu Bushido.

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Die Shooting Stars

Künstler: Chakuza (2005 – 2010) und Baba Saad (2005 – 2011)

Bei allen Gerüchten über einen angeblich egomanen Labelboss, der vor allem an seinen eigenen Vorteil denkt, vergessen viele: Es gibt Künstler, deren Karriere durch die Unterstützung Bushidos überhaupt erst möglich wurde. Einer von ihnen ist Chakuza. Der Österreicher kam 2005 mit Produzent DJ Stickle, damals in der deutschen Rapszene noch vollkommen unbekannt, nach Berlin. Seine drei Soloalben, die bei ersguterjunge erschienen, landeten alle in den Top 10 der deutschen Charts. Angeblich trennten sich Chakuza und Bushido schließlich "im Guten". Man passe musikalisch nicht mehr zusammen, sagte der Österreicher damals im Interview mit Hiphop.de. Eine künftige Zusammenarbeit würde er allerdings nicht ausschließen. Als Bushido 2013 auf Twitter darauf angesprochen wurde, ob er sich vorstellen könnte, nochmals mit ehemaligen Signings wie Chakuza ins Studio zu gehen, antwortete er allerdings mit einem trockenen: "Nein".

Ein Interview, das Bushido 2011 rap.de gab, legt allerdings nahe: Die Ex-EGJler könnten einfach nicht mehr genug Geld eingebracht haben. Angesprochen auf die Trennung von Langzeit-Spezi Baba Saad, erklärte Bushido: "Ich habe zu meinem Mitarbeiter gesagt: Wirtschaftlich brauche ich das nicht mehr. Ein Saad-Album brauche ich schon gar nicht – nicht zur heutigen Zeit. […] Dann haben wir labelintern beschlossen, es wird kein Saad-Album mehr geben, es wird kein Bizzy-Montana-Album mehr geben und die Chakuza-Verträge haben wir auch nicht mehr verlängert."

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Wo wir schon dabei sind, bleiben wir doch direkt bei Baba Saad. Der Bremer Rapper kam 2005 zu ersguterjunge. Als eine Art Fler-Ersatz, der mit Bushido dann auch direkt den Nachfolger zu Carlo Cokxxx Nutten aufnehmen musste. Was vielen älteren Deutschrap-Fans in der Seele wehtat, uns aber immerhin "Nie ein Rapper" bescherte. Die Trennung 2011 kam trotzdem nicht überraschend. Und das soll angeblich auch einiges mit der Arbeitseinstellung von Saad zu tun gehabt haben. Der sei unzuverlässig gewesen und schwer zu erreichen, behauptet Bushido ebenfalls gegenüber rap.de, hätte Ansagen seitens des Labels ignoriert und wurde dann auch noch beschuldigt, eine Kellnerin angegriffen zu haben. "Dann habe ich meinen Anwalt angerufen und ihn gebeten, das alles aufzulösen", sagte Bushido. "Ich will mit dem nichts mehr zu tun haben."

Saad wiederum behauptet, dass Kay One für seinen Rausschmiss bei ersguterjunge verantwortlich gewesen sei. Er habe "erfolgreich Spielchen gespielt", erzählte Saad 2015 bei TV Strassensound, und sei für den Bruch "mit Berlin" verantwortlich. Mit Bushido habe er allerdings kein Problem. "Die haben mir auch nie wirklich was Schlechtes getan", sagte er in einem Interview mit Hiphop.de. Deswegen habe er Bushido nach seinem EGJ-Aus auch nicht gedisst. "Ich habe nicht mal daran gedacht, obwohl es geschäftlich besser gewesen wäre."

Die unsichtbaren Frauen

Künstlerinnen: Bahar (2005 – 2006) und Billy (?)

Bahar war die erste (und einzige) Rapperin, die auf ersguterjunge gesignt wurde. Und eines der wenigen Signings, die nicht eine einzige Platte über das Label rausgebracht haben. Nach ein paar Freetracks kündigte die Berlinerin schließlich an, sich eine neue Labelheimat zu suchen. Der Grund: Ersguterjunge könne ihr nicht "die vertraglich vereinbarten Perspektiven für eine erfolgreiche Albumveröffentlichung bieten". Das Release sei immer wieder verschoben worden. Auch, weil Bushido nicht gewusst habe, "wie er eine Frau auf den Markt bringen soll", sagte Bahar 2009 in einem Interview mit rap.de. Aus Frust verließ sie das Label. Die große Schlammschlacht blieb, bis auf Ghostwriter-Vorwürfe und einen Disstrack von Bahar, allerdings aus. Bushido widmete seinem ehemaligen Signing auf dem Song "Keine Entschuldigung" nur eine Zeile: “Das Mannsweib Bahar musste gehen / Ich behalte nur die besten Acts."

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Noch unspektakulärer fiel die Trennung von einer anderen Frau aus, die Bushido über Jahre hinweg musikalisch begleitete, die allerdings nie ein Soloprojekt über ersguterjunge veröffentlichte: Sängerin Billy. So unspektakulär, dass wir uns nicht einmal sicher sind, ob es jemals eine offizielle Trennung gegeben hat. Lediglich in dem Buch Bushido: guter böser Junge taucht die Information auf, sie habe das Label 2006 verlassen. Gründe für diese Entscheidung nennen die Autoren nicht. Schwelgen wir also lieber in Erinnerungen – und hören nochmal das sehr, sehr gute Intro zu Carlo Cokxxx Nutten aus dem Jahr 2002. Da war Billy, damals noch als "Billy13", nämlich auch schon drauf.

Die, an die sich niemand mehr erinnert

Künstlerinnen und Künstler: M.O.030 (2017), Bisou (2007 – 2008), Tarééc (2007 – 2010)

Erinnert ihr euch noch an diesen Typ mit der ausgefallenen Frisur, der vor zwei Jahren mal in einem Bushido-Video Auto gefahren ist? Wisst ihr noch, wie er hieß? Nein? Kein Wunder. M.O.030s einziges Solovideo für ersguterjunge, "Fake Friends", hat nur knapp mehr Aufrufe als ein Clip, in dem Bushido über den Inhalt seiner Mythos-Box spricht. Und wenn wir in den vergangenen Jahren etwas über Bushidos mutmaßliche Labelpolitik gelernt haben, dann das: Wer nicht erfolgreich ist, muss gehen. (Auch wenn "menschlich weiterhin alles cool!!!" zwischen den Parteien sein soll.)

Fehlender Erfolg soll auch dazu geführt haben, dass Bushidos Versuch, mit seinen Künstlerinnen und Künstlern im Mainstream-Pop Fuß zu fassen, nur von kurzer Dauer war. 2007 veröffentlichte die Girlband Bisou, zusammengecastet aus gescheiterten Popstars-Kandidatinnen, ihre Debüt-Single "Die erste Träne". Es folgte das semi-erfolgreiche Album Hier und Jetzt, ein Jahr später hatte sich die Gruppe dann auch schon wieder aufgelöst. Sänger Tarééc, ehemals Mitglied bei der Boygroup The Boyz, blieb offiziell zwar mehrere Jahre bei ersguterjunge gesignt, veröffentlichte in diesem Zeitraum allerdings lediglich ein Album, das nicht chartete: Hoffnung.

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Anfang 2010 trennten sich dann das Label und der erfolglose Künstler einvernehmlich – heißt es zumindest bei Wikipedia. Der Quellenlink führt allerdings ins Nichts. In einem seltenen Interview erklärte Tarééc 2008, wie es überhaupt zur Zusammenarbeit mit dem Rapper gekommen sei: "Mein Freund Arafat, den ich seit 15 Jahren kenne und der bei Bushidos Label ersguterjunge Anteile besitzt, hat den Kontakt mit ihm eingefädelt." Vielleicht hätte man das schon damals als schlechtes Omen sehen sollen.

Die, die man vorher schon kannte

Künstler: Eko Fresh (2006 – 2008) und Bass Sultan Hengzt (2005)

Ekos Zeit bei ersguterjunge hat uns – glaubt man den Gerüchten – diverse absurde Bushido-Lines à la "Ich bin verrückt, ich esse einen Oktopus. Danach höre ich deutschen Rap so lange, bis ich kotzen muss" eingebracht. Und war mitverantwortlich dafür, dass unzählige fehlgeleitete Jugendliche mehrere Monate lang "Ghetto" mit Doppel-D ausgesprochen haben – auch wenn sie gar nicht aus Hamburg kamen. Offen kommuniziert, dass Eko und ersguterjunge nach mehreren Jahren schließlich doch getrennte Wege gehen, wurde erstmal nicht.

Stattdessen veröffentlichte der Kölner Rapper auf seiner MySpace-Seite (gute alte Zeit!) den Track "Pimp der Branx", in dem er Bushido vorwarf, "in erster Linie für die Kids" zu rappen und ihn dafür als Ghostwriter zu nutzen. Was genau da los war? Keine Ahnung. Schließlich geschah das alles in einer Zeit, in der es noch kein RapUpdate gab. Laut Arafat sei der Vertrag ausgelaufen und jeder ist seines Weges gegangen. Aber dann eben doch nicht ganz so friedlich, dass man musikalisch nicht nochmal nachtreten würde.

Bei Bass Sultan Hengzt sieht die Sache ein bisschen anders aus. Die Gründe für die Trennung zwischen ihm und Bushido sind – auch dank diverser Disstracks – gut dokumentiert. Schon Anfang der 2000er machten Bushido und Hengzt zusammen mit King Orgasmus One als "Berlins Most Wanted" zusammen Musik, die Zusammenarbeit bei ersguterjunge beendeten die ehemaligen Freunde dann allerdings nach nur einem Album: Rap braucht immer noch kein Abitur. Und die Trennung wurde richtig dreckig.

Hengzt warf Bushido in "Böser Junge" vor, nur an sich selbst zu denken und auf dem Weg nach oben seine Freunde zu hintergehen. In "Fick Bushido" und "Exguterjunge" bezeichnete der Rapper seinen ehemaligen Labelboss unter anderem als "arabische Blamage" und Aidskranken. Bushido reagierte schließlich mit "H.E.N.G.Z.T": "Ohne mich wärst du nichts, dafür werd' ich mich heute rächen / Ich schau’ in den Spiegel und ich seh' den Teufel lächeln."

Wer Bushido heute wohl im Spiegel entgegenlächelt? Glaubt man Capital Bra, vielleicht ein Polizei-Mitarbeiter. Zeiten ändern dich eben.

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