Auch diese jungen Frauen veranstalten in Wien und ihr solltet sie kennen

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Auch diese jungen Frauen veranstalten in Wien und ihr solltet sie kennen

22, 23 und 26 – so jung sind die Veranstalterinnen, von den nicht so unbekannten Festln in großen Clubs in Wien. Es wird Zeit, sie vorzustellen.

In Wien bemüht man sich schon an einigen Stellen, weibliche DJs in den Fokus des Nachtlebens zu holen. Aber auch Veranstalterinnen verdienen es, vorgestellt zu werden. Wir haben hier mit drei weiblichen Veranstalterinnen-Duos aus Wien über die Szene gesprochen. Dieses Mal sind einzelne Veranstalterinnen dran, die entweder die einzigen Frauen in ihren Team sind, oder die Hauptorganisation ganz alleine übernehmen.

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Schon seit Längerem wird viel über weibliche DJs diskutiert – wie man sie fördern kann, ob es eine Booking-Quote braucht und wie sie dargestellt werden. Es ist wichtig und richtig, Frauen in der männerdominierten Szene zu thematisieren. FemDex will dabei nicht nur quatschen, sondern handelt auch, indem sie zum Beispiel eine ausführliche Liste an weiblichen DJs verwalten. Was aber bisher fast gänzlich vergessen wurde: Die Frauen, die nicht (nur) hinter dem DJ-Pult stehen, sondern Partys veranstalten. Frauen, die sich von DJs oder Kollegen Technik mansplainen lassen, Geld um 5:00 Uhr morgens abrechnen und die selbst am Hebel der Booking-Gerechtigkeit sitzen. Wir stellen in dieser Reihe Frauen vor, die regelmäßig deinen gelungenen Abend in einem Club möglich machen. Falls du auch schon leiwande Partys besucht hast, die von Frauen organisiert wurden, schreib mir: frederika.ferkova@vice.com.

Isabella Viertbauer (23) veranstaltet im VIEiPEE

Foto von Samantha Tobisch.

Isabella hat das Veranstalten in die Wiege gelegt bekommen – ihre Eltern veranstalten selbst und sie seit ihrem 18. Lebensjahr. Angefangen hat sie mit Bad Habits im Camera Club, jetzt ist sie für Mixwoch und Total Chaos mitverantwortlich. Der Hauptgrund, warum sie angefangen hat, war die Musik. Zusammen mit Paul Blaze kümmert sie sich um das Booking samt Artist-Care, den Social Media-Auftritt, die Kommunikation mit den Mixwoch-Kollegen in Deutschland, aber auch um den Abend vor Ort. Den Job empfindet sie als vielseitig, da er Geselligkeit, Know-How und Kreativität, aber auch die Erfüllung der wirtschaftlichen Ziele mit sich bringt. Als Herausforderung sieht sie dabei die Gäste, sowie die Organisationsseite zufriedenzustellen.

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Feminismus empfindet sie als allgegenwärtig, was auch an ihren Erfahrungen liegt: "Als ich mit sieben Jahren als einziges Mädchen in einer Fußballmannschaft zu spielen begann, wurde mir zum ersten Mal bewusst, dass keiner von einem Mädel besiegt werden will. 'Ist doch peinlich, wenn die uns ein Tor schießt.'" Feminismus bedeutet für sie nicht, Sätze zu Tode zu gendern, sondern, das "obwohl du eine Frau bist" endlich loszuwerden. Im Veranstalterleben ist man ihr immer mit Wertschätzung und Respekt begegnet – sie hat sich wegen ihres Geschlechts noch nie benachteiligt gefühlt. Bei Bookings achtet sie auf die Qualität und nicht, ob der gebuchte DJ eine Frau oder ein Mann ist. Als Chefin des Abends sieht sie sich nicht: Sie denkt in Teams. Obwohl die Mehrheit der Arbeit vor der Veranstaltung passiert, kann man nie einfach nur ein Gast sein, sondern muss sich auch für den reibungslosen Ablauf kümmern. Zwar stellt sich irgendwann eine gewisse Routine ein, aber auch da versucht sie jeden Abend wie den ersten zu behandeln. Von Wien würde sie sich mehr Unterstützung in der StartUp-Szene wünschen. Die 23-Jährige hat sich nach ihrem FH-Studium mit Label4 selbstständig gemeldet, wobei sie die Auflagen und Vorschriften als mühsam empfindet. Um mehr Frauen ins Boot zu holen, plädiert sie auf den Mut beider Seiten. Und anderen Frauen, die mit dem Gedanken spielen, selbst zu veranstalten, richtet sie – ganz in Mixwoch- und Power-Manier – ein Beyoncé-Zitat aus: "Power is not given to you. You have to take it." Hier findest du die Seite von Label4.
Und hier findest du Mixwoch und Total Chaos auf Facebook.

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VICE-Video: Die weiblichen Drag Queens aus London:


Julia Kainz (26) veranstaltet Glitzer & Trash und ist bei ANANAS, einem Gemeinschaftsprojekt, dabei

Foto von Wolfgang Sam.

Julia veranstaltet seit zweieinhalb Jahren. "Ich habe alle guten Aspekte von Partys, auf denen ich war, in Glitzer & Trash vereint", sagt sie über ihre Veranstaltungsreihe. Angefangen hat sie in der alten Pratersauna bei Luft und Liebe mit einem regelmäßigen Glitzer & Trash-Hosting. Ihr Floor vereinte Trash, HipHop und Techno. Das spielt es auch heutzutage bei ihren eigenen Events in der Auslage, wenn sie zwei Floors zur Verfügung hat, sonst hat sich das Floorhosting von Glitzer & Trash mehr in Richtung Techno entwickelt. Am meisten genießt sie am Job, dass sie Gäste glücklich machen kann, findet ihn aber auch anspruchsvoll: "Egal wie früh ich mit den Vorbereitungen anfange, der Tag der Party ist immer stressig."

Da Glitzer & Trash auch einen Fokus auf Floorhostings hat, hat sie einiges an Erfahrung mit männlichen Veranstalterkollegen. Bis jetzt ist sie aber immer gut klargekommen und freut sich nach wie vor, wenn sie jemand wegen einem Floorhosting anfragt. Mit dem Personal ist es je nach Club unterschiedlich: "Ich hab mich mal beim Aufbau der Deko von zwei Typen, die zum Club gehörten, so verunsichern lassen, dass ich die Deko anders als geplant befestigt habe, weil die meinten, das wäre besser so. Im Endeffekt war das natürlich voll der Blödsinn und wir haben alles wieder abgebaut und mussten es neu aufhängen. Das war einerseits stressig, andererseits hab ich mich auch geärgert, mir so reinreden zu lassen." Trotzdem hatte sie den Mut und das Durchhaltevermögen – zwei Eigenschaften, die sie als wichtig fürs Veranstalten empfindet – nie verloren. Mit einem weiblichen DJ – Frau WohlKLANG – hat sie eine fixe Frau im Team und auch sonst versucht sie sehr auf ein ausgeglichenes Booking zu achten. Überzeugt, dass sie veranstalten kann, war sie eigentlich von Anfang an. Schon in ihrer Studiumszeit hat sie den FH-Ball mitorgansiert und einen Techno-Floor durchgeboxt. Von Wien wünscht sie sich eine Lockerung der Lautstärkeregelung und auch ein Entgegenkommen der Behörden, wenn es um Off-Locations und OpenAirs geht. Frauen, die auch Lust aufs Veranstalten haben, richtet sie aus: "Versuche es, auch wenn es ein Fail wird, hast du es gemacht. Es braucht mehr Frauen. Und ich arbeite auch lieber mit Frauen zusammen, die sind zuverlässiger." Die nächsten Partys von Glitzer & Trash findest du hier.
Und was das Gemeinschaftsprojekt ANANAS genau macht, findest du hier.

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Resi Jentsch (21) veranstaltet contra.bunt im U4

Foto von Elias Hartmann.

Resi veranstaltet mit einer Crew aus jungen Tänzerinnen, den contra.girls, Events im U4. Sie selbst ist Ballett-Tänzerin, gespielt wird aber HipHop und R'n'B. Sie hatte gar keine Erfahrungen im Veranstalten und ist mehr durch einen angeheiterten U4-Abend reingeschlittert – aus einer Schnapsidee wurde schnell Ernst. Obwohl sie nie die Ambition hatte, Abende zu veranstalten, genießt sie den doch stressigen Beruf sehr: Das Überblicken der Situation, die kreative und soziale Komponente sieht sie als etwas, was die Persönlichkeitsentwicklung fördert.

Als Frau hat sie noch gar keine schlechten Erfahrungen gemacht: Das U4-Team besteht auch aus Frauen und weder das Personal, noch die Gäste reagieren verstört, wenn sie hören, dass sie veranstaltet. Maximal, dass sie unterschätzt wird – aber das sieht sie als Herausforderung. " Niedrige Erwartungen kann man nur übertreffen", sagt Resi. Sie glaubt, dass Frauen mittlerweile ein gutes Standing in diesem Business haben und es am Mut der Frauen mangelt. Da ihr Team contra.girls nur aus Frauen besteht, sieht sie ihre Veranstaltungsreihe fast schon als männerfeindlich, wobei die DJs durchaus männlich sind.

Besonders tragend war für sie Daniel, einer der U4-Gesellschafter. Er stand ihr immer mit Rat und Tat zur Seite und hat der damals 18-Jährigen einen riesigen Vertrauensvorschuss gegeben. Resis Papa war zu den Falco-U4-Zeiten ein DJ in eben diesen Hallen – gute Partys zu schmeißen, liegt ihr also im Blut. Die contra.girls wollen besondere Feste machen, auf denen sie selbst feiern – und so ist es dann auch. Die Arbeit davor, das Austeilen von Zuckerwatte, Eis und Neonfarben gehört zum Konzept von contra.bunt. Frauen, die Lust haben in das Business einzusteigen, gibt sie einen simplen Tipp: Das "Yolo"-Konzept auf alle ihre Träume und Projekte anzuwenden.

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Alle nächsten Partys und Fotos von Contra.Bunt findest du auf ihrer Facebook-Seite.

Fredi auf Twitter: @schla_wienerin.

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