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Thump

Es gibt "beispiellose" Belege für die positive Wirkung von Magic Mushrooms bei Depressionen

Die zwei bislang größten Studien zur psychotherapeutischen Wirkung von Psilocybin wurden jetzt ausgewertet.

Dass Drogen sich nicht nur für den Rausch eignen, sondern möglicherweise auch zu psychotherapeutischen Zwecken, haben mittlerweile zahlreiche Studien dargelegt. So sollen zum Beispiel Magic Mushrooms bei Depressionen helfen. Zwei Studien, die zu den bislang größten ihrer Art gehören, legen diesen positiven Effekt nun erneut nahe.

Die Untersuchungen wurden an der New York University und an der John-Hopkins-Universität in Baltimore durchgeführt. Die Ergebnisse wurden vor zirka zwei Jahren im Journal of Psychopharmacy veröffentlicht. Ein einziger Drogen-Trip kann demnach bereits dabei helfen, Ängste und Depressionen zu überwinden.

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An der Studie nahmen ausschließlich Probanden teil, die an Krebs leiden oder gelitten haben und dadurch bedingt an Angstzuständen oder Depressionen leiden. An der New York University bekamen 29 Patienten Psilocybin, der psychoaktiv wirkende Hauptbestandteil von Magic Mushrooms, oder Niacin, eine Substanz, die nicht halluzinogen wirkt, aber einige Effekte der Droge nachahmt. Niacin war sozusagen das Placebo in dem Versuch. Über den Zeitraum von sieben Wochen erhielten die Patienten eine der beiden Substanzen, anschließend die jeweils andere.

Die Studie an der John-Hopkins-Universität bestand aus 51 Krebspatienten, die entweder eine hohe Dosis Psilocybin bekamen oder eine so geringe Menge der Substanz, dass sie keinen Effekt haben konnte. Nach fünf Wochen wurde gewechselt. In beiden Studien hatten eine deutliche Mehrheit der Patienten nach der Einnahme von Psilocybin signifikant weniger Depressionen und keine Nebenwirkungen. Der Effekt hielt zudem über Monate nach dem Ende der Versuche an.

Der Leiter der NYU-Studie, Dr. Stephen Ross, beschrieb die Ergebnisse im Guardian als "beispiellos". "Es gibt nichts Vergleichbares", sagte der Psychiater.

Professor Roland Griffiths, der die Studie an der Johns Hopkins University leitete, zeigte sich überrascht von den positiven Ergebnissen. "Ich war am Anfang skeptisch, dass diese Droge lang anhaltende Verbesserungen hervorrufen könnte", sagte er. Die Patienten hätten nach der Einnahme aber von "spirituell bedeutsamen Erlebnissen" mit nachhaltigen positiven Folgen berichtet.

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Wie bei vielen Studien zur psychotherapeutischen Wirkung von Drogen, war auch dieses Mal der britische Pharmakologe David Nutt vom Imperial College London involviert. Er schrieb für den Artikel im Journal of Psychopharmacy das Vorwort und merkte an: "Das sind die strengsten, doppelblinden, placebo-kontrollierten Studien mit einer psychedelischen Droge, die in den vergangenen 50 Jahren gemacht wurden." Es sei daher an der Zeit, Behandlungen mit Psychedelika in der Psychiatrie und Onkologie so ernstzunehmen, wie man es in den 50er und 60er Jahren bereits gemacht habe.

Ein wissenschaftlicher Durchbruch also?

Isabella Heuser, Direktorin der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie an der Charité Berlin, schränkte in einem Statement in der Süddeutschen Zeitung die Reichweite der Ergebnisse ein. Die Studien seien von der Teilnehmerzahl her immer noch zu klein, außerdem könne man vor den Teilnehmern kaum verbergen, ob sie ein Placebo oder die Droge bekommen. Die Probanden könnten mit anderen Erwartungen an die jeweiligen Substanzen herangehen und das Ergebnis damit verfälschen. Wie Psilocybin den Patienten hilft, sei daher noch immer unklar.

Dieser Artikel ist zuerst bei THUMP erschienen.

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