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Wir haben zusammengerechnet, was Gzuz' neues Video zu „Optimal“ gekostet haben müsste

187 ist Straße, nicht Hollywood. Das einzige, was da Hochglanz ist, ist der AMG—und sogar der ist diesmal matt.

Wer in den letzten Monaten aufmerksam Deutschrap-Releases verfolgt hat (und das haben wir—schließlich werden wir dafür bezahlt), dem dürfte eine bestimmte Entwicklung in Sachen Rapvideos made in Deutschland aufgefallen sein: Jedes Zweite sieht aus wie ein verdammter Hollywoodfilm. Gestochen scharfe Aufnahmen aus der neusten Red Digital-Kamera wechseln sich mit Panorama-Vogelperspektive-Bildern der Drohnenkamera ab, und alles strahlt in den schönsten Instagramfarben. Die Songs hingegen können qualitativ oft nicht annähernd Schritt mit ihrer aufwendigen visuellen Umsetzung halten.

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Das ist bei den 187ern anders. Hier genießt die Qualität der Musik oberste Priorität, wohingegen beim Video gelinde gesagt eher Understatement geübt wird. Weniger unterhaltsam sind die Videos deswegen jedoch lange nicht—im Gegenteil. Man sehe sich beispielsweise dazu das neuste Video von Gzuz zu „Optimal“ an. Klar: Die Optik setzt mehr auf Do-It-Yourself-Ästhetik, anstatt sich zu bemühen, den nächsten Tarantino der Deutschrapvideos zu produzieren. Aber Leute: Gzuz glücklich grinsend mit einer Capri Sonne und aufblasbarer Kalaschnikow—mehr Unterhaltung geht ja wohl nicht! Und das auch noch mit so wenig Geld:

Screenshot von karnevalattacke.de

Das ist nicht nur in künstlerischer Hinsicht stringent, sondern auch aus Marketingsicht. Ein Hollywoodfilm mit Hochglanzaufnahmen und Klappstühlen mit Schriftzügen wäre nicht 187. 187 ist Straße, nicht Hollywood. Das einzige, was da Hochglanz ist, ist der AMG—und sogar der ist diesmal matt.

Wir haben also mal am Beispiel von „Optimal“ versucht zu evaluieren, wie der Kosten-Nutzen-Faktor eines 187-Videos aussieht. So kommen wir am Ende auf eine Summe von etwa 100.626 Euro, was gar nicht mal so wenig ist. Ziehen wir jedoch den AMG ab (der ist ja eine längerfristige Anschaffung, außerdem könnte man den auch ausleihen) reduziert sich der Requisitenaufwand auf eine Summe von etwa 600 Euro. Und selbst da könnte man die Lacosteanzüge noch abziehen, da die Darsteller diese vermutlich nicht extra für das Video besorgt haben.

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Screenshot von Lacoste

Aber selbst wenn das der Fall sein sollte, sind die Anzüge, genau wie der AMG ja eine längerfristige Investition über den Videodreh hinaus. So kommen wir also auf ein Restsumme von unter 30 Euro für ein Video, das mehrere Hunderttausend, wenn nicht sogar über eine Million Klicks generiert.

Als Endergbnis kann also festgehalten werden: minimaler Input, maximaler Output—so wie es bei einem erfolgreichen Geschäft eben laufen sollte.

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