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Ein Verschwörungstheoretiker erklärt Tyler, The Creators ,WOLF‘-Trilogie

Hat Tyler, The Creator die komplexeste Konzeptalbum-Serie aller HipHop-Zeiten geschrieben? Oder spinnen wir?
Ryan Bassil
London, GB

Also, letzte Woche ist Tyler, The Creators Album WOLF geleakt. Egal, seit er eine Viertelmillion Dollar für Socken gemacht hat, und ich werde schließlich bezahlt um eine Meinung zu haben, deshalb habe ich mich entschlossen, es mir anzuhören.

Am Wochenende haben meine Freundin und ich uns zusammengesetzt, Pizza bestellt, die Heizung aufgedreht und auf unserem (lies: meinem) iTunes-Account Play gedrückt. Es hört sich ziemlich gut an, sagten wir. WOLF zeigt einen reifen und charmanten Tyler, der durch die pastellfarbenen Weiten der Sommerliebe fährt, dachten wir. Aber, was als nächstes passierte, konnten wir nicht nachvollziehen.

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Auf dem ziellosen Umherirren im schwarzen Loch Youtube, stießen wir auf das Video zu „Sam (Is Dead)“. Und auf ein Mal machte es klick.

Nachdem ich mir „Sam (Is Dead)“ anhörte, mir nochmal BASTARD, GOBLIN und WOLF anhörte und dabei eine Google Chrome-Sahara an Foren durchforstete, bin ich zu einer kühnen Schlussfolgerung gekommen. Mit der WOLF-Trilogie - BASTARD, GOBLIN und WOLF - hat Tyler, The Creator ein inszenatorisch-erzählerisches Meisterwerk geschaffen. Ich gehe sogar so weit zu sagen, dass er die beste, facettenreichste Handlung geschaffen, seit Slim Shady mir gesagt hat, ich solle mir Neun-Zoll Nägel durch meine Augenlider stechen.

Lasst uns einen genauen Blick reinwerfen.

Aber zuerst, für alle Internet-Nutzer unter euch.

,WOLF‘ ist das Prequel zu ,BASTARD‘ und ,GOBLIN‘. „Sam (Is Dead)“ ist bis jetzt der Höhepunkt der Erzählung. Im Musikvideo zu „Sam (Is Dead)“ tötet Wolf alle bis auf Earl. Die Geschichte wird 2015 mit der Veröffentlichung von ,EARLWOLF?‘ enden (Quelle: Tylers Formspring)

Und für euch Langzeitgenießer: Ohne zu sehr Rap Genius zu werden, lasst uns mal reinschauen.

Von Anfang an hat Tyler mit Alter-Egos geflirtet. Er hat sie uns in der Vergangenheit des Öfteren vorgestellt. Da ist Tyler, Wolf Haley, Dr TC, Ace The Creator, Tron Cat und auf WOLF werden wir fachgerecht Sam vorgestellt.

“I’m Wolf, Tyler put this fucking knife in my hand / I’m Wolf, Ace gon’ put that fucking hole in my head / And I’m Wolf, that was me who shoved the cock in your bitch.” - Yonkers

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Wenn man mal die kulturellen Referenzen beiseite lässt, verläuft die Trilogie in Sachen erzählerischer Chronologie so: WOLF, BASTARD und GOBLIN. Zuerst einmal, wenn man sich nur das Cover von WOLF anschaut, deutet es an, dass es sich um ein erinnerndes Thema handeln wird, Tyler schaut dort auf eine jüngere Version von sich selbst. Also fange ich in der Analyse auch damit an.

WOLF

Das Album beginnt mit dem Titeltrack „Wolf“, wo Tyler Sam vorgestellt wird, der für eine Zeit im Camp Flog Gnaw war. Tyler scheint zum Camp Flog Gnaw geschickt zu werden um mit dem Verlust seiner Großmutter („Jamba“) und seiner Unfähigkeit Kontakt mit seinem Vater aufzunehmen, fertig zu werden („Answer“). Das schließt darauf, dass Camp Flog Gnaw eine Fehlbezeichnung für die Therapie- und Irrenhaussitzungen auf BASTARD und GOBLIN sein könnte. Als Tyler Sam kennenlernt, ist dieser rüde und sagt Tyler, „stay the fuck out his way“.

Die beiden gehen eine turbulente Beziehung über die gesamte Länge der Trilogie ein und kämpfen um die Liebe von Sams Freundin Salem. Spezifische Charaktere übernehmen den Erzählerpart auf bestimmten Songs. Auf „Awkward“ sprechen Sam und Salem darüber, wie sie sich kennengelernt und ineinander verliebt haben. Auf „Slater" sitzt Salem auf dem Lenker von Sams Fahrrad, während Frank Ocean Sam anpisst und ihn für sein Stück Altmetall auf Rädern mobbt. Sam rappt weiterhin wütend auf dem Album, wie er Schläge verteilt (Y U Mad, Bro?), während Tyler sich durch die Vater- und Fame-Probleme kämpft (Answer & Colossus - Tylers STAN-Moment).

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Auf „Partyisntover / Campire / Bimmer“ fängt Tyler an, sich an Salem ranzumachen. Er fragt sie „to take a chance with a nigga, like me“ und als Sam zu einem Drogenschmuggel aufbricht, „Bimmer“, sagt Tyler zu Salem, dass ihr Mann eine „lahme Antilope“ hat. Sam kommt auf dem Track zurück und ist ziemlich angepisst, dass Tyler Salem runter zum See gebracht hat, einen Ort, der auf dem GOBLIN-Track „Analog“ genannt wird.

Im Video zu „IFHY“ sagt die Beschreibung:

Wolf Performs Sam‘s Song, Sam Performs Wolf‘s Song.

Das deutet an, dass Sam den Song „IFHY“ geschrieben hat und ihn an Tyler und Salem gerichtet hat, denn Tyler „shoved his cock (in Sams) bitch“ (Referenz an „Yonkers“). Am Ende des Tracks fragt Tyler Salem „why is Samuel such a fucking dick?“ worauf sie antwortet - „He isn’t such a badass actually, he’s only here because he ran away, because some shit happened back home.”

Der „Shit“ vertieft sich auf „Pigs“, als Sam ein Paar Leute umbringt. Tyler rekrutiert Earl und Domo auf „Rusty“, die ihm helfen sollen, gegen Sam zu kämpfen, und auf „Trashwang“ ziehen sie in den Krieg. Das Album endet mit Tyler, der zu Dr TC geschickt wird, weil er auf Tamale masturbierend erwischt wurde.

Auf dem letzten Track sagt er „Fuck that nigga Sammy. If I seen that nigga, I would have killed him.“

Wenn du in einem Camp bist, ist das Sprechen über Mord wahrscheinlich keine gute Idee. Das ist wahrscheinlich der Grund, warum Tyler in tiefergehende Therapie geschickt wurde, was uns zurück zu BASTARD und GOBLIN bringt.

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BASTARD

BASTARD ist das erste Album, das im Hinblick auf die Handlung nach WOLF kommt.

Es ist wichtig zu wissen, dass Tylers dreckiges Gerede auf NahRight und 2DopeBoys etc. nicht mit dieser Erzählung zu tun haben. Das ist einfach Spaß. Die Handlung beginnt hier mit Dr TC, der Tyler für eine Therapie trifft, nachdem dieser drohte, Sam am Ende von WOLF zu töten. Dr TC sagt, dass es drei Sitzungen geben wird — BASTARD, GOBLIN und vielleicht EARLWOLF?

Tyler spricht über ein Mädchen namens Sarah, aber das sei nicht „her fuckin‘ name. (Tyler) just think this shit is clever.“ Ist „Sarah“ vielleicht Salem?

Auf „Sarah“ wird es offensichtlich, dass Tyler nie über Salem hinweg gekommen ist. Er sagt, dass sie ihn für dumm verkaufen wollte, indem sie mit Sam rummachte.

Beim Rest von BASTARD übersteuert Tylers bereits vergebliche Beziehung zu seinem Vater („Seven“). Auf „Pigs Fly“ scheint es, dass Sam einen Auftritt hat. Ein Typ spricht darüber, wie er Drogen verkauft, wie er durch eine soziopathische Phase gelaufen ist, was der narrativen Erzählungsweise von WOLF folgt. Wenn das nicht genug ist, dann suggeriert der Name, dass es Sams Entschuldigung für die Morde ist, die er auf „Pigs“ begang.

Am Ende von BASTARD macht Tyler seinen Schulabschluss, aber er ist immer noch angepisst von seinem Vater und droht ihn zu erschießen. Das eröffnet das Irrenhaus-Szenario auf GOBLIN.

Macht das Sinn? Tyler ist immer noch wütend auf Sam dafür, was auf WOLF passiert ist. Er schwankt immer noch wegen der Abwesenheit seines Vaters. Er und Sam kämpfen immer noch um Salem. Tyler droht seinen Vater zu erschießen und wird in immer tiefere Therapie-Sitzungen geschickt.

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GOBLIN

DIESES Foto. Hört ihr das? Das ist der Sound von Tausend Mädchen, die ihre Schlüpfer fallen lassen und eine Horde von Teenage-Kids, die Snapbacks aufsetzen und neu entdeckte „Motive“ unter ihre Augenlider tätowierten. Jedenfalls…

GOBLIN beginnt sofort nach BASTARD indem Dr. TC Tyler sagt, dass er niemals jemanden erschießen wird. Tyler stimmt dem nicht zu und beginnt einen rüden, sechs-minütigen Bewusstseinsstrom, in der er jedem erzählt, dass er sich verpissen soll.

Die Lyrics von „Her“ sind ein Querverweis auf den WOLF Track „Awkward“. Auf „Her“ spricht Tyler über ein Mädchen, deren Name sein Passwort ist. Er scheint zu bekunden, dass Sam aus dem Rennen sei, aber am Ende des Tracks kommen sie wieder zusammen. Auf „Awkward“ —einem Track von Sam— erklärt Sam, dass Salems Name immer noch sein Passwort ist. Auch wenn die Kontinuität in der Geschichte gebrochen wird, wie diese richtig guten Stücke in Fight Club, wird es klar, dass Sam und Tyler ein und dieselbe Person sind. Wie ich vorhin gesagt habe, Tyler hat einige Alter-Egos.

Nach „Her“, fordert Sam Tylers Crew auf „Sandwitches.“ heraus.

„They are the…and we are us. Kill them. All.“

“Who the fuck invited Mr. 'I don’t give a fuck' who cries about his Daddy in a blog because his music sucks.”

Sams abgefuckte, Bong-umklammernde, Anti-Establishment Persona würzt den Song, während Tyler die Leute anmahnt, sich die Musik genauer anzuhören.

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Tyler, ich höre zu. Weil offen gesagt: Der Ozean ist tief und ich bin schon längst reingesprungen.

„Analog“ kommt zurück zu der Sommerszene, die sich nach „Bimmer“ ereignet, als Tyler Salem zu dem See bringt. Für Tyler darf der Sommer nie enden. Aber er tut es, weil Sam, Tylers abgefucktes Alter-Ego, Salem zurück stiehlt.

Am Ende der Platte spricht Dr. TC mit Tylers Freunden, weil sie sich Sorgen machen, um ihren angsteinflößenden kleinen Freund („Window“). Am Ende des Tracks erschießt Tyler sie alle. Taco und Jasper Dolphin überleben, weil sie nicht auftauchen. Sind sie deswegen die einzigen, die auf seiner letzten Tour auftauchten? Earl Sweatshirt überlebt auch, weil er zu der Zeit von GOBLIN auch nicht da war. Tyler nennt ihn oft in der Erzählung, was, obwohl großartig ungeplant, sehr gut zum Real-Life-Samoa-Szenario passt. Dies unterstützt auch die Theorie, dass das nächste Album EARLWOLF heißen wird.

Das Album schließt damit ab, dass Tyler aus dem GOBLIN-Irrenhaus ausbrechen will, aber Dr. TC vertraut sich Tyler an, dass sie die gleiche Person sind: „See Tyler, I’m your conscience. I’m Tron Cat, I’m Ace, I’m Wolf Haley, I’m… (Me).” Das bestätigt, dass all die anderen Charaktere Alter Egos sind.

Könnt ihr folgen? Um das zusammenzufassen: seit BASTARD hat Tyler seinen Verstand verloren. In der gleichen Weise, weil sie die gleiche Person sind, hat es Sam. Tylers Alter Egos, Tron Cat und Ace, beginnen mit der Übernahme und bringen schlussendlich seine Freunde um. Das Album endet, als Tyler realisiert, dass verschiedene Persönlichkeiten sein Leben kontrollieren und er sich von ihnen befreien will. Wie geht es euch? Habt ihr alles verstanden bis jetzt? Ich weiß, es ist nicht einfach.

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Lasst mich eure Hand nehmen und euch durch die bis dato letzte Folge der Geschichte führen: „Sam (Is Dead).“

SAM (IS DEAD)

Man muss wirklich Tylers kreativen Output bewundern. Dieses Video „Yonkers“, „IFHY“ und „Domo 23“ sind alle sehr unterschiedlich, aber genauso brillant. Du kannst an Wolf Haleys Ideen nichts aussetzen. Jedenfalls, in „Sam (Is Dead)“, wird Tyler erwachsen und tötet seine Alter Egos. Am Ende sehen wir, wie er sich selbst drei Mal erschießt, und drei tote Tyler auf dem Boden liegen lässt.

Der Songtitel suggeriert, dass Tyler Sam schon getötet hat. Die drei Tylers auf dem Boden scheinen für Ace, Tron Cat und Wolf Haley zu stehen.

Was ist nun mit dem Mittelteil der Geschichte? Nach GOBLIN, aber vor „Sam (Is Dead)“, wurde Sam getötet. Wie ist das passiert? Die einzigen Mitglieder, die nach GOBLIN überlebt haben sind Tyler, Earl, Jasper und Taco. Das bedeutet, das sein nächstes die lang erwartete Kollaboration mit Earl fast sein MUSS. Wird EARLWOLF Antworten darauf liefern?

Habe ich in das alles zuuuu viel reininterpretiert?

Wahrscheinlich.

SCHLUSSFOLGERUNG

Die Geschichte hat offensichtlich einige Schwachstellen. Aber was habt ihr erwartet? Das hier ist der Fight Club der Musik. Der Donnie Darko des HipHops. Die Requiem for a Dream-Liebesgeschichte. Es ist verdammt verwirrend, aber auch großartig. In der gleichen Art und Weise, wie Eminem darüber rappte, dass er die Spice Girls schwängern würde und eine ganze Gesellschaft zusammenzuckte, weil sie es nicht verstand. BBC Newsnights griff Odd Future Wolf Gang Kill Them All *Schimpfwort Schimpfwort* und beschimpften sie für die angstbeherrschten Dienste.

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Aber, genauso wie bei Eminem, ist es klar, dass da mehr dahintersteckt als nur die Farbe auf der Leinwand. Tylers Musik ist nicht nur „fuck everything“, stattdessen fließt eine starke Unterströmung unter dieser Geschichte. Meine Theorie ist wahrscheinlich sehr weit weg von der Wahrheit, aber es ist evident, dass Tyler eine gut durchdachte Handlung im Sinn hat.

Oder, vielleicht verarscht Tyler uns alle einfach. Egal wie…

Wir freuen uns auf dich, 2015.

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