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Noisey Blog

Wie ein Wiener DJ zweimal seine Plattensammlung verlor

Das einzige, was dir als DJ schlimmeres passieren kann, als die Plattensammlung zu verlieren, ist, sie zweimal zu verlieren.

Ihr kennt doch sicher DJ Moe, right? Also mindestens „vom Sehen“, oder ihr habt ihn möglicherweise zur Zeit des Song Contests herum mit dem Makemakes Sänger verwechselt (kam oft vor, kommt jetzt aber nicht mehr oft vor). Wem letzteres wirklich passiert ist, den soll der Teufel holen, denn DJ Moe ist ein verdammtes Unikat.

Wenn dieser Dude die Clubs der Stadt bespielt, ist das immer ein bisschen mehr Happening, als bloße Auflegerei. Zu den Afro-Beats und Organic Grooves des huttragende Halunken, legt sich dabei immer eine sonderbare, unsichtbare Decke über das Publikum, die alle in das nötige Vintage Flair versetzen und ein bisschen fröhlicher dreinblicken lässt.

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Vor gut sieben Jahren hat sich Moe mit seinem damals noch überschaubareren Haufen an Psychedelic Platten entschlossen, DJ Moe zu sein. In meiner Erinnerung waren seine ersten Sets meist eine Mischung aus zerkratzten Garage-Nummern, holprigen Übergängen und verschüttetem Bier—was sich aber auf jeden Fall schon sehr richtig anfühlte. Über die Jahre änderte sich an Moe's Attitude Gott sei Dank recht wenig, wohl aber am Handwerk—Garagen-Moe wurde zum Resident auf den Partys des Pomeranze-Kollektivs.

In Moes Biografie findet sich aber auch eine fette Portion Drama. Und dass sich der Mann sowohl dem Exzess, als auch als DJ ausschließlich dem kostbaren Vinyl verpflichtet hat, wurde ihm auch schon zum Verhängnis. Die düstere Episode hängt ausgerechnet mit jenem Wochenende Ende Jänner zusammen, an dem die Pratersauna offiziell ihr „Das Ende“ ausrief. Wer beim Sauna-Closing selbst anwesend war (oder auch nur einen Blick in unseren Ticker geworfen hat) weiß, dass in diesen 48 Stunden keine Gefangenen gemacht wurden. Raum, Zeit und Materie folgten in den Abriss-Hallen des Clubs ihren eigenen Gesetzen. DJ Moe war an dem Wochenende für Sonntagfrüh von 4 bis 8 für das Glashaus gebucht. Wann genau in dem Chaos danach seine Erinnerung aussetzt, kann er heute nicht mehr sagen. Fest steht leider nur, dass Moe irgendwann am folgenden Montag erwachte und von seinen zwei vollgepackten Platten-Cases jede Spur fehlte. Zwar wurden die Platten scheinbar sicher im Backstage-Bereich verwahrt, doch gegen den Anarchismus der letzten Pratersauna-Stunden half wohl auch das nichts. Irgendein Arschloch ist da tatsächlich mit zwei massiv schweren Plattenkoffern rausmarschiert.

Wenn dir als DJ deine Plattensammlung abhanden kommt, ist das ein Verlust, der vom Schmerzlevel sicher nicht einfach vergleichbar ist. Es muss sich schon ein bisschen anfühlen wie hunderte, kleine Nadelstiche mitten ins Herz, jeder davon mit den Erinnerungen daran verbunden, wo, wie, warum und um wie viel man jedes einzelne Teil erstanden hat. Der materielle Wert von rund 200 Platten ist da das geringere Übel. „Mein fucking Leben steckt darin“, formuliert es Moe auf Facebook.

Das einzige, was dir als DJ schlimmeres passieren kann, als die Plattensammlung zu verlieren, ist, sie zweimal zu verlieren. Und DJ Moes Fall wäre nur halb so tragisch, wenn ihm nicht genau so ein Unglück schon einmal widerfahren wäre. Denn schon vor etwa zwei Jahren kam ihm nach einem ausschweifendem Abend am Gürtel einmal ein Koffer voller Platten abhanden.

Ich hätte nach dem Pratersauna Incident vermutlich mit meinem Schicksal gehadert und das ganze DJ-Ding vielleicht über Bord geworfen. Moe lässt sich aber nicht beirren und setzt sich damals wie heute daran, den Verlust Stück für Stück wieder zu ersetzen. „Man muss sich DJ Moe als glücklichen Menschen vorstellen“, oder so. Um das halbwegs stemmen zu können, kam ihm die Idee für eine Party, die heute im Celeste stattfindet— „The Grand DJ Moe Refund Party“, bei der Freunde von Tingel Tangel bis Fairlight Club spielen werden, der Eintritt soll dann eben ins Platten-Budget fließen. Wer Moe kennt, auch nur über Ecken, geht sowieso hin. Allen anderen sei in Erinnerung gerufen dass das Celeste Donnerstags ja generell immer eine gute Option ist und diesmal auch ein ganz guter Zweck dahinter steckt.