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Die KAPU in Linz hat eine neue Bar

„Wir müssen das bleiben, was wir sind und wir sind weiterhin der Zeckenclub.“

Alle Fotos: Johannes Mrazek​

Was haben Bushido und Thees Uhlmann gemeinsam? Die KAPU in Linz. Der Eine war davor in eine Schlägerei verwickelt, der Andere hat davor geschmust. Wenn Bushido in seiner Biographie einen Club als „ekelhaften Assi-Schuppen, dreckig, versifft, mit komischen Menschen und schlechter Musik“ bezeichnet, dann gefällt das. Wenn diese Menschen sich selbst als Zecken und Zeckinnen, beziehungsweise als Gutis und Gutinnen bezeichnen, gefällt das noch mehr. Wer das im genau richtigen Maß abgefuckte Lokal nur vom Fortgehen am 24.12. kennt, sollte das ändern. Deswegen haben wir die Menschen mal erzählen lassen. Genauer gesagt Christian Haselmayr und Günther Ziehlinger, die als Geschäftsführer geschimpft werden. Die Bezeichnung ist allerdings eher offizieller Natur, da in der KAPU Wert auf flache Hierarchien gesetzt wird. Hier kann jeder seinen Hirngatsch preisgeben.

Aber fangen wir mal von vorne an. Den Kulturverein KAPU gibt es seit 1984. Damals, als die meisten von uns noch nicht einmal geplant waren, haben sich die Punks organisiert und den Kulturverein gegründet. Und das in einem ehemaligen HJ-Gebäude. Gut, ganz so extrem ist es dann auch nicht. Das Haus in der Kapuzinerstraße 36 ist nach dem ersten Weltkrieg in die Hände der Stadt gekommen. Zu dieser Zeit war drinnen die SJ zu finden. Von 1938 bis 1945, welch Wunder, war dann quasi gezwungenermaßen die HJ dort untergebracht, danach wieder die SJ, erzählt mir Günther. Nach Jahrzehnten des SJ-Kulturzentrumbetriebs wurde dann der Kulturverein KAPU gegründet. Mit mehr Organisation und Strukturen, weil man hier nun auch Konzerte veranstalten wollte. Die ersten Jahre war die politische Jugendorganisation noch involviert, bis 1999 endgültig die Ära der KAPU ohne parteipolitischen Schnickschnack eingeläutet wurde.

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Die Bar alleine hat danach einiges mitmachen müssen. Zuerst fristete sie das Dasein eines Kellerkindes, bis sie—als übrigens auch das legendäre Nirvana-Konzert stattfand—in den Konzertsaal übersiedelte. Irgendwann haben die Punks die Herrschaft an sich gerissen und einen Sommer der Anarchie zelebriert, mit großen Verlusten. Gratis Bier für alle funktioniert dann doch nicht so ganz.

So oder so ähnlich waren die KAPU-Menschen in den 80ern drauf.

Deswegen wurde die Bar zur Adoption freigegeben und die letzten 17 Jahre unabhängig vom Kulturverein KAPU als Druzba geführt. „Irgendwann hat’s aber nimmer ganz zusammen gepasst, deswegen haben wir entschieden, dass wir’s wieder selber übernehmen müssen“, so Günther. Weil alles abgefuckte irgendwann zu abgefuckt ist, wurde in den letzten 2 Jahren gewerkelt, um morgen endlich die neue Bar eröffnen zu können. Und das neue Zeitalter der KAPU, die nun das erste Mal in der Geschichte ihres Bestehens das gesamte Haus einnimmt. Nach über 30 Jahren. Wurde aber auch Zeit.

Die KAPU wurde und wird immer noch als Home of HipHop gehandelt. Da ist sich Christian ziemlich sicher. Der österreichische HipHop ist quasi in diesem Haus entstanden und herangewachsen. Huckey von Texta ist seit der ersten Stunde involviert, sein Bandkompane Flip ist fast genauso lange dabei und—um die offiziellen Bezeichnungen noch einmal kurz auszupacken—Obmann der KAPU.

Was allerdings nicht ganz stimmt ist, dass die KAPU-Menschen (im Gegensatz zu mir natürlich) ihren Namen tanzen können, wie sie im Pressetext zur Bareröffnung behaupten. Das kommt dann hoffentlich bei der KAPU Bar-Eröffnung morgen. Am besten macht ihr dann gleich durch, am 12.09. wird die Fassade von Michael Hacker und Nychos begraffitit (schreibt man das so?). Also keine Sorge, die Wände bleiben nicht weiß und die KAPU wird keine Schickimicki-Bar. Davon gibt’s in Linz schon genug. Das wurde mir versichert, „Wir müssen das bleiben, was wir sind und wir sind weiterhin der Zeckenclub.“

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