Die deprimierende Geschichte rund um einen der größten Hits der 90er
Header: C&C Music Factory: Robert Clivillés, Zelma Davis, Freedom Williams und David Cole. Foto mit Genehmigung von Robert Clivillés. 

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Die deprimierende Geschichte rund um einen der größten Hits der 90er

"EVERYBODY DANCE NOW!" Die Musik von C&C Music Factory ist noch heute allgegenwärtig, die turbulente Story dahinter kennen allerdings nur die wenigsten.

"EVERYBODY DANCE NOW!" Auch noch 27 Jahre nach seiner Veröffentlichung kennt jeder diesen Track der Band C&C Music Factory. Das überaus charakteristische Stakkato-Gitarrenriff und der gefühlvolle, markerschütternde Refrain von Sängerin Martha Wash haben den Song, dessen vollständiger Titel "Gonna Make You Sweat (Everybody Dance Now)" lautet, zu einer Art Pop-Evergreen gemacht. Egal ob in den nervtötenden Werbespots, bei Basketballspielen und Hochzeitsfeiern, in Filmen wie Madagascar oder in zahlreichen Fernsehserien wie den Simpsons, Borat oder American Dad, überall ist die Über-Hymne zu finden.

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Im Jahr 1991 gab es nur wenige Bands, die so erfolgreich waren wie C&C Music Factory. Der Megahit, der im Oktober 1990 veröffentlicht wurde, katapultierte die New Yorker an die Spitze der Charts und hielt sich mehr als sechs Monate in den Billboard Hot 100. Zusammen mit Künstlern wie La Bouche, Haddaway, Technotronic und Black Box etablierten sie die Post-Disco-Dance-Pop-Ära der frühen 90er. Höhepunkt war der Gewinn des Billboard Awards als bester neuer Pop Act, bei dem sie unter anderem Boyz II Men und Color Me Badd hinter sich ließen. Nachdem sie bei der Award-Verleihung ein Medley ihrer Hits samt aufwändiger Choreografie gespielt hatten, versammelten sich Vertreter der Band—die Gründer Robert Clivillés und David Cole sowie die Sänger Zelma Davis und Freedom Williams—auf der Bühne, um ihre Auszeichnung entgegenzunehmen.

Williams, der die ersten beiden Strophen in "Everybody Dance Now" rappt, betrat mit langen Haaren und freiem Oberkörper die Bühne. Seine verschwitzten Bauchmuskeln glitzerten dabei. Er beendete die Dankesrede der Gruppe damit, dass er auf sich selbst zeigte und erklärte: "Das hier ist nicht die C&C Music Factory." Dann zeigte er auf das Publikum und sagte: "Das ist die C&C Music Factory!"

Es war einer der letzten Auftritte, die C&C Music Factory zusammen bestreiten sollten.

Die Geschichte hinter dem Erfolg des Songs—und der Band, die ihn erschuf—ist eine komplizierte Angelegenheit. Seit den späten 90ern sind "Everybody Dance Now" und der Name "C&C Music Factory" Gegenstand eines unerbittlichen Streits zwischen dem Mitbegründer der Band, Robert Clivillés, und dem mittlerweile 50-jährigen Freedom Williams, der die Gruppe kurz nach C&C Music Factorys Auftritt bei den Billboard Awards verließ, um eine Solokarriere einzuschlagen.

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Trotz seines Ausstiegs aus der Band im Jahr 1992 ließ Williams den Namen C&C Music Factory 2005 markenrechtlich schützen. Laut Clivillés tritt Williams seit den 90ern weiter unter dem Namen C&C Music Factory auf, wie vor Kurzem in den USA, in Australien und in Brasilien. Clivillés behauptet nun, dass Williams auf unfaire Weise Profit daraus schlägt, indem er sich als Hauptmitglied (oder einziges Mitglied) der Gruppe ausgibt—obwohl er eigentlich nur als Sessionsänger engagiert wurde.

Robert Clivillés: C&C Music Factory war eine Band, bei der neue und unbekannte Acts (…) dabei sein sollten.

Am 2. Juli 2016 postete Clivillés einen 1.382 Wörter umfassenden offenen Brief auf seiner Facebookseite, der sich an Williams richtet. Darin droht er mit rechtlichen Schritten, um sich den Namen C&C Music Factory wieder zu sichern. Clivillés klagt: "Warum musst du von unserer hart erarbeiteten und verdienten Vergangenheit profitieren/dich daran bereichern und diese verzerren?" Der Post sammelte bislang über 1.200 Likes und wurde über 700 Mal geteilt, in den Kommentaren wird Clivillés überwiegend der Rücken gestärkt und sein Unmut geteilt. Gegenüber Noisey sagte Clivillés, dass Williams einzige Reaktion darauf war, ihn bei Facebook zu blocken. Williams verweigerte auf wiederholte Anfrage von Noisey eine Aussage und ließ uns am 29. August lediglich über Facebook wissen, dass er "im Moment viel zu beschäftigt sei, um mit diesem Teil seines Geschäfts behelligt zu werden."

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Dieser Fall ist allerdings nicht die erste Kontroverse im Zusammenhang mit der Frage, wie die Mitglieder von C&C Music Factory erwähnt werden sollen. 1991 verklagte Martha Wash, die bei "Everybody Dance Now" die gigantische Gesangshook singt, die Band, nachdem eine andere Sängerin der C&C Music Factory, Zelma Davis, im Musikvideo zum Song ihre Lippen zu ihrem Gesang bewegte. Der Fall wurde außerhalb des Gerichts beigelegt, Sony verlangte von MTV, dass sie einen Disclaimer im Video einblenden, in dem Wash der Gesang und Davis die "Visualisierung" zugeschrieben wird.

Laut Rolling Stone war Washs Kampf für die korrekte Erwähnung ein wichtiger Präzedenzfall für Künstlerrechte im Bereich Immaterialgüterrecht, das sich mit geistigem Eigentum beschäftigt. Infolge ihres Falls wurde ein Bundesgesetz verabschiedet, das Gesangscredits auf allen Alben und in allen Musikvideos vorschreibt. Wäre dieses Gesetz schon in Kraft gewesen, als Wash den Gesang für "Everybody Dance Now" aufnahm, wäre sie im Video für ihren Beitrag zum Song wahrscheinlich angemessen erwähnt worden.

Robert Clivillés und David Cole, die beiden Bandgründer, trafen sich Mitte der 80er, als Clivillés im New Yorker Club Better Days auflegte. Bevor sie mit "Everybody Dance Now" ihren großen Durchbruch feierten, arbeiteten sie hinter den Kulissen der Musikindustrie, schrieben und produzierten zusammen Songs für Künstlerinnen wie Chaka Khan und Grace Jones oder produzierten Remixe und managten diverse Gruppen. Für Mariah Careys 1991er-Album Emotions schrieben und produzierten sie vier Songs, inklusive des erfolgreichen Titeltracks.

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Laut Aussage von Clivillés, mit dem Noisey im August per Telefon sprach, schrieb er "Everybody Dance Now" ursprünglich für Trilogy, einen New Yorker Freestyle-Act, den Cole und er ebenfalls managten. Nachdem Trilogy den Song ablehnten, beschlossen Clivillés und Cole, den Track zu nutzen, um ihr eigenes Musikprojekt C&C Music Factory ins Leben zu rufen. Clivillés sagt, dass die Verantwortlichen von Sony/Columbia, Tommy Mottola und Donnie Ienner, ihnen "sofort" einen Deal über fünf Alben anboten, als er ihnen 1990 die Instrumental-Version des Tracks mit Washs Gesang vorstellte. "Everybody Dance Now" sollte die Lead-Single ihres 1990er Debütalbums Gonna Make You Sweat werden.

Clivillés sagt, dass "C&C" aus Cole und ihm bestand, während die Sänger, die sie für ihre Produktionen engagierten, ihre "Factory" waren. "Es war eine Band, bei der neue und unbekannte Acts oder Acts, die vielleicht ein paar Hits hatten, aber nicht weltweit bekannt waren, dabei sein sollten", so Clivillés. Über die Jahre waren laut Clivillés über ein Dutzend Sängerinnen und Sänger Teil von C&C Music Factory, inklusive Martha Wash, Deborah Cooper, Zelma Davis, Mitgliedern von Trilogy und natürlich Freedom Williams.

Duran Ramos: Wir waren Featured Artists … es war so, als wären wir für eine Rolle engagiert worden.

Jener Freedom Williams, der als Frederick Williams in Brooklyn, New York, geboren wurde, traf Cole und Clivillés 1989 in den New Yorker Quad Recording Studios, wo die beiden an diversen Tracks und Remixen arbeiteten. Laut Clivillés war Williams dort angestellt, um die Flure zu fegen und die Toiletten des Studios zu reinigen, während er zur Schule ging, um Toningenieur zu werden. Clivillés sagt, dass er Williams half, einen Job als Tonassistent in den Quad Studios zu bekommen. Zu dieser Zeit hörten er und David Cole Williams auch das erste Mal rappen.

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Mit seinen Mitte Zwanzig hatte Williams eine volle Baritonstimme und einen rhythmischen Flow, der gleichzeitig trocken und bombastisch war. "Ich fand, dass er eine gute, tiefe Stimme fürs Mikrofon hatte", so Clivillés, der Williams für den Rap-Part von "Everybody Dance Now" engagierte. Williams wird für den Song auch als Songwriter erwähnt; laut Trilogy-Mitglied Duran Ramos schrieb Clivillés die ersten beiden Zeilen des Raps—"Here is the dome/back with the bass"—und Williams den Rest der beiden Rapstrophen. (Bei Discogs werden Williams Songwriting-Credits für vier weitere Tracks von Gonna Make You Sweatzugeschrieben. Wash wurde auf dem Album als Backup-Sängerin genannt, nicht als Leadsängerin). Clivillés behauptet, dass Williams darüber hinaus nichts beigetragen habe. "Er hatte nichts mit den Foto- oder Videosessions, der Erschaffung der Musik oder den restlichen Songs des [C&C Music Factory-] Katalogs zu tun", so Clivillés.

Laut Clivillés unterschrieb Williams einen Vertrags als sogenannter "Featured Artist" der C&C Music Factory. Die Bedingungen dieses Vertrags, im Prinzip ein unbefristeter Development Deal, sahen vor, dass Cole und Clivillés Williams die Möglichkeit boten, mit C&C Music Factory sowie anderen Bands, die Cole und Clivillés managten—wie dem weiblichen Dance-Pop-Trio Seduction—aufzunehmen und zu performen. Im Gespräch mit Noisey betonte Clivillés, dass die Vereinbarung Williams als einen von vielen Featured Artists von C&C Music Factory auswies, nicht jedoch als Gründer oder Eigner der Gruppe, eine Bezeichnung, die nur ihm und Cole vorbehalten war.

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Robert Clivillés (Foto mit Genehmigung von C&C Music Factory Records, NYC)

Duran Ramos, der ebenfalls einen Featured-Artist-Vertrag hatte, erklärte in einem Telefonat mit Noisey, dass jede Person, die als Featured Artist für C&C Music Factory engagiert wurde, einen ähnlichen Vertrag unterschrieb. "Fast alle hatten dieselbe Vereinbarung", sagt er. "Wir waren Featured Artists … es war so, als wären wir für eine Rolle engagiert worden."

"C&C Music Factory war immer eindeutig David Cole und Robert Clivillés", sagt Zelma Davis, die eine von C&C Music Factorys Leadsängerinnen war. "Freedom und mir wurde gesagt, dass wir temporäre Mitwirkende wären, nicht Teilhaber der Band."

Der sagenhafte Erfolg von "Everybody Dance Now" machte die Mitglieder von C&C Music Factory schlagartig berühmt. Auch weitere Songs von Gonna Make You Sweat wurden zu Hits, insbesondere "Here We Go (Let's Rock & Roll) und "Things That Make You Go Hmmmm…" Im Februar 1992 waren Clivillés, Cole, Williams und Davis mit Schauspielerin Susan Dey in einem kurzen Spot zu sehen, mit dem sie ihren Auftritt als musikalischer Gast bei Saturday Night Livebewarben. Doch kurz nach diesem Auftritt war Williams verschwunden.

Laut Clivillés hatte Williams C&C 1992 gebeten, ihn aus ihrem gemeinsamen Vertrag zu entlassen, damit er seine eigene Karriere verfolgen könne. "Wir haben ihn für C&C Music Factory an Bord geholt, um ihn als Künstler zu etablieren und damit er es anschließend solo versuchen kann", sagt Clivillés. "Die Gruppe wurde so schnell groß, dass er nach der dritten Single sagte: 'OK, ich bin so weit. Ich bin raus.'" Clivillés und Cole ließen ihn gehen und nahmen ihr zweites Album Anything Goes! ohne ihn auf. Das Album brachte zwar einige erfolgreiche Singles hervor, konnte jedoch nicht an den riesigen Erfolg von Gonna Make You Sweat anknüpfen. 1995 starb David Cole infolge einer Rückenmarksinfektion im Alter von 32 Jahren. Nach der Veröffentlichung eines letzten Albums mit dem Titel C+C Music Factory löste Clivillés die Formation im selben Jahr auf.

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Williams' Soloalbum von 1993, Freedom, hielt sich in den Charts und die Leadsingle—das synthesizerlastige "Voice of Freedom"—schaffte es auf Platz 74 der Billboard Hot 100. Bis heute ist es sein einziges Soloalbum. Williams versuchte sich ebenfalls als Schauspieler und war 1996 in einer Folge des Erotikdramas The Red Shoe Diaries zu sehen, bevor er letztendlich in der Versenkung verschwand. In einem Videointerview von 2014 spricht er darüber, dass er sein Geld als Bauarbeiter verdient.

In den späten 90ern erreichten Clivillés jedoch seltsame Neuigkeiten von seinen Freunden: Freedom Williams, so wurde ihm gesagt, spielte in den USA Soloshows unter dem Namen C&C Music Factory, obwohl er die Gruppe Jahre zuvor verlassen hatte. Clivillés bat Williams, sich selbst als "Freedom Williams formerly of C&C Music Factory" zu bezeichnen, was Williams für eine Weile auch tat. Clivillés sagt, dass es jedoch nicht lange dauerte, bis Williams Shows spielte, bei denen er sich wieder als Mitglied von C&C Music Factory ausgab. Ohne Clivillés zu informieren ließ er sich dann im Jahr 2005 den Namen "C&C Music Factory" unter seinem Geburtsnamen Frederick Williams markenrechtlich schützen. 2015 ließ er "C&C Music Factory" durch seine Firma Freedom Willimas Entertainment LLC schützen.

'Robert hat die Factory oft vergessen. Wir meinten dann: ‚Alter, wir sind die Factory. Wie kann eine Fabrik ohne Arbeiter funktionieren?'—Duran Ramos

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Laut Aussage der Anwältin für Immaterialgüterrecht Shirin Chahal konnte Williams sich die Markenrechte an C&C Music Factory sichern, da er in den späten 90ern und frühen 2000ern unter diesem Namen auf Tour war. "Wenn Williams landesweit getourt ist und seine Musik unter dem Namen C&C Music Factory landesweit gespielt wurde—im Radio, in Clubs, wo auch immer—dann hatte er eine gute Position dafür, sich die Markenrechte nach allgemeinen Gesetzen zu Eigen zu machen", erklärt Chahal.

Williams hat 2016 mindestens elf Shows im Zusammenhang mit C&C Music Factory gespielt. Auf seinen letzten Tourflyern bezeichnet Williams sich wahlweise als "Freedom Williams of C+C Music Factory" oder als "C+C Music Factory Feat. Freedom Williams". Auf einem anderen heißt es: "Freedom Williams, the original frontman, face and voice of C&C Music Factory"—der Satz "the original frontman, face and voice" ist dabei in beinahe irrwitzig winzigen Buchstaben geschrieben. Auf einigen heißt es einfach "C+C Music Factory". Williams tritt oft zusammen mit anderen 90er-Retro-Acts wie Snap!, Corona und Tone Loc in Clubs und Casinos auf und spielt Shows, die energetisch, aber auch etwas zerfahren sind. Wenn er "Everybody Dance Now" spielt, ist für gewöhnlich eine weibliche Performerin dabei, die über ein Playback von Washs Hook singt. Clivillés schätzt, dass Williams pro Show zwischen fünf- und zehntausend Dollar verdient.

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Ein Poster für eine von Freedom Williams' Shows, auf dem er als Frontmann von C&C Music Factory angekündigt wird (Bild mit Genehmigung von Robert Clivillés)

"[Williams] profitiert von dem Namen", sagt Clivillés, der anmerkt, dass der Name "C&C Music Factory" in den 90ern nie geschützt wurde. "Er erzählt Leuten vorsätzlich, dass er der eigentliche Erfinder der Gruppe ist… Es wird Zeit, dass dagegen etwas unternommen wird."

Duran Ramos, früher ebenfalls als Featured Artist bei C&C Music Factory, glaubt, dass Williams' Verhalten über monetäre Gründe hinaus geht. Laut Ramos gab es in den 90ern oft Streit zwischen Williams und Clivillés, da Clivillés Williams wiederholt daran erinnerte, dass er ohne C&C nichts sei. "Freedom hat eine starke Abneigung gegenüber Robert", sagt Ramos, der laut eigener Aussage mit beiden Parteien weiterhin freundschaftlich verbunden ist. "Er würde dir sagen, dass Robert kontrollierend und manipulativ ist—dass Robert denkt er sei der Mann und nicht sieht, dass alle anderen dazu beigetragen haben, wo ich vollkommen zustimmen würde. Robert hat die Factory oft vergessen. Wir meinten dann: ‚Alter, wir sind die Factory. Wie kann eine Fabrik ohne Arbeiter funktionieren?'"

'Freedom wird sagen, dass Robert arrogant ist, aber was er macht [wenn er als C&C Factory auftritt], ist es ebenso.'—Duran Ramos

Clivillés erinnert sich anders an die Situation. "Die einzige Meinungsverschiedenheit, die ich je mit Freedom hatte, war, dass er nicht bescheiden blieb, als der Erfolg kam", sagt er. "Er dachte sofort, er wäre der Mann, und das hat ihn über Nacht seine Karriere gekostet."

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Ramos glaubt, dass Williams versucht, sich an Clivillés zu rächen und sich dabei die Taschen voll zu machen. "Es ist Rache", so Ramos. "Absolut."

Trotzdem denkt Ramos, dass Clivillés letztendlich im Recht ist. "Indem er den Namen C&C Music Factory verwendet", sagt Ramos, "nimmt [Williams] den Leuten die Butter vom Brot, die Teil des Ganzen waren, wie Trilogy, Zelma, Deborah Cooper und so viele andere. Er spielt Songs wie ‚Do You Wanna Get Funky?', mit denen er nichts zu tun hatte. Das war ein Song, den ich geschrieben habe und er rappt meinen Rap."

"Ich denke, was Freedom macht, ist sehr arrogant", schlussfolgert Ramos. "Er wird sagen, dass Robert arrogant ist, aber was er macht [wenn er als C&C Factory auftritt] ist es ebenso."

Im Juni diesen Jahres trat Williams mit "Everybody Dance Now" in der Sendung Domingão do Faustão im brasilianischen Fernsehen auf. Dort fragte ihn der Moderator der Sendung nach der Geschichte des Songs. Williams antwortete, dass er den Song für eine Gruppe geschrieben habe, die er damals produzierte—obwohl es eigentlich Clivillés war, der der Instrumental-Track produzierte und Washs Gesang für Trilogy aufnahm—und dass er zur Zeit der Entstehung des Songs obdachlos war. "Er erzählt die Wahrheit—aber über mich, was merkwürdig ist", sagt Ramos, der zwischen 1987 und 1990 selbst zeitweise obdachlos war. "Du musst ein wenig bescheuert sein, um dich so darzustellen."

Ein Poster für eine von Freedom Williams' Shows unter dem Namen C&C Music Factory (Bild mit Genehmigung von Robert Clivillés)

Williams verweigerte für diesen Artikel einen Kommentar, er schien die Anschuldigungen gegen ihn jedoch öffentlich zur Kenntnis zu nehmen, indem er kurz nach Clivillés offenem Brief eine Art Antwort bei Instagram postete. Zwischen Selfies, Urlaubsbildern, Konzertvideos und Veranstaltungsflyern zur Bewerbung von C&C Music Factory Shows findet sich dort ein Bild mit Text, in dem es heißt: "Mit das Nervigste, was du machen kannst, ist, dich in sozialen Medien mit einer Person zu streiten, die keinen Sinn ergibt, und zuzusehen, wie Leute ihr zustimmen."

Clivillés selbst sagt, dass er und Williams keinen Kontakt haben, Ramos behauptet jedoch, dass er vor ein paar Monaten versuchte, im Zusammenhang mit einer Fernsehsendung über C&C Music Factory, die er VH1 vorstellen wollte, Frieden zwischen den beiden zu stiften. (Die Show kam laut Ramos nicht zustande.) Unterdessen sagt Civillés, dass er alle Originalverträge von C&C Music Factory bei Sony angefragt habe und mit potentiellen Anwälten spricht, um sich auf eine Klage vorzubereiten. Laut Chahal sind seine Aussicht auf Aufhebung des markenrechtlichen Schutzes eher schlecht. Da das ursprüngliche Markenrecht vor mehr als fünf Jahren ausgestellt wurde, wird Clivillés wahrscheinlich auf Markenverletzung klagen müssen.

Abgesehen von seinen Instagram-Posts und Auftritten hält Williams sich bedeckt. Zur Zeit finden sich keine Tourdaten unter dem Namen C&C Music Factory in seinem Kalender, der letzte Auftritt unter diesem Namen fand jedoch am 17. September in Fresno, Kalifornien, statt.

Trotz der großen, weltweiten Erfolge, die C&C Music Factory vor einem Vierteljahrhundert hatten, scheint es, als müsste jetzt ein Gericht entscheiden, wer auf die Bühne gehen und vom Ruhm der Vergangenheit zehren darf. Egal, wie letztendlich entschieden wird, diese Situation dient als Erinnerung daran, dass hinter vielen legendären Tracks der Popgeschichte kleine Gruppen von Künstlern und Produzenten um Geld und Rechte streiten. Wenn das Rampenlicht erlischt—und das oftmals früher als die Musiker sich erhoffen—muss jeder versuchen, sein Stück des Erbes zu ergattern.

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