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Die besten Mile Me Deaf-Alben, gereiht von Wolfgang Möstl

Mastermind Wolfgang führt uns anhand von zehn Releases durch die turbulente Bandgeschichte.

Video: Hier haben wir die Jungs von Mile Me Deaf mal bei ihrem Konzert im EKH begleitet.

In unserer Serie Rank Your Records werfen Musiker einen Blick zurück auf ihre Veröffentlichungen und ihre Karriere. Und sagen, welche Alben warum die besten waren. In der Vergangenheit haben das zum Beispiel schon Leute von Korn, Propagandhi und Lagwagon getan. Anlässlich der Veröffentllichung von Eerie Bits of Future Trips, der neuesten Mile Me Deaf-Platte, die vergangenen Freitag erschienen ist, hat Wolfgang Möstl mal tief in seinem Repertoire gegraben. So tief, dass es vieles nicht auf Youtube o.ä. gibt. Die Bandcamp-Links zu den Alben sind überall angegeben. OK, aber jetzt Vorhang auf für Wolfgang.

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10. Sisters of Marcy D'Arcy, EP (2009)

Dieses Juwel entstand aus einem Prank in den glorreichen Zeiten von MySpace. Ich wollte mit diesen Songs, die ich auf eine MySpace-Bandpage, die ich „Sisters of Marcy D'Arcy“ taufte, einen Deal bei Numavi Records, bei dem ich selbst mitarbeitete, ergattern. Da wir sehr Grindcore-affin waren, war ich der Meinung, jemand der zahlreichen Numavi-Scouts würde früher oder später auf diese mysteriöse und verrückte neue Band aus Graz aufmerksam werden. Als Sisters of Marcy D'Arcy-Mitglied „Ferdi“ hätte ich nach einer Kontaktaufnahme vorgeschlagen, Numavi solle „uns“ doch als Support für eine ihrer zahlreichen Shows buchen. In einem Ganzkörperkostüm und zwei Rauhaardackel wäre ich zum Konzert gekommen, hätte eine legendäre Show delivert und nachdem sich niemand mehr vor Neugier hätte halten können, hätte ich das Geheimnis gelüftet—„der geheimnisvolle Fremde war ich: Wolfgang Möstl! Ha!“ Der Plan hatte also keine erkennbaren Lücken und nachdem ich den Köder ausgeworfen hatte passierte: nichts. Ende. LINK

9. Bloodstorm 2 (2011)

Nachdem ich drei Jahre lang mit FloG gemeinsam MMD gemacht hatte und dieser sich ab Ende 2010 auf Babypausentauchstation begab, begann ich zum ersten Mal an einem Solo-Set zu basteln. Ich hatte bis dahin entweder mit anderen Leuten aufgenommen oder orchestrale Alben ohne Berücksichtigung jeglicher Live-Umsetzung produziert. So entstanden diese neun Songs, die ich damals, bewaffnet mit meinem guten alten Yamaha Kinder-Keyboard, einem Telefonhörer und einer Gitarre, eben auch erstmals live alleine zum besten gab. Dieses Album markiert in mehrerlei Hinsicht einen Wendepunkt in der turbulenten MMD-Story. Auch war es das letzte Album auf Numavi Records, bevor ich bei Fettkakao Incorporated unterzeichnete. Darauf enthalten sind spätere Smash-Hits wie „Swing Back to Me“, „(He is the) Camera“ oder „Call us Rats“. Dieses Album deutete die Richtung vor in die es mit Eat Skull weitergehen sollte. LINK

8. That's the Crap we Dance to, EP (2009)

Die Entstehung dieser Tracks verschwimmt etwas im Nebel der „Zeit“, was auch generell mein Jahr 2008 ganz gut widerspiegelt. Ich wollte mit dieser technoiden EP definitiv zu neuen Ufern aufbrechen, was sich dann aber im Sand verlaufen, und erst mit der etwas elektronischeren Seite von Eat Skull wiederkehren sollte. Stabil produzierte Tracks, in Anbetracht der Tatsache dass sie in kürzester Zeit mit lächerlich schlechtem Equipment aufgenommen wurden. Auf keinem anderen Release wird so wenig gesungen, was sie für manche zur besten MMD-Veröffentlichung macht. LINK

7. Singlestringer (2014)

Wir haben dieses Album letztes Jahr auf Kassette und USB Stick, verbaut in einem kleinen Holzinstrument, released. Leider hat das wirklich niemanden interessiert und so reiht sich dieses Album nahtlos in die lange Geschichte verschmähter MMD-Releases ein. Im Gegensatz zu manchen Leidensgenossen aber völlig zu Unrecht, wie ich finde. Die Songs sind echt nicht schlecht, wenn auch sie wie kleine häßliche Cousins und Cousinen von den Songs auf Holography anmuten. Auf Songs wie „Ventures“, „Aviation No.1“ und „Duty Free Assasins“ bin ich ziemlich stolz. LINK

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6. Holography (2014)

Ein in mehrerer Hinsicht spezielles MMD-Album. Es war nicht nur das teuerste, sondern auch das, bei dem am meisten Leute mitgewirkt haben, aber vor allem hat es mit Abstand am meisten Zeit in Anspruch genommen. Das war es auch, was mich am Ende ein bisschen daran gestört hat. Die Spontanität ist nach zwei Jahren Produktionszeit „etwas“ flöten gegangen. Trotzdem hat sich der Aufwand gelohnt, die MMD-Posse durfte auch einmal echte Studioluft schnuppern und Songs wie „Shiver“ und „Motor Down“ finde ich auch jetzt noch super. Holography blieb auch das einzige Album mit Laura Landergott an der Gitarre, bevor sie zu Ja!Panik wechselte. LINK

5. Brando, EP (2013)

Der Titeltrack ist einer der wenigen Songs, die in meinem Kopf fix-fertig waren, bevor ich nur einen einzigen Akkord auf der Gitarre gespielt hatte und so etwas wie meine Interpretation eines „ultimativen“ Pop Songs. Ein Song, auf den auch meine Eltern stolz sind. In deren Domizil habe ich diese feine EP auch größtenteils auf Kassette mit einem Tascam Vierspur Recorder aufgenommen. „I thought i could remember“ ist ein rauschiger One-Take-Jam, „Sometimes a Man needs to be a Human“ mein bester Springsteen Song, „Hands Up“ ein Underdog und „Homebound and Secure“ einer der wenigen MMD-Songs, der nur mit Akustik Gitarre und Mundharmonika auskommt. Fein. LINK

4. Mile Me Deaf (2009)

15 Titel, brutal hingerotzt in ein paar wenigen Tagen. So laut und rabiat war MMD danach nicht mehr oft. Dieses Tempo hätte auch kein Mensch auf längere Dauer durchgehalten. Mit dem Berserker FloG hinter der Schießbude war ein erster Höhepunkt des MMD-Märchens erreicht. Auch habe ich in dieser Zeit mein Gitarrenspiel maximal improved. „Everything i do, i do for you Jim Carrey“ war die erste von vielen weiteren Liebesbekundungen, die noch folgen sollten. „No Temper, Like You“ und „der Ekel“ sind zeitlose Klassiker geworden und mit „partytime is everytime is enough“ findet sich der einzige MMD-Song, auf dem jemand anderes als ich Gitarre spielt. LINK

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Eat Skull (2012)

Dieses Album vereint die „Casiogaze“ Solo-, und Shoegaze Band- Phase und markiert einen weiteren Wendepunkt im Fluss des MMD-Lebens. Erstmals konnten mit Fettkakao und Siluh Records zwei absolute Spitzenlabels für eine Kooperation gewonnen werden, und dass die Zusammenarbeit bald Früchte tragen sollte war schnell klar: Hits wie „Troubles Caught“ und "Wild At Heart" schossen sprichwörtlich durch die Decke und machten die frechen Boys von Mile Me Deaf über Nacht berühmt. LINK

2. Curiosi-con (2008)

Dieses sehr gute Album stellt eine Collection von Geburtstagsständchen dar, die ich eine Zeit lang für meine FreundInnen komponiert habe. Ich bin dabei nicht nur auf deren musikalische Vorlieben, sondern auch auf Anekdoten, die wir eventuell zusammen erlebt haben eingegangen—„Ayayay you're dead (The Day Jörg Haider died)“, „We're pissing on the system“ oder „your butt“—just to name a few. Ein buntes Potpourri zwischen HipHop, Grindcore, Eurodance, Country, Motown, Psychedelic und ganz viel Punk. Wirklich jeder Song entstand innerhalb von 15 Minuten, was sie für mich zum Unmittelbarsten und Ehrlichsten, dass ich je aufgenommen habe, macht. Das ist mein Lieblingsalbum. Nicht von MMD, sondern überhaupt. Es sollte mehr Alben wie Curiosi-con geben, dann wäre die Welt ein zwar noch seltsamerer, aber besserer Ort. LINK

1. Eerie Bits of Future Trips (2015)

Dieses Klischee konnte ich auch nicht auslassen: Musiker halten das jeweils neueste für das beste Album, das sie je gemacht haben. Bei mir stimmt es aber wirklich.
Ich behaupte kein anderer Release bisher funktioniert so gut als Ganzes wie Eerie Bits of Future Trips. LINK

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