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Der Einsatz von MDMA in der Psychotherapie rückt immer näher

Eine Langzeitstudie mit Traumapatienten, denen man MDMA verabreichte, führte zu vielversprechenden, nie zuvor beobachteten Resultaten.

Was in Österreich noch unvorstellbar ist, rückt in den USA immer näher. MDMA könnte bereits 2021 als rezeptpflichtiges Medikament zugelassen werden. Denn die Multidisciplinary Association for Psychedelic Studies (MAPS) geht hier mit einer klinischen Studie in die dritte und damit letzte Phase. Verläuft auch diese erfolgreich, steht dem Einsatz von MDMA in der Psychotherapie nichts mehr im Weg.

In der Studie wird die Wirksamkeit von MDMA bei der Behandlung posttraumatischer Belastungsstörungen (PTBS) untersucht. Nachdem die Macher die schwierigen Hürde nahmen, ein Kilogramm reines MDMA zu besorgen, wurden in der zweiten Phase der Studie 130 PTBS-Patienten mit der Subtanz behandelt. Unter den Probanden befanden sich Kriegsveteranen, Opfer von sexuellem Missbrauch, Polizisten und Feuerwehrmänner, die auf die herkömmlichen Behandlungsmethoden nicht positiv reagiert hatten. Die Versuchsteilnehmer nahmen MDMA begleitend zu einer Psychotherapie. Die Ergebnisse waren und sind vielversprechend.

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Bereits nach drei Sitzungen konnte bei den Patienten eine Verringerung der Symptome um durchschnittlich 56 Prozent festgestellt werden. Am Ende der Studie erfüllten zwei Drittel der Probanden sogar nicht mehr die Kriterien für eine PTBS-Diagnose. Untersuchungen im Nachgang des Experiments ergaben, dass die Verbesserungen auch noch über ein Jahr nach der Therapie anhielten.

"Manchmal gibt es diese bemerkenswerten Verbesserungen in der traditionellen Psychotherapie, oft dauern sie aber Jahre, wenn sie überhaupt passieren", merkt Dr. Michael C. Mithoefer, einer der betreuenden Psychiater der Studie, gegenüber der New York Times an. Wie die Ergebnisse der zweiten Phase der Untersuchung zeigen, ist MDMA nicht der Auslöser für die Verringerung des Leidensdruckes, sondern viel mehr eine Starthilfe für die Selbstheilungsmechanismen der Patienten. Oder, wie Dr.Mithoefer es formuliert: "Wir denken, dass es [MDMA] wie ein Katalysator funktioniert, der die natürliche Heilungsprozesse beschleunigt."

Die Forscher sind aufgrund der Ergebnisse derartig optimistisch, dass die bei der Food and Drug Administration (FDA) einen Antrag auf Klassifizierung als "breakthrough therapy status" gestellt haben. Bei Bewilligung dieses Antrages wird der Zulassungsprozess beschleunigt, Damit könnte MDMA 2021 bereits als Medikament zugelassen werden, also in fünf Jahren. 2017 wird zunächst die dritte Phase der klinischen Studie durchgeführt. Sie soll mindestens 230 Patienten mit PTBS umfassen.

Nicht alle Mediziner und Forscher sind begeistert über diese Entwicklung. Andrew Parrott, ein Psychologe an der Swansea University in Wales, der die Gehirnstruktur von chronischen Ecstasy-Konsumenten untersucht hat, kritisierte gegenüber der New York Times: "Damit wir die Botschaft vermittelt, dass diese Droge dir helfen wird, deine Probleme zu lösen, dabei kreiert sie oftmals selbst die Probleme." Die Droge sei schmutzig und könne großen Schaden anrichten.

Sicherlich hat Parrott Recht, dass häufiger und uninformierter MDMA/Ecstasy-Konsum Probleme schaffen oder verstärken kann. Allerdings wird in der Studie von MAPS kein verunreinigtes Ecstasy von irgendeinem Straßendealer verabreicht, sondern reines MDMA aus dem Labor unter medizinischer Aufsicht in kleinen Dosen. Das heißt für dich aber auch: Nicht zu Hause nachmachen!

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