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Thump

Dein Dealer ist wahrscheinlich der innovativste Mensch, den du kennst

Kein Geschäft ist derart anpassungsfähig, wie der Stoffhandel. Das zeigen diese Verkaufsstrategien.

Foto: imago/juNIart

Wir leben in mehr als bewegten Zeiten. Unsere Welt wird hin und her geworfen zwischen Brexit und Fußball-EM, zwischen Bürgerkriegen und Pokémon Go. Und ständig kommt ein neues "soziales" Netzwerk hinzu. Das westliche post-moderne Dasein spielt sich am sensorischen Limit ab. Eine der wenigen evolutionären Konstanten ist dabei der Drogenkonsum. Ob vergorene Pflanzen oder Hochleistungskristalle: Dem Menschen verlangte es schon immer nach Sedierung, Inspiration und Ablenkung. Im Schatten des Gesetzes haben die Dealer von damals und wie jene von heute stets neue Wege gefunden, diesen Bedarf zu decken und ihre Ware an den Mann und die Frau zu bekommen. Und wenn sie nicht gar ihrer Zeit voraus waren, so gingen sie zumindest jederzeit mit ihr. Der Instagramm-Account @shotta_texts_ldn bietet seit einigen Monaten einen sehr aufschlussreichen Einblick in die Welt des kleinunternehmerischen Drogenhandels. Hier ist zu sehen, wie professionell oder kurz angebunden, in jedem Fall aber lässig, im 21. Jahrhundert Drogen angeboten und verkauft werden; wie auf jedes nervöse Zucken der gesellschaftlichen Gesamtlage reagiert wird; ja, wie normal der Handel eigentlich längst geworden ist. Selbst eine Dating-App Tinder ist natürlich nicht vor den neuen Methoden gefeit. Snapchat erst recht nicht.

Abseits der Darknet-Sammelbestellungen, so sieht Stoff-Marketing anno 2016 aus:

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Stoff ist eben auch nur ganz normale Ware und gehört professionell angepriesen. Neben der Übersichtlichkeit des Angebots und der konkreten Produktbeschreibung, versucht sich dieser Dealer vor allem durch eine aktivierende Geschichte (noch weiter) von der Konkurrenz abzusetzen. Da hat jemand im Seminar aufgepasst.

Etwas zu professionell, vielleicht.

Man, in diesem Fall "Rico", kann es natürlich auch übertreiben. Am Ende ist Stoff eben doch keine ganz normale Ware. Und ein derartiges Kärtchen vielleicht nicht die beste Idee.

Wie reagiert die Börse? Die Börse reagiert sofort!

Als Dealer und Dealerin muss man mit der Zeit gehen. Du musst die Kunden in ihrer Lebenssituation abholen. Dazu gehören auch aktuelle News, mit weitreichenden Folgen. Im Falle des Brexit-Votums gab es zwei bevorzugte Strategien: Während mancher bereits die Käuferinnen daran gewöhnen wollte, dass die anbrechenden harten Zeiten auch an Emma, Molly und ihren Freunden nicht spurlos vorbei gehen werden, versuchten andere, ihren Stamm mit Rabattaktionen aufzumuntern.

Tagesaktualität ist unschlagbar

Wie jedes Medium fragt sich auch eine gute Dealerin: Was bewegt meine Zielgruppe gerade? Ist es Fußball? Gut, dann kommt hier das etwas andere Fußball-Update! Und notfalls dient man sich eben auch zur Nachbereitung an:

Dealer müssen überall erreichbar sein

Zumindest provisorisch, sollte jeder Miniunternehmer mal alle sozialen Netzwerke (dazu gehören auch Clubklotüren) ausprobieren, um zu testen, wie er seine Kundschaft am besten erreicht. Das überaus populäre Snapchat darf da natürlich nicht fehlen und eignet sich sicherlich besonders für kurzfristige Deals.

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Womit wir bei Tinder wären. Schließlich ist fast jeder auf Tinder heutzutage, richtig? Gerade auf Ibiza darf die App bei den meisten nicht fehlen. Das hier allerdings auch Polizisten nach rechts wischen könnten, sollte der Anbieterin im obigen Beispiel bewusst sein.

Man muss die Leute bei der Stange halten. Und sich auch mal erkenntlich zeigen, wenn man Mist gebaut hat. Dieser findige shotta dreht erstmal eine Gratisrunde mit seinem neuen Scooter durch die gesamte Stadt. Von jetzt an müssen seine Kundinnen nicht mehr auf ihn (oder sie) warten, während er sich durch den ÖPNV kämpft.

Dealer sind auch nur Menschen

Für Telefongespräche gibt es seit jeher eine Art Zapfenstreich. Nach um 8 wird nirgendwo mehr zu Hause angerufen, das wussten schon Mama und Oma. Unsere heutige Generation hat diese sozialen Regeln allerdings aufgeweicht und hält sich gegenseitig Tag und Nacht erreichbar. Auch zu den unchristlichsten Zeiten. Aber auch ein Dealer muss mal schlafen. Und er kann eben nicht sein Handy dabei ausmachen, schließlich könnte ja eine Großbestellung reinkommen—oder er hat die PIN von der Wegwerf-SIM vergessen.

Eine Auszeit ist eine Auszeit ist eine Auszeit

Ein korrekter Dealer meldet sich ab. Egal wie lange er weg ist.

Family first!

Auch in diesem Wirtschaftszweig sind sympathische Familienbetriebe am Start, die allerdings eher nicht von der Erbschaftssteuer erfasst werden. Dennoch ist es immer von Vorteil, die neue Generation den Kunden vorzustellen.

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Eine gute Geschäftsbeziehung muss beiderseits gepflegt werden

Wie bereits gesagt: Dealer sind auch nur Menschen. Auch sie haben Grundbedürfnisse. Und ein festes "hundefreundliches" Zuhause gehört dazu. Klar, dass man da auch bei Bekannten nachfragt, denen die eigene Existenzsicherung aus unterschiedlichsten Gründen am Herzen liegt.

Es gibt Nachwirkungen

Trotz alle Innovationen bleibt Dealen ein hektisches Geschäft. Und ohnehin sollte man bei all dem Stress, den eigenen Stoff nur sehr vorsichtig testen. Sonst kann die Mischung aus Verschlüsselung, Eile und Zwischenraumzwischenmenschlichkeit zu einem sehr irritierenden Fluss an Kurznachrichten führen, der direkt in den Gully des Melde-dich-nie-wieder-bei-mir-und-Drogen-sind-ohnehin-scheiße-Nirvanas hinabfließt.

Dieser Artikel ist zuerst bei THUMP erschienen.

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