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Das halten Metalhörerinnen von der Wiener Metal-Szene

"Prinzipiell wird einmal bei weiblichen Metalfans unterschieden in 'schoaf' und 'grindig', vieles dazwischen gibt es nicht gerade, außer vielleicht noch 'lieb'.
Simone Simons von Epica | Foto via Flickr | Oscar Anjewierden | CC BY 2.0

Metal. Bärtige Typen in schwarzer Bekleidung die mit, für Aussenstehende komplett unverständlichen, Grölllauten kommunizieren. Sie wohnen freiwillig, wie zur Bronzezeit, auf offenen Flächen um sich laute animalische Musik anzuhören. So weit, so Klischee. Leider hat Metal auch bis heute das Image einer männerdominierten Szene noch nicht verloren. Wir haben deshalb vier Wiener Metalhörerinnen nach ihrer Sicht der Dinge befragt – ob sie sich als Teil der Szene fühlen und ob die klischeehafte Machodominiertheit auch heutzutage immer noch ein Problem darstellt.

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Theresa

Bild: Stephan Frank.

Noisey: Gib mir bitte eine kurze Liste von Metalbands, die du gerade hörst – deine Top fünf.
Theresa: Da fängt das Problem schon an. Top fünf ohne Reihenfolge: Anaal Nathrakh, Vomitory, Entombed, Hypocrisy, Belphegor. Ich könnte allerdings noch weiter ansetzen, das sind nicht zwängsläufig meine absoluten Top fünf, aber ein paar unter vielen, die ich sehr gerne höre.

Gehst du oft auf kleine Konzerte oder eher nur auf die größeren?
Das kommt ganz darauf an. Ganz große Konzerte à la Gasometer oder Stadthalle vermeide ich mittlerweile eigentlich tunlichst. Aber im Prinzip geh ich zu den Konzerten, auf denen lauter oder zumindest einige Bands spielen, die ich mag. Meist sind es dann eigentlich eher so mittelgroße Konzerte, die in der Arena, im Viper Room, im Escape etc stattfinden. Auf ganz kleine lokale Konzerte geh ich oft nur, wenn ich weiß, dass die Bands wirklich gut sind und ich Spaß haben will, oder weil ich ohnehin irgendjemanden von den Bands kenne, die einem deren Marketing ja viral immer ins Gsicht klatschen.

Metal gilt ja gemeinhin leider immer noch als Männerdomäne. Wurdest du schon mal nur wegen deines Geschlechts kritisiert oder angefeindet?
Hm. "Kritisiert" würde ich es vielleicht nicht unbedingt nennen. Aber es herrschen schon gewisse Klischees und Vorurteile Frauen gegenüber vor, die echt übelst sind. Prinzipiell wird einmal bei weiblichen Metalfans unterschieden in "schoaf" und "grindig", vieles dazwischen gibt es nicht gerade, außer vielleicht noch "lieb", was einem als volljährige Frau jetzt auch nicht als das erfreulichstes Attribut entgegenkommt.

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Kritik an sich wird aber meist auf andere Weise geübt. Nämlich, dass einem oft nicht geglaubt wird, dass man die Musik tatsächlich mag und das nicht nur so eine Phase ist und vor allem, dass man diese Musikrichtung nicht durch den langhaarigen 27-jährigen Freund entdeckt hat, sondern schon durchaus alleine darauf gestoßen ist. Neben dieser fälschlichen Annahme wird generell auch oft geglaubt, dass man keine Ahnung davon hat.

Ich finde es besonders dann immer lustig, wenn sich ein paar Viking-Metalheads mit mir über die Wikingerzeit und das Heidentum unterhalten und mich über Gott und die Welt belehren wollen. Meistens endet das Gespräch damit, dass sie in Erfahrung bringen, dass ich einen Master of Arts in Skandinavistik habe. Also ja, eine gewisse Form von Diskriminierung kommt schon vor, zumal Metal auch von äußerst archaischen Geschlechterrollen geprägt ist.

Fühlst du dich als Teil der Szene oder geht's dir bei Metal mehr um die Musik, denn um den Zusammentreff?
Als Teil der Szene fühle ich mal mehr und mal weniger. Mittlerweile bei weitem nicht mehr so stark wie früher. Mir gehts heute vor allem um die Musik und natürlich um die Konzerterlebnisse. Aber den Zusammentreff abseits davon brauche ich nicht und ich distanziere mich auch auf den Konzerten von allen (mir nicht Bekannten selbstverständlich) und sehe mir das Szenegeschehen aus einer gesunden Distanz an, wie ich sagen würde. Ich hab mich in meinem Studium lange mit Metal als Untersuchungsgegenstand auseinandergesetzt und ich denke, das Thema hat durch die Masterarbeit schlussendlich für mich ausgedient. Seitdem bin ich nur noch stiller Genießer.

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Besitzt du ein Met-Horn, ein Schwert oder sonstige Metal-Memorabilien?
Ja, das tue ich. Oder besser gesagt habe ich das einmal getan. Zumdindest das Methorn ist außer Verwendung geraten. Ich besitze auch eine selbstgemachte Kutte mit fleißig gesammelten Band-Patches und einem selbstgemachten Backpatch, allerdings wird die mittlerweile auch so gut wie nie mehr getragen, höchstens auf Konzerten und Festivals, wenn's mich mal wieder freut.

Ina

Foto via Flickr | Jason Scragz | CC BY 2.0

Gib mir bitte eine kurze Liste von Metalbands, die du gerade hörst – deine Top fünf.
Ina: Baroness, Protest the Hero, Wicked Snakes, Kadavar, Wintersun.

Gehst du oft auf kleine Konzerte oder eher nur auf die größeren?
Ob sich die Konzerte groß nennen lassen, kommt darauf an. Die meisten würde ich als mittelgroß bezeichnen, aber es variiert doch sehr. Lokale Bands ab und zu, auch wenn ich sie bis jetzt nicht kannte. Empfehlungen, Unterstützung von Freunden/Bekannten und das klassische "Mitschleppen" sind meist dafür verantwortlich.

Metal gilt ja gemeinhin leider immer noch als Männerdomäne. Wurdest du schon einmal nur wegen deines Geschlechts kritisiert oder angefeindet?
Innerhalb der Metalszene überhaupt nicht. Meiner Erfahrung nach werden Frauen als gleichgestellt wahrgenommen, oder zusätzlich als mögliche Sexualpartnerin. Manchmal hat nur das Gefühl, dass man als Frau in der Metalszene im Bezug auf Musikexpertise nicht immer ganz Ernst genommen wird, aber das könnte natürlich auch daran liegen, dass ich selbst keine Musikerin bin. Wenn man kein musikalisches Fähnchen im Wind ist, legt sich das aber schnell.

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Fühlst du dich als Teil der Szene oder gehts dir bei Metal mehr um die Musik, denn um den Zusammentreff?
Persönlich fühle ich mich nicht mitten in einer Szene, aber man kennt viele Leute "aus der Metalszene" doch zumindest vom Sehen oder über Bekannte. Irgendwann läuft man sich immer irgendwann über den Weg, wenn nicht gleich mehrmals. Der Zusammentreff ist das Angenehmste, da die meisten äußerst entspannt sind und man über die Musik schnell auf die verschiedensten Themen kommt. Tendenziell kann man mit den Menschen ein gemeinsames Thema finden und Spaß haben und als Frau fühlt man sich nicht nur als Zierde für eine reine Männerdomäne. Auch lernt man viele verdammt gut gebildete Menschen kennen, denen man auf Konzerten oder Festivals nur ihre Freude an der Musik (oder ihren Weltklasserausch) ansieht.

Besitzt du ein Met-Horn oder ein Schwert oder sonstige Metal-Memorabilien?
Ein Wacken-Poster hängt noch in meinem alten Zimmer, aber in meiner Wohnung regiert Minimalismus – kein Platz für Unnötigkeiten.

Ines

Foto via Flickr | Oscar Anjewierden | CC BY 2.0

Gib mir bitte eine kurze Liste von Metalbands, die du gerade hörst – deine Top fünf.
Ines: Wiegedood, Kjeld, Solstafir, Lichtblick, Make A Change…Kill Yourself.

Gehst du oft auf kleine Konzerte oder eher nur auf die größeren?
Kommt darauf an, welche Bands überhaupt spielen, aber meist eher kleinere/lokale Konzerte. Meist Viper Room, Escape, etc.

Metal gilt ja gemeinhin leider immer noch als Männerdomäne. Wurdest du schon einmal nur wegen deines Geschlechts kritisiert oder angefeindet?
Kritisiert nicht direkt, aber man hat schon mal den Eindruck, nicht ganz ernst genommen zu werden. Aber das gibt sich meiner Erfahrung nach, sobald die Menschen merken, dass du die Musik wirklich magst.

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Fühlst du dich als Teil der Szene oder gehts dir bei Metal mehr um die Musik, denn um den Zusammentreff?
Nein, fühle mich kaum als Teil einer Szene. Ich gehe mit Freunden oder alleine auf Konzerte, wenn man dort dann auch noch Bekannte trifft freut man sich natürlich. Möglicherweise eine Kombination aus beidem, aber kommt mir dann doch mehr auf die Musik an.

Besitzt du ein Met-Horn oder ein Schwert oder sonstige Metal-Memorabilien?
Sollte ich sowas besitzen? Trinkhörner finde ich eher unpraktisch. Aber wem es gefällt.

Chucky

Black Label Society | Foto via Flickr | J.H. | CC BY 2.0

Gib mir bitte eine kurze Liste von Metalbands, die du gerade hörst – deine Top fünf.
Chucky: Black Sabbath, Ozzy Osbourne, Black Label Society, Black Stone Cherry, Alter Bridge, also mehr so die „Heavy“-Schiene.

Gehst du oft auf kleine Konzerte oder eher nur auf die größeren?
Beides. In den letzten zwei Jahren jedoch häufiger auf kleinere Konzerte.

Metal gilt ja gemeinhin leider immer noch als Männerdomäne. Wurdest du schon einmal nur wegen deines Geschlechts kritisiert oder angefeindet?
Kritisiert werde ich eigentlich nie. Manchmal fühle ich mich nicht ganz ernst genommen – aber das ist, denke ich, unabhängig von der Szene. Ich persönlich habe die Erfahrung gemacht, dass man keinen "szenespezifischen" Nachteil aufgrund seines Geschlechts hat (außer bei Dingen wie Bandshirts, da gibt es immer noch eine viel zu kleine Auswahl bei den Girlieshirts). Andere Frauen haben sicher andere Erfahrungen gemacht. In den letzten Jahren habe ich außerdem einen großen weiblichen Zuwachs in der Szene vernommen. Vor allem auf Underground-Konzerten findet man immer mehr weibliche Metalheads. Kritisiert werde ich eher außerhalb der Szene. Sätze wie "Du bist so a liebes Mädel und dann hörst du SO eine Musik" habe ich schon öfter gehört.
Viel kritischer sehe ich Aussagen wie "Du bist ja noch so jung, du kannst dich ja gar nicht auskennen". Als junger Metalhead wird man sehr oft kritisiert und nicht ernst genommen.

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Fühlst du dich als Teil der Szene oder geht es dir bei Metal mehr um die Musik, denn um den Zusammentreff?
Ich fühle mich der Szene sehr zugehörig, obwohl ich mich selbst nicht gern in eine Schublade stecken möchte. Eines der Leitmotive des Metals ist für mich: Leiwand zusammensitzen, laut Musik hören und g’scheit Gas geben. Also sowohl die Musik als auch das Zusammensein sind für mich sehr wichtig.

Besitzt du ein Met-Horn oder ein Schwert oder sonstige Metal-Memorabilien?
Ein Met-Horn oder ein Schwert befinden sich nicht in meinem Besitz (leider?). Ich habe einige (uralte) Schallplatten und Plektren diverser Gitarristen/Bassisten.

Danke für die Antworten.

Der Autor folgt dem Reh: @igrpp

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