Das erste Date mit ... Jeans for Jesus
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Das erste Date mit ... Jeans for Jesus

Liebe geht auch durch die Nase. "Sich gut riechen können" kommt nicht von ungefähr und so traf ich Frontsänger Mike Egger und Gitarrist Demian Jakob von der Berner Band Jeans for Jesus in einer Zürcher Parfumerie an der Bahnhofstrasse zu einem ersten Date

In unserer Reihe "Das erste Date mit …"gehen wir mit Musikern auf ein erstes Date, um ihnen möglichst unangenehme Fragen zu stellen, die man bei einem ersten Date so abfrühstückt, und ihnen eine Chance zu geben, sich möglichst von der besten Seite zu zeigen—genau wie bei einem ersten Date.

Seit ihrem unverhofften Sommerhit 2014 "Estavayer" sind die Berner Jungs fester Bestandteil der Schweizer Musikszene und schlagen uns ihre poppig spacigen Songs auf Berndeutsch um die Ohren. Die White Migos, wie sie liebevoll von ihren Freunden genannt werden, zelebrieren Respekt und Loyalität und sind die Rettung des Schweizer Mundart-Pop. Heute releasen die Jungs ihr neues Album Pro. Und ganz im Popstar-Stil bringen sie das gleichnamige Parfum heraus. Aus diesem Grund erschien uns ein Date in der Traditions-Parfumerie Osswald, als perfekte Location um sich zu beschnuppern. Dabei kamen Mike und Demian gleich im Doppelpack.

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Die Sonne scheint am Paradeplatz und in der Bahnhofstrasse. In der Nähe des teuersten Feldes beim Schweizer Monopoly warte ich auf Mike und Demian für unserer Date in der schicken Parfumerie Osswald. Nach kurzer Verspätung kommt ein fröhlicher Mike auf mich zu. Wir beide passen so gar nicht in das Bild der poshigen Bahnhofsstrasse hinein. Und haben somit gleich eine Gemeinsamkeit.

Ist Mike nervös wegen unserem Date?

Noisey: Ach, die ersten warmen Frühlingstage. Das ist hier wahrscheinlich für beide das erste Frühlingsdate in diesem Jahr. Bist du eigentlich mehr so der Sommer- oder Winter-Typ?
Mike: Schon eher der Sommer-Typ, den Deutschschweizer bring ich nicht weg, so fest ich es auch versuche. Mit dem Winter habe ich mich aber mittlerweile arrangiert, so wie auch mit Familienfesten und diesen alternativen Softdrinks oder Selfcheckout-Kassen.

Wie sähe eigentlich so ein perfektes Sommer-Date für dich aus?
Mike: Hmm… schwierige Frage.

In Estavayer?
Mike: Nein, eher nicht, die Provence der Schweiz sollte man sich für die Hochzeitsreise aufsparen. Wenn ich jemanden im Ausgang kennenlernen würde, würde ich für einen Brunch am nächsten Tag fragen – dann kannst du alles wichtige abchecken. Mag sie Datteln, welche Konfitürensorte zieht sie vor, liest sie Zeitung, trinkt sie Konter… Wichtige Sachen.

Fändest du es sympathisch, wenn sie gleich mit Konter anfängt?
Mike: Ja, so einen Prosecco zu Beginn fände ich gut, aber das heisst glaube dann noch nicht viel.

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Der verspätete Demian stösst zu unserem Beschnuppern dazu.

Du bist ein bisschen zu spät. Kommt schlecht an beim ersten Date.
Demian: Ja, sorry…

Dir sei verziehen. Wir reden gerade über das perfekte Sommer-Date.
Mike: Ein Boot auf dem See zu mieten – Demi, so ein R.Kelly-Boot?
Demian: Sicher nicht mieten. Eines haben.

Du hast ein Buch mitgenommen. Liest du viel?
Demian: Eigentlich nicht, das hier ist einfach von Courtney Love. Die ist spannend.

Ist es wichtig, dass euer Date belesen ist?
Demian: Nein, aber dass sie gut schreiben kann.
Mike: Das Erste, was du mitbekommt, ist, ob sie gut schreiben kann.
Demian: Wenn du einen Text von einem Menschen bekommst, hast du auch das Gefühl, ein bisschen in sein Hirn hineinschauen zu können.
Mike: Eine Bekannte von mir meint, dass, wenn Männer ihr bei Tinder nicht auf Hochdeutsch antworten, sie diesen gar nicht erst zurückschreibt. Ich finde das grossartig! Für mich ist es weniger relevant. Du kannst auch Yolo-Emojis verschicken, der Humor ist wichtig beim Schreiben. Bei der Lektüre-Auswahl aber eigentlich auch.

Woher kommt eigentlich die Idee mit dem Parfum?
Mike: Es waren eigentlich zwei Aspekte. Zum einen, dass wir es sehr interessant finden, die Frage zu stellen, wie man in unserer wirtschaftlichen Lage Kunst machen kann. Die Idee, nicht mehr Musik zu verkaufen, sondern ein Produkt dazu, wie Kanye oder Frank Ocean, haben wir natürlich diskutiert. Als kleine Band hat das natürlich eine andere Dimension als Statement. Von der grafischen Seite ist es natürlich spannend, anstelle eines Covers, wie es seit jeher üblich ist im Pop, einen Duft zu produzieren. Gerüche sagen viel mehr aus und bleiben eher im Gedächtnis als Bilder. Unser Freund Niklaus Mettler hat es in Amsterdam produziert, es bildet unser Album in allen Facetten ab.

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Männer die Parfums kreieren, erinnern mich sehr an den Roman "Das Parfum" von Patrick Süskind.
Mike: Ich hasse dieses Buch.
Demian: Ich habe nur den Film gesehen, aber ich habe ihn wirklich gehasst.

Ich bin ein bisschen traumatisiert davon. Gibt es bei euch da Parallelen?
Mike: Zu dem Typen? Also, meinst du vom Creepy-Level her? Nein, ich bin – glaube ich – kein Creep. Oh, shit, das ist jetzt eine superdoofe Aussage, weil Creeps sich nie als Creeps bezeichnen würden. Frag Demi!

Ihr kennt sicher das allweise Sprichwort "Jemanden gut riechen können". Konntet ihr mal eine Frau wirklich gar nicht gut riechen?
Mike: Klar. Wenn du jemanden gerne hast und die Person deinen Pulli angehabt hat. Wenn du daran riechst, löst das etwas aus.
Demian: Wenn ich jemanden nicht riechen kann, tut mir das dann auch irgendwie leid. Du willst ja nicht fies sein. Aber es ist eine körperliche Reaktion. Du kannst dann nicht denken, "Nein das ist ein netter Mensch" – dein ganzer Körper zieht sich irgendwie zusammen.

Könnt ihr mich gut riechen?
Mike: Du riechst sehr gut. Das ist mir gleich von Anfang an aufgefallen.
Demian: Also ich bin hier reingekommen und es hat sehr gut gerochen.
Mike: Sehr guter Eigenduft.

Eigenduft? Hast du dein eigenes Parfum nicht erkannt?
Mike: Oh, wirklich? Haha, nein, das habe ich jetzt gar nicht gemerkt, ich bin von all den Parfums hier eingenebelt.

Ich habe eine Idee. Ihr wählt für mich ein Parfum aus und ich für euch.
Mike: Chanel No5. Classic.
Demian: Oder das hier. Ist ein bisschen sportlicher.

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Wir wühlen uns durch die verschiedenen Parfums. Den Jungs fällt die Entscheidung sichtlich leichter als mir.

Ich wollte das da (ich zeige auf ein Parfum in der höheren Preisklasse) für euch nehmen, aber es riecht nach meinem Vater. Das geht gar nicht.
Mike: Hier! Das finde ich extrem gut. Chic Boheme. Das würde deine Schickheit betonen, welche aber durch den Streetstyle im Outfit gebrochen wird.

Demian und Mike testen Düfte für Susan. Die Parfum-Pros müssen es ja wissen.

Danke! Sehr Charmant.
Mike: Ich würde mir echt überlegen, das zu kaufen, wenn ich du wäre.

Du bist noch ein guter Verkäufer. Wie wäre es als zweites oder drittes Standbein, sich hier bei Osswald zu bewerben?
Mike: Als viertes Standbein. Dann würde ich Pro hypen und ein ganzes Regal davon aufstellen.

So hier meine Auswahl! Das passt zu dir Mike, weil… das Fläschen goldig ist und du wirkst so, als hättest du ein goldiges Herz.
Mike: Oh, fuck! Das ist so schön! Du solltest anfangen unsere Song-Texte zu schreiben. Du machst das viel besser als wir.

Und du Demian kriegst das weisse… Nein, das ist zu süss.
Demian: Schade, ich habe schon gehofft ich sei der weisse Ritter.

Das da! Weil..nein..doch das da!
Demian: Wow, das ist ja geil!
Mike: Es riecht nach Feiern in Las-Vegas. Skrillex.

Das passt zu dir, weil es abenteuerlich riecht und du wirkst, wie eine abenteuerliche Person.
Mike: Oh, mein Gott.
Demian: Tust du nachher so Rosen verteilen?
Beim zweiten Date dann.

Besitzt ihr viele Parfums? Bei mir ist es ja so, dass ich immer ein oder zwei Parfums habe. Ich kriege die einfach irgendwann mal geschenkt. Von so Grossonkeln oder Freunden meiner Eltern. Und dann benutze ich das einfach ab und zu.
Mike: Ich lasse mich alle ein bis zwei Jahre beraten. Das benutze ich dann oft. Seit kurzem trage ich aber nur noch das Pro-Parfum.
Demian: Irgendwie kam einmal ein Hugo-Boss-Parfum in meine Tasche und ich habe es nicht zurückgegeben. Das habe ich dann immer benutzt. Doch jetzt verwende ich natürlich unser eigenes.
Demian: Ich glaube, beim ersten Date ist es am besten kein Parfum zu tragen.

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Dann befolgen wir dies ja gerade perfekt. Hier im Parfumladen.
Demian: Kennst du das, wenn jemand so penetrant nach etwas riecht. Das würde mich so überfordern. Lieber den Eigengeruch tragen und wenn du merkst, dass du es sowieso ekelhaft findest, dann siehst du die Person auch nie mehr.

Vielleicht merkt ja niemand, dass da ein neues Parfüm steht.

Bist du überfordert? Weil ich rieche gerade nach drei Parfums.
Demian: (Lacht) Ich bin meistens überfordert.

Wir könnten uns an die Mitarbeiter im Laden hier assimilieren und noch ein paar Pflegeprodukte auswählen.
Mike: So eine Feuchtigkeitscreme ist schon gut. Ich hasse trockene Haut.

Ist es dir wichtig, dass sich deine Liebschaften pflegen?
Mike: Ja, schon. Ich habe beispielsweise eine Weile ohne Dusche gewohnt, aber habe es trotzdem geschafft, immer zu duschen. Diesen Super-Hygiene-Hype, das, was für viele als normal gilt, finde ich allerdings dann wirklich schlimm. Richtig ekelhaft, wenn der Mensch so hinter Produkten verschwindet.

Wir könnten trotzdem ein paar Schminksachen ausprobieren.
Mike: Oh, shit, da habe ich da recht Hemmungen.

Oder einfach ein bisschen von diesem Bronze-Puder. Jetzt siehst du aus, als wärst du einen Tag am See gewesen.
Mike: Ich bin der erste geschminkte Mann in einem "hässig"-Pullover.

Auf dem Album habt ihr zwei Französisch Lieder. Es heisst ja Französisch sei die Sprache der Liebe. Singst du deinen Flammen dann auch auf Französisch vor?
Mike: Nur. Ich rede auch nur Französisch mit ihnen. Wenn sie es nicht können, machen sie einen Sprachkurs. Den zahl ich auch. Demian hat auch einen Französisch-Test, den alle, die mit uns reden wollen, zuerst lösen müssen.
Demian: Gibts mittlerweile auch als PDF auf unserer Website.

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Plötzlich entscheidet sich Demian doch dazu, meine Lippen zu schminken und ich halte hin.

Mike: Es sieht gut aus. Ich bin wirklich impressed Demian.In dem Moment stösst die Besitzerin von Osswald dazu, gibt der Band ein Visitenkärtchen und hofft darauf in Kontakt zu bleiben. Die beiden werben gleich für ihr "Pro".

Etwas später müssen wir wegen einer Schulung hier die Parfumerie verlassen und machen es uns auf einer der Bänke an der Bahnhofstrasse bequem.

Wein oder Bier?
Demian: Wein.
Mike: Prosecco.

Hund oder Katze?
Mike: Katze.
Demian: Ich mag keine Haustiere.

Nur flüstern können oder für immer nur schreien.
Mike: Schreien wäre Horror.
Demian: Ich halte Geschrei nicht aus.

Kennt ihr die 36 Fragen?
Beide: Nein.

Also die die 36 Fragen ist eine These vom amerikanischen Wissenschaftler Arthur Aaron. Wenn man sich alle 36 Fragen stellt und sich dann vier Minuten lang in die Augen schaut, dass man sich dann ineinander verliebt. Das war mein Masterplan. Wir können uns ja schon gut riechen.
Mike: In unserem Lied "Wosch no chli bliibä" stellen wir auch viele Fragen.

Was ist da der Hintergedanke?
Mike: Eine gute Freundin von mir arbeitet im Asylwesen und das sind Fragen, welche sie den Asylsuchenden stellen. Wenn ich sie nach so Sitzungen treffe, ist sie wirklich total am Arsch. Wir dachten, wir nehmen die Fragen und zeigen auf, wie unangenehm diese sind.

2012 habt ihr euch aus einer Schnapsidee heraus gegründet. Seit ihr auch so spontan in der Liebe?
Mike: Auf jeden Fall. Ich verliebe mich auch so in einem Tag. Menschen habe ich einfach sehr gerne. Es gibt so Momente, in denen ich einfach dem Demian schreibe: "Ich liebe dich".
Demian: (lacht) Das war sehr schön. Ich plane nicht gerne. Bauchgefühl ist mir wichtig.

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Euer Erfolgskonzept also? Einfach mal machen und nicht nur denken.
Mike: Wir sind eigentlich gar nicht so erfolgreich. Andere, die so erfolgreich sind, die überlegen wahrscheinlich mehr.

Seht ihr es als euer Schicksal, die Stigmatisierung vom Mundart-Pop zu nehmen?
Mike: Ja, es ist so wichtig. Wir finden einfach Hochdeutsch klingt nicht geil, vor allem wenn wir Schweizer so reden oder singen. Wir können nicht gut genug Englisch. Französisch reicht knapp, aber da ist ja gleich der Akzent zu hören und das ist irgendwie doof.

Gibt es ein schönes Wort auf Berndeutsch?
Mike: Ein schönes Wort finde ich "grusig".

Wieso denn das?
Mike: Weil es hässlich heisst, aber schön klingt.
Demian: Das Wort ist lustig.
Mike: Wir sind nicht irgendwelche Mundart-Experten. Wir werden auch oft von so Mundart-Autoren zusammengeschissen, dass wir Wörter falschen ausprechen würden.

Ihr nehmt euch selber gerne auf die Schippe.
Mike: Das ist, glaube ich, vor allem in der heutigen Zeit der Selbstoptimierung eine der wichtigsten Eigenschaften.
Demi: Wir bieten auch Ironie-Kurse an.

Darf sich euer Date auch nicht zu ernst nehmen?
Mike: Es gibt dann auch Menschen, die nichts ernst nehmen. Das ist genau so schlimm.
Demian: Es gibt Menschen, die wollen sich nicht selber ernst nehmen, weil sie das Gefühl haben, dann wie Bünzlis rüberzukommen. Aber dann stehen sie mitten in der Nacht vor deiner WG und finden: "Es wäre ja gut, wenn ihr die Musik ein bisschen leiser schalten könntet." So Passiv-Aggressiv, dass es schmerzt.

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Was sind eigentlich noch eure Lebensziele?
Mike: Also das Ziel ist schon, so eine Teenie-Band zu werden, die in der Quartier-Migros erkannt wird und nach einem Foto gefragt wird.

Sind das "Lifegoals"?
Mike: Das ist das grösste "Lifegoal".
Demian: Wenn ich irgendwo mit meinen zukünftigen Kindern unterwegs bin und sie zurecht weise, will ich, dass mich jemand nach einem Autogramm fragt.
Mike: Oder das irgendwelche Leute kommen und Fragen "Hey, du von Jeans for Jesus, hast du mir eine Zigarette." Das liebe ich. Ich mache das Ganze eigentlich nur für sowas.

Wir laufen noch bis zum Paradeplatz. Verabschieden uns herzlich und gehen wohlriechend und bepudert unseren Weg. Jeans for Jesus lassen sich auf jeden Fall gut riechen.

Jeans for Jesus neues Album "Pro" ist ab heute überall erhältlich, wo es gut riecht. Ihre wohlriechenden düfte und verzaubernde Musik sind hier live zu erleben: 31.03.2017, Zürich, M4music Festival
14.04.2017, Bern, Dachstock Reitschule (Plattentaufe)
15.04.2017, Laufen, Biomill
21.04.2017, Aarau, Kiff
28.04.2017, Düdingen, Bad Bonn
13.05.2017, Luzern, Konzerthaus Schüür


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