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Rolex-Experte Fler ist die Stimme der Vernunft im SPD-Rolex-Skandal

Nachdem ein altes Bild von SPD-Staatssekretärin Sawsan Chebli auftauchte, auf dem sie eine Rolex trug, brach ein Shitstorm über sie los. Bei Rolex und Missgunst versteht Fler jedoch keinen Spaß.
Collage aus Fler und Sawsan Chebli
imago | Michael Schöne | Stefan Zeitz

Es geschah fast zeitgleich, dass zwei verschiedene Berliner Personen des öffentlichen Interesses mit dem Thema Rolex Wellen schlugen. Nur ging es bei beiden in zwei vollkommenen verschiedene Richtungen. Während Capital Bra am Donnerstag mit seiner neuesten Single "Rolli Glitzer Glitzer" millionenfach Klicks und Likes abstaubte, wurde SPD-Staatssekretärin Sawsan Chebli für ein Bild aus dem Jahr 2014, auf dem sie eine Rolex trägt, öffentlich an den Pranger gestellt.

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Heuchlerisch sei es für eine "linke" Politikerin, kapitalistische Statussymbole zu tragen, hieß es da. Steuergelder verschwende die Politikerin für ihren eigenen Durst nach Dekadenz hieß es anderswo. Der Shitstorm ging soweit, dass Frau Chebli inzwischen ihren Facebook-Account deaktiviert hat. Auf Twitter ist sie jedoch nach wie vor aktiv und stellte dort am Wochenende bereits klar, warum jeder, der sie für ein vier Jahre altes Bild verurteilt, auf dem sie eine Luxusuhr trägt, einfach mal seinen scheinheiligen Mund halten sollte:

So viel Backlash Chebli für das Bild auch abbekam, auf dem sie besagte Rolex trug, so bekam sie auch zahlreichen Zuspruch. Auf Twitter, in Zeitungskommentaren und außerdem von Fler. Denn wenn jemand weiß, wie es ist, in Armut aufzuwachsen und sich sein Brot und eben auch sein Ice hart selbst zu erarbeiten, dann ist das Fler.

Nennt es Missgunst, nennt es Neid oder einfach einen gewissen Drang mancher Menschen, immer was zu meckern haben zu müssen, um sich wohl fühlen zu können: Was Fler da sagt, ist richtig. Denn was Frau Chebli gedenkt, mit ihrem Gehalt anzustellen, ist allein ihre Sache (sofern es sich im legalen Rahmen bewegt natürlich, looking at you, Volker Beck). Und hier wäre es wichtig, neben der Missgunst noch zwei weitere Punkte zu erwähnen, die in Flers Tweet keinen Platz gefunden haben.

Zum einen ist das ist der latent sexistische und zum anderen der rassistische Aspekt, der dem Rolex-Shitstorm gegen Sawsan Chebli innewohnt. Denn älteren, weißen Politikern werden selten ihre Mercedes S-Klassen oder Luxusuhren zum Vorwurf gemacht. Eigentlich hat keiner ein Problem mit Luxusuhren an den Handgelenken von Gewinnertypen, auch wenn es sich bei ihnen um männliche Politiker handelt. Das Problem ist, dass der Gewinnertyp hier eine attraktive, erfolgreiche Frau mit Migrationshintergrund ist, die sich keinen Scheiß gefallen lässt und sich wehrt, wenn ihr Unrecht widerfährt – damit haben die Leute ein Problem.

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Und damit hat wiederum HipHop ein Problem. Sich unabhängig davon, "woher man kommt", nach oben zu kämpfen, ist die Essenz von HipHop. Zu ballen, wenn man endlich oben angekommen ist, ist es ebenso – heute mehr denn je. HipHop steht wie kaum ein Genre dafür, dass dein Geburtsort und die Verhältnisse, in die du geboren wurdest, nicht definieren, wer du bist und was du erreichen kannst, "auch wenn sie dich nicht oben sehen wollen". Und wer könnte das einem besser attestieren als der Erfinder von HipHop in Deutschland himself?

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