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Druck von Politikern und Neonazis – ZDF sagt Konzert von Feine Sahne Fischfilet in Dessau ab

Das passiert, wenn man vor ein paar pöbelnden Neonazis und Politikern einknickt.
Feine Sahne Fischfilet Konzert in Dessau abgesagt
Foto: imago | HMB-Media

Das ZDF hat ein für den 6. November geplantes Konzert mit Feine Sahne Fischfilet abgesagt. Grund dafür sind offenbar sowohl Kritik der AfD und der CDU, vor allem aber des Bauhaus Dessau, in dem die Veranstaltung stattfinden sollte. Dieses hat von seinem Hausrecht gebrauch gemacht und das Konzert gegenüber dem ZDF schriftlich untersagt. So weit so unglaublich. Aber es wird noch viel besser. Als Grund für die Absage nannte das Bauhaus nämlich die Tatsache, dass Rechtsradikale zu dem Konzert mobilisieren. Man wolle nicht "zum Austragungsort politischer Agitation und Aggression werden". Heißt im Klartext: Da Neonazis vorhaben, ein Konzert zu stören, sagen wir das Konzert einfach mal vorsorglich ab. Einen solchen Offenbarungseid hat es lange nicht gegeben.

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"Wenn Rechte eine Gefahr sind, dann muss man deren Aufmarsch verbieten"

Zuvor hatten bereits verschiedene Politiker versucht, mit den immer gleichen Parolen das Konzert zu verhindern. "Es ist ein Skandal, dass ein von Zwangsabgaben finanzierter und zur Ausgewogenheit verpflichteter öffentlich-rechtlicher Sender einer linksextremistischen Band ein solches Forum bietet", erklärte etwa der AfD-Bundestagsabgeordnete Andreas Mrosek. Als Begründung für den angeblichen "Linksextremismus" von Feine Sahne Fischfilet, wird von Gegnern der Band die ehemalige Beobachtung durch den Landesverfassungsschutz ins Feld geführt. Aber erstens gehört diese Beobachtung eben der Vergangenheit an und zweitens war sie auch damals schon mehr als hanebüchen, schließlich ging es dem Verfassungsschutz hauptsächlich um die antifaschistischen Texte der Gruppe. "Die Einladung der Band ist schwer bis nicht nachvollziehbar", polterte dann allerdings auch der Regierungssprecher Sachsen-Anhalts, Matthias Schuppe von der CDU. Seine Partei hat allerdings kein Problem damit, Songs der Toten Hosen für den Wahlkampf zu nutzen, die auf der aktuellen Tour übrigens Feine Sahne als Vorband engagierten und zusammen mit Sänger Jan "Monchi" Gorkow & Co das #wirsindmehr-Konzert in Chemnitz spielten. Textlich nehmen sich beide Bands bekanntlich auch nicht viel, wenn es um "links-grün-versiffte" Statements geht.

Fader Beigeschmack

Das ZDF erklärte, dass die Sender-Verantwortlichen die "Entscheidung mit Bedauern zur Kenntnis nehmen". Nun sucht man offenbar nach einem neuen Veranstaltungsort. Dabei wäre das einzig konsequente doch eine Absage der gesamten Veranstaltung, schließlich findet das Konzert anlässlich des 100. Bauhaus-Jubiläums statt. Das Jubiläum eines Hauses feiern, welches nicht bereit ist, etwas Druck von pöbelnden Neonazis stand zu halten und dem Veranstalter vorschreibt, wer eingeladen wird? Das hat dann doch einen etwas faden Beigeschmack.

Der innenpolitische Sprecher der Grünen-Landtagsfraktion, Sebastian Striegel, sieht das ähnlich und erklärte gegenüber dem Spiegel: "Wenn Rechte eine Gefahr sind, dann muss man deren Aufmarsch verbieten – und nicht das Konzert." Und schob in Anlehnung an einen Song der Band nach: "Ich baue darauf, dass in Sachen Kunstfreiheit Sachsen-Anhalt 'noch nicht komplett im Arsch' ist."

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Es ist übrigens nicht das erste Mal, dass in Sachsen-Anhalt AfD und CDU Händchen halten. Im August 2017 hatte die mitregierende CDU einen Antrag der AfD unterstützt, woraufhin eine Kommission zur Untersuchung von Linksextremismus eingesetzt wurde.

Bisher gibt es von der Band selbst noch keine Stellungnahme. Wir updaten die Story, sobald es Neuigkeiten gibt.

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