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Noisey Blog

Schaut euch hier Charli XCX' Doku über Feminismus und die Musikindustrie an

„The F Word and Me“ ist absolut sehenswert.

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„Hast du daran gedacht, einen BH anzuziehen?" Was sich anhört, wie die Frage der schwer verkaterten Mitbewohnerin, die sich auf dem Weg aus der Wohnung erkundigt, ob man eh ordentlich für den Besuch beim All-you-can-eat-Chinabuffet angezogen ist, ist in Wirklichkeit die Frage eines wildfremden Medienvertreters an Charli XCX bei einem Interview beim Glastonbury Festival. Charli, perplex, aber trotzdem souverän, sagt darauf, sie habe jetzt zwar keinen an, würde aber später einen anziehen. Dann schießt der Interviewer noch irgendetwas mit Augenkontakt halten nach, gefolgt von dreckigem Lachen. Wenn man ganz genau aufpasst, kann man kleine Flammen in Charlis Augen lodern sehen, als sie ihm ironisch für seine Professionalität dankt.

Es ist eine der Anfangsszenen in Charli XCX' BBC-Doku „The F Word and Me", die sie während ihrer Tour zum letzten Album gedreht hat. Das F steht dabei für Feminismus. Die Message ist schnell klar.

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Charli XCX ist 23. Seit sieben Jahren macht sie Musik als Sängerin und Songwriterin – sie steckt unter anderem hinter der 2012er Scheißdrauf-Hymne „I Love It" von Icona Pop – und wird seit ihrem ersten Album als Stilikone des 90er-Revivals gehandelt. Schottenrock, Kniestrümpfe, Plateauschuhe, Gothic. Manchmal trägt sie dabei einen BH, manchmal auch nicht. Manchmal sieht man beim Tanzen auf der Bühne ihre Unterhose, manchmal auch nicht. Das scheint wichtig zu sein für die Darstellung ihrer künstlerischen Identität. Dass sie viele der wahrscheinlich besten Popsongs der letzten Jahre geschrieben hat, nicht so.

Charli ist nicht die einzige Künstlerin in der klar von Männern dominierten Musikindustrie, die sich mit Sexismus herumschlagen muss. Sie bildet mit Kolleginnen wie Ariana Grande, Nicki Minaj, Miley Cyrus, Taylor Swift und vielen anderen eine Riege an potenziellen Zielscheiben. Sowohl für offensive Misogynie als auch für soften Alltagssexismus. Dazu gehören öffentlich auf Facebook gepostete Analsex-Aufforderungen an Chvrches-Sängerin Lauren Mayberry ebenso wie platte Fragen nach ihrem Make-up an Ariana Grande vor kurzem.

In „The F Word and Me" befragt Charli einerseits Künstlerinnen wie Ryn Weaver, Marina and The Diamonds und Ella Eyre zu ihren Vorstellungen von Weiblichkeit und Feminismus und lässt ihre Band (eine All-Girl-Band, OMG, sogar die Schlagzeugerin ist eine Frau) Backstage-Anekdoten erzählen, andererseits reflektiert sie selbst über die Bedeutung von Feminismus im 21. Jahrhundert und über Bullshit-Kommentare wie „Kannst du mit deinen Miniröcken überhaupt Feministin sein?" Ugh. Kann sie und ist sie.

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Charli XCX ist eine dieser Pop-Heldinnen, die eine Art neue Girl Power vertreten. Ja, genau jene, die die Spice Girls in den 90ern manifestiert haben. Feministin zu sein, ist für sie eine Selbstverständlichkeit, die sie jedoch nicht künstlich benennen muss. Sie lebt ihren Feminismus dadurch, über sich selbst, über ihre Musik und ihre Outfits zu bestimmen, dadurch, einfach zu machen, was sie will. Dazu gehört es zum Beispiel auch, auf dem aktuellen Album-Opener unzählige Male „FUCK YOU, SUCKER!" zu brüllen. Und selbst dabei wirkt Charli XCX absolut unhysterisch.

So auch während der ganzen Doku. Charli will keine Barbie-Puppen anzünden, Männer hassen und Judith Butler-Texte ins Publikum streuen. Sie will mit Frauen (und einem Mann), die sich in der Musikindustrie bewegen, vor wie hinter den Kulissen, unaufgeregt über Sexismus und Feminismus reden. Sie will es dabei lustig haben, aber auch ehrlich sagen können, dass das Leben auf Tour eben nicht immer lustig ist, sondern ein verdammter Knochenjob.

„The F Word and Me" braucht keinen Zeigefinger, um seine Message klar zu machen. Charli XCX sowieso nicht. In der letzten Szene sagt sie, sie treffe ihre eigenen Entscheidungen, die guten und die schlechten. Das sei Feminismus. Und am Ende ginge es doch um die Frage, wie es ist, im Musikbusiness zu arbeiten und nicht darum, das als Frau oder als Mann zu tun.

Vielleicht kann ja genau das der Feminismus des 21. Jahrhunderts sein. Oder zumindest seine schöne Utopie.

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