FYI.

This story is over 5 years old.

Noisey Blog

Reagieren zu wenige österreichische Musiker auf die Bundespräsidentschaftswahl?

Wenn in Österreich gewählt wird, schweigen die meisten Musiker. Wir finden das weniger gut, deswegen haben wir ein paar mitteilungsfreudige Musiker für euch rausgesucht.

Der Ausgang der gestrigen Wahl zum Bundespräsidenten überraschte vor allem die Meinungsforscher. Norbert Hofer, der Kandidat der FPÖ, holte sich in so ziemlich allen ländlichen Gebieten die meisten Stimmen, mit Ausnahme des Westens. Das las man vorher in keiner Prognose. Dementsprechend hyperventilierte gestern das Internet. Nur fand man unter den ca. 32.600 Tweets, die mit der Wahl zu tun hatten, kaum Kommentare von österreichischen Musikern. Warum ist das so? Es stellt sich nun zuerst die Frage, ob man von Musikschaffenden erwarten sollte, sich zu politischen Themen zu äußern. Als Personen der Öffentlichkeit haben sie auf sozialen Medien jedenfalls oft größere Reichweiten unter gewissen Zielgruppen—nämlich jungen Leuten—, als manche Journalisten, geschweige denn Politiker. Eine gewisse Verantwortung kann man ihnen also zuschreiben. Wahrscheinlich fürchten sich viele davor, von den Fans abgestraft zu werden, wenn sie sich einer politischen Ausrichtung zusprechen.

Anzeige

Das hat mit Ängsten zu tun. Ängsten, weniger Alben zu verkaufen und mit weniger Konzertbesuchern rechnen zu müssen. Sich von Ängsten leiten zu lassen, führt halt in den meisten Fällen dazu, den Furchtlosen in die Hand zu spielen. Wer im Geschichtsunterricht aufgepasst hat, weiß, wie das dann ausgeht. Amerika hat zwar mit seinem Zweiparteiensystem nicht unbedingt eine vergleichbare Politlandschaft, dort gehört es im Wahlkampf allerdings zur Etikette, sich als Band zu seinem Kandidaten zu bekennen. Run The Jewels tritt für Bernie Sanders auf, Azelia Banks sagt, dass sie Donald Trump wählt. In Österreich findet man höchstens die John Otti Band auf jeder FPÖ Veranstaltung oder Manuel Rubey, der sich für Van der Bellen einsetzt. Erklärung: Rubey sang mal bei Mondscheiner. Österreichische Musiker verpassen damit ihre Chance über ihre Kunst hinaus etwas zu bewegen. Das ist schade und sollte anders sein. Wir haben das Internet trotzdem mal durchkämmt und ein paar Kommentare von Musikern zu den Wahlergebnissen herausgepickt.

Soap & Skin

Anja Plaschg scheint nicht sonderlich zufrieden mit der Wahl zu sein. Wegzuziehen ist allerdings die genau falsche Reaktion auf sowas. Aus purem Egoismus heraus, würden wir es nicht gutheißen, wenn Soap & Skin plötzlich aus dem Land verschwindet. Bitte bleib noch etwas!

Kreisky

Kreisky sehen jetzt schon, wie die Österreichisch-Ungarische Monarchie wieder aufgebaut wird. So weit sind wir zum Glück noch nicht. Die Verbindung von Werbung zu ihrer Single und politischem Statement schrammt ein bisschen an Ausnützung der Situation. Weil wir Kreisky aber mögen, lassen wir das nochmal gelten. Der Song ist außerdem auch ganz gut.

Anzeige

Chakuza

Dass man als Musiker in Deutschland einen größeren Markt bedient als in Österreich, ist verständlich. Deswegen nach Deutschland zu ziehen, kann man auch gutheißen. Wir würden uns über deinen Support aber gerade jetzt freuen. Insofern: Bleib stark Chakuza und hilf lieber, die Situation zu verändern.

Nazar

Unser Fakker ist bekannt dafür, seine politische Meinung kundzutun und dafür schätzen wir ihn auch. Die “Ich bin kein Rassist, ABER“-Sager stellen Leute dar, die eigentlich eher in der politischen Mitte angesiedelt sind, sich aber zu manchen rechten Ideen hinreißen lassen. Von einer erhobenen Position auf diese Leute einzuhacken, bewirkt wahrscheinlich den gegenteiligen Effekt von Überredung. Ansonsten gibt's ein Plus für die aktive Meinungskundgebung von Nazar.

Manuel Rubey

Manuel Rubeys musikalische Vergangenheit ist zwar schon eine Weile her und wird gerne von allen Seiten vergessen, wir nehmen ihn trotzdem noch als Musiker wahr. Ob ihr wollt oder nicht. Jedenfalls hat sich Rubey als Unterstützer von Van der Bellen positioniert und sich aktiv an seinem Wahlkampf beteiligt. Ganz unabhängig davon, wen er unterstützt, ist das eine wichtige und verantwortungsbewusste Entscheidung.

Wenn in eurem Facebook-Feed noch Musiker auftauchen, die sich trauen, etwas zu sagen, schickt uns ein Mail:

**

Benji twittert auch ein bisschen Politisches: @lazy_reviews