Das erste Date mit … Marihuana

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Das erste Date mit … Marihuana

Wer sagt denn, dass nur Rosen romantische Gefühle auslösen können?

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In unserer Reihe "Das erste Date mit …" gehen wir normalerweise mit Musikern auf ein erstes Date, aber anlässlich des heutigen Tages erzählen unsere Autoren von ihrem ersten "Date" mit dieser magischen, grünen Pflanze.

Ständig den eigenen Namen hören

Wenn man einen großen Bruder hat, dann kann es passieren, dass man sich in dessen Kumpel verknallt. Das war natürlich auch bei mir so der Fall. Da gab es den Gerhard, den Martin und Marihuana.

Mit 15 Jahren wollten meine beste Freundin und ich daher wissen, wie es ist, bekifft zu sein. Ich hab nämlich gern gesehen, wie sich mein Bruder mit seinen Freunden und Marihuana chillige Abende gemacht hat. Wie sie sich die Mäuler filzpappig geredet haben, über Themen, die alles tun, aber nur nicht die Welt bewegen – und trotzdem: Diese Harmonie zwischen Freundschaft und Weed, so muss Liebe aussehen, dachte ich mir.

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Ich war damals wie heute Nichtraucherin, weshalb es für mich nicht in Frage kam, Gras zu rauchen, also musste dieses praktische Internet für mich Rezepte für Cookies ausspucken. Und schon damals war dieses lustige Internet sehr fortgeschritten, wenn es um solche Belange ging.

Die Cookies waren ziemlich schnell gemacht und haben nach Lebkuchen geschmeckt. Zu dieser Zeit war das Tanzcafe in Grinzing sehr in – zumindest für 15-Jährige. Frag mich nicht, warum wir immer extra eine Weltreise mit den Öffis hinter uns gebracht haben, um zu "Dirrty" von Christina Aguilera oder "Hot In Herre" von Nelly nicht abzugehen. Denn früher waren wir noch ein bisschen zu schüchtern, um zu tanzen. Wir sind dann immer auf den runden Tischen gesessen und haben unsere Gummibärlis gesoffen. Am Hanfcookie-Abend habe ich allerdings gar nichts gesoffen, denn ich war ziemlich – ähm, beschäftigt. Nämlich mit dem Einbilden von Lilo & Stitch-Charakteren, die immer zu meinem Sitznachbar hingegangen sind, um ihm geschwind etwas ins Ohr zu flüstern und auch gleich wieder abzuhauen. Ich fand das zu diesem Zeitpunkt aber nicht fragwürdig, ist halt so, dachte ich mir.

Später wurde ich dann aber doch etwas paranoid. Habe mir ständig eingebildet, dass alle meinen Namen sagen. Letztes Jahr ist mir zu Silvester ein interessanter Denkansatz dazu eingefallen: Ob Paranoia um das Gerede über die eigene Person nicht eher eine Form von Narzissmus als Selbstzweifel ist?

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Irgendwann später zuhause in meinem Zimmer hab ich dann eine Massive Attack-CD von meinem Bruder in die Musikanlage gelegt. Und zum ersten Mal in meinem Leben habe ich erkannt, wie wertvoll und wichtig Massive Attack ist. "Hörst du, wie geil sich das auf einmal anhört?", habe ich meine beste Freundin gefragt. "Ach, du bist nur voll waaach", hat sie geantwortet.

Mittlerweile flirten Marihuana und ich nur mehr miteinander, wenn wir uns über den Weg laufen – das geschieht dann meistens auf Partys. Aber Spaß haben wir immer miteinander!

Dem Türsteher die Hose vollgekotzt

Bei meinem ersten Date mit der Zauberblüte ist so ziemlich alles schiefgegangen, was schiefgehen kann. Ich war damals ungefähr 17 Jahre alt und habe irgendwo ein bisschen zweitklassiges Gras geschenkt bekommen. Ich habe mir daraus einen Joint gedreht, der eher an den Schnauzer von Salvador Dalí erinnert hat als an ein rauchbares Objekt.

Für die obligatorische Vorglüherei habe ich mir extra vorgenommen, weniger zu trinken, damit ich nach dem Ofen – den wir auf dem Weg zum Club rauchen wollten – nicht komplett im Sand sein würde. Geklappt hat das natürlich überhaupt nicht. Schon als wir Richtung Club aufbrachen, war ich zua wie ein Friedhofstor – aber hey, es gab da ja noch den Dübel.

Wir haben also mein vorgerolltes Meisterwerk angezündet und es fröhlich durch die Runde gegeben. Schon nach meinen ersten Zügen merkte ich, dass meine Bein-Hirn-Koordination nicht mehr wie gewohnt funktioniert und mein (wohlgemerkt jüngerer) Bruder stützte mich auf dem Weg zum Club. Trotz kompletter Orientierungslosigkeit wollte ich unbedingt in den Club, also habe ich mich einfach zusammengerissen. Und zwar genau so lange, bis ich vor dem Türsteher gestanden bin. Dieser hat gefragt, ob es mir eh gut geht und wollte meinen Ausweis sehen. Ich habe ihm weder Antwort noch meinen Ausweis gegeben, stattdessen aber einen ordentlichen Gruß aus dem Magen, der sich gleichmäßig auf seinem ganzen Hosenbein verteilte. Der zwei Meter große Security-Riegel fand das eher weniger lustig und wollte mich sofort mit dem Krankenwagen abtransportieren lassen.

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Mein Bruder hat mich aber dankenswerterweise auf die Seite genommen, unsere Eltern angerufen und ihnen erklärt, dass ich zu viel gesoffen habe. Heute komm ich mit Mary Jane ein bisschen besser aus, wir haben uns auch nach unserem beschissenen ersten Date noch öfters getroffen, uns versöhnt und führen heute eine gewissenhafte Beziehung.

Auch irgendwas mit Kotze

Jede Anti-Gras-Kampagne hat mein 16-jähriges Ich offenbar richtig beeindruckt, denn für mich war Gras ganz lange etwas sehr Verbotenes. Zum Glück, denn ich wär mit Sicherheit sehr arg auf dem lustigen Gräschen abgestürzt. Das weiß ich mittlerweile. Am Land war es noch dazu ein bisschen schwieriger, Kontakte zu Dealern aufzubauen, darum begnügte ich mich auf Homepartys mit gediegenen Mengen Bier. Irgendwann siegte aber doch meine pubertäre Fuck-Everything-Mentalität und ich enttäuschte meine Mutter mit einem Zug an einem Joint (sie war nicht anwesend).

Als Kulisse für diesen einschneidenden Moment meines Lebens diente eine Hauseinfahrt, die mir aus unerklärlichen Gründen recht klar im Gedächtnis geblieben ist. Aber nach ein paar Sekunden zog ich doch den Wald der Einfahrt vor und floh irgendwie in den kleinen Forst vorm Haus. Nicht, weil ich irgendwelche Zauberwesen dort gesehen hab, sondern weil ich vor meinen Freunden nicht zugeben wollte, dass ich Gras noch nicht vertrage. Nachdem ich also meinen Magen gründlich entleert habe, blieb ich doch lieber den restlichen Abend bei meinem Bier. Obwohl ich mit Sicherheit schon öfter von Alkohol gekotzt hab.

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Hat jemand was von Kotze gesagt?

Die Eltern meiner damaligen besten Freunde haben nicht nur Gras geraucht, sondern Gras auch angebaut. Es war eine Frage der Zeit, bis wir aus dem Schlafzimmer der Eltern dann einmal getrocknetes, grünes Weed geklaut haben, um es zu, ähm, testen. Vor dem Fortgehen haben wir uns wie Kinder, auf die Eltern nicht stolz sind, gekleidet in feinster Emo-Seide in ein Ei-förmiges Karussell gesetzt und mit dem sogenannten "chillen" begonnen. Es war kalt, es war November. Nach einem Gerät waren wir so dermaßen bekifft, dass wir unsere Augenlider nicht offen halten konnten und wie Eulen im Sitzen mit geschlossenen Augen und sehr sicher sabbernd dagesessen sind.

Wer so eingeraucht ist, dass er die Kontrolle über seine Lider verloren hat, der kann auch nicht aufstehen. Wie alle Jugendliche hatten wir zu wenig an, da warme Kleidung ein nicht zu verkraftender Coolness-Verlust gewesen wäre. Da saßen wir also in einem schwarzen Hauch von Nichts, froren und sabberten mit geschlossenen Augen eine gefühlte Ewigkeit vor uns hin. Als sich unser Körper wieder ein bisschen einrenkte und ich sah, dass meine Freundin nicht nur weiße, sondern beinahe durchsichtige Haut hatte, bekam ich Angst, dass ihr Körper zerfällt. Als wir es dann schafften, endlich aufzustehen und in Richtung Lokal zu gehen, haben wir beide nach vier Schritten auf den Kinderspielplatz gekotzt als gäb's kein Morgen mehr und mussten uns dann von der Kiffer-Mama holen lassen. Par-tey.

Bildmaterial via Flickr | Retinafunk | John Smith | Dicoplio Family | yaskii | CC BY-SA 2.0 | CC BY 2.0 |

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