Billy The Artist am Montreux Jazz Festival

Wir wurden ans Montreux Jazz Festival eingeladen, da konnten wir natürlich nicht Nein sagen. In Montreux angekommen, trafen wir auf einen glücklichen Kobold, der zu den Tracks von den Round Table Knights tänzelnd, eine Wand bemalte. Logisch wollten wir den Typen interviewen, dabei haben wir rausgefunden, dass er „Billy the Artist" heisst und eine Riesennummer von einem Künstler ist.

VICE: Gehst du noch raus in die Stadt an öffentliche Wände malen?
Billy the Artist: Nein das mache ich nicht mehr.

Warum?
Weil ich nicht ins Gefängnis will. In New York, wenn du eine Spraydose an die Wand hältst, kommst du mindestens eine Nacht lang in den Knast. Also wenn sie dich erwischen, landest du so oder so direkt im Gefängnis und danach kann es locker sein, dass du sechs Monate bis zu einem Jahr aufgebrummt bekommst.

Ein Freund von mir hat direkt vor einer Galerie, in der wir zusammen ausgestellt haben, was an die Wand gemacht, wurde aufgegriffen und blieb sechs Tage lang im Knast. In Europa haben sie jetzt ja enorm viele legale Wände, dort würde ich schon hingehen.

Dein Slogan lautet: „Create your own reality", ist es das, was du hier getan hast?
Wo auch immer ich hingehe, kreiere ich meine eigene Realität. Das ist mein Lebensmotto: Ich bin der Typ, der die Welt und somit meine Realität formt.

Es kommt drauf an, was du willst und wie du diese Realität entstehen lässt, dass du die richtigen Leute triffst, dass du offen für Neues und neue Kulturen bist. Du brauchst diese bedingungslose Offenheit um zu erkennen, was die anderen Menschen ausmacht.

So wird etwas ganz einfaches wie "Offenheit" zum grossen Trick des Lebens. Dabei geht es im Wesentlichen um deine innere Einstellung, du solltest positive Energie herstellen und mit diesem Vibe an die Sachen herangehen. Wenn du das tust, dann kommen die Möglichkeiten auch zu dir. Schon alleine weil du offen genug bist, die Möglichkeiten auch als solche zu erkennen.

Wo finden psychedelische Drogen ihren Platz darin?
Ich habe noch nie psychedelische Drogen genommen, ich weiss, dass das sehr schwer zu glauben ist, ist aber wirklich so. Ich gehe davon aus, dass mein Kopf explodieren würde, wenn ich meiner Vorstellungskraft noch einen weiteren Motor verpasste.

Ich trinke aber sehr gern, vor allem Cachaça, das ist ein brasilianischer Rum. Den trinke ich auch an den Vollmondpartys, statt irgendwelchem anderen Zeug.

Meditierst du?
Ich habe früher Tai Chi gemacht. Heutzutage besteht meine Meditation daraus, mich morgens mit einer Tasse Kaffee auf den Balkon meiner Loft in New York zu setzen und meinen Blick über die dunstige, langsam erwachende Stadt schweifen zu lassen.

Dabei haben meine Gedanken Ruhe, ich habe Zeit, wertzuschätzen wie glücklich und zufrieden ich bin, empfinde tiefe Dankbarkeit und mache mich gleich danach an mein Tagwerk.

Du lachst andauernd, hast eine positive Lebenseinstellung und ein sehr gutes Leben wie du erzählst. Gibt es etwas, das dich unglücklich macht?
Traurig werde ich eigentlich erst, wenn ich mich auf ein grosses Projekt gefreut habe und das dann doch nicht zulaufen kommt.

Du musst verstehen, dass ein Künstler wie ich auf seine Aufträge angewiesen ist und wenn dann einer kommt und mir 20'000 Dollar für ein Projekt in Aussicht stellt, dieses dann ein Jahr lang geplant wird und schlussendlich eine Woche vorher doch abgesagt, ja solche Erlebnisse nehmen mich dann ein bisschen mit—aber sonst bin ich eigentlich nie traurig.

Was ist das relevante Element in deiner Kunst?
Ich würde sagen das relevante an meiner Kunst ist, dass jeder und jede etwas darin finden kann. Ein Pensionär findet vielleicht die Farben schön weil sie ihn an etwas erinnern, ein Teenager findet den Street Art-Einschlag cool und ein Kind sieht halt einfach eine lustige bunte Zeichnung. In meiner Kunst hat es für jeden etwas drin und das ist auch gut so.

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